Gestärkt durchs Leben

Ansprechpartner:

Frau Beese

Institution:

Gemeinschaftsgrundschule Vorst

  • Antoniusplatz 27
    41564 Kaarst

Beschreibung und Ziele:

Die Theaterstücke "Die große Nein-Tonne" und "Mein Körper gehört mir" der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück sind Grundlage des Projekts "Gestärkt durchs Leben", das wir regelmäßig alle 2 Jahre durchführen, so dass alle Kinder aufbauend an den Teilprojekten teilnehmen. In dem Projekt werden die Kinder der Klassen 1 und 2 durch Gesprächsanlässe, Rollenspiele und vor allem den Inhalt des Theaterstücks "Die große Nein-Tonne" angehalten, ihre Gefühle und Ängste wahrzunehmen und zu äußern. Die Kinder lernen zu unterscheiden, in welchen Situationen es wichtig ist, "nein" zu sagen. So werden Situationen dargestellt, in denen man nicht unbedingt "nein" sagen kann z.B. Aufräumen des Kinderzimmers, besonders aber die Situationen, in denen persönliche Grenzen überschritten werden und es wichtig ist "nein" zu sagen z.B. im Umgang mit den Mitschülerinnen/Mitschülern, mit anderen Kindern oder auch mit Erwachsenen. Die "Nein-Gefühle" landen "handelnd" in der großen Nein-Tonne. Durch den handelnden Umgang mit der Thematik auf verschiedenen Ebenen werden die Kinder gestärkt, ihre Gefühle und Ängste zu zeigen und Möglichkeiten des Umgangs damit kennenzulernen. Dies führt zu einer Stärkung des Selbstbewusstseins und damit zu einer Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit. In verschiedenen Situationen des Schulalltags kann nun fortlaufend auf die "Nein-Tonne" und das "Nein-Gefühl" zurückgegriffen und die Thematik immer wieder aufgegriffen werden. Die Ziele in den Klassen 1 und 2 finden Fortsetzung in den Klassen 3 und 4: - Nein sagen, wenn ich etwas nicht möchte, was andere mit mir machen - Den Mut haben, sich jemandem anzuvertrauen Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Hintergrund des Theaterstücks "Mein Körper gehört mir" auf der Thematik "sexuelle Gewalt". Zu Beginn des Projekts setzen sich die Kinder mit ihren Gefühlen auseinander und bringen diese in Gesprächsrunden und Rollenspielen zum Ausdruck. Freundlichkeit und zugewandtes Verhalten sind positive Eigenschaften, die tagtäglich von den Kindern angewandt und von Elternhaus, Schule und in der Freizeit positiv bewertet werden. Aber dennoch ist es wichtig, auch diese Eigenschaften nicht automatisch zu nutzen, sondern jederzeit auch situativ Abgrenzung und Vorsicht walten zu lassen. Die Kinder lernen, ihrem Bauchgefühl zu vertrauen und mutig negative Gefühle und Angst laut und deutlich zum Ausdruck zu bringen. Nein-sagen zu Erwachsenen muss genauso selbstverständlich sein wie zu Gleichaltrigen. Durch Rollenspiele, die der Lebenswelt der Kinder entsprechen, trainieren wir Situationen, die Kinder in Schwierigkeiten bringen können und resolutes Handeln erfordern.

Empfindungen wahrnehmen und Gefühle zeigen/ Von Klein auf selbst entscheiden/ Nein sagen, wenn ich etwas nicht möchte, was andere mit mir machen/ Den Mut haben, sich jemandem anzuvertrauen /Fazit: Das Selbstbewusstsein stärken!

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Schülerinnen und Schüler werden zu den verschiedenen Unterrichtssequenzen bereits im Vorfeld arbeiten. Während der Theaterveranstaltung beschreiben die Kinder die vorgeführten Spielszenen. Durch verschiedene Aktivitäten, z.B. durch ein Mitsinglied, erhalten die Kinder Mut, Nein zu sagen. Im vertrauten Klassenverband können sie Gefühle äußern und werden stark gemacht, wie sie sich in verschiedenen Situationen verhalten können. Die Inhalte der Theaterstücke werden im Anschluss noch einmal durch verschiedene Unrterrichtsmaterialien aufgearbeitet.

