Sekundarschule Hassel
Die Sekundarschule Hassel möchte im Rahmen eines Projektes mit der Profilgruppe NW einen Färbergarten anlegen. Die Pflanzen und Pflanzenteile aud dem angelegten Färbergarten werden verarbeitet, um Farbstoffe und eigene Malmittel zu gewinnen und herzustellen. Neben Anbau und Pflege der Pflanzen ist auch der Weg von der Pflanze zum Malmittel Teil des Projektes. Die Pflanze wird dabei in ihre einzelnen Segmente, wie Früchte, Blüten, Blätter, Stiele, Borke, und Wurzel unterteilt. Diese Teile werden separat bearbeitet, wobei in den meisten Fällen das einfache Pürieren noch nicht den Farbstoff auslöst. Es muss beispielsweise fermentiert werden oder es müssen verschiedene Gärungs- bzw. Fäulnisprozesse ablaufen. Dazu setzt man dem Pflanzenbrei z.B. heißes Wasser, Salze, Zucker oder Essig zu. Diese gewonnene Maische wird schließlich durchgesiebt und der Farbstoff wird letztlich auf ein Trägermaterial, wie z.B. Alaun, Eierschalen, Kreide oder Kalk gebracht.
Ein »Färbergarten« an sich ist eine Nutzfläche für Färberpflanzen oder auch ein Naturraum, in dem Pflanzen mit färbenden Essenzen zu finden sind. Die Anwendung von alten, traditionellen Färberrezepten, die mit der Industrialisierung der Farbproduktion weitgehend in Vergessenheit geraten sind, ermöglicht in manuell-handwerklicher Produktion - teils mittels historischer Techniken - die Herstellung einer weiten Palette von natürlichen Farben. Ziel ist es auf der freien Rasenfläche hinter dem Schulgebäude der Sekundarschule Hassel einen solchen Färbergarten anzulegen.
In der Kinder- und Jugendarbeit eignet sich der Färbergarten als interdisziplinäres Lernobjekt: Die Anlage eines Färbergartens, Pflanzenanbau und -pflege in Gruppenarbeit sowie die vielfältigen Möglichkeiten zur Erarbeitung von Techniken zur Herstellung von Tinten, Stofffarben, Kosmetika, Wandfarben und farbigen Speisen eröffnen ein weites Betätigungsfeld in dem ökologische, biologische, aber auch physikalische und chemische Zusammenhänge veranschaulicht werden. Darüber hinaus werden über das eigene »Aktiv-Werden« vornehmlich draußen in der Natur bei der Farbherstellung - das Mörsern, Pressen, Einkochen Beimischen etc. - motorische und koordinative Fähigkeiten geschult. Durch die unmittelbaren Erfahrungen bei der Farbgewinnung wird das Interesse an weitergehender kreative Arbeit mit der gewonnenen Pflanzenfarbe Malerei, Batik, Schminke, Kalligraphie etc. angeregt. Der Färbergarten ermöglicht in pädagogischer Begleitung die anschauliche Vermittlung von biologischen Prozessen z.B. Lebenskreisläufen, ökologischen Zusammenhängen, chemischen Reaktionen und weiteren Themenstellungen zur Geschichte des Färbens etc.. Interdisziplinäre Zusammenhänge werden in der praktischen Arbeit sichtbar. So wird über die eigenen Erfahrungen beim Anbau der Färberpflanzen und der Herstellung der Pflanzenfarbe Wissen effektiv vermittelt und wirksam verinnerlicht. Der Färbergarten als Gemeinschaftsprojekt kann weitere kommunikative Effekte erzeugen. So können Samen, Pflanzen, Farben und das Wissen um Herstellungstechniken ausgetauscht und gemeinsame Aktionen z.B. Ausstellungen, Gemeinschaftsbilder usw. organisiert werden. Es eröffnet sich ein breites Experimentierfeld, in dem Kinder und Jugendliche mit ihrem »neuen alten Wissen« und ihren Erfahrungen zu Multiplikatoren werden.
Nach schulischen Vorüberlegungen zu geeigneten Projekten an unserer Schule im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung, entschieden wir uns zur Anlage eines Färbergartens.
Als Auftakt fand Ende April ein Workshop zur Anlage eines Färber-gartens, seiner Nutzung zur Herstellung von Pflanzenfarben sowie der pädagogischen Einbindung in Unterricht und Schulleben statt.
Wir haben hier Schüler, Eltern, Kollegen und Vertreter verschiedener Institutionen unseres Stadtteil beteiligt.
Moderiert wurde die Veranstaltung vom Essener Künstler Peter Reichenbach, gleichzeitig Gründer der Initiative "Seven gardens". Genauere Informationen hierzu finden sich unter www.sevengardens.eu.
Im Anschluss daran wurde während einer Projektwoche von einer Arbeitsgruppe der schuleigene Färbergarten angelegt.
Vom Ausschachten des Bodens, über das Setzen von Randsteinen bis hin zum Aufschütten und Festigen des Mutterbodens war eine Schülerarbeitsgruppe aktiv.
Eine weitere Gruppe erstellte einen Plan zur Gestaltung und Bepflanzung des Färbergartens und setzte diesen um.
Seither kümmert sich eine Färbergarten-AG um die regelmäßige Pflege des Gartens und seiner Pflanzen und stellt natürliche Farben her, die im Kunstunterricht der Schule eingesetzt werden.
Auf einem Gemeindefest im Sommer konnten wir unseren Färbergarten, die Herstellung von Pflanzenfarben und beispielhaft ihre Nutzung für die Gestaltung von Glückwunschkarten einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen.
An einer Einbindung des Färbergartens in den naturwissenschaftlichen Unterricht arbeiten wir zur Zeit.
Im nächsten Frühjahr ist die flächenmäßige Erweiterung geplant.