Familienzentrum Kita Erlenweg
"Taffy - Ich kann brüllen wie ein Löwe" ist ein theaterpädagogisches Präventionsprojekt gegen sexuelle Gewalt und richtet sich an Vorschulkinder. Die Theaterpädagogin Anja Bechtel aus Dortmund hat das Konzept im Rahmen des Kinderschutzes entwickelt. Das Angebot beginnt mit einer Info-Veranstaltung für das jeweilige Team und die Eltern. Danach treffen sich der Löwe Taffy, eine Theater- Pädagogin und die Vorschulkinder zu drei einstündigen Terminen. Spielerisch und interaktiv werden die Themen "Körper", "Gefühle" und "eigene und fremde Grenzen" erarbeitet.
Selbstbewusstsein stärken, Gefühle verbalisieren, eigene und fremde Grenzen erkennen, Grenzen setzen, Achtsamkeit vermitteln, respektvolles Miteinander üben
Die Kinder kommen ins Gespräch mit der Pädagogin, lernen durch die interaktiven Impulse und werden praktisch tätig durch Spiel, Bewegung und Malen.
Vom 6.-10. März waren der Theaterpädagoge Sebastian Thrun Kinderschutzzentrum Dortmund und die Löwen-Handpuppe "Taffy" in unserer Kita und haben mit unseren 28 Vorschulkindern das Präventionsprogramm durchgeführt.
Der erste Tag diente dem gegenseitigen Kennenlernen. Die Kinder schlüpften in die Rolle des Reporters und stellten Taffy in einer kleinen Pressekonferenz ganz viele Fragen. "Springst du gern in Pfützen?", "Spielst du gern Nintendo?", "Wohnst du auch in Unna?".
Später teilten wir Erlebnisse miteinander, in denen wir uns richtig wohl fühlen, in denen wir ein sog. "Ja-Gefühl" empfinden, z.B. beim Schwimmen, Fahrrad fahren, bei gutem Wetter oder beim Spielen mit Freunden. Das "Nein-Gefühl" spüren die Kinder meistens, wenn jemand sie ärgert oder ihnen weh tut. Außerdem gibt es ein "Manchmal-Gefühl", wenn uns etwas nur manchmal gefällt. Diese drei Empfindungen wurden den Ampelfarben grün, gelb und rot zugeordnet. Vertieft wurde diese Einteilung anhand eines Bewegungsspiels.
Außerdem überlegten wir gemeinsam, was wir tun können, wenn uns ein Unbehagen, ein "Nein-Gefühl" überkommt. Der Löwe Taffy hat zum Beispiel erlebt, dass seine Oma Helga ihn immer wieder zur Begrüßung mit ihrem roten Lippenstift geküsst hat und das mag Taffy eigentlich gar nicht. Die Kinder hatten eine gute Idee: bei einem Nein-Gefühl können wir erstmal "Nein!" oder "Stopp!" sagen und wenn das nicht hilft, können die Kinder einem Erwachsenen Bescheid sagen.
Am zweiten Tag haben wir uns mit unserem Körper beschäftigt und ein Spiel zur Körperwahrnehmung gespielt. Wir haben festgestellt, dass es Berührungen gibt, die ein Ja-Gefühl, ein Nein-Gefühl und ein Manchmal-Gefühl auslösen können. In einer Übung wurde der Umriss eines Kindes auf eine Papierrolle gemalt und alle Kinder durften farblich kennzeichnen, an welcher Stelle sie gerne, manchmal oder gar nicht gerne berührt werden. Die Kinder haben gelernt "Mein Körper gehört mir!" und deshalb entscheide ich selbst, wo und von wem ich berührt werden möchte. Bei einem Nein-Gefühl darf ich wieder "Stopp" sagen und mir Hilfe holen.
Am dritten Tag haben wir über gute und schlechte Geheimnisse gesprochen. Die Geheimnisse, die mir ein ungutes bzw. ein Nein-Gefühl bereiten, die darf ich mit einem Erwachsenen teilen. Bei anderen Geheimnissen ist es auch in Ordnung, wenn Erwachsene nicht alles mitbekommen.
Zum Abschluss durfte sich jedes Kind mit Taffy fotografieren lassen. Die Kinder haben entschieden, ob Taffy dabei auf ihrem Schoß oder neben ihnen sitzen soll.
Im Austausch mit Sebastian haben wir festgestellt, dass das Thema noch einer Nacharbeit bedarf. Wir haben die Körper-Poster in unserer Einrichtung aufgehängt und zum Anlass genommen, die Inhalte mit den Kindern zu wiederholen.
Zudem wurde ein Bilderbuchkino gezeigt zu dem Buch "Max hört auf sein Bauchgefühl" Gefühle erkennen und benennen, Umgang mit Geheimnissen, Ermutigung sich Hilfe zu holen.
Beim Kinderschutzbund haben wir einen Präventionskoffer bestellt mit weiterführendem Material für unsere Einrichtung zur Sensibilisierung und Prävention von sexualisierter Gewalt.