Rückblick:

Projekt "Gestärkt durchs Leben"/Theaterstück "Die große Nein-Tonne"
Die Gemeinschaftsgrundschule Vorst führt alle 2 Jahre das Projekt "Gestärkt durchs Leben" durch. Das Theaterstück "Die große Nein-Tonne" ist für die Klassen 1 und 2 Grundlage dieses Projekts.
So konnten als Auftaktveranstaltung am 07.12.2022 drei erste und drei zweite Klassen das Theaterstück "Die große Nein-Tonne" besuchen, welches in der Schule in der Aula vorgeführt wurde. Für die Schülerinnen und Schüler war es ein Erlebnis, an einem Live Theaterstück teilhaben zu können. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 konnten aufgrund der Corona Beschränkungen keine Theateraufführungen angeboten oder durchgeführt werden.
In dem Projekt "Gestärkt durchs Leben" werden die Kinder der Klassen 1 und 2 durch Gesprächsanlässe, Rollenspiele und vor allem den Inhalt des Theaterstücks "Die große Nein -Tonne" angehalten, ihre Gefühle und Ängste wahrzunehmen und zu äußern. Die Kinder lernen zu unterscheiden, in welchen Situationen es wichtig ist, "nein" zu sagen. So werden in dem Theaterstück durch zwei Schauspieler, die einen Jungen und ein Mädchen spielen, Situationen dargestellt, in denen man nicht unbedingt "nein" sagen kann z.B. Aufräumen des Kinderzimmers, Zähne putzen, besonders aber die Situationen, in denen persönliche Grenzen überschritten werden und es wichtig ist "nein" zu sagen z.B. im Umgang mit den Mitschülerinnen/Mitschülern, mit anderen Kindern oder auch mit Erwachsenen. Die "Nein-Gefühle" landen "handelnd" in der großen Nein -Tonne. Die entsprechenden Situationen werden durch Bildkarten visualisiert und die Schauspieler und die Zuschauer sprechen laut und untermalen ihre Worte durch Gesten: "Tonne, Tonne Deckel auf, ich hab' ein Nein in Gefühl im Bauch. Das will ich nicht, das muss nicht sein, drum werf' ich’s rein mit Nein, Nein, Nein." Währenddessen werfen die Schauspieler die Bildkarte in eine Nein -Tonne.

Durch den handelnden Umgang mit der Thematik auf verschiedenen Ebenen werden die Kinder gestärkt, ihre Gefühle und Ängste zu zeigen und Möglichkeiten des Umgangs damit kennenzulernen. Dies führt zu einer Stärkung des Selbstbewusstseins und damit zu einer Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit.
Nein sagen ist eine wichtige Botschaft, die den Kindern mit auf den Weg gegeben werden soll. Eltern, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte vermitteln den Kindern bereits in den ersten Schulwochen, dass Kinder laut Nein oder Stopp sagen dürfen, wenn Grenzen überschritten werden. Dies ist eines der ersten Themen im Sachunterricht in den ersten Klassen bei dem das Thema Klassengemeinschaft und Erarbeitung der Klassenregeln im Fokus stehen.
In verschiedenen Situationen des Schulalltags kann nun fortlaufend auf die "Nein-Tonne" und das "Nein-Gefühl" zurückgegriffen und die Thematik immer wieder aufgegriffen werden.

