"Raus aus der Bubble - rein in den Garten"

Ansprechpartner:

Frau Lammers

Institution:

Willy-Brandt-Gesamtschule Marl

  • Willy-Brandt-Allee 1
    45770 Marl

Beschreibung und Ziele:

Schon seit vielen Jahren wird an der Willy-Brandt-Gesamtschule die Schulgartenarbeit intensiv betrieben. In den Jahren vor der Corona-Pandemie wurden in einem offenen Angebot Grundlagen geschaffen: Es wurden Beete angelegt, Salat, Tomaten, Paprika, Kartoffeln, … gesät und angepflanzt, so dass vor den Sommerferien die ersten Ernteerfolge erzielt wurden. Außerdem wurden eine Kräuterspirale sowie ein Frühblüher-Beet angelegt, Hochbeete wurde gebaut und bepflanzt. Schülerinnen und Schüler bauten in Technik-Projekten ein Gewächshaus sowie ein Windrad und legten einen Teich an. Nach fast zwei Jahren "Zwangspause" soll die Schulgartenarbeit wiederaufgegriffen werden. Dabei muss an vielen Stellen jedoch ein Neustart erfolgen: Unkraut hat sich breit gemacht, das Gewächshaus ist renovierungsbedürftig, die Arbeitsgeräte sind in die Jahre gekommen, im Innenhof der Schule hat sich der Giersch ausgebreitet, es gab einige Verluste durch Vandalismus, … Auf dieser Grundlage ist nun geplant, einen Schulgarten zu entwickeln, der in den verschiedenen Unterrichtsfächern und in allen Jahrgangsstufen genutzt werden kann und so zu einem noch wichtigeren Teil des Schullebens wird. Ein besonders wichtiger Aspekt der Schulgartenarbeit an der Willy-Brandt-Gesamtschule ist dabei die Förderung von Sozialkompetenzen: Im Schulgarten haben die Schülerinnen und Schüler ein gemeinsames Ziel, an dem gemeinschaftlich gearbeitet wird. Schon im Leitbild der Willy-Brandt-Gesamtschule wird dieses gemeinsame Lernen ganz unterschiedlicher Schülerinnen und Schüler betont. Und die Schülervertretung hat es sogar zu ihrem Motto gemacht: "WBG - Wir bilden Gemeinschaft". Im letzten Jahr waren Kinder und Jugendliche in besonderem Maße von Isolation betroffen. Das Erleben und Erlernen von Gemeinschaft ist in dieser Zeit nur in sehr eingeschränktem Maße möglich gewesen. Das Arbeiten im Schulgarten knüpft hier an, indem es gemeinschaftliches Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel fördert und Erlebnisräume bietet. Dies geschieht in allen Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I: - Im Offenen Angebot für die Jahrgänge 5/6 wird zum Beispiel Gemüse angebaut und gepflegt, es werden Nisthilfen / Insektenhotels gebaut oder es werden Frühblüher gesetzt. - Im Hauswirtschaftsunterricht wird geerntet und die Lebensmittel werden verarbeitet. Theoretische Hintergründe, z.B. zur Entwicklung der Kartoffeln, sind direkt praktisch erfahrbar. - Im NW-Unterricht werden zum Beispiel folgende Themen anschaulich erlebt: Frühblüher - ein Leben aus der Konserve, Aufbau von Blütenpflanzen, Kompostierung und Bodenbildung, Planktonuntersuchung, Leben im Teich, Pflanzen, Heilpflanzen / Färberpflanzen, … - Im Technik-Unterricht sowie im Berufsorientierten Projektunterricht werden Bauprojekte umgesetzt. - Die Schulgartenarbeit kann gut in die Arbeit mit Geflüchteten und Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund integriert werden. Hier kann oft an Erfahrungen aus dem Heimatland angeknüpft werden Rezepte, Pflanzen, Früchte, …. Die Arbeit im Schulgarten bietet zahlreiche Gesprächsanlässe. Es ist geplant … - … das Gewächshaus zu restaurieren. Es benötigt ein neues Dach das bisherige ist zu schwer und führt dazu, dass sich die Wände nach außen neigen. Dies soll in einem Schülerprojekt mit Schülerinnen und Schülern eines Berufsorientierten Projektkurses der Jahrgänge 9 und 10 im Technik-Bereich gebaut werden. - … Hochbeete im Innenhof aufzustellen: Im Innenhof der Schule hat sich während der letzten Jahre verstärkt der Giersch ausgebreitet. Ein Gärtnern in der Höhe ist hier erfolgversprechender. Deshalb sollen hier zwei große Hochbeete gebaut werden, die durch Schülerinnen und Schüler bepflanzt und gepflegt werden. - … einen Schnellkomposter aufzustellen. - … einen Heilpflanzen-Garten und / oder einen Färber-Garten anzulegen abhängig vom Interesse der Schülerinnen und Schüler

Die Arbeit im Schulgarten soll nach langer Pause durch die Pandemie zu neuem Leben erweckt werden. Am Schuljahresende sollen die Erfolge dann mit einem kleinen Schulgartenfest der beteiligten Schülerinnen und Schüler gefeiert werden. Das soziale Lernen soll in Schülergruppen aller Jahrgänge der Sekundarstufe I gefördert werden.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

- In einem offenen Angebot 1 WS können Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen im Schulgarten mitarbeiten Beete pflegen, säen, ernten, Frühblüher setzen, … - Im Berufsorientierten Projektunterricht Naturwissenschaften 4 WS 9. / 10. Jahrgang wird der Teich gepflegt und der Heil- oder Färbergarten angelegt. Nach Recherche der Schülerinnen und Schüler sollen Färber- / Heilpflanzen ausgewählt und gepflanzt werden. - Im Berufsorientierten Projektunterricht Technik 4 WS 9. / 10. Jahrgang wird das Gewächshaus saniert. - Im Unterricht vieler Fächer wird praktisch im Schulgarten gearbeitet s.o..

Rückblick:

"Raus aus der Bubble - rein in den Garten"
Die Willy-Brandt-Gesamtschule hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Schulgartenarbeit nach zwei Jahren Pandemie als Erlebnis- und Erfahrungsort für möglichst viele Akteure der Schule neu zu etablieren und fest in den Unterricht zu integrieren. Damit sollte neben dem fachlichen auch das soziale Lernen der Schülerinnen und Schüler untereinander im Mittelpunkt stehen.
Bereits im Winter 2021 wurde damit gestartet, das Gewächshaus im Schulgarten zu restaurieren. Der Berufsorientierte Projektkurs des 10. Schuljahres plante und entwarf ein neues Gewächshausdach und baute dieses schließlich. Außerdem entwarfen die Schülerinnen und Schüler zwei Hochbeete, die direkt vor den Hauswirtschaftsräumen aufgestellt wurden. Im Frühjahr wurden durch diesen Kurs zwei weitere große Hochbeete gebaut. Diese wurden mittlerweile im Schulgarten aufgestellt.
Die Schülerinnen und Schüler konnten bei diesen Arbeiten ihre Kenntnisse zur Planung und zum praktischen Umgang mit dem Baumaterial und Werkzeug anwenden. Gleichzeitig können sie täglich sehen, wie ihre Produkte in der Schule genutzt werden. Die Freude darüber, "im Auftrag" der eigenen Schule und für die eigene Schülerschaft zu arbeiten, war bei den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern deutlich zu spüren.
Gleichzeitig wurde der Winter dazu genutzt, Gartengeräte und -materialien zu ersetzen und neu anzuschaffen. Dazu gehörten Spaten, Schaufeln, Harken, Pflanzkellen, ein Anzuchtgewächshaus, Gießkannen, Eimer sowie Gartenhandschuhe, so dass nun auch mit großen Schülergruppen im Schulgarten gearbeitet werden kann.
Im Winter wurde im Jahrgang 5 zu Wintervögeln recherchiert und für die verschiedenen Bedürfnisse von Weich- und Hartfutterfressern Futterglocken hergestellt und aufgehängt.
Recht früh im Jahr wurde damit begonnen, Beete im Schulgarten vom Giersch und anderem Unkraut zu befreien sowie ein Frühblüherbeet zu entkrauten und zu ergänzen. Pünktlich zur Pflanzsaison wurde das erste Beet bereits mit bienenfreundlichen Stauden bepflanzt. Im zweiten Beet steht diese Bepflanzung noch aus.
Für die Befüllung der Hochbeete wurde Gartenerde und Kompost geliefert. Pünktlich nach den "Eisheiligen" kann nun die Bepflanzung erfolgen.
Durch zusätzliche Spenden konnten im Frühjahr mehrere Apfelbäumchen gesetzt und Pflanzschalen aufgestellt und bepflanzt werden.
All diese Aufgaben übernahmen ein naturwissenschaftlicher Profilkurs im Jahrgang 5, eine 7. Klasse in einem Offenen Angebot sowie ein Berufsorientierter Projektkurs Naturwissenschaften im 10. Jahrgang.
Die Schülerinnen und Schüler erweiterten ihr gärtnerisches Wissen, sie kamen untereinander ins Gespräch und entwickelten ein positives und entspanntes Verhältnis zum Garten, der Erde, den Pflanzen und den Kleintieren.
Im Hauswirtschaftsunterricht wurden die Hochbeete vor den Hauswirtschaftsräumen bereits mit Erde befüllt und Kräutern bepflanzt. Auch wurden vorgezogene Tomatenpflanzen gespendet, die im Schulgarten in Pflanzgefäßen aufgestellt wurden. Die Hauswirtschaftskurse freuen sich bereits auf eine vielfältige Ernte und planen, die eigenen Produkte in verschiedenen Rezepten zu nutzen.
Alle beteiligten Gruppen zeigten viel Spaß an den unterschiedlichen Aufgaben. Mittlerweile ist der Schulgarten während vieler Unterrichtsstunden und in der Mittagsfreizeit belebt. Immer mehr Lehrerinnen und Lehrer auch fachfremde Kolleginnen und Kollegen gewinnen Freude an der Mitarbeit und interessieren sich für die Fortschritte.
Die Unterstützung durch die Gelsenwasser-Stiftung war ein sehr wichtiger Anschub für zahlreiche Schulgartenaktivitäten, die das Schulleben stark beeinflusst haben. Schon längst sind weitere Ideen gereift: - von Nisthilfen für Wildbienