Sinnesflut

Ansprechpartner:

Herr Roger

Institution:

Burg-Schule Davensberg

  • Burgstr. 65
    59387 Ascheberg

Beschreibung und Ziele:

Die Burg-Schule Davensberg - Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen - der Gemeinde Ascheberg liegt 20 km südlich von Münster in einem ungefähr 2500 EW umfassenden Ortsteil von Ascheberg. Zur Zeit besuchen 80 Schüler aus den Gemeinden Ascheberg und Senden, sowie aus der Stadt Lüdinghausen unsere Schule. Der überwiegende Teil der Schule ist in einem 6 Jahre alten Neubau untergebracht. Das ganze Kollegium 11 Lehrkräfte arbeitet engagiert an der weiteren Qualitätsverbesserung unserer Schule und unseres Unterrichtsangebots. Wir sind seit jeher bestrebt, den praktischen Anteil in unserem Unter-richtsangebot zu vergrößern und zugleich auch die Gunst des Standortes in Bezug auf die eher ländliche Umgebung des Schulortes zu nutzen. Im letzten Schuljahr haben wir in einer Kooperation mit dem Hegering Ascheberg pro Woche 2 Stunden mit einer Waldpädagogin Unterricht im Wald zu naturkundlichen Themen durchgeführt. Darüber hinaus gibt es in unserer Schülerschaft ein gewisses Interesse und auch Befähigung zu "grünen Berufen". Wir konnten die Kooperationsbasis mit dem Bauernhof St Georg, die sich durch unser bereits seit eineinhalb Jahren laufendes Projekt "Therapeutisches Reiten" erweitern. Wir konnten so interessierten jugendlichen Schülerinnen und Schülern einen Platz für ein Betriebspraktikum im landwirtschaftlichen Bereich anbieten. Wir beteiligen uns mit unseren Ideen und der Schaffenskraft unserer Schüler an diesem gemeinsamen Projekt, um diese bestehende Verbindung unserer Schule zum Bauernhof St Georg noch zu festigen und zugleich unseren Schülern Praxisfelder in "grünen Berufen" zu bieten. darüber hinaus wird für alle unsere Schülerinnen und Schüler und die Klienten des Bauernhofs ein sinnlicher Erfahrungsraum geschaffen. Der Bauernhof des Sozialwerkes St. Georg liegt im Außenbereich der Gemeinde Ascheberg. Diese Einrichtung hat die Besonderheit, dass sie drei Dinge vereint. Zum einen bietet der Bauernhof Platz für 21 Menschen mit Assistenzbedarf Wohnräume. Hierzu kommen noch zwei Außenwohngruppen mit jeweils acht Wohnplätzen. In der Einrichtung leben sowohl Männer wie Frauen im Alter von 20 bis 70 Jahren. Die Klienten leben aus unterschiedlichen Gründen in der Einrichtung geistige Behinderung, Lernbehinderung, besondere soziale oder psychische Verhaltensauffälligkeiten, sodass sie auf Unterstützung in ihrem alltäglichen Leben angewiesen sind. Des Weiteren ist der Bauernhof eine Arbeitsstätte, wo ein Angebot im landwirt-schaftlichen Bereich besteht. Die Landwirtschaft umfasst das Halten von Nutztie-ren, sowie einen kleinen Gemüsegarten. Zur Zeit wird auf dem Hof ein neues Angebot im kreativ- und gestalterischen Bereich geschaffen. Dort haben die Klienten die Möglichkeiten, bei Mal- und Bastelangeboten ihre Feinmotorik zu verbessern. Das vielseitige Angebot auf dem Hof ermöglicht den Klienten einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz. Der Hof ist neben Wohn- und Arbeits- auch eine Begegnungsstätte. Die Akzeptanz der heimischen Bevölkerung ist sehr hoch, sodass beispielsweise das Ascheberger Erntedankfest inklusive Gottesdienst auf dem Bauernhof abgehalten wird. Beson-ders ist auch, dass beispielsweise Kindergartengruppen und Schulklassen die Ein-richtung regelmäßig besuchen oder auch Feste feiern, bei denen die Klienten und Mitarbeiter die Bewirtung übernehmen. Des Weiteren gehört zu der Öffentlich-keitsarbeit ein Marktwagen, welcher wöchentlich auf dem Ascheberger Markt platziert wird. Dort werden Produkte von Klienten und Mitarbeitern verkauft, welche auf dem Hof produziert wurden. Kurzbeschreibung des Projekts Um den Hof als Begegnungsstätte noch attraktiver zu machen, möchten die Schüler der Burg-Schule Davensberg, sowie die Klienten des Bauernhofs St Georg einen Sinnesgarten anlegen. Die Gestaltung eines Sinnesgartens ist darauf ausgelegt, dass unsere Sinne ange-sprochen werden. Um diese Sinne zu schärfen, ist es wichtig, sie gezielt zu reizen um sie somit wieder bewusster wahrzunehmen. Dazu werden spezielle Materialien der Gartengestaltung verwendet, um unsere fünf Sinne anzusprechen. - Visuelle Wahrnehmung Verschiedene Farben von Blumen oder anderen Gegenständen sollen den Garten für das Auge "ansprechend" machen - Auditive Wahrnehmung Kann durch ein plätschern von Wasser oder Klangspielen angeregt werden - Olfaktorische Wahrnehmung Wird stimuliert durch verschiedenen Blumen oder auch Kräuter - Gustatorische Wahrnehmung Verschiedene Kräuter oder Beeren dienen dem schmecken - Taktile Wahrnehmung Eine Vielzahl von verschiedenen Untergründen wie zum Beispiel Steine, Holz oder Sand sollen den taktilen Sinn reizen und mit Hand und Fuß erfahren werden Auf dem Gelände des Bauernhofes Sozialwerks St. Georg sollen verschiedene Stationen angelegt werden - Die Raupe Diese ist wie ein Barfuß Pfad zu betrachten. Die einzelnen Teile der Raupe bestehen aus unterschiedlichen Materialien. Es wird ca. 5-7 Raupenteile geben, welche beispielsweise mit Sand, Kies oder Holz befüllt werden. Dieser Barfuß Pfad dient der taktilen Wahrnehmung. Am Kopf der Raupe werden zwei Fühlkästen integriert, welche wie Fühler der Raupe aussehen sollen. Dort kann man mit der Hand, blind verschiedene Materialien ertasten. - Kräuterschnecke Die Kräuterschnecke hat verschiedene Untergründe. Im oberen Teil der Schnecke finden Kräuter, welche eher einen steinigen Boden für ihr Gedei-hen benötigen. Nach unten hin gehend wird der Boden morastig. Durch ei-nen Wasserkübel wir dieser Teil der Schnecke ständig mit Wasser versorgt. - Sitzecke An einem schattigen Platz unter einem großen Baum wird eine Sitzgruppe aufgestellt. Zudem wird ein Hängesessel in den Baum gehängt, um Gemüt-lichkeit zu schaffen. - Feuerstelle Eine Feuerstelle mit Sitzbänken bietet die Möglichkeit, gemütlich an einem Feuer zu sitzen oder auch zu grillen. - Klangspiele Um die auditive Wahrnehmung zu stimulieren, werden verschiedene Klang-spiele aus Metall und Holz konstruiert und in die Anlage integriert.