Projekt "Gestärkt durchs Leben"/Theaterstück "Mein Körper gehört mir"

Die Kinder des dritten und vierten Jahrgangs sind die Zielgruppe des Theaterstücks "Mein Körper gehört mir" der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück. Das Theaterstück fand an drei aufeinanderfolgenden Terminen statt. Pro Termin erfolgte eine Mischung aus Theateraufführung und Gesprächen mit den Schülerinnen und Schülern. Das Theaterstück ist Grundlage des Projekts "Gestärkt durchs Leben"
Im ersten Teil stellen sich die Schauspieler vor und führen ein Lied ein, welches mit den Kindern zusammen gesungen wird. Pro Sitzung erweitert sich das Lied um weitere Strophen, die mit entsprechenden Bewegungen untermalt werden. Die wichtigste Botschaft des ersten Teils ist: "Mein Körper, der gehört mir allein, du bestimmst über deinen und ich über meinen". Im ersten Teil findet eine Verknüpfung mit den Inhalten der Nein-Tonne statt. Es wird mit den Kindern erarbeitet, wie Körper berührt werden können und dass dies ein Ja- oder Neingefühl auslöst. Pädagogisch wird an das Vorwissen der Kinder angeknüpft. Die Kinder benennen Beispiele und Situationen die in ihnen Ja- oder Neingefühle auslösen. Im Anschluss spielen die Schauspieler die erste Geschichte, in der ein Junge von einem Mädchen massiert wird. Die Massage, welche der Junge am Anfang schön findet, löst, als das Mädchen intensivere Bewegungen ausführt, Unwohlsein bei dem Jungen aus. Im Anschluss an die Szene wird das Publikum gefragt, was der Junge tun kann. Die Kinder ermutigen den Schauspieler laut Nein zu sagen und eine Grenze zu ziehen.
In der zweiten Szene stellen die Schauspieler eine Situation im Schulbus nach, bei der ein Jugendlicher einem Mädchen zu nahekommt. Das Mädchen befragt im Anschluss die Teilnehmer, was es tun könnte. Die Szene wird ein weiteres Mal gespielt und die Kinder erfahren, dass ein klares, lautes Nein Aufmerksamkeit erregt und ein Hilfsmittel ist, um sich aus unangenehmen Situationen zu befreien. In einer letzten Szene wird eine übergriffige Sport Trainingssituation dargestellt. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Rat, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen und sich Hilfe zu holen.
In der zweiten Einheit des Theaterstücks werden zunächst die Kinder befragt, an welche Szenen und Inhalte der Vorwoche sie sich erinnern können. Das Lied, welches die Schauspieler gemeinsam mit den Kindern performen, wird thematisch erweitert. Wichtige Botschaft der Erweiterung ist "Mein Gefühl, das ist echt, mein Gefühl hat immer Recht. Nein zu sagen, stark zu bleiben, ist oft schwer, doch mein Neingefühl das sagt: Ich will das nicht mehr".
In den Szenen der zweiten Einheit sensibilisieren die Schauspielszenen für den Bereich des sexuellen Missbrauchs. So trifft das Mädchen in der ersten Szene auf einen Exhibitionisten, in der zweiten Szene geht es um den Bereich Cyberkriminalität, in der das Mädchen ein vermeintliches Kind aus einem Chat trifft, welches sich jedoch als zwielichtiger Erwachsener entpuppt.
Im Anschluss an die Szenen werden die Kinder über sexuellen Missbrauch aufgeklärt und es wird die Schuldfrage thematisiert. Den Schülerinnen und Schülern wird erklärt, dass stets die Erwachsenen Schuld haben und niemals die Kinder. Den Kindern werden drei Fragen mit auf den Weg gegeben, die als Entscheidungshilfe in unklaren Situationen dienen. Sobald eine Frage mit nein beantwortet wird, sollten sich die Kinder dagegen entscheiden. Die Fragen sind: a Habe ich ein Ja- oder ein Neingefühl?, b Weiß jemand wo ich bin? und c Bekomme ich Hilfe, wenn ich Hilfe brauche? Ein Plakat zur Visualisierung dieser Fragen wurde jeder Klasse mitgegeben und die Plakate hängen gut sichtbar im Schulgebäude aus.

