Genderprojekt "Mädchen sind anders. Jungen auch."

Ansprechpartner:

Herr Wiese

Institution:

Wilhelm-Kraft-Gesamtschule des Ennepe-Ruhr-Kreis

  • Geschwister-Scholl-Str. 10
    45549 Sprockhövel

Beschreibung und Ziele:

"Mädchen sind anders. Jungen auch." Mit den Trainingstagen wird das Thema "Gender" sowohl in seiner gesellschaftspolitischen als auch der persönlichen Bedeutung bearbeitet und bekommt über die Unterrichtsinhalte hinaus einen konkreten Charakter für den Einzelnen. Das Rollenverständnis hinsichtlich "des Anderseins" wie der Gemeinsamkeiten und besonderen Fähigkeiten, findet zu diesem Zeitpunkt nicht nur abstrakt außerhalb des eigenen Bezugsrahmens statt, sondern betrifft die SchülerInnen jeden Tag neu im eigenen Erlebnisfeld. Die SchülerInnen erfahren eine interaktive und somit ganzheitlich erfahrbare Begleitung in Bezug auf ihre individuellen Fragestellungen und es erfolgt ein gemeinsamer "Realitätscheck". Dabei führen Bewegungsübungen und das Verkörpern innerer Bilder im Statuentheater zu den Fragestellungen ein und lassen Vertrauen in sich und dasGegenüber wachsen. Im Verlauf des Prozesses wird das Thema aus der Betroffenheit der TeilnehmerInnen heraus szenisch weiter erarbeitet. Somit erschließt sich das Thema "Gender" nicht nur auf der kognitiven Ebene, sondern auch auf der körperlichen: Das Denken und das Körpererleben werden miteinander verknüpft.

Die Zielsetzungen des Projektes setzen auf mehreren Ebenen an:1. Förderung von Basis-und Schlüsselkompetenzen Das Erwerben einer Handlungskompetenz, die den Schüler darin unterstützt aus seiner Passivität herauszutreten und zu einem handlungsfähigen Akteur zu werden. Neues Verhalten übt er im Rollenspiel und erprobt es für den Alltag. 2. Schulung der Selbst-und Fremdwahrnehmung Der einzelne Schüler wird in seiner Wahrnehmung geschult, Strukturen und Mechanismen hinsichtlich verschiedener Rollenerwartungen zu erkennen, eigene Kompetenzen wahrzunehmen und diese weiter zu trainieren. Mit einem frühen Erkennen von Bedingungen, die auch konflikthafte Situationen unter diesem Aspekt aufzeigen, wird die Schülerin und der Schüler an eine Selbst-und Fremdwahrnehmung herangeführt und gleichzeitig ein kooperatives Miteinander in der Klasse eröffnet. Er lernt, aktiv Situationen beeinflussen zu können und verantwortungsbewusst zu handeln. Innere Prozesse werden im szenischen Aufbau äußerlich sichtbar und werden somit nicht nur für den Akteur, sondern auch für die anderen Interaktionspartner transparent -eine ergänzende Kommunikationsplattform wird für alle Beteiligten nachvollziehbar geschaffen. 3. Stärkung des Gemeinschaftserlebens und Teamtraining im Klassenverband Das Projekt wirkt gemeinschaftsstiftend auf den Klassenverband: das gemeinsame Erleben einen Konflikt gelöst zu haben, stärkt das Bewusstsein für den anderen in der Gruppe und somit die Verantwortung für die Gemeinschaft, Teamfähigkeit werden geübt und trainiert.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Verschiedene Methoden der theater-und kunstpädagogischen Arbeit werden in Anlehnung an das Interview miteinander verknüpft und nehmen das Thema "Gender" in einer individuellen und zugleich übergeordnet persönlichen Reichweite auf: 31. Der persönliche Kontakt zum Thema wird hergestellt: Welche Fähigkeiten meiner Person nehme ich wahr? Welche meiner Stärken setze ich zu welchen Anlässen in Situationen um? Wie kann ich meine Ressourcen intensiver nutzen? Gibt es Schwachpunkte, an denen ich etwas verändern will? -Das Statuentheater bietet hier im ersten Schritt über das ver-sinn-bildlichen mit dem Körper ein tieferes Verständnisund Verstehen der bereits kognitiv erschlossenen Aspekte. 2. Mittels Improvisationstechniken und dem Rollenspiel werden individuelle Fragestellungen aufgenommen sie bieten gleichzeitig den anderen Teilnehmern/-nehmerinnen einen Spiegel, eigene und nicht bewusste Anteile im szenischen Spiel klarer wahrzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen. -Hier zeigt sich unmittelbar, welche Basis-und Schlüsselkompetenzen vorhanden sind, z.B. Redegewandtheit, Teamfähigkeit, Durchhaltvermögen. -Mit der Auseinandersetzung des "Real-und Idealbildes" im szenischen Spiel können subjektive Einschätzungen und Deutungen deutlich erfahrbar gemacht und in der Gruppe gemeinsam überprüft werden. Zur Durchführung des Projektes wird die Klasse in Kleingruppen aufgeteilt. Phasenweise werden die Gruppen je nach aktuellen Auflagen der Coronaverordnungen zusammengeführt, ihre erarbeiteten Inhalte vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Reflexionsrunden werden wiederholt in den Kleingruppen durchgeführt, den Erkenntnisprozess zu vertiefen.

Rückblick:

Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klasse nahmen mit großen Engagement und Freude an dem theaterpädagogischen Genderprojekt "Mädchen sind anders. Jungen auch."

Zunächst fanden sich alle in der großer Runde ein und lernten sich noch einmal mittels Theaterelementen anders kennen, indem sie sich im Tanz und mit viel Bewegung selber vorstellten und pantomimisch zeigten, womit sie gerne ihre Freizeit verbringen. Im nächsten Schritt fanden sich alle auf "großer Bühne" wieder, wenn ihnen eine in der Runde vorgestellte Freizeitgestaltung besonders gefiel. Dabei wurde sich ausgetauscht, ob es besondere Vorlieben bei bestimmten Angeboten in der Freizeit für Mädchen und Jungen gibt. Je mehr das Vertrauen untereinander wuchs, desto mehr trauten sich alle auch solche Momente aus dem Alltag als Statuentheater und pantomomisch darzustellen, die ihnen bei den Jungs und Mädchen auffielen.
Es wurde mitunter sehr leidenschaftlich, weil sich so mancher selber doch ganz anders sah. Der Austausch in der Gruppe und das Theaterspielen halfen auch weniger attraktive Haltungen, die andere wahrnahmen zu akzeptieren und zu integrieren. Mit viel Humor und Respekt vor dem anderen fanden sich alle immer wieder in die große Runde ein.

Es wurden weiter Szenen aus dem Alltag aufgegriffen und theaterpädagogisch erarbeitet, bei denen es schwierig war "so viel Anderssein auszuhalten" und gemeinsam Lösungsstrategien für mehr Toleranz mit dem Theaterspielen entwickelt.

Gerne hätten alle noch über den Projekttag hinaus weitergemacht und würden sich über eine Fortsetzung freuen...