Ludgerischule Selm
Die Kinder lernen, ein eigenes Körpergefühl zu entwickeln. Sie sprechen über gute - schlechte Gefühle. Sie werden darauf vorbereitet, Situationen von sexuellen Mißbrauch zu erkennen und zu lernen, dass sie nein sagen dürfen, auch wenn ihnen gedroht wird. Es werden viele Dinge in Form von Theaterstücken aufgearbeitet.
Die Kinder stark zu machen, sich selber durch ein NEIN vor sexuellem Mißbrauch schützen zu können und ein gutes Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Die Kinder haben mit den Theaterpädagogen viele Gespräche, sie sehen Theaterstücke und spielen Szenen nach. Sie berichten von ihren Gefühlen.
Theaterpädagogisches Präventionsprogramm an der
Ludgerischule
Die "Nein-Tonne" und "Mein Körper gehört mir" wurde an der Ludgerischule in Selm von der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück durchgeführt.
Die große Nein-Tonne
Im 2. Schuljahr unserer Schule fand auch dieses Jahr wieder "Die große Nein-Tonne" statt. In diesem kleinen Theaterstück geht es darum, dass die Kinder lernen sollen, ihre Gefühle einzuschätzen und diesen auch zu folgen. Es ist in Ordnung, auch mal "nein" zu sagen.
Zwei Theaterpädagogen führen durch das Programm und verdeutlichen den Kindern in mehreren kleinen "Sketchen", wann verschiedene Situationen ein gutes Gefühl- also ein "Ja-Gefühl" erzeugen oder ein schlechtes- ein "Nein-Gefühl".
So gehören zum Beispiel das Zimmer aufräumen, das Einhalten von Absprachen und Regeln oder das Zähneputzen im ersten Moment für die Kinder in die Nein-Tonne. Diese Dinge erzeugen doch ein Nein-Gefühl?! Die Theaterpädagogen ma-chen aber deutlich, dass es viele Situationen gibt, die auf den ersten Blick wirklich in die Tonne gehören, aber im Endeffekt doch sinnvoll sind. Aus dem anfänglichen Nein-Gefühl entwickelt sich nämlich ein Ja-Gefühl, für die Kinder ist es schnell ver-ständlich, dass es z.B. wichtig ist, Absprachen einzuhalten, damit es Eltern und Kin-dern selbst am Ende gut geht.
Der Onkel allerdings, der das Kind immer streicheln will oder der Papa, der dem Kind sein eigenes Empfinden aufzwängt, indem er behauptet, "die Suppe sei doch nicht heiß!" erzeugen Nein-Gefühle, die auch so sein dürfen. Diese kommen dann wirklich in die Tonne begleitet von einem lustigen Mitmach-Spruch:
"Fege, fege lieber Wind, in die Tonne, was uns Nein-Gefühle macht - geschwind!"
Den Kindern wird so die Angst vor dem Nein-Sagen genommen und dafür eine große Portion Selbstvertrauen mitgegeben. Durch die Darstellung der alltäglichen Situationen in Bildern, fällt es den Kindern leicht, ihre eigenen Gefühle zu erkennen und einzuschätzen.
Am Ende ist für alle Kinder klar, dass sie auch Erwachsenen gegenüber das Recht haben, sich zu widersetzen, wenn die eigenen Grenzen nicht respektiert werden und dass es wichtig ist, sich in solchen Situationen anderen Erwachsenen anzuvertrauen. Denn nur so kann man unterstützt, verstanden und getröstet werden - für jedes Kind lebenswichtige Erfahrungen.
Mein Körper gehört mir
Die Aufführungen zur Prävention von sexueller Gewalt sahen die Klassen 4a, 4b und 4c in drei Einheiten jeweils nacheinander. Eine Einheit bestand jeweils aus einer Schulstunde.
1. Einheit 3. Mai 1.-3. Stunde
Zunächst haben sich die zwei Schauspieler - eine Frau und ein Mann vorgestellt und im Anschluss daran mit den Kindern die erste Strophe des Liedes " Mein Körper gehört mir" eingeübt.
Nun wurde allgemein über Gefühle gesprochen. Was sind "Ja"- und was sind "Nein"-Gefühle?
