"Kinder stark machen" Übergang Kita/GS

Ansprechpartner:

Frau Hagenlocher

Institution:

Städt. Tageseinrichtung für Kinder Allensteiner Str.

  • Allensteiner Str. 23a
    45897 Gelsenkirchen

Beschreibung und Ziele:

Für den Übergang in den neuen Lebensabschnitt Grundschulzeit brauchen Kinder neben der Lust am Lernen sprachliche, emotionale und soziale Kompetenzen, um sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Wir möchten in unserer Gruppe 3-6-jährige Kinder ein Milieu schaffen, das es den Kindern im Kita-Alltag ermöglicht, diese Kernkompetenzen zu trainieren, zu erweitern und zu verinnerlichen. Partizipation und Vermittlung demokratischer Grundprinzipien sollen der Ausgangspunkt für dieses Projekt sein, das die Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. Sowohl die individuelle Entwicklung als auch das soziale Miteinander stehen im Fokus. Auf individueller Ebene werden Selbstständigkeit sowie der Umgang mit Emotionen und Konflikten gefördert. Um die Kinder stark zu machen für das Leben in einer Gemeinschaft erlernen sie Modelle für Gruppenentscheidungen Kinderkonferenzen, Abstimmungsverfahren, üben und vertiefen Gruppengespräche/ Gesprächskultur und erlernen Konfliktlösungsstrategien. Dem gesamten Projekt übergeordnet steht die Sprachbildung und-förderung. In unserer Einrichtung sind bis zu zehn Muttersprachen zu Hause, die wir uns einerseits bewusstmachen und andererseits für ein Klima sorgen, das es den Kindern mit einer anderen Muttersprache als Deutsch leichtmacht, sich mitzuteilen, Deutsch zu lernen - niemand wird ausgelacht, wir freuen uns miteinander über die Fortschritte. Es gibt regelmäßige Vorlese-Angebote in der Gruppe und ein- bis zweimal wöchentlich finden Gesprächsrunden zu vorher festgelegten Themen statt. Um das freie Sprechen vor einer Gruppe und gleichzeitig das Zuhören zu üben, stellen die Vorschulkinder auch selbst Bilderbücher vor. Das Vorlesen eines Bilderbuches in mehreren Sprachen bieten wir mit Hilfe von Eltern an. Im Morgenkreis singen wir ein Begrüßungslied in unseren verschiedenen Muttersprachen. Als nächsten Schritt werden wir das Zählen in mehreren Sprachen beginnen.

Mit dem Projekt "Kinder stark machen" für den Übergang in die Grundschule möchten wir erreichen, dass die Kinder sich sicher fühlen bei dem Start in einen neuen Lebensabschnitt. In der Grundschule werden sie Teil einer deutlich größeren Gemeinschaft, in der sie sich zurechtfinden müssen. Selbstständigkeit und Selbstorganisation sowie die Fähigkeit, sich Hilfe zu holen, wenn man sie braucht, sind wichtige Grundpfeiler. Für die Vertiefung demokratischer Grundprinzipien benötigen wir ein nachhaltiges, greifbares Abstimmungssystem wie z.B. die "Demokratiesäule". Diese können die Kinder dann als bleibendes Element zur Entscheidungsfindung in der Gruppe nutzen. Momentan verwenden wir Legobausteine, um die Wahlen zu veranschaulichen, sehen aber, dass ein dauerhaft bestehendes System deutlicher und einfacher im alltäglichen Gebrauch wäre. Eine weitere sinnvolle Anschaffung wäre ein "Konfliktlösungs-Teppich". Aktuell nutzen wir alte Teppichfliesen, auf denen die Kinder sich auf dem Weg zur Lösungsfindung entgegenkommen und schließlich in der Mitte treffen. Die Fliesen sind bereits abgenutzt und anstatt diese zu erneuern möchten wir den Kindern einen festen Ort in Form eines visuell unterstützenden Teppichs anbieten können. Für Kinderkonferenzen und z.B. Buchvorstellungen möchten wir den Kindern ein Rednerpult zur Verfügung stellen. Somit wird die Wichtigkeit des Beitrags verdeutlicht und der Fokus klar auf das Kind in Redeposition gelenkt. Dieses erfährt so Wertschätzung und die übrigen Kinder werden visuell dabei unterstützt, aufmerksam zuzuhören. Gerne möchten wir auch unsere Medienbibliothek mit Büchern, Kamishibai Erzählkartensets, Puzzeln und Gesellschaftsspielen zu den Themen Partizipation, Konfliktlösung, Emotionalität und Persönlichkeitsentwicklung erweitern.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Kinder sollen partizipativ Entscheidungen treffen indem sie eigenständig über Themen Projektthemen, Bastelangebote u.a. abstimmen, indem sie unterschiedliche Abstimmungssysteme gebrauchen. Sie sollen mit ein wenig Unterstützung den Morgenkreis selbständig anleiten. In der Rolle des Schlichters sollen sie Eigenverantwortung übernehmen und Konflikte lösen. Sie üben das freie Sprechen und Zuhören innerhalb der Gruppe.

