Rosa-Parks-Schule
Unter dem Titel "Berufsperspektive Handwerk" lernen Schüler*innen der Jahrgangsstufen 9 & 10 in drei Arbeitsblöcken in Form einer Arbeitsgemeinschaft mindestens drei verschiedene Handwerksberufe aktiv kennen: Metallverarbeitung & Goldschmiede, Landschaftsgärtnerei & Objektgestaltung, Zeichnen & Schneidern. Die Schülerschaft an der Rosa-Parks-Schule in Herten setzt sich aus vielen Nationalitäten zusammen und ein Großteil wächst zweisprachig auf. Daher ist eine individuelle Förderung in Bezug auf die Berufsfindung ein wesentliches Anliegen der Schule für die Schülerschaft in den Abschlussstufen. Das beantragte Projekt ist ein neu zu entwickelnder und wesentlicher Ansatz, um den Schüler*innen neue Berufschancen zu ermöglichen. Die Arbeitsgemeinschaft ist sehr praktisch ausgerichtet und ist die perfekte Ergänzung zur "normalen" Berufsberatung, die in und außerhalb der Schule angeboten wird. Da die Schülerschaft aus eher bildungsfernen Familienzusammenhängen kommt, ist eine solche AG ein sehr besonderes Angebot, das, wenn finanziell möglich, fest in den Schulalltag integriert werden soll. Die AG startet Mitte Januar, also im zweiten Schulhalbjahr und es findet wöchentlich von 14-16 Uhr an insgesamt 20 Doppelstunden statt. Es ist vor den Sommerferien beendet. So sollen Übergänge ins Handwerk erleichtert werden, Kooperationen mit Handwerksbetrieben der Region angebahnt werden und sprachliche sowie handwerkliche Fähigkeiten geschult werden. Im ersten Block beschäftigt sich eine Gruppe von maximal 25 Interessierten an sechs wöchentlichen Stunden mit dem metallverarbeitenden Gewerbe. Dafür wird die Goldschmiedin Christiane Steffler-Bunge an sechs Terminen mit den Schüler*innen arbeiten. Nach einer Einweisung in verschiedene Werkzeuge und deren Handhabung gestalten die Schüler*innen eigene Ringe, Amulette und Kleinobjekte. Diese Arbeiten werden teilweise im Kunsthof Knoop in Herten-Westerholt in der dortigen Werkstatt durchgeführt, parallel werden für die Fortführung in der Schule ein Gruppensatz spezielle Zangen und Feilen benötigt. Im zweiten Block lernen sie Achim Tausch, Landschaftsgärtner und Bildhauer, kennen. An vier Doppelstunden geht es zunächst zu dessen Pflanzenhof, um Näheres zu allgemeinen und speziellen Anbaumethoden zu erfahren, zunächst im Bereich der Zierbepflanzung, anschließend im Bereich des Nutzgartens. Dort werden sie mehrere konkrete Aufgaben in Kleingruppen bekommen, rund um die Themen Gehölze, Zier-und Nutzpflanzen sowie deren ökologische Bedeutung. In weiteren vier Doppelstunden trifft sich die Gruppe im Jugendzentrum Herten-Nord, um in den dortigen Räumlichkeiten mit der Verarbeitung von Ton zu beginnen. Die Schüler*innen gestalten, unter fachlicher Anleitung durch Achim Tausch, zwei Objekte bzw. Skulpturen, die sich mit floralen Themen auseinandersetzen. Kreativität und Individualität stehen hier im Vordergrund sowie der Umgang mit dem Material Ton. Im dritten Projektblock geht es um ein Kennenlernen des Schneiderhandwerks, was auch das Zeichnen beinhält. In Zusammenarbeit mit Sabine Höll aus Herten entwerfen die Schüler*innen an sechs Doppelstunden Accessoires für den täglichen Gebrauch, wie Handyhüllen, Taschen oder Etuis. Beginnend mit einer Zeichnung werden erste Ideen auf das Papier gebracht. Nach einer gründlichen Einführung in den Gebrauch von Nähmaschinen und einigen Vorübungen setzen sie ihre eigenen Projektideen um. Sabine Höll unterstützt sie dabei, gibt Tipps und Anregungen. In einem ausführlichen Abschlussgespräch werden Kompetenzen der Einzelnen herausgestellt und in enger Abstimmung mit den Berufsberatern/Sozialpädagogen der Schule ausgewertet. Die nach Projektende notwendige Kontaktvermittlung Interessierter in die regionalen Ausbildungsbetriebe ist dadurch gesichert. Die AG wird nicht benotet, es gibt jedoch immer eine ausführliche Abschlussrunde jeder Blockphase mit der Feststellung, wo die individuellen Stärken von jedem sichtbar geworden sind.
