Anbahnung grundlegender Lese- und Schreibkompetenzen durch motivierende und handlungsorientierte Sprachmaterialien

Ansprechpartner:

Frau Billeke

Institution:

Petrigrundschule Werl

  • Langenwiedenweg 18
    59457 Werl

Beschreibung und Ziele:

Die Anbahnung grundlegender Lese- und Schreibkompetenzen ist ein zentrales Ziel des Anfangsunterrichts der Grundschule im Fach Deutsch. Mit Unterstützung der Gelsenwasser-Stiftung möchten wir unsere Schulanfänger noch gezielter fördern als bisher und unseren Sprachunterricht in der Schuleingangsphase mit neuen Sprachmaterialien attraktiver gestalten. Die von uns durchgeführte Schuleingangsdiagnostik im Herbst 22 zeigte, dass wir auch im kommenden Schuljahr 23/24 Schulanfänger bekommen werden, die sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen mit in die Schule bringen. Es werden Lernanfänger die Schule besuchen, die nicht oder nur kaum die deutsche Sprache beherrschen, die keinen Kindergarten besucht haben oder die in ihrer Gesamtentwicklung noch zurück sind. Demgegenüber werden auch zukünftige Erstklässler zu uns kommen, die sich unter sehr guten Lebensbedingungen entwickeln konnten, die in ihrer Gesamtentwicklung gut gefördert wurden und die zum Teil schon erste Lese- und Schreiberfahrungen gemacht haben. Neben vielfältigen individuellen Begabungen werden auch Kinder mit unterschiedlichsten Behinderungen unsere Schule besuchen. Es wird eine große Herausforderung werden, den Lern- und Leistungsunterschieden der Schülerinnen und Schüler möglichst gerecht zu werden. Für den Anfangsunterricht im Fach Deutsch bedeutet dies, dass wir verstärkt die individuellen Stärken und Schwächen eines jeden Kindes berücksichtigen und zugleich die Heterogenität einer Lerngruppe für gemeinsames Lernen besonders nutzen müssen. Wir wollen Lerninhalte zum Erstlesen und Schreiben so anbieten, dass den Lernanfängern aus der konkreten Handlung mit motivierenden Sprachmaterialien das Lernen im eigenen Lerntempo leichter gelingt. Im Klassenunterricht, aber besonders auch in den Freiarbeitsphasen oder Förderstunden könnten die Kinder selbstständig und handlungsorientiert neue, positive Lernerfahrungen mit dem konkreten Sprachmaterial auf verschiedenen Leistungsebenen machen. Die Materialien zum Schreiben lernen reichen vom Schreiben vorbereiten bis hin zum Wörter und Sätze schreiben. Das Lernen von Lesen und Schreiben geht dabei Hand in Hand. Mit den metallenen Einsatzfiguren werden die Feinmotorik der Finger, die Auge - Handkoordination sowie der Pinzettengriff und die Stifthaltung geübt. Die Umrisse der verschiedenen geometrischen Figuren und ihrer Rahmen werden mit Buntstiften nachgefahren. Beim Schraffieren der so entstandenen Flächen lernt das Kind Begrenzungen einzuhalten und erfährt, welcher Druck beim Ziehen von Linien nötig ist. Das Schreiben und das Einhalten der Schreibrichtung werden indirekt vorbereitet. Die Sandpapierbuchstaben bereiten das Schreiben als auch das Lesen vor. Durch das Nachspuren der Sandpapierbuchstaben mit zwei Fingern prägt sich deren Form sowohl optisch als auch haptisch in das Muskelgedächtnis ein. Dabei erfolgt die Verknüpfung mit dem phonetischen Laut. Es werden dabei alle Sinne angesprochen und es können unzählige Wiederholungen gemacht werden. Nachdem das Kind den neuen Buchstaben abgefühlt hat, kann es ihn mit dem Finger in die Sandwanne schreiben und zwar so oft, bis er ihm gut gelingt. Mit einem Glätter wird der feine Quarzsand immer wieder glatt gestrichen, was auch einen meditativen Charakter hat. Anschließend kann das Kind versuchen, den erlernten Buchstaben auf einer kleinen linierten Tafel mit unterschiedlichen Farbkreiden zu schreiben. Fehler oder nicht gelungene Buchstaben werden vom Kind einfach mit dem Tafellappen ausgewischt. Das Kind arbeitet weitgehend autark. Wenn das Kind viele Sandpapierbuchstaben kennen gelernt hat, arbeitet es mit dem Beweglichen Alphabet, einem Kasten, der alle Buchstaben in ausgesägter Form enthält. Die Buchstaben bestehen aus Holz. Mit dem beweglichen Alphabet lassen sich erste lautgetreue Wörter legen. Kleine Gegenstände oder Bilder werden ausgesucht und das Kind versucht die Laute abzuhören und den passenden Buchstaben zu legen. Beherrschen die Kinder alle zum Schreiben erforderlichen Bewegungen, können sie jetzt spontan Wörter notieren, sei es auf Tafeln oder Papier. Die Druckbuchstabenkästen beinhalten ebenfalls alle Buchstaben des Alphabets. In diesen Kästen ist aber der Großbuchstabe auf einer Seite, der Kleinbuchstabe auf der anderen Seite der Karte gedruckt. Mit den Druckbuchstaben kann das Kind Wörter, aber auch schon ganze Sätze legen. Anschließend kann der so vorbereitete Text in ein Heft abgeschrieben werden. Der individuelle Leseaufbau und die Erweiterung der Lesefähigkeit sind ein oberstes Ziel des Anfangsunterrichts. Lesen gilt als eine fächerübergreifende Schlüsselkompetenz. Daher soll beim Lernanfänger gezielt das Leseinteresse geweckt werden. Die Lesedosen1 und die Phonogramm-Lesedosen mit den kleinen Gegenständen sind für Kinder sehr attraktiv und ansprechend. Sie ermuntern sie zum "Schreiben" mit dem beweglichen Alphabet oder den Druckbuchstaben und fordern sie auch zum Lesen auf. Die Wortkarten werden gelesen und mit den Gegenständen gepaart. Genaues Lesen ist gefordert, da schon durch den Austausch eines anderen Buchstabens sich die Wortbedeutung ändert. Mit dem Super-Acht Arbeitsgerät können die Leseanfänger im Einzel- oder Gruppenspiel auf unterschiedlichsten Lernstufen ihre Lesekompetenz weiter aufbauen. Es gehören zu diesem Material verschiedene Anlautkarten, Lesewortkarten oder auch Lesesatzkarten. Auf der Rückseite der Karten ist der Anlaut der gezeichneten Motive, eine Zeichnung des zu erlesenden Wortes oder des zu erlesenden Satzes zu finden. Für die weitere Leseförderung der Erstlesekinder eignen sich die Lesehefte " Lesestart mit Eberhart" aus dem Mildenberger Verlag. Diese Erstlesehefte beinhalten kurze, kindgerechte Texte mit Silbentrenner in fünf Schwierigkeitsstufen. Der Schwierigkeitsgrad steigert sich von Lesestufe zu Lesestufe von kurzen, einfachen Sätzen zu zusammenhängenden Geschichten.