Die abschließende dritte Einheit des Theaterstücks knüpft an die vorherigen Einheiten an. Die Kinder werden befragt, was sie in der letzten Vorführung gelernt haben. Es findet eine erneute Aufklärung zum sexuellen Missbrauch statt und die drei Fragen aus der letzten Einheit werden wiederholt. Die Schauspieler vermitteln dem Publikum, dass die drei Fragen dafür da sind, jeden Einzelnen auf die sichere Seite zu bringen und jede Situation erneut bewertet werden muss. Das Lied wird um eine dritte Strophe ergänzt "…umarm mich nicht zu stark, weil ich das nicht mag. Ich hab' mich von Kopf bis Fuß sehr gern, ich gebe auf mich acht, ich bin mein eigener Stern". In der dritten Einheit handeln die schauspielerischen Szenen von dem Thema sexueller Missbrauch in der Familie. So erzählt der Junge, dass er beim Film schauen von seiner Mutter berührt wird. Der Junge traut sich nicht anderen davon zu erzählen, weil es ihm peinlich ist. Der Junge hat aber eine Visitenkarte mit der "Nummer gegen Kummer" und wendet sich mit seinem Hilfegesuch an diese Stelle. Im Anschluss an die Szene erarbeiten die Darsteller mit dem Plenum die Unterscheidung zwischen guten Geheimnissen, die Spaß machen und schlechten Geheimnissen, die keinen Spaß machen und bei denen man Hilfe suchen muss.
In der letzten und abschließenden Szene wird von einem Jungen erzählt, der von seinem Bruder missbraucht wird. Der Junge sucht Hilfe und Rat bei seiner Mutter, die aber sein Anliegen nicht ernst nimmt und die dem Jungen verbietet, Lügen über seinen Bruder zu erzählen. In einem nächsten Schritt entscheidet sich der Junge, seinen Fußballtrainer um Rat zu bitten, doch auch dieser Erwachsene nimmt das Hilfegesuch des Kindes nicht ernst und rät dem Kind zur Ablenkung. Schließlich entscheidet der Junge in einem dritten Anlauf, zu seiner Lehrerin zu gehen, welche dem Kind helfen kann. Die Botschaft an die Zuschauer lautet in einer Notsituation nicht aufzugeben und so lange nach Hilfe zu suchen bis eine Person gefunden wird, die Hilfe zusagt. Die Kinder werden ermutigt sich vertrauensvoll an die Erwachsenen im Schulumfeld zu wenden, wenn sie Probleme haben und dass die Erwachsenen in der Schule die Bedürfnisse der Kinder ernst nehmen und immer eine Anlaufstelle sind. Die Kinder werden befragt, welche Erwachsenen dies sein können und benennen ihre Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher und die Schulsozialarbeiterin als Anlaufstelle.

Alle Inhalte der "Nein Tonne" und des "Mein Körper gehört mir"- Theaterstückes wurden im Anschluss im Klassenverband mit der Klassenleitung und der Schulsozialarbeiterin reflektiert und aufgearbeitet. Im Rahmen des Klassenrats fanden Rollenspiele statt, um spielerisch das Neinsagen in verschiedenen Situationen einzuüben. Es wurden die drei Fragen zur Bewertung von Situationen und die Anlaufstellen in der Schule besprochen. Zudem wird in Konfliktsituationen im Schulalltag die Schulsozialarbeit hinzugezogen und es finden vertrauliche Beratungsgespräche statt. Bei übergriffigen Situationen im schulischen Kontext findet ein Rückbezug auf das Ja- und Neingefühl statt und die Kinder werden immer wieder ermutigt, laut Nein zu sagen, um sich in diversen Situationen selbst zu helfen und seinem Gegenüber Grenzen zu setzen.
Das übergeordnete Ziel des Theaterprojektes und der anschließenden Bearbeitung im Klassenverband ist die Stärkung der Lebenskompetenz von Kindern. Kinder sollen in ihrem Wachstum zu selbstbewussten Persönlichkeiten gefördert werden. Es ist wichtig, dass Kinder lernen, Nein zu sagen, wenn für sie eine persönliche Grenze überschritten wird. Auch vor dem Kindergrund der Prävention vor Missbrauch ist es wichtig, Kinder für ein Neingefühl zu sensibilisieren. Das Theaterstück und die Vor- und Nachbesprechung der Inhalte sowie die regelmäßige Thematisierung im laufenden Unterricht oder im Klassenrat tragen zur Stärkung der Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler bei.