DRK Tageseinrichtung für Kinder "Emshöhle"
In unserer Einrichtung werden insgesamt 100 Kinder im Alter von vier Monaten bis zum Schuleintritt betreut. Je nach Alter der Kinder werden sie auf fünf Gruppen aufgeteilt. Durch diese große Alterspanne entstehen unterschiedliche Bedürfnisse und Entwicklungsstufen. Wir möchten mit unserem Projekt etwas in unserer Einrichtung anbieten, das allen Kindern mit unterschiedlicher Herkunft, Alter und Entwicklungsstand zugutekommt. Literacy ist ein Begriff der vielen pädagogischen Fachkräften bekannt ist, aber im Elementarbereich kaum bis gar keine Beachtung findet. Dies möchten wir durch unser Projekt in unserer Einrichtung ändern. Dabei wollen wir uns mit den Fragen "Was ist Literacy eigentlich?" und "Wie kann Literacy im Elementarbereich umgesetzt werden?" auseinandersetzten und ganz praktische Methoden und Aktionen erarbeiten sowie dauerhaft in unseren pädagogischen Alltag einbringen. Mit der Förderung der Literaturkompetenz wird eine gewisse Vertrautheit mit der Literatur und der Sprache geschaffen. Dies umfasst, die Sprechfreude und das Interesse an Dialog eines jeden Kindes zu wecken, sowie die Dialog Fähigkeit zu erweitern. Literacy ist ein Konzept, dass sich auf die frühe Kindheit bezieht und kindliche Erfahrungen rund um die Buch-, Erzähl-, Reim- und Schriftkultur erfasst. Da wir eine "Sprachkita" sind, haben wir uns im Team bereits mit dem Thema Literacy auseinandergesetzt und Methoden erarbeitet. Nun möchten wir von dem theoretisch erarbeiteten Teil den Übergang in die Praxis gestalten. Durch dieses Projekt möchten wir unserer Einrichtung ermöglichen das Repertoire an bereits bestehenden Büchern und Medien zu erweitern. Wie bereits beschrieben soll durch Literacy das Interesse an Schrift- und Sprachkultur geweckt werden. Außerdem ist es uns wichtig, dass alle Kinder der Einrichtung unabhängig von Alter und Entwicklungsstand von diesem Projekt profitieren. Die häufigste Methode dabei war die Verwendung von Bilderbüchern. In der aktuellen Entwicklung der Medien rückt das "normale Bilderbuch" aber immer mehr in den Hintergrund und wird durch andere Medien ersetzt. Wir möchten mit dem Projekt das klassische Bilderbuch wieder interessanter machen und mit anderen Medien ergänzen anstatt zu ersetzen. Dabei möchten wir Klassiker neu interpretieren und somit das Interesse der Kinder an Bild- und Schriftkultur wecken. Ein Buch bringt bereits viele Informationen über Literatur. Kinder erfahren was ein Titel ist, was das Wort Autor und Illustrator bedeutet, dass wir Bücher von links nach rechts und von oben nach unten lesen. Dieses Wissen erlangen die Kinder ganz nebenbei und spielerisch. Damit ein Kind Spaß und Freude bei der Betrachtung eines Bilderbuches hat, sollte das Buch in einem guten Zustand und ansprechend für die Kinder sein. Da unsere Bücher täglich von 100 Kindern genutzt werden bleibt es nicht aus, dass die Bücher teilweise sehr abgenutzt sind und Schäden aufweisen. Seiten reißen ein, sind zerknickt oder fehlen ganz. Auch wenn wir mit den Kindern einen korrekten Umgang mit Büchern und anderen Medien erarbeiten bleiben dies Schäden nicht aus. Daher würden wir gerne einige unserer bereits vorhandenen Bücher, vor allem die Klassiker, gegen neue ersetzen. Außerdem möchten wir durch die Anschaffung von Kamishibai-Karten, Kniebüchern und Büchern in anderen Sprachen die Vielfalt in unserer Bücherei erweitern. Zudem möchten wir das Angebot durch Büchertaschen erweitern, die wir mit Büchern und entsprechenden Materialien bestücken und als Leihgabe an die Eltern weitergeben. So bekommt unser Projekt auch einen Bezug zum Elternhaus der Kinder und wird zu einem zentralen Punkt in der Lebenswelt der Kinder. Gerade Eltern zu begeistern und mit einzubeziehen, ist von unschätzbarem Wert in diesem Zusammenhang. Außerdem möchten wir Tiptoi Stifte und entsprechende Bücher anschaffen, um auch hier noch einmal eine andere Methode anzuwenden und um die Neugierde der Kinder wecken. Dies ermöglicht den Kindern einen selbstständigen Umgang mit Büchern, Puzzeln und weiteren Medien. Ebenfalls möchten wir mit der örtlichen Bibliothek in Rietberg zusammenarbeiten. Dort gibt es die Möglichkeit Bücherkisten zu bestimmten Themen auszuleihen, das Bilderbuchkino zu besuchen oder die "Leselotte" in den Kindergarten einzuladen. Hier erleben die Kinder eine weitere Möglichkeit mit Medien in Kontakt zu kommen und dies auch außerhalb der Kita zu nutzen.