Ziel des Projekts Die Zusammenarbeit zwischen den Schülern der Burg-Schule Davensberg und den Klienten des Bauernhofes soll Barrieren brechen und in einem Teilbereich der Ge-sellschaft eine gelebte Inklusion zu demonstrieren. Zudem bekommen die Schüler einen Einblick in den Alltag der Klienten sowie von den Mitarbeitern auf dem Bau-ernhof. Des Weiteren soll dieses Projekt eine Akzeptanz von Behinderung schaffen. Durch die Arbeit auf dem Hof, während der Projektdauer, sind die Schüler als aktive Mitglieder zu sehen und bekommen die Möglichkeit die Einrichtung besser kennen zu lernen, wodurch die Barriere zur Einrichtung gebrochen wird. Durch den Umgang mit den Klienten auf dem Hof sowie die Verarbeitung der ver-schiedenen Materialien soll den Schülern die Möglichkeit geben werden, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Das Projekt Sinnesflut bietet den Schülern und Klienten die Möglichkeit verschiedene Arbeiten auszuprobieren um wohlmöglich versteckte Fähigkeiten zu entdecken, damit sie im besten Fall eine Idee davon bekommen, welches Berufsfeld für sie am besten geeignet ist. Der Aufbau eines solchen Gartens wird Arbeiten umfassen, wie die Verarbeitung von Holz, Metall und Stein oder das Ausheben von Grünflächen. Die Schüler und Klienten werden kreativ und feinmotorisch gefördert, wenn es um Malerarbeiten und das Basteln von Klangspielen geht. Bei dem Anlegen der Kräuterschnecke lernen die Teilnehmer verschiedene Kräuterarten kennen sowie wo die Kräuter am liebsten wachsen. Alle Arbeiten werden von Klienten, Schülern, Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern ausgeführt. Der Zeitraum des Projektes umfasst ca. ein halbes Schuljahr. Zunächst wird zwei Wochen lang vormittags mit Schülern und Klienten gemeinsam der "Grundstein" für das Projekt gelegt. Danach beschränkt sich das Projekt auf einen Vormittag in der Woche.

