GGS Bülseschule
Wir wünschen uns eine Baumbank als "Freundschaftsbank" für unseren Schulhof, damit jedes Kind, unabhängig von seinem Mut, seinen Deutschkenntnissen sowie über seine Klassenraumwände hinaus, Anschluss finden und neue Freundschaften schließen kann. Jedes Kind unserer Schule soll sich von Anfang an zugehörig, angekommen und vor allem angenommen fühlen. In jeder Pause wird deutlich, dass es Kinder gibt, die sich einsam fühlen und niemanden zum Spielen finden. Das kann unterschiedliche Gründe haben, wie zum Beispiel geringe oder fehlende Sprachkenntnisse, Schüchternheit oder Unsicherheit. Diese Gefühle einer erwachsenen Bezugsperson oder anderen Kindern gegenüber zu äußern, benötigt viel Mut und Überwindung. Diesen Mut aufzubringen wurde in den letzten Monaten vor dem Hintergrund der Coronapandemie und damit einhergehender sozialer Isolation noch schwieriger. Mittlerweile sitzen einige Kinder in unseren Klassen, die wenig soziale Kontakte während der vergangenen Monate erlebt haben. Kindern, die auf der Flucht vor Russlands Krieg in der Ukraine plötzlich in einem anderen Land mit einer anderen Sprache leben, fehlt oft nicht nur der Mut auf andere Kinder zuzugehen, sondern auch die Sprachfähigkeit. Doch auch unabhängig von geflüchteten Kindern, sind aktuell so viele Kinder mit wenigen oder fehlenden Deutschkenntnissen in unseren Klassenzimmern, wie noch nie zuvor. Wir möchten insbesondere diesen Kindern, aber auch allen anderen Kindern unserer Schule die Möglichkeit geben, sich niederschwellig und sogar ohne Sprache bemerkbar machen zu können, wenn sie sich einsam fühlen und jemanden zum Spielen oder Reden suchen. An dieser Stelle soll die "Freundschaftsbank" einen Schutzraum schaffen. Die Kinder setzten sich auf die "Freundschaftsbank" und zeigen dadurch niederschwellig und ohne sprechen zu müssen, dass sie sich jemanden wünschen, der sich zu ihnen setzt. Wenn ein Kind sich auf die "Freundschaftsbank" setzt, trifft es auf diese Weise entweder auf Gleichgesinnte oder überlässt es anderen Kindern den Kontakt zu ihnen zu suchen. Gemeinsam ist man weniger allein!
Die "Freundschaftsbank" soll dabei helfen, näher zusammenzuwachsen und die Empathie sowie das Gemeinschaftsgefühl aller Kinder zu stärken, damit sich jedes Kind auf den Schulbeginn, die Pause oder die Nachmittagsbetreuung freuen kann, ohne Angst haben zu müssen, alleine zu sein. Wir wollen den Kindern zeigen, dass wir ihre Sorgen und Ängste auch außerhalb des Klassenraums ernst nehmen und ihnen dabei helfen, neue Freundschaften zu schließen. Die "Freundschaftsbank" soll dabei helfen, sich in andere Kinder hineinzuversetzen und gemeinsam eine tolle Grundschulzeit zu erleben. Darüber hinaus wird es für die Kinder ein tolles Gefühl sein, wenn sie sehen, dass sie mit ihren Sorgen und Ängste nicht alleine sind. Mit Sicherheit werden nicht nur die Kinder, sondern auch wir als Erwachsene überrascht davon sein, wie viele und welche Kinder das Angebot in Anspruch nehmen werden.
Die Gestaltung und Erklärung unserer "Freundschaftsbank" soll von unserem Schüler:innenparlament, das aus allen Klassensprecher:innen und einer erwachsenen Vertrauenspersonen besteht, übernommen werden. Die Kinder des Schüle:innenparlaments tragen die Intention einer "Freundschaftsbank" in die Klassen, sammeln Rückmeldungen und weitere Ideen für Gestaltungsmöglichkeiten von Kindern von der ersten bis zur vierten Klasse und besprechen diese wiederum, um sie anschließend gemeinsam umzusetzen. Im Sinne der Schüler:innenpartizipation sollen alle Kinder der Schule an dem Projekt teilhaben und dieses aktiv mitgestalten. Das Aufstellen unserer "Freundschaftsbank" soll darüber hinaus als Anlass genommen werden, in allen Klassen über Freundschaft und Ausgrenzung, Sprachbarrieren, über positive und negative Gefühle in diesem Zusammenhang und über die eigene Persönlichkeit zu sprechen.
Im Schüler:innenparlament fand die Vorstellung des Projekts "Freundschaftsbank" großen Anklang. Die Klassensprecher:innen, welche ihre Klasse in den regelmäßig stattfindenden Treffen repräsentieren, stellten die Projektidee in ihren Klassen vor. Gemeinsam mit den Klassenlehrerinnen wurde anschließend in jedem Jahrgang in den Fächern "Sachunterricht" und "Religion" das Thema "Freundschaft und Ausgrenzung" besprochen. Dabei wurde schnell deutlich, dass fast jedes Kind das Gefühl von Einsamkeit schon einmal erlebt hat und sich in den Pausen jemanden zum Spielen gewünscht, aber nicht immer gefunden hat. Die Kinder haben das Prinzip der Freundschaftsbank schnell verstanden und erarbeiteten die Regeln selbstständig und mit großem Interesse.
Der dritte Jahrgang hat sich zusätzlich im Fach "Kunst" über mögliche Gestaltungsideen der "Freundschaftsbank" ausgetauscht. Es wurde ein Pflanz- und Gießplan erstellt und verschiedene Skizzen für das Gestalten eines Schildes gemalt.
Da leider zu der langen Lieferzeit unerwartete Lieferverzögerungen hinzukamen, warteten alle sehnsüchtig darauf, die langersehnte "Freundschaftsbank" aufzustellen und einzuweihen. Als die Lieferung endlich ankam, war die Freude groß und noch am gleichen Tag wurde sie eingeweiht. Wir wollen unsere Freundschaftsbank nicht mehr missen!