Bereits in den Bildungsgrundsätzen vom Land NRW ist Literacy unter dem Punkt "Sprache und Kommunikation" S.94 als Bildungsauftrag verankert. Im Bereich Literacy geht es darum, die Lust der Kinder am Umgang mit Bilder- Büchern, Geschichten, Erzählungen und Reimen zu wecken. Kinder entdecken die Schrift als ein Medium, gesprochene Sprache festzuhalten und sich mit anderen auszutauschen. Literacy eröffnet den Kindern einen Einblick in die Komplexität der Sprache. Dabei ist es uns zunächst wichtig, durch unser Projekt eine Vernetzung der Bildungspartnerschaft zwischen Elternhaus und uns als Bildungseinrichtung zu schaffen und somit die Voraussetzungen für die Literacy-Entwicklung zu schaffen. Durch ansprechende Bücher und andere Medien möchten wir den Kindern ermöglichen, ihr Interesse an Schreiben und Schrift zu wecken und dieses geweckte Interesse weiter ausleben zu können. Dabei spielen die Neugierde und die intrinsische Motivation der Kinder eine große Rolle. Nur wenn die Kinder eine intrinsische Motivation entwickeln, werden ihre Bedürfnisse nach der aktiven Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt befriedigt. Diese Erfahrungen benötigen Kinder um ihr Handeln in ihrer Umwelt anzupassen und sich zu orientieren. Daher ist es uns wichtig, das richtige Material zu Verfügung zu stellen, damit die Kinder aus ihrer eigenen Motivation heraus Interesse an Bücher/Geschichten/Reimen/Schrift entwickeln. Durch die verschiedenen Aktionen und Veränderungen möchten wir die Vertrautheit mit Buch- und Schriftkultur vertiefen und stärken und dadurch nachhaltig in unseren Alltag einbinden. Mit unserem Projekt möchten wir folgende detaillierte Ziele erreichen: • Grundkenntnisse über Bücher und andere Medien Titel, Autor, Illustrator, ... • Was sind alles Medien? Welche Unterschiede zwischen den Medien gibt es? o Was ist der Unterschied zwischen einem Buch und einem Buch auf einem Tablet? o Was ist der Unterschied zwischen einem Kinofilm und einem Bilderbuchkino? o Was genau ist ein Kamishibai? • Wie gehen wir mit Büchern und anderen Medien um? o Werte und Normen im Umgang mit Medien sollen den Kindern vermittelt werden o Bei unsachgemäßem Gebrauch gehen sie kaputt o Sie sind teuer und können nicht einfach ersetzt werden o Bewusstes konsumieren von Medien • Die Kinder sollen die Möglichkeit bekommen sich eigene Geschichten zu überlegen und diese mit unserer Hilfe zu dokumentieren und eigene Bücher daraus zu erstellen • Durch neue Stempel und besondere Schreibmaterialien soll das Interesse an der Schreibkultur geweckt werden • Bei Besuchen der Stadtbibliothek erfahren die Kinder wo sie sich auch außerhalb der Kita mit Büchern beschäftigen können • Hiermit wollen wir Kindern ermöglichen, die Bücherei als eine Bildungseinrichtung kennen zu lernen • Durch den Besuch der "Leselotte" aus der Bibliothek wird die Neugierde der Kinder nochmal geweckt und sie bekommen noch einen neuen Bezug zum Thema Bilderbücher • Die Kinder sollen positive Einstellungen zu Büchern, Geschichten, Theater entwickeln und folgende Fähigkeiten erlangen: o Sinnverstehen o Lesefreude o Sprachliche Abstraktionsfähigkeit o Interpretieren o Erfinden o Unterschied zwischen Geschichten und realem Leben erkennen • Durch Bilderbuchbetrachtungen/Bilderbuchkino/Kamishibai sollen folgende Fähigkeiten entwickelt werden: o einfache Benennen der Dinge die man sieht Vor allem bei den jüngeren Kindern o definieren, umschreiben und erweitern o Beziehungen und Abfolgen herstellen o Deutungsprozesse entstehen lassen o Bezüge zum eigenen Leben herstellen o Zukunftsvermutungen aufstellen