Mit diesem Projekt wollen wir es den zukünftigen Schulanfängern in der Schuleingangsphase erleichtern, ihrem individuellen Leistungsvermögen entsprechend Lesen und Schreiben zu lernen. Wir sind bestrebt, für jedes Kind das passende Lese- und Schreiblernangebot bereitzuhalten - egal ob es über keine oder nur wenige Deutschkenntnisse verfügt, sonderpädagogischen Förderbedarf hat oder bereits etwas schreiben und lesen kann. Besonders in den Freiarbeitsphasen oder Förderstunden könnten die Kinder selbstständig und handlungsorientiert neue, positive Lernerfahrungen mit dem konkreten Sprachmaterial auf verschiedenen Leistungsebenen machen. Da für viele Kinder anschauliche und handlungsorientierte Materialien besonders lernmotivierend sind, wollen wir durch den Einsatz der genannten Materialien den Einstieg in das Schreiben und Lesen erleichtern und das Lernen individueller gestalten. Durch die haptische, visuelle und emotional ansprechende Gestaltung der Materialien, erwarten wir, dass jedes Kind für seine Lernentwicklung möglichst gute Lernbedingungen vorfindet. Wir haben dieses Projekt ausgewählt, da gute Fähigkeiten im Schreiben und Lesen für den gesamten weiteren Bildungsweg von Kindern von großer Bedeutung sind. Durch die Arbeit mit den Materialien wird das selbstständige Lernen und konzentrierte Arbeiten gefördert. Die ausgewählten Sprachmaterialien sind nachhaltig. Sie können über Jahre eingesetzt werden und es kann mit ihnen beliebig oft gearbeitet werden, sodass auch viel weniger Papier verbraucht wird. So könnten wir die Zahl an Arbeitsblättern deutlich reduzieren.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Durch die Unterstützung der Gelsenwasser-Stiftung, konnte unsere Schule in den letzten Jahren für die Klassenstufen 3 und 4 in Mathematik und Deutsch bereits neue, handlungsorientierte Lernmaterialien anschaffen. Alle neu erworbenen Materialien wurden bisher von unseren Schülern und Schülerinnen sehr gut angenommen, sind stets im Gebrauch und unterstützen wunderbar das Lernen der Kinder. Für das Schreiben und Lesen lernen in den Anfangsklassen fehlen uns noch passende handlungsorientierte Sprachmaterialien. Durch den sonderpädagogischen Förderunterricht, die Sonderpädagogin besitzt die Materialien privat, sind den Schulkindern und den Lehrern diese Materialien bereits bekannt und werden bei Gelegenheit gerne mal ausgeliehen. Da das Material für leistungsschwache ebenso geeignet ist wie für leistungsstarke Kinder, wäre eine Anschaffung dieser ausgesuchten Materialien zum Lesen und Schreiben lernen für unsere zukünftigen ersten Jahrgangsklassen sehr wünschenswert. Eine Bewilligung unseres Projektantrages würde uns alle, Lehrer und Schüler/innen sehr freuen.

