Lernen auf dem Bauernhof - Ein Weg zum selbstgesteuerten Lernen

Ansprechpartner:

Frau Fischer

Institution:

GGS Im Brömm

  • Im Brömm 6
    45896 Gelsenkirchen

Beschreibung und Ziele:

Ronald Heusschen hat in den Niederlanden die Bauernhofschulen initiiert. Die Leitidee dieses Projektes ist es, Kindern über ein Jahr hinweg ein ganzheitliches Lernen auf dem Bauernhof zu ermöglichen. "Wenn wir von dem Lernort ,Bauernhof’ reden, vom Lernen mit Herz, Hand und Kopf, dann finden wir die Wurzeln des Lernens auf dem Hof in der Reformpädagogik aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Die zentralen Begriffe der Reformpädagogik bilden das Erlebnis, der Augenblick, die Unmittelbarkeit, die Gemeinschaft, die Natur, die Echtheit und die Einfachheit. Hinzu kommt, dass Kinder Zeit brauchen zum wirklichen Lernen. Ganzheitlich Lernen, mit Herz, Hand und Kopf ist noch immer aktuell! Lernen auf dem Hof bietet gerade in dieser Zeit ein Gegengewicht zu den Turbotendenzen und die Fragmentierung im Unterricht." Heusschen, Ronald: Lernen auf dem Hof - mit Herz, Hand und Köpfchen?! Download am 7.9.2013, 11.30 Uhr Die Bauernhofschulen in den Niederlanden kooperieren mit Grundschulen, deren Zielsetzung es ist, dass Kinder Liebe und Respekt für Umwelt, Pflanzen und Tieren entwickeln. In den gemeinsamen Arbeitsplänen zum Fach Sachunterricht der GGS Im Brömm wurde festgeschrieben, dass die Kinder unserer Schule, wann immer möglich, außerschulische Lernorte erkunden sollen, um ihre Sensibilität für ihre Umwelt zu fördern und unmittelbare Erfahrungen für ein nachhaltiges Lernen zu eröffnen. Zur Realisierung dieser Zielsetzung möchte die Klasse 3a der GGS Im Brömm - der Projektidee aus den Niederlanden folgend - gerne ein Pilotprojekt mit dem Bauernhof Koch in Marl Brassert initiieren. Im Zuge dessen soll die Klasse etwa alle drei bis vier Wochen den örtlich nahen Bauernhof Koch besuchen und dort im Erfahrungsfeld an Jahresprojekten arbeiten, wobei das selbstgesteuerte Lernen im Vordergrund stehen wird. Wie die Erfahrungen aus den Niederlanden zeigen, werden den Kindern im Erfahrungsfeld 'Bauernhof’ durch Wiederholung und Rhythmus der verschiedenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten intensive Lern-Erfahrungen ermöglicht, aus denen heraus sie dann eigene Projektideen entwickeln und verfolgen können. Somit soll für die Klasse durch die praktischen Lernfelder und notwendigen Arbeiten wie etwa die Pflege von eigenen Ackerflächen Kartoffeln, Mais, Weizen, Hafer das Lernen sehr konkret werden. Auf der Grundlage dieser Vielzahl direkter Erfahrungen sollen die Kinder in einen intensiven Lernprozess eintreten, der schulisches Lernen auch fächerübergreifend mit den eigenen Tätigkeiten und Projekten auf dem Bauernhof Koch verzahnen soll. Aufgrund der intendierten Zugangsweise selbstgesteuertes Lernen in Projekten und der Wahl des Lernfeldes Bauernhof werden darüber hinaus unterschiedliche Begabungen und Lernstile der Kinder aufgegriffen und somit eine qualitativ hochwertige individuelle Förderung und Integration jedes einzelnen Kindes ermöglicht.

Durch ihre intensive Auseinandersetzung mit der authentischen Lernumgebung 'Bauernhof’ lernen die Kinder exemplarisch, wie man Sachbereiche der eigenen Lebenswelt erkunden, erforschen, Aufgaben erfolgreich planen und bearbeiten kann. Im Zuge dessen erweitern sie ihre Ich-, Sach-und Methodenkompetenzen und bauen tragfähige Grundlagen für ihren weiteren Lernweg auf. "Dazu werden Wissbegier der Schülerinnen und Schüler, ihr Interesse und ihre Freude an der forschenden und handelnden Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt geweckt und gefördert .... Dabei nutzen sie fachspezifische Methoden und erweitern so ihre Möglichkeiten, sachunterrichtliche Phänomene ihrer Lebenswirklichkeit zu untersuchen und zu erkunden. Auf diese Weise entwickeln sie ein Repertoire an Fähigkeiten und Fertigkeiten, das sie sowohl in unterrichtlichen Kontexten als auch an anderen außerschulischen Lernorten sachgerecht erproben und nutzen können." Richtlinien und Lehrpläne NRW, S. 39. Darüber hinaus werden im Rahmen der Projekttätigkeiten auch Sozialkompetenzen wie Teamfähigkeit, Arbeitsteilung, und Kooperation gefördert. Wie die o.g. Erfahrungen aus den Niederlanden zeigen, stärkt das selbstgesteuerte Lernen und Arbeiten auf dem Bauernhof zudem den Willen, die Ausdauer und Reflexionskompetenz der Kinder und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Während der Projektzeit sollen die Kinder ihren Projektverlauf selbstständig planen und sich eigene Ziele setzen sowie eine Dokumentation ihrer Projekte entwickeln, die vom Anlegungen von Sammlungen und Ausstellungen bis zu Zeichnungen, Collagen oder Modellen reichen kann. Am Ende der Projektzeit soll eine Präsentation stehen, in deren Rahmen die Kinder der Klasse sowohl ihren Eltern als auch interessierten SchülerInnen der GGS Im Brömm ihre Arbeiten und Forschungsergebnisse vorstellen. Eine abschließende Evaluation in Form eines Fragebogens mit den PädagogInnen des Bauernhofs Koch, den beteiligten LehrerInnen sowie den Kindern und Eltern der Klasse soll schließlich zu einer Reflexion des Pilotprojektes beitragen.