Rückblick:

Das Projekt ist in unserer Gruppe für einen längeren Zeitpunkt geplant und soll sich in seinen Säulen verstetigen, um Kinder selbstverständlich fortlaufend für den Übergang in die Grundschulzeit zu stärken. Die Säulen sind Sozialkompetenz, Emotionalität, demokratische Grundprinzipien und wie in allen Bildungsbereichen unser Einrichtungsschwerpunkt Sprache.
Bereits für die Eingewöhnungszeit im August haben wir Voraussetzungen für den Projekteinstieg im September geschaffen. In unserer Gruppe finden täglich zwei Morgenkreise statt, einer für die Vorschulkinder, einer für die 3 bis 4-jährigen Kinder. Durch die Aufteilung möchten wir sicherstellen, dass alle Kinder entsprechend ihres Entwicklungsstandes durch die Inhalte der Morgenkreise gefordert und gefördert werden - und natürlich Spaß daran/ am Lernen haben. In beiden Morgenkreisen gelten dieselben Regeln sitzen bleiben, anderen zuhören, aufzeigen, wenn man etwas erzählen oder fragen möchte, die wir mit Bildkarten visualisiert haben.
Seit September kommt das Material, das wir dank der Unterstützung durch die Gelsenwasserstiftung beschaffen konnten, gezielt zum Einsatz. Im Fokus stehen aktuell Partizipation, Empathie und Konfliktlösungsstrategien.
Zum Thema Partizipation erarbeiten wir gerade mit den Kindern Artikel 12&13 der UN-Kinderrechtskonvention Recht auf Meinungsäußerung, Information und Gehör. Im Kita-Alltag, speziell in den Morgenkreisen, üben die Kinder ihre Wünsche und Meinungen zu äußern und den anderen zuzuhören, wenn diese an der Reihe sind. Zum Finden von Gemeinschaftsentscheidungen nutzen wir die "Demokratiesäule", in der die Kinder z.B. darüber abstimmen, welches Buch in der Ruhephase gelesen wird oder mit welchem Thema sie sich näher beschäftigen wollen.

Um eine sowohl starke als auch empathische Persönlichkeit zu entwickeln, müssen wir uns unserer Emotionen bewusst sein und die Stimmungen unserer Mitmenschen deuten können. Um das zu üben, nutzen wir u.a. Bildkarten zum Thema Emotionen, die zum Nachdenken, in sich hineinfühlen und erzählen anregen, Bilder- und Sachbücher sowie den neu erworbenen Gefühlsstern. Mit letzterem können die Kinder detaillierter darstellen und erzählen, aus welchen Gefühlen sich ihre aktuelle Stimmung zusammensetzt.
Seit etwa sechs Wochen ist auch der "Konfliktlösungsteppich" oder wie einige Kinder z.Zt. sagen: "wo man sich wieder vertragen kann" im Einsatz. Er hat seinen Platz im Nebenraum gefunden, damit die Kinder Ruhe haben, um Konfliktlösungsstrategien kennen zu lernen und zu trainieren. Einigen der älteren Kinder nutzen den Teppich bereits auf eigene Initiative, wir begleiten die Kinder aber noch komplett und unterstützen das Gespräch. Auf dem Teppich befinden sich vordergründig zwei große Kreise, die sich schneiden. In jedem Kreis nimmt eine "Streitpartei" Platz, in die Mitte/ die Schnittfläche kann bei Bedarf das "Streitobjekt" gelegt werden. Nun bekommt jeder Ruhe und Zeit, um seine Wahrnehmung der Streitsituation zu schildern. Mit Hilfe des Beisitzers päd. Personal hören die Kinder einander zu, machen Vorschläge, suchen nach Lösungen/ Kompromissen, um schließlich zu einer Einigung zu kommen.
In sämtlichen Aktivitäten regen wir die Kinder zum Erzählen und miteinander reden an, setzen Bücher ein, sind sprachliche Vorbilder und leben so die alltagsintegrierte Sprachbildung.