Rückblick:

Mit Unterstützung der Gelsenwasserstiftung konnten wir jetzt für die Anfangsklassen passende handlungsorientierte Sprachmaterialien anschaffen. Es gelingt es uns jetzt noch besser, grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen bei unseren Schulanfängern durch motivierende und handlungsorientierte Sprachmaterialien anzubahnen. Die Kinder haben die neuen Sprachmaterialien sehr gut angenommen. Es ist schön zu beobachten, wie sich die Schülerinnen und Schüler mit diesem Sprachmaterial Schritt für Schritt die ersten Buchstaben und Wörter erarbeiten. Die haptischen, visuellen und emotional ansprechenden Materialien scheinen die Kinder besonders gut zu motivieren, mit ihrer Arbeit anzufangen. Im Plenum lernen sie einen neuen Buchstaben kennen und bearbeiten dann anschließend im individuellen Tempo die verschiedenen Stationen ihres Laufzettels. Zu Beginn werden den Kindern von der Lehrkraft alle Stationen einmal vorgestellt, sodass alle Materialien auch sachgerecht genutzt werden können. Das Abfühlen der Sandpapierbuchstaben in der richtigen Schreibrichtung und das bewegungsrichtige Schreiben in den Sand sind uns dabei besonders wichtig. Die Kinder arbeiten wirklich konzentriert und streichen anschließend mit dem Glätter den Sand wieder für das nächste Kind glatt. Die Kinder lieben es, Buchstaben in den Sand zu schreiben und sich auch mal den feinen Quarzsand durch die Finger rieseln zu lassen. Die Kinder werden angehalten, den Sand nicht mutwillig zu verstreuen, was sie auch meistens beherzigen. Etwas Sand geht schon mal verloren, aber er kann am Ende des Tages leicht aufgefegt werden. Das bewegliche Alphabet und auch das Super Acht Spiel werden zurzeit besonders zum Anlaut bestimmen genutzt, teils in Einzelarbeit, aber auch zu zweit oder in der Gruppe. Den Jungen und Mädchen macht das Schreiben mit verschiedenen Tafelkreiden auf den kleinen linierten Tafeln besonders Spaß. Einige Kinder schreiben auch schon erste Wörter auswendig. Die Tafeln werden vom Kind nach Beendigung seiner Arbeit sauber geputzt wieder zurückgestellt. Einzelne Kinder, die schon erste Buchstaben bei Schuleintritt kannten oder auch schon Wörter lesen konnten, arbeiten gerne mit den Lesedosen1, den Phonogramm-Lesedosen und den Druckbuchstabenkästen. Bei Nutzung dieser Materialien ist es wichtig darauf zu achten, dass die Schultaschen geschlossen sind, damit sich keine kleinen Sachen darin verirren.
Wir halten die Kinder immer wieder dazu an, mit den Materialien sorgfältig umzugehen und nach Beendigung der Arbeit, die Kästchen mit den Gegenständen auf Vollständigkeit zu überprüfen. Mit den metallenen Zeichenfiguren haben erst wenige Kinder gearbeitet, da anfangs die passenden Schreibunterlagen noch fehlten. Außerdem muss jedem Kind die korrekte Handhabung in einer 1:1 Darbietung gezeigt werden, was am Schuljahresanfang nicht immer möglich war, aber demnächst verstärkt erfolgen wird. Die Themenhefte für Erstlesekinder Lesestart mit Eberhard finden ebenfalls großen Anklang. Einige Schüler und Schülerinnen blättern oder lesen schon vor Unterrichtsbeginn darin.
Insgesamt erhalten die Kinder durch die neuen Sprachmaterialien viele Möglichkeiten handelnd tätig zu sein und sind mit Freude bei ihrer Arbeit.