Rückblick:

Der Bauernhof - unsere eigene kleine Welt

Ein Jahresprojekt auf dem Bauernhof, das hieß für die Bärenklasse der GGS Im Brömm raus aus dem Alltag und hinein ins Abenteuer! Der Bauernhof Koch in Marl Brassert wurde für die Kinder eine eigene kleine Welt, die sie schnell lieben und gestalten lernten. Da wurden Ziegen gestriegelt und ausgeführt, Ponys gefüttert, Eier gesucht, im Stroh getobt, Butter geschüttelt oder auf der Wiese fangen gespielt.
Ein Höhepunkt war sicherlich die Gestaltung eines eigenen Klassenhühnerstalls. Viele Fragen mussten dazu schon in der Schule durchdacht werden: Wie viel Platz benötigt eigentlich ein Huhn? Was brauchen 'glückliche' Hühner? Wieso fliegen sie nicht weg? Welches Material eignet sich zum Stallbau?
Die Köpfe liefen auf Hochtouren, die Kinder forschten mit viel Eifer an der Beantwortung ihrer Fragen. Modelle wurden entwickelt, diskutiert und am Ende waren alle sehr stolz auf ihr Ergebnis!
Während des Projektes zeigte sich: Kinder haben oft tausend Fragen und sind neugierig auf alle Entdeckungen. Dabei geht es oft gar nicht um Spektakuläres, sondern um die einfachen und kleinen Abenteuer, die viel Freiraum zum eigenen Denken und Erleben bieten. Ein frisch gelegtes Ei in die Hand nehmen, das weiche Gefieder eines Huhns fühlen, selbstgeerntete Kartoffeln vom eigenen Acker am Lagerfeuer rösten - für solche Entdeckungen war der Bauernhof der perfekte Ort.
Aber auch die Frage: Was tun mit den geernteten Kartoffeln? Verschenken? Verkaufen? Wie teuer sind eigentlich Kartoffeln? Wie viel dürfen sie bei uns kosten? Wo kann man sie denn eigentlich verkaufen? Und wem? Erste Fragen der Vermarktung eigener Produkte - und erste Antworten! Alle Kartoffeln wurden schließlich verkauft! Stolze kleine Bauern und Bäuerinnen!
Ein Jahr auf dem Bauernhof - das hieß für die Kinder sich auszuprobieren, sich etwas Neues zutrauen, sich zu spüren durch Forschungen, Entdeckungen und Abenteuer. Und ganz nebenbei erhielten sie im Laufe eines Jahres einen genauen Einblick in die Zusammenhänge von Natur, Landwirtschaft, Nutztierhaltung und die Produktion von Lebensmitteln. Inmitten der Felder, Weiden, Wälder und Ställe, zwischen Hühnern und Ziegen und beim Toben im Stroh wurde dieses Wissen spielerisch vermittelt und ließ Raum zum Ausprobieren und Lernen mit allen Sinnen.
An den Hoftagen erlebten die Kinder auch den Wechsel der Jahreszeiten auf dem Bauernhof. Einhergehend damit änderten sich auch die Aktivitäten: Vom Anbauzyklus des Säens, Pflegens und Erntens, vom Schlüpfen der Küken bis zum Reifen der Brombeeren, vom ersten Sprung der Fohlen auf der Weide bis zum Trecker fahren, vom Eiersuchen bis zum Kartoffelfeuer bot das Projekt den Kindern die beste Möglichkeit, das Leben auf dem Hof 'aus erster Hand' zu erforschen. Immer dazu gehörte natürlich viel Zeit zum Spielen und Toben auf den Wiesen und im Stroh. Aber auch die Eltern erlebten ihre Kinder in ganz anderen Lernzusammenhängen, sahen, wie diese sich selbst organisierten, konnten sich zurückhalten und beobachten und - einfach genießen! So wurde das Projekt schnell ein gemeinsames von Eltern und Kindern. Aus Sicht der Eltern entwickelte sich das Jahresabschlussfest der Bärenklasse zur Projektmitte zu einem Höhepunkt der gemeinsamen Zeit mit ihren Kindern auf dem Hof. Denn dort wurde ihnen mit einer selbstorganisierten Hofführung vor Augen geführt wie sich ihre Kinder, oftmals ganz unbemerkt, zu echten Bauernhofkennern entwickelt hatten.
So ermöglichte unser Jahreskurs der Bärenklasse das Lernen mit allen Sinnen- von und mit 'ihren' Tieren - und ein spielerisch gewecktes, tiefes Verständnis für die Zusammenhänge von Mensch und Natur.