Die Kinder sollen natürlich Mittelpunkt dieses Projektes sein und durch die Anschaffung der Materialien die Möglichkeit bekommen sich frei zu entfalten und ihren Interessen nachzugehen. Zunächst möchten wir durch Besuche der Stadtbibliothek das Interesse wecken und den Kindern die Möglichkeit geben, ihre bisherigen Erfahrungen mit Büchern und Medien zu erweitern. Im nächsten Schritt möchten wir durch attraktiv gestaltete Lese- und Bücherecken in den Gruppenräumen einen Ort für die Kinder schaffen, in der sie ungestört und in angenehmer Atmosphäre mit den neuen Materialien auseinandersetzen können. Durch die erneuerten Bücher steigt das Interesse der Kinder und weckt die Neugierde. Dabei soll es eine gute Balance zwischen freiem Erkunden und angeleiteten Aktionen geben. Hier können die Kinder ganz selbstständig mit den Materialien agieren und ihren Interessen nachgehen. In einem Bilderbuchkino möchten wir vor allem die Neugierde der Kinder wecken, die bisher noch wenig Erfahrungen mit Büchern gemacht haben und dadurch die intrinsische Motivation der Kinder wecken sich mit diesem Medium auseinanderzusetzen. Ebenfalls möchten wir das bereits bestehende Projekt "die Leselotte" der Stadtbibliothek Rietberg in Anspruch nehmen. Sie ist eine geheimnisvolle Raupe aus Stoff, die aus einem kuscheligen Kopf und 20 bunten Taschen besteht. Anders als andere Raupen möchte sie kein Schmetterling werden. Sie liest viel lieber. Darum trägt sie in ihren Taschen lauter tolle und spannende Bilderbücher mit sich herum. Die Leselotte soll einen Platz im Gruppenraum der Kinder bekommen, sodass diese täglich die Bücher der "Leselotte" selbstständig anschauen können. Durch die Neuanschaffung des TipToi Stiftes mit entsprechenden Büchern und Puzzle können sich die Kinder selbstständig im Bereich der Literacy erproben und ausprobieren. Eine weitere Methode der Literacy ist die Betrachtung von Bildern mithilfe eines Kamishibai. Gerade für Kinder die wenig Interesse an Bilderbüchern zeigen ist dies eine weitere Möglichkeit, den Kindern Literacy näher zu bringen. Durch die klassische Bilderbuchbetrachtung möchten wir weitere Aktionen ermöglichen in denen Geschichten weitergeführt, Hypothesen aufgestellt und Bücher verfilmt werden. Um ein ganzheitliches Projekt für die Kinder zu gestalten, möchten wir ebenfalls die Eltern auf die Wichtigkeit der Literacy-Erziehung aufmerksam machen. Dazu möchten wir ausgewählte Bilderbücher in sogenannte Büchertaschen verpacken und entsprechend didaktisches Material hinzufügen. Diese "Büchertaschen" können die Kinder und Eltern mit nach Hause nehmen und gemeinsam erkunden.
Nach dem wir die Zusage erhalten haben, dass die Gelsenwasser Stiftung unser Projekt fördert, haben wir damit begonnen den gesamten Bestand an Büchern und anderen Medien auf Vollständigkeit und Zustand zu überprüfen. Dabei haben wir uns jedes einzelne Teil angeschaut und überprüft, ob es im Bestand bleiben kann oder ersetzt werden sollte.