Nachdem die Schauspieler die Begriffe erklärt hatten, mussten die Kinder in vorge-spielten Szenen Ja-und Nein-Gefühle benennen.
z.B. hartes Kämmen mit einer Bürste
Es wurde herausgestellt, dass die Kinder Nein-Gefühle ruhig zulassen dürfen und dass man diese auch den Personen deutlich machen sollte, auch wenn die Schüler das Gefühl haben, sie könnten anderen Menschen damit vor den Kopf stoßen. z.B. Oma, die man nicht auf den Mund küssen möchte Es wurde deutlich, dass es wich-tig ist, auf sich selbst und den eigenen Körper zu hören. Eigene Gefühle sollten erkannt und beachtet werden.
2. Einheit 7. Mai 1. - 3. Stunde
Am heutigen Tag begannen die Schauspieler mit dem Lied "Mein Körper gehört mir" 1. und 2. Strophe.
Die Schauspieler verkörperten Kinder in Alltagssituationen. Sie spielten den Kindern kleine Szenen vor, über die dann gemeinsam gesprochen wurde. Zum Beispiel kam der Tennislehrer dem Jungen beim Aufschlag üben körperlich unangenehm nah oder ein Mann legte dem Mädchen beim Bus fahren einen Arm um die Schultern.
Wie haben sich die gespielten Kinder verhalten. Was war gutes Verhalten und wa-rum. Die Schüler konnten die Situationen sehr gut nachvollziehen. Und um die Kin-der zur stärken, wurde das "Nein" -sagen mit den Schülern laut geübt. Und die Kin-der wurden erneut darin bestärkt, auf sich selbst und ihren Körper zu hören. Es wur-de ihnen verdeutlicht, dass jedes Kind das Recht dazu hat, sich auch Erwachsenen gegenüber aufzulehnen, wenn diese Grenzen überschreiten. So wurden die Kinder sensibilisiert für das Thema "sexuelle Gewalt bzw. sexuellen Missbrauch". Dieses schwierige Thema wurde direkt benannt und tabulos besprochen. Das bedeutete auch, dass das für viele Kinder unvorstellbare Thema des sexuellen Missbrauchs innerhalb der Familie zu einem Thema wurde.
Und wer hat Schuld, wenn mir so etwas passiert? Schuld hat immer der Täter und niemals das Opfer. Das war anfangs aber den Schülern nicht gleich klar und musste zuerst herausgearbeitet werden.
3. Einheit am 14. Mai 1—3. Stunde
Die dritte Einheit startete mit den ersten drei Strophen des Liedes
"Mein Körper gehört mir" und einer Wiederholung der letzten beiden Einheiten.
Anhand von kurzen Theatertücken wurde den Kindern verdeutlicht, dass sie Frem-den z.B. dem scheinbar netten Nachbarn oder dem angeblich gleichaltrigen Chat-partner gegenüber nicht blind vertrauen sollen. Die Schauspieler brachten Kindern eine wichtige Regel mit drei Fragen bei.
Hast du eine Situation, in der du dir unsicher bist, stelle dir drei Fragen!
1. Habe ich ein Ja - Gefühl?
2. Weiß jemand Bescheid darüber, wo ich bin z. B. beim Nachbarn die Kaninchen angucken?
3. Kann ich Hilfe holen, wenn ich in Not bin?
Sobald ein Punkt mit nein beantwortet wird, sollte man schnell eine vertraute Person aufsuchen.
Als wichtiger Punkt stellte sich noch heraus, dass die Kinder "Nein-Gefühle" nicht für sich behalten sollten, sondern, dass sie sich mit diesen an eine vertraute Person wenden sollten - auch wenn dieses Überwindung kostet. Die Akteure gaben den Schülern eine Telefonnummer "Die Nummer gegen Kummer", falls die Kinder lieber am Telefon von ihren Sorgen erzählen möchten.
Es war als Lehrperson sehr interessant zu beobachten, wie zwei Schauspieler die Schüler für dieses schwierige Thema "Gefühle - sexueller Missbrauch" durch sehr gute kindgerechte Schauspielkunst sensibel gemacht haben. Die Wiederholungs-phasen und die Gespräche haben gezeigt, dass die Schüler viel behalten und gelernt haben.