Die beteiligten Schüer*innen lernen verschiedene Arbeitsfelder des Handwerks kennen. Im direkten Kontakt mit der Praxis können sie Fragen stellen und Unsicherheiten überwinden. Sie lernen Begrifflichkeiten einzelner Gewerke kennen und erweitern ihre Sprachkenntnis. Sie werden selbstbewusster in Hinblick auf ihre Berufsinteressen und kommen ins konkrete Tun. Sie machen verschiedene methodisch-technische Erfahrungen, sie haben Erfolgserlebnisse und setzen ihre Kreativität ein. Die Teilnehmer*innen lernen eigene handwerkliche Fähigkeiten kennen, die ihnen vorher nicht bewusst waren. Nicht die Note und das Ergebnis zählen, sondern das prozesshafte Wirken und das konkrete Umsetzen. Dies alles erleichtert ihnen auch die anstehende Wahl in Hinsicht auf einen Ausbildungsplatz und es steigert ihr Selbstbewusstsein. Die AG findet in enger Absprache mit den Berufsberatern/Sozialpädagogen statt und soll sich im nächsten Schuljahr verstetigen. Somit werden den Schüler*innen der Übergang in einen handwerklichen Beruf erleichtert sowie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht. Es wird ihnen eine alternative Option vorgestellt, Schüler*innen werden motiviert, sich um einen Ausbildungsplatz im Handwerk nach dem Schulabschluss zu bewerben. Ein wesentliches Ziel ist die individuelle Unterstützung von Einzelnen durch das Erkennen und Benennen von Kompetenzen. In der AG zählen die positiven Erfahrungen und Stärken und nicht die Defizite. Nach der Durchführung erhält jeder Beteiligte ein individuelles Zertifikat. Die Schule strebt eine weitere und jährliche Zusammenarbeit mit den Partnern und deren Werkstätten/Arbeitsräumen an.
Die Gruppe profitiert in vielerlei Hinsicht von der AG. Die Schüler*innen lernen in der Gruppe voneinander Schulung von sozialen Fähigkeiten wie Arbeiten im Team, Absprachen untereinander organisieren, Konflikte klären, Einfühlungsvermögen. Sie übernehmen Verantwortung in der Kleingruppe für den Prozess und in der Einzelarbeit für ihr eigenes selbstständiges Handeln. In den stärkenorientierten Abschlussgesprächen erfahren sie Selbstwirksamkeit und steigern so ihr Selbstbewusstseins. Sie erlernen verschiedene Aspekte der Arbeitsorganisation und Umsetzung von Konzept in reale Objekte bspw. von der Zeichnung über den Zuschnitt und das Nähen zur fertigen Handytasche. Sie schulen konkrete handwerkliche Fähigkeiten, die ihnen auf vielen Ebenen zugute kommen, wie Werkzeughandhabe bei der Metallverarbeitung und der Umgang mit ungewohnten Werkstoffen wie Ton und deren Materialeigenschaften. Sie können sich kreativ einbringen und eigene Ideen realisieren, sie werden in ihren eigenen Entwürfen unterstützt. Die AG findet in einer wertschätzenden Atmosphäre auf Augenhöhe statt und ist unabhängig von einer Benotung. Statt Noten bekommen sie von den Mitschüler*innen und vom jeweiligen Leiter*in eine positive und stärkende Rückmeldung z.B. mit Fragen wie: "Was ist mir heute besonders gut gelungen? Wo seht ihr meine Fähigkeiten? Wie habe ich die Gruppe weitergebracht?". Aufgrund dieses Feedbacks bestimmen die Schüler*innen den Inhalt ihres jeweiligen Abschluss-Zertifikats mit, da ihre ganz perönlichen Kompetenzen dort vermerkt werden.
Das Projekt ist wie geplant umgesetzt worden: In drei Arbeitsblöcken haben sich 40 Schüler:innen der 9. & 10. Jahrgangsstufe mit verschiedenen Handwerksberufen intensiv und praxisnah ausprobiert. Die Ergebnisse der handwerklichen, teils sehr kreativen Zusammenarbeit mit den Projektpartner:innen beeindruckte die Teilnehmenden. Auch waren die Schüler:innen überrascht von ihren Fähigkeiten, die im konkreten Tun zutage getreten sind. Die Zusammenarbeit mit Achim Tausch, Sabine Höll und Christiane Steffler war überaus gewinnbringend, die beteiligten Lehrer:innen waren durchweg begeistert vom Engagement in den Gruppen und den Tonobjekten, den Schnittideen und den Metallarbeiten. Es ist gelungen, den Beteiligten Erfolgserlebnisse für den Einstieg in einen Handwerksberuf mit auf den Weg zu geben und sie in ihrer Feinmotorik und Werkzeughandhabung zu schulen. Jeder wurde nach eigenen individuellem Können fachlich versiert begleitet und individuell angeleitet/gefördert. Das Projekt war ein voller Erfolg und soll bei gesicherter Finanzierung wöchentlich weitergeführt werden.