Gewaltfrei Lernen

Ansprechpartner:

Frau Krömker

Institution:

Schule am Deich

  • Gathstraße 10
    47495 Rheinberg

Beschreibung und Ziele:

Gewaltfrei Lernen ist eine sinnvoll kombinierte Schulung der Kooperationsfähigkeit und des Konfliktverhaltens. Es werden wortstarke Reaktionen und gewaltlose Befreiungen als sinnvolle Handlungsalternativen zum Schlagen, Provozieren oder Beleidigen ermittelt. Bei Gewaltfrei Lernen handelt es sich um eine bewegungsreiche, ganzheitliche Konfliktschulung zur Förderung der Teamfähigkeit, der Selbstbehauptung und wortstarken Konfliktfähigkeit. Gewaltfrei Lernen fördert spielerisch die Teamfähigkeit in Bewegungsaufgaben, die Eigen- und Fremdwahrnehmung, die Selbstbehauptung in Konflikten mit geschickter Körperreaktion sowie Konfliktlösungen über Aussprachen und Wiedergutmachungen. Weitere Informationen: www.gewaltfreilernen.de.

Nach den durch die Corona-Pandemie gekennzeichneten Schuljahren ab März 2020 mit Schulschließung, Schließung von Kindertagesstätten, Distanzunterricht und zahlreichen weitgreifenden Einschränkungen im sozialen Miteinander der Schülerinnen und Schülern, war es dem Kollegium der Schule im Schuljahr 2022/2023 wieder ein besonderes Anliegen, das soziale Miteinander der Kinder und somit eine Hilfe zu gewaltfreiem Lernen in den Fokus zu nehmen. Für die Schulneulinge in den Eingangsklassen bietet das Projekt die Gelegenheit, an Erfahrungen in der Kindertagesstätte anzuknüpfen und diese mit Blick auf den schulischen Alltag zu erweitern. In Bezug auf den Leitsatz des Schulprofils "Sich wohlfühlen und erfolgreich lernen" werden der Solidaritätsgedanke und die Verantwortung für und in der Gemeinschaft gefördert. Eine Stärkung des Selbstbewusstseins soll gerade auch im Miteinander vorangebracht werden. Seit dem Schuljahr 2012/2013 wird dieses Projekt "Gewaltfrei Lernen" in allen Klassen durchgeführt. Mit dem Schuljahr 2022/2023 wurde nach der "Corona-Pause" die Durchführung des Projektes in allen Klassen wieder aufgenommen. Mit der Antragsstellung zur finanziellen Unterstützung für das Schuljahr 2023/2024 wird eine kontinuierliche Weiterarbeit mit den Inhalten über die vier Grundschuljahre eines Kindes erneut angestrebt. Gesellschaftliche Teilhabe soll für die Kinder in einer selbstständigen Konfliktbewältigung im Alltag gut ermöglicht werden. Dieses Ziel sehen wir als multiprofessionelles Team in der Grundschule als gesellschaftlich sehr wichtig an und möchten es mit diesem Projekt umfassend unterstützen. Da die Basis des gewählten Konzepts bewegungsorientiert ist, erfüllt dies außerdem die Anforderungen im Profil unserer "bewegten Schule".

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Von Seiten des Veranstalters "Gewaltfrei Lernen" kommen Projektleiterinnen und Projektleiter in die Schule, um mit den Schülerinnen und Schülern der unterschiedlichen Jahrgänge in kindgerechter Weise im Klassenverband gemeinsam alternative Verhaltensweisen zu verbaler/ körperlicher Gewalt zu erarbeiten und z.B. in Rollenspielen einzuüben. Konkret benannte Herausforderungen der anwesenden Kinder, ihre Auseinandersetzungen und mögliche Probleme bilden den Ausgangspunkt für die Weiterarbeit mit den Projektleitern. Die daraus resultierenden Absprachen, z.B. die "Stopp-Regel" finden sich als Grundlage in der Schulordnung der "Schule am Deich" wieder. Selbstverständlich spiegeln sich die behandelten Aspekte auch im Regelrahmen der beiden Betreuungsmaßnahmen "Verlässlicher Halbtag" und "Offene Ganztagsschule" wieder. Sie sind Grundlage des Umgangs in der Schule miteinander und bilden ebenfalls einen wichtigen Leitfaden in der Ausbildung der schulinternen Streitschlichter. Die ersten Klassen erhalten je drei Einheiten von 90 Minuten zur Einführung in das Programm. Jede Klasse der Jahrgänge 2-4 wird in je zwei Einheiten von 90 Minuten weiter gefördert. Es werden Fairnessregeln besprochen, spielerisch Kräfte gemessen, eine selbstsichere Körperhaltung geschult. Teamfähigkeit und Empathie innerhalb der Klassen- und Schulgemeinschaft sind wichtige Stichworte im Rahmen der Projekteinheiten mit einem Trainer von Gewaltfrei lernen. Die Schülerinnen und Schüler lernen bzw. vertiefen in den höheren Jahrgängen unterschiedliche Reaktionsübungen bei sprachlichen Beleidigungen und erwerben bzw. erweitern ihr Handlungsrepertoire, um Konflikte des Schulalltags besser lösen zu können. Wie wichtig es ist, dass sich Mimik, Körperhaltung und Gestik z.B. bei der "Stopp-Regel" sinnvoll ergänzen, um eindeutig eine Grenze zu setzen, wird in praktischen Übungen nachvollzogen. Innerhalb der Projekteinheiten gibt es Einzelübungen, Partner- und Gruppenaufgaben sowie auch vielfältige Aufgaben im Klassenverband. Bezogen auf den Leitsatz der Schule am Deich "Sich wohl fühlen und erfolgreich lernen" wird an vielen Stellen deutlich, wie wichtig es ist, den Solidaritätsgedanken und die Verantwortung für und in der Gemeinschaft für die Kinder in handlungs- und bewegungsgeprägten Phasen erlebbar und nachvollziehbar zu machen. Die Stärkung des Selbstbewusstseins jedes einzelnen Kindes im Miteinander ist ebenso ein grundlegender Aspekt. Die im Projekt "Gewaltfrei Lernen" angesprochenen Themenbereiche und Aspekte spielen regelmäßig im Unterricht, im Klassenrat und in Gesprächen im Kinderparlament der Schule eine wichtige Rolle. Auf diese Weise werden die Kinder befähigt, ihre Möglichkeiten der selbstständigen Konfliktbewältigung im Schul- Alltag anzuwenden und stetig zu erweitern.