Rückblick:

Die Schüler der Burgschule Davensberg arbeiteten zunächst in einer Blockwoche jeden Vormittag gemeinsam mit den Klienten des Bauernhofs in Ascheberg an dem Projekt Sinnesflut. Nach dieser Blockwoche kamen die Schüler, jeden Mittwochvormittag, in dem Zeitraum von Oktober bis März, um den Sinnesgarten fertig zu stellen.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde am ersten Projekttag, erläuterte ich den Schülern, was für Aufgaben auf sie zukommen werden und veranschaulichte ihnen anhand von Bildmaterial, wie die einzelnen Teilstücke des Gartens angelegt werden. Durch das Bildmaterial wollte ich den Schülern einen groben Überblick über deren Tätigkeiten geben, damit sie nicht das Gefühl haben, jeden Tag vollkommen planlos auf den Hof zu kommen. Der erste Projekttag bestand in den ersten Stunden aus dem gegenseitigen Kennenlernen, sowie dem Vertraut machen mit ihrer Arbeiten. Nach der Theorie gingen wir gemeinsam auf die Rasenfläche, wo der Barfußpfad entstehen sollte, um mit Farbe die einzelnen Begrenzungen anzuzeichnen. Durch die Anzeichnungen auf der Fläche konnten die Schüler noch ein genaueres Bild von der Größenordnung und Form der zu anlegenden Flächen erhalten. Kurz danach erfolgte der erste Spatenstich, begleitet von der Presse und gefolgt von einem gemeinsamen Frühstück.

In den nächsten Projekttagen lag die hauptsächliche Arbeit der Schüler und Klienten darin, die Grünflächen auszuheben und für Pflasterarbeiten vorzubereiten. Man konnte deutlich merken, dass die Schüler mit jedem Tag an Selbstvertrauen und Sicherheit gewannen und die Barriere zwischen Schülern und den Klienten auf dem Bauernhof zu schwinden schien. Sie organisierten sich immer selbstständiger und griffen unaufgefordert zu dem Werkzeug sobald sie auf dem Hof ankamen. Nach der Vorbereitung aller Grünflächen wurden die Schüler durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter mit dem Anmischen von Beton und dem Verlegen des Pflasters vertraut gemacht. Hier stellten sich nach kurzer Zeit einige der Schüler als sehr talentiert heraus und bewiesen Fingerspitzengefühl bei der Genauigkeit ihrer Arbeit. Sie bekamen durch die fachmännische Anleitung ein Gefühl dafür, mit welchen Hilfsmitteln man beispielsweise Kantensteine in einem exakten Kreis verlegen kann. Während der ersten Blockwoche wurden die Pflasterarbeiten zum größten Teil abgeschlossen, sodass alle Kantensteine des Barfußpfads, der Feuerstelle sowie der Sitzecke verlegt wurden und wir an den nächsten Projekttagen mit der Befüllung der einzelnen Abschnitte beginnen konnten.

An dem Barfußpfad sind noch zwei Fühlkästen integriert, welche mit unterschiedlichen Materialien bestückt werden können, die es zu ertasten gilt. An den Fühlkästen ist eine kleine Treppe angebracht, damit auch Kinder in diese Kästen herein greifen können. Die Anfertigung dieser Fühlkästen hat in einer ortsansässigen Tischlerei stattgefunden und wurde durch einen Tischlermeister der Tischlerei begleitet. Dort haben die Schüler und Klienten einen Einblick in den Beruf des Tischlers erhalten. Sie bekamen die Möglichkeit die verschiedenen Maschinen kennenzulernen und selber damit zu arbeiten. Des Weiteren wurde der Beruf des Tischlers in einen schulischen Zusammenhang gestellt, sodass ihnen verdeutlicht wurde, wie wichtig beispielsweise Mathematik für den Beruf des Tischlers ist, um die einzelnen Längen der Teilstücke zu berechnen.

Abschießend bleibt zu sagen, dass den Schülern durch dieses Projekt ein Einblick verschiedener Berufsgruppen gegeben und versteckte Talente entdeckt wurden. Zudem konnten Barrieren zu Einrichtungen für Menschen mit Assistenzbedarf abgebaut, sowie eine Inklusion gelebt werden.