Städtische Tageseinrichtung für Kinder Hedwigplatz
In unserer Kita möchten wir besonders den Maxikindern die Entstehung von Nahrung näher bringen. Der Obst/Gemüsegarten bietet den Kindern die Chance Wachsen und Entstehen von Essen im Jahresverlauf zu erleben und zu verstehen. Viele Kinder glauben, dass das Essen in Gläsern oder im Geschäft wächst. In kleinen Schritten werden Hochbeete gemeinsam angelegt. Es werden Samen und Stecklinge aus unserer Region gesät und eingesetzt. Selbst etwas zu tun, mit den eigenen Händen Erde und Feuchtigkeit spüren, lässt die Kinder in neue Erfahrungswelten eintauchen. Jeden Tag zu beobachten, zu messen und Wachstum wahr zunehmen wird für die Kinder sehr spannend sein. Und was benötigen die Pflanzen um zu wachsen? Ebenso ist es wichtig festzustellen, dass heimische Früchte/Gemüse wie z.B. Radieschen, Kohlrabi oder Möhren ebenso lecker sein können wie tropische Früchte. Ganz frisch, selbst geerntet auf den Frühstücks- oder Mittagstisch, so wird es den Kindern besonders gut munden. Sinneserfahrungen werden durch tasten, schmecken, riechen und sehen gefördert.
Mit dem Projekt soll den Kindern ein sorgsamer und wertschätzender Umgang mit Lebensmitteln vermittelt werden. Die Kinder sollen die Produkte aus eigener Ernte entdecken, schmecken und kennenlernen. Zudem soll ihnen der "kurze Wege - von der Ernte auf den Teller" erlebbar gemacht werden, so dass sie die frische der Produkte wertschätzen. Des Weiteren soll den Kindern das Prinzip der Nachhaltigkeit altersgemäß übermittelt werden und sie sollen lernen Verantwortung zu übernehmen.
Das Projekt richtet sich vorwiegend an die Vorschulkinder, die im Sommer 2014 in die Schule kommen. Grundsätzlichen werden aber auch alle anderen Kinder in das Gartenprojekt einbezogen. Für die jüngeren Kinder werden erst die Ernte- und Pflegeprozesse der Hochbeete interessant sein, so dass die Vorschulkinder für die Erstellung der Hochbeete verantwortlich sind. Die Kinder werden in alle Bereiche des Projektes miteinbezogen. Sie werden gemeinsam mit den Fachkräften Materialien einkaufen, die Hochbeete bauen und anlegen sowie den Ernteprozess gestalten.
Das Essen wächst im Supermarkt!?
Wie unser Projekt entstand:
Beim Mittagessen unterhielten sich die Kinder über ihren Lieblingssalat, den Gurkensalat. Auf die Frage, woraus der Salat besteht und woher die Gurke kommt, kam die Antwort:" Ganz klar! Von EWER, weißt du das denn nicht?"
Unsere Kinder konnten nun mit viel Erstaunen feststellen, dass es so nicht ist.
Denn:
Durch Filme, Fotos, Bücher und Besichtigungen erhielten unsere Kinder einen Einblick, woher denn unser Essen kommt.
Gemeinsam mit den Kindern überlegten wir, was alles in unserem Garten wachsen kann.
Um klein anzufangen entwickelten wir mit den Kindern die Idee, erst einmal Bohnen in einen durchsichtigen Becher zu pflanzen, um zu sehen, wie es wächst und was man dafür tun muss. Um die Eltern mit einzubeziehen nahmen die Kinder "ihre" zu pflegenden Bohnen mit einer Pflegeanleitung mit nach Hause.
Pflegeanleitung:
Wir Bohnen sind noch trocken und klein,
wollen ab heute immer gut befeuchtet sein.
Wasser brauchen wir jeden Tag,
im Wasser stehen aber keiner mag.
Wenn die Bohne an der Heizung steht,
das Keimen dann etwas schneller geht.
Und wenn ich dann ein Pflänzchen geworden bin,
bring mich wieder zur KiTa hin.
Voller Stolz brachten uns Kinder und Eltern die Bohnenpflanzen zur KiTa zurück. Es wurde verglichen und "gefachsimpelt". Natürlich wurden die Pflänzchen auch hier von ihren "Gärtnermüttern und Vätern" sorgsam gepflegt.
Nun wurde nach einem größeren Zuhause für die Bohnen und all die anderen Keimlinge wie Radieschen, Möhren, Erdbeeren gesucht und es wurde auch gefunden.
Ein Gewächshaus
Dazu waren viele Vorbereitungen nötig. Alle fassten mit an um für das Gewächshaus alles vorzubereiten, damit es die Pflanzen recht "kuschelig" hatten.
Nun ging es richtig los! Voller Begeisterung wurden in Anzuchtkästen Kresse, Petersilie, Schnittlauch, Möhren, Radieschen, Zucchini, Gurken und Zuckererbsen ausgesät und umgepflanzt.
Jeden Tag wurde von nun an geschaut und verglichen. Nicht zu vergessen das Gießen und auch das Unkraut zupfen. Auch Eltern fragten immer wieder interessiert nach. Voller Erstaunen konnten wir feststellen, dass einige wenige Mütter auch zu
Hause in diesem Bereich engagiert waren und uns und den Kindern Tipps geben konnten. Diese nahmen wir sehr gerne an und setzten sie um.
"Frau M., die Erdbeeren sehen aber ganz schön schlapp aus! Die müssen Sie jeden Tag gießen und sehr feucht halten."
Es gab immer eine Menge zu tun. Die Pflanzen wurden immer größer und mussten dann aus dem gemütlichen Häuschen ausziehen. Das war Arbeit! Die Kübel mussten mit Erde voll geschaufelt werden und die Pflanzen wurden umgesetzt und ordentlich gewässert.
Die Bohnen ranken jetzt in unserer Hecke. Sie haben Blüten und die ersten Bohnenschoten sind schon recht groß. Es wird demnächst viele leckere Speisen geben wie Bohnensalat oder Böhnchen im Speckmantel. Hmmmmm…!
Kartoffel, Tomaten, Erdbeer- und Kohlrabipflanzen kamen noch hinzu. Auch sie wurden von den Kindern gehegt und gepflegt.
Und dann ist es passiert!
Ein Radieschen rund und dick wächst in unserem Garten…
Wie man sehen kann, ist es nicht nur ein Radieschen, sondern es sind ganz viele!
Und Miro hat es entdeckt!
"Hey Leute! Schaut mal! Die Radieschen sind fertig!"
Gemeinsam wurden die Radieschen betrachtet und auch verspeist.
"Die schmecken ja viel leckerer als die von "Idla"! Können wir die jetzt immer essen?"
Hanna meinte dann: "Na ja, dass war aber ganz schön viel Arbeit! Aber echt lecker!"
Und jetzt kommen wir zu einer besonderen Leckerei:
Süße, duftende Erdbeeren.
Diese Erdbeere haben wir Anfang Mai geerntet. Die erste! Sie wurde in gaaaanz viele kleine Teile geteilt und gekostet! Es war zwar nicht viel, um den Geschmack
wahrzunehmen, aber nach Abstimmung waren sich alle Kinder einig:"Das haben wir gut gemacht! Schmeckt lecker!"
Die ersten selbst gezogenen Radieschen beim Frühstück auf dem Tisch zu haben, war schon ein Ereignis. Selbst skeptischste Kinder haben probiert und der eine oder andere entdeckte, dass auch so etwas sehr gut schmecken kann.
Selbst mit anzufassen, mit den Händen die Erde und Feuchtigkeit spüren, grundsätzlich etwas mit den Händen zu tun und Ergebnisse zu erhalten, die man sogar essen kann, hat den Kindern sehr viel Spaß gemacht. Die Früchte auch zu riechen und zu schmecken war spannend. Und wenn dann noch verschiedene Käfer, Schnecken und ein Regenwurm zu sehen waren, dann war das Erlebnis perfekt. Alles wurde näher unter die Lupe genommen, beobachtet, diskutiert, fabuliert und im Zweifel nachgefragt:" Warum heißt der Regenwurm "Regenwurm"? Trinkt er so gerne Regen? Isst der gar nix?"
"Und die Schnecke da, wie heißt die?"-"Nacktschnecke!"- "Iiiih, dann hat sie ja nichts an!"-"Man nennt sie nur so, weil sie kein Haus auf ihrem Rücken mit sich trägt!"
Alle, Kinder, Eltern und Erzieherinnen heben einige Gemüse, Kräuter und Früchte für sich wieder entdeckt und festgestellt, selbst angebaut ist besonders frisch und lecker und kostet kein Benzin. Es hat Spaß gemacht und alle haben Durchhaltevermögen gezeigt und miteinander gearbeitet.
Es ist schön, jeden Morgen mit Kindern durch den Garten zu laufen und nachzuschauen, was sich alles verändert hat.
Wir werden dieses Projekt weiter führen und freuen uns schon auf verschiedene Ernten. Besonders gespannt sind wir auf unsere Kartoffelernte aus dem Topf.
Wir alle haben festgestellt "Das Essen wächst nicht im Supermarkt"