Rückblick:

Im Januar/ Februar 2024 fand die diesjährige Projektphase "Gewaltfrei lernen" in der Schule am Deich statt. Die zwei ersten Klassen erhielten je drei Einheiten von 90 Minuten zur Einführung in das Programm. Jede Klasse der Jahrgänge 2-4 wurde in je zwei Einheiten von 90 Minuten weiter gefördert.

Die Referentin gestaltete in den beiden ersten Klassen die Trainingseinheiten abwechslungsreich sowie an die Altersstufe der Kinder angepasst. Auf Fragen der Kinder wurde jederzeit eingegangen. Die eingesetzten Spiele, Begrifflichkeiten und Anweisungen für den Einstieg in "gewaltfrei lernen" waren gut nachvollziehbar und umsetzbar für jedes Kind. Spannung und Entspannung wurden erlebbar.
In den drei zweiten Klassen wurden die Einheiten ebenso abwechslungsreich mit Übungen und Theorie gestaltet, so dass die Kinder für den täglichen Umgang miteinander und untereinander etwas mitnehmen konnten. Übungen aus dem ersten Schuljahr wurden aufgefrischt und einige neue Übungen eingeführt. Dementsprechend gut beteiligten sich die Kinder an allen Aktionen. Die Referentin hatte einen aufmerksamen Blick für alle Kinder der Lerngruppe und band sie mitgestaltend in den Ablauf ein.
Die Kinder der beiden dritten Klassen konnten in dieser Einheit mit dem Drachen Draco und der Referentin bereits gelernte Handlungsmuster wiederholen und sichern, sowie Handlungsbeispiele für herausfordernde Situationen mit wütenden und aggressiven Personen ausprobieren. Die Trainerin war dabei ganz nah an den Kindern, nahm Fragen auf und konnte kindgerechte Formulierungen für Situationen finden. Mit sehr klaren Beispielen wurden alltägliche Situationen der Kinder im Workshop aufgegriffen. Durch die spielerischen Wiederholungen hatten die Kinder Gelegenheit, Handlungsalternativen zu erproben und ansatzweise bereits zu sichern.
Die Viertklässler diskutierten über die verschiedenen Ebenen von Gewalt: Neben der körperlichen Gewalt wurde das Gefühl, beleidigt, ausgelacht und ausgegrenzt zu werden als noch schmerzvoller empfunden. Für entsprechende szenische Spiele stellten sich besonders "mutige" Kinder zur Verfügung. Hierbei zeigte die Trainerin sehr einfühlsam und überzeugend Möglichkeiten auf, diesen Situationen selbstbewusst zu begegnen. Auch die "Zuschauer" wurden ermutigt, dem "Opfer" zu helfen, indem sie sich z.B. aus Gruppenzwängen befreien und sich auf die Seite des Schwächeren stellen.
Da die "Großen" auf der weiterführenden Schule schon bald wieder die "Kleinen" sein werden, gab es von der Referentin die deutlichen Botschaften:
1. Gehe selbst aus unangenehmen Situationen heraus!
2. Sage kräftig und entschieden "NEIN!"
3. Suche Trost und Rat bei einer vertrauten Person!
Bezogen auf den Leitsatz der Schule am Deich "Sich wohl fühlen und erfolgreich lernen" wurde an vielen Stellen erneut deutlich, wie wichtig es ist, den Solidaritätsgedanken und die Verantwortung für und in der Gemeinschaft für die Kinder in handlungs- und bewegungsgeprägten Phasen erlebbar und nachvollziehbar zu machen. Die Stärkung des Selbstbewusstseins jedes einzelnen Kindes im Miteinander war ebenso ein grundlegender Aspekt.
Im Laufe des Schuljahres werden nun die wichtigsten Übungen und Strategien dieser Projektphase im Rahmen des Klassenunterrichtes regelmäßig in kurzen Sequenzen wiederholt und geübt. Dieses Trainieren ist wichtig, damit die alternativen Bewegungen und Sprüche zu echten Handlungsalternativen für jedes Kind und selbstverständlich für das gemeinsame Handeln im Schul-Alltag werden.