Dabei lag der Schwerpunkt auf den Bilderbüchern, den Kamishibai Karten und den Sachbüchern. Besonders die Klassiker unter den Bilderbüchern waren sehr abgenutzt und wenig ansprechend für Kinder. Seiten waren eingerissen oder fehlten komplett. Einige Bücher wurden bereits so oft repariert, dass die Farben nicht mehr klar ersichtlich waren. Im Anschluss haben wir dann eine Liste mit den Büchern erstellt, die wir ersetzen wollten.
Bei der Sichtung der Kamishibai Karten wurde deutlich, das wir dort noch eine sehr kleine Bandbreite an Themen abdecken konnten. Hauptsächlich hatten wir Sets zu den Festen im Jahreskreis, aber noch keine Geschichten. Auch hier haben wir gemeinsam im Team erarbeitet, welche Kamishibai Karten für unsere Einrichtung passend wären.
Nachdem alle Medien gesichtet wurden, haben wir eine Liste erstellt, welche wir ersetzen und erweitern wollten. Nun haben wir uns auf die Suche nach einem Partner gemacht, der uns in diesem Bereich kompetent beraten kann.
In der Buchhandlung Pegasus in Verl konnten wir unsere Ideen und Vorstellungen äußern und mit zwei Kolleginnen an einem Vormittag in der Buchhandlung unsere Bestellwünsche aufgeben. Besonders in den Bereichen, die wir komplett neu anlegen wollten, waren wir auf die Fachkompetenz der Buchhandlung angewiesen. So wurden uns viele neue Bilderbücher vorgestellt und erläutert.
Gerade im Bereich TipToi hatten wir noch gar keine Erfahrungen oder Materialien. Dort konnten wir uns mit der Thematik auseinandersetzen und so die passenden TipToi Stifte und Bücher für unsere Einrichtung auswählen. Büchertaschen haben wir ebenfalls angeschafft und Themen für die Taschen erarbeitet.
Während der Bestell- und Lieferzeit haben wir die Zeit genutzt und das Bücherregal neu strukturiert und eine neue Katalogisierung entwickelt. So ist es für alle Kolleginnen übersichtlich und spart enorm Zeit bei der Suche nach bestimmten Medien.
Als die Bestellungen eingetroffen sind, haben wir begonnen diese in das neue System einzupflegen und zu sortieren.
Ebenfalls haben wir die TipToi Stifte für alle Gruppen mit den entsprechenden Medien, die wir nun in unserer Einrichtung haben, bespielt und gekennzeichnet.
Wir haben die Büchertaschen mit Büchern bestückt und entsprechendes Material zu den Büchern zusammengestellt. Nun können die Eltern diese Taschen ausleihen und mit den Kindern entdecken.
Durch Besuche in der Stadtbibliothek haben wir das Interesse der Kinder an Büchern geweckt und die Kinder haben eine intrinsische Motivation entwickelt. Das Projekt der "Leselotte" hat ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Bibliothek bei uns in der Kita stattgefunden.
In allen Gruppen haben wir die Leseecken nochmal genauer unter die Lupe genommen, sie neugestaltet und für eine gemütliche Atmosphäre gesorgt.
Nun sind die ersten Wochen vergangen, in denen die neuen Medien euphorisch von den Kindern erkundet wurden und ein hohes Interesse geweckt haben.
Die Mischung aus neuen "alten" Klassikern und komplett neuen Büchern macht unsere Leseecken zu einem ansprechenden Ort. Es fällt auf, dass sich viele Kinder sehr gerne und lange in den Leseecken aufhalten und viel Spaß an den neuen Büchern haben.
Besonders die neu angeschafften TipToi Stifte werden mit Begeisterung angenommen. Diese ermöglichen den Kindern selbstständig Bücher und Geschichten zu erkunden. In der momentanen Eingewöhnung der neuen Kinder, bietet der Tiptoi Stift gerade den Kindern mit einer anderen Muttersprache, Sicherheit das sie Geschichten und Lieder in ihrer Sprache hören können.
Die intrinsische Motivation konnten wir durch ein Bilderbuchkino wecken und vor allem die Neugierde der Kinder, die sich mit diesem Medium noch wenig auseinandergesetzt haben.
Auch die ersten Angebote mit dem Kamishibai sind gestartet und sind auf hohes Interesse der Kinder gestoßen. Dies ist für viele Kinder ein komplett neues Medium, dass sie ausschließlich in der Kita kennenlernen.
Wir möchten uns ganz herzlich bei der Gelsenwasser Stiftung für die Unterstützung bedanken!