Schule ohne Schwänzen

Ansprechpartner:

Frau Cienia

Institution:

Hauptschule Am Dahlbusch

  • Am Dahlbusch
    45884 Gelsenkirchen

Beschreibung und Ziele:

Wir kämpfen immer wieder mit Schülerinnen und Schüler die nicht zur Schule kommen und somit in den Problembereich der sogenannten "Schulverweigerung" gehören. Um diese Tendenzen zur Schulverweigerung oder Distanzierung von der Schule zu vermeiden, müssen frühzeitige und dauerhafte Interventionen und Unterstützungsangebote an Schülerinnen und Schüler herangetragen werden bzw. angeboten werden. In Zusammenarbeit mit der IHK haben wir im letzten Schuljahr 2011/2012 erstmalig in der 5.Klasse mit einem umfangreichen Handlungsansatz begonnen, der oben genannten Probelmatik zu begegen. Durch eine enge Vernetzung von Lehrer, Eltern, Schulsozialarbeiterin und der Lehrern der Förderschule gelingt es schon frühzeitig verschiedene Interventionen in Gang zu bringen. Nachtrag: Das Seminar wird durch die Lehrkräfte begleitet und neben dem Angebot der Jugendherberge - zur Teamfindung - wird an diesem außerschulischen Lernort auch die Zeit genutzt, um entsprechende Unterrichtseinheiten durchzuführen. Wir wählen den außerschulischen Lernort, weil er andere Impulse setzen kann als der Lernort Schule. Das Seminar bildet einen Baustein in einem Gesamtkonzept unserer Schule zum sozialen Lernen. Wir setzen auf die Nachhaltigkeit, indem wir in den Klassen 5. - 6. ein von uns entwickeltes Sozialtraining einmal wöchentlich durchführen und Klassenräte eingesetzt haben. In den Klassen 7. - 8. nehmen wir Angebote von externe Bildungsträger u.a. "Schalke macht Schule", Mädchenzentrum/Jugendzentrum Youthwork -Thema Liebe und Freundschaft an, um diese Themen mit unserer Schülerschaft in einem "neuen Gewand" immer wieder zu trainieren. Mal kommen die externen Trainer zu uns, mal nehmen wir auch hier das Angebot an und fahren zu einem außerschulischen Lernort. Der Schwerpunkt, beginnend im zweiten Halbjahr der 8. Klasse, stellt unser umfangreiches Berufswahlprogramm dar. Auch hier werden die Themen Teamarbeit, Persönlichkeitsentwicklung und Steigerung der sozialen Kompetenz in den Mittelpunkt gerückt und immer wieder aufgegriffen.

Projektziele: •Schaffung einer positiven Motivationslage für alle Schüler gegenüber schulischen Leistungen und der Kooperation mit ihren Mitschülern •Vermeidung von Schul- und Leistungsverweigerung -Durch Sensibilisierung von Eltern und Schülern für das Thema und präventive Arbeit -Durch Schaffung eines Interventionssystems •Verbesserung der Schulabschlussquote •Verbesserung der Übergangsquote in Ausbildungsverhältnisse

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Reflexion über Motivation und Verantwortung für die Klassengemeinschaft - im Klassenverband •Thema enttabuisieren, offen ansprechen und in der Klassengemeinschaft daran arbeiten •Offenheit und Sensibilisierung für den Umgang mit Schulschwänzerei schaffen. Schüler sensibilisieren, Probleme und Schwierigkeiten zu erkennen •Gegenseitige Unterstützung der Schüler untereinander fördern •Entwicklung von Strategien zusammen mit der Klasse und gemeinsamen Klassenaktionen, um den Schwänzer zum Wiederkommen zu motivieren z. B. Klassenbrief an den Schüler Handlungsmöglichkeiten mit Schülern zusammen erarbeiten "Individuelle Unterstützung" •Klassenraumgestaltung zur Schaffung einer angenehmen Lernatmosphäre im Klassenraum •Einrichtung von Schüler-Schüler-Patenschaften in den Klassen •Aktivitäten zur Reintegration von Schulverweigerern: -Einrichtung eines Abholdienstes -Einrichtung einer Unterrichtsbegleitung -Aufrechterhaltung eines kontinuierlichen Kontakts zu den betroffenen Schülern •Einrichtung regelmäßiger Lehrersprechzeiten •Nachhaltige und regelmäßige Rückmeldungen an Schüler "Trainings zur Stärkung Sozialer Kompetenzen - im Klassenverband": •Verhaltenstraining •Aufbau von sozialen Kompetenzen •Stärkung des Selbstbewusstseins "Meine Interessen und meine Kompetenzen" •Schatzkästchen anlegen und Schatzkästchen befüllen" Dokumentation von Interessen, Kompetenzen, Entwicklungsschritten •Aufgaben übernehmen An alle Jugendlichen werden kleine Aufgaben verteilt. Die Jugendlichen erleben sich in Verantwortung und in wechselnden Aufgabenfeldern, lernen so Vorlieben und Abneigungen, Stärken und Schwächen von sich kennen. "Kleine Projekte in Teams" Möglichkeit für Schüler anbieten, im handwerklichen Bereich ihre Fähigkeiten zur Teamarbeit zu erproben Handwerker kommen in die Schule, führen einfache Arbeiten mit den Kindern unter Nutzung diverser Fachräume durch Schüler gehen in Kleingruppen in Betriebe und führen dort einfache Tätigkeiten aus •Sommerferienprogramm für alle Kinder der Klasse unter Einbezug der gefährdeten Schülerinnen und Schüler •Positiver Abschluss des Schuljahres "Meilensteine" •Stabilisierungsmaßnahmen für die aufgebauten Beziehungen •Klassenfeiern •Klassenfahrt

