EFZ.Marien-KiTa Nottouln
Wir, die pädagogischen Fachkräfte der EFZ.Marien-KiTa, wollen unsere Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und stärken. Ihnen Vertrauen geben, um sich sprachlich zu definieren, ihre Gefühle zu verstehen und bewusst benennen zu können. Wir wünschen uns, unsere Kinder über Diversität aufzuklären, Stigmatisierungen zu lösen und ein vorurteilsbewusstes Denken zu etablieren. Im Laufe des Kitajahres ist uns, besonders bei den Vorschulkindern, aufgefallen dass ihnen Selbstbewusstsein und die sprachlichen Voraussetzungen fehlen, um sich mit ihren Gefühlen und den Herausforderungen des Alltages auseinander zu setzen. Fehlender Wortschatz, Satzbau und Grammatik verursachen bei so manchem Kind ein ungutes Gefühl, das sich beispielsweise durch hängende Schultern oder gar Tränen zeigt. Das Vergleichen mit Anderen und die Bewertung durch Mitmenschen , stellt viele Kinder vor große emotionale Herausforderungen. Sprache als Werkzeug und die Akzeptanz der Unterschiedlichkeit und Vielfalt ist bei den Kindern in der gesamten Einrichtung ein großes Thema. Fragen und Äußerungen wie: "Wieso hast du Nagellack, das ist nur für Mädchen.", "Das ist billig, das ist von action." , "Wieso redest du so komisch.", "Hör auf zu weinen, du hast doch nichts." werden vermehrt unter den Kindern hörbar. Gefühle definieren, richtig einordnen und bei anderen erkennen, ist eine Grundvoraussetzung für ein respektvolles und tolerantes Miteinander und eine positive Identitätsentwicklung. Unsere ländlich gelegene KiTa kommt wenig mit kultureller Vielfalt und den unterschiedlichen Genderrollen in Berührung. Unser Einzugsgebiet deckt die "behütete Mittelschicht" ab, es gibt nur wenige sichtbare Unterschiede. Bei näherem Hinsehen und Hinhören zeigt sich ein anderes Bild. Es gibt das Kind, das kaputte und zu kleine Schuhe trägt. Es gibt das Kind aus der Patchwork-Familie, das Kind aus der Großfamilie, das Einzelkind.... Gerne möchten wir mit diesem Projekt das einzelne Kind weiter stärken und sie für ein tolerantes Miteinander sensibilisieren.
Dieses Projekt soll bei den Kindern Ressourcen schaffen, sie stark genug dafür zu machen , sich und andere so zu akzeptieren wie sie sind. Eine genderneutrale Haltung fördern und einen respektvollen Umgang in unserer Einrichtung bewirken. Sprache soll für die Kinder ein Werkzeug sein, um ein gutes Miteinander im Alltag zu erleben. Die Akzeptanz der Vielfalt ist bei den Kindern der gesamten Einrichtung ein großes Thema. Insbesondere soll dabei der Umgang mit den eigenen Gefühlen im Fokus stehen.
Zunächst müssen wir in unserem Multiprofessionellen-Team unsere Räumlichkeiten und das Spielmaterial bewerten und reflektieren. Haben wir genügend Möglichkeiten für die nicht deutschsprachigen Kinder sich "sprachlos" zu beschweren, bzw. ihre Gefühle und Anliegen Gehör zu verschaffen? Besonders bei der Sichtung des Spielmaterials ist uns Handlungsbedarf bewusst geworden. Uns fehlen, auch dem Alter der Kita geschuldet, moderne Bücher, die den unterschiedlichen Familienkonstellationen und Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft gerecht werden. Unsere Bücher bedienen in der Regel lediglich das Konzept "Vater, Mutter, Kind". Inklusives Spielmaterial, wie unterschiedlich aussehende Puppe und hautfarbene Stifte in allen Oktaven sind in unserer Kita noch keine Normalität. Bilderbücher zur Behinderung, zum Leben in einer Regenbogenfamilie, Bücher zum Thema Armut etc. fehlen. Durch diese Materialien wollen wir Gesprächsanlässe, neue Spielmöglichkeiten und gemeinsame Erlebnisse schaffen und das Gemeinsame der Kinder unterstützen.
Den Einstieg unseres Themas haben wir auf die verschiedenen Altersgruppen unserer Einrichtung ausgelegt. Allen Altersgruppen gemein war das Angebot an verschiedenen, vielfältigen Materialien.
Um die Kinder auf das Thema einzustimmen haben wir verschiedene Alltagsmaterialien und Naturmaterialien mit den Kindern betrachtet und sortiert. Die Fülle an verschiedenen Schuhen, Blättern, Nudeln, Autos, Tieren haben die Kinder eingeladen innerhalb einer Gruppe Untergruppen zu finden und zu benennen.
Schuhe:
Es gibt Stiefel, Schläppchen, Schleifenschuhe, Halbschuhe etc. und dennoch sind es alles Schuhe.
Tiere:
Es gibt Tiere die leben an Land, einige können fliegen, andere schwimmen, wieder andere haben mehrere Fähigkeiten. Dennoch sind es alles Tiere.
Blätter:
Es gibt Ahorn-, Eichen-, Buchen-, Kastanienblätter und dennoch sind es alles Blätter.
Diese Kategorisierung haben wir innerhalb des Kitatages immer wieder aufgenommen und sind mit den Kindern ins Gespräch gegangen, was ist gleich, was unterscheidet sich und trotzdem gehören diese Dinge, Tiere etc. zusammen. Das Thema wurde in den Abschlusskreis mitgenommen und innerhalb von Spielen, Liedern etc. weiter umgesetzt.
Nachdem die Kinder viele verschiedene Impulse zu der Thematik angeboten bekommen haben, haben wir den Transfer auf die Unterschiedlichkeit und das Gleich-sein von uns Menschen gemacht. Immer mit dem Fokus, "Jeder/jede ist gut so wie er/sie ist"
Der eine ist groß, der andere klein. Der eine hat helle Haut, der andere dunkle. Die eine kann gut klettern und springen, die andere schnell rennen.
Innerhalb des Alltags fanden wir vielfältige Unterschiede und Dinge die gleich waren. Die Kinder stellten fest, das die verschiedenen Fähigkeiten /Unterschiede den Gruppen- und Kitaalltag bereichern und nicht behindern müssen. Jeder ist gut so wie er ist. Das Wissen und Können des andern kann mir helfen. Ich kann meine Hilfe einem anderen anbieten und ihn so unterstützen.
Die Achtsamkeit unter den Kindern hat sich verändert, der Zusammenhalt wurde gestärkt. Die Gemeinschaft der Kitakinder innerhalb der Einrichtung ist weiter zusammengerückt und Unterschiede werden als Bereicherung erlebt.
Durch die verschiedenen Verkleidungsmaterialien, die Bilderbuchgeschichten und Materialien wie Puzzle, Brettspiele und so weiter haben wir die Thematik weiterhin in unserer Einrichtung greifbar behalten und arbeiten Stück für Stück und Tag für Tag daran weiter.