Rückblick:

Mit der Klasse 5a und drei Begleitern unsere Sozialpädagogin Fr. Gehmeyr, Klassenlehrerin Fr. Gerner und Mathe- und Sportlehrer Hr. Brandi ging es für 3 Tage nach Nettetal! Vor der Abfahrt war die Klassengemeinschaft zerklüftelt- ein gemeinsames Arbeiten in Gruppen war in der Regel nicht möglich. Schülerinnen und Schüler waren nur mit den Kindern befreundet, die sie noch von der Grundschule kannten...Viel Streit, gegenseitige Beschimpfungen und Beleidigungen und in Einzelfällen Prügeleien hat den Unterrichtsalltag in der Anfangszeit der Klasse 5a geprägt. Mit den Trainingsleitern der Jugendherberge in Nettetal haben wir Lehrer abgesprochen, wo es in der Klasse 5a "kriselt". In drei Tagen intensiver Gruppen- und Partnerarbeit, haben es ALLE Schülerinnen und Schüler geschafft, in dem außerschulischen Rahmen über ihre Schatten zu springen und es wurden die ersten Bande zu "unbekannten" Mitschülern geknüpft. Am ersten Abend wurde eine ausgedehnte Wanderung durch den herbstlichen Wald unternommen. Mitten in der Natur mussten die Schülerinnen und Schüler nun in Teams Hütten aus Stöcken bauen. Durch die praxisorientierte Arbeit wurde den Kindern schnell klar, dass sie nur zusammen eine stabile Hütte bauen können. Motiviert durch das Ziel, "vergaßen" die Schülerinnen und Schüler, dass sie sich ja "eigentlich nicht verstehen" ... Am zweiten Tag fanden verschiedene Spiele statt, die der Teambildung dienen und die Zusammenarbeit fördern. Es wurden die Kinder in Teams eingeteilt, die in der Schule nicht miteinander arbeiten wollen. Angespornt durch den Willen die Spiele zu gewinnen, haben die Schülerinnen und Schüler es geschafft, im "Team durchzustarten"! Es wurden zu weit Vertrauensspiele gespielt, der höchste Turm aus Papier erstellt, etc. ... Besonders die regelmäßigen Reflexionsrunden im Sitzkreis nach den Übungen haben die Schülerinnen und Schülern ermutigt und gezeigt, was sie geschafft haben. Streitsituationen und Probleme wurden hier offen thematisiert. Verhaltensalternativen wurden von den Kindern erarbeitet und zum Teil bereits noch während der Fahrt umgesetzt. Besonders bei den gemeinsamen Mahlzeiten fiel auf, dass sich die anfängliche Sitzordnung nur Freunde wollen nebeneinander sitzen auflöste und auf einmal Kinder miteinander aßen und redeten, die sich vorher nicht verstanden hatten. Am Ende der drei Tage wurden alle erarbeiteten Regeln für ein funktionierendes Miteinander auf einem Plakat festgehalten. Diese erinnern uns im Schulalltag daran, dass die Klasse 5a ein Team ist. Die Kinder waren begeistert und haben die Regeln mit ihrer Unterschrift und einem Handabdruck feierlich "besiegelt". Im Nachhinein zehren wir im Unterricht immer noch von den Ergebnissen und Ereignissen dieses Seminars. In kritischen Situationen wird auf die Zeit in Nettetal zurückgeblickt: Was wir dort gemeinsam geschafft haben, schaffen wir doch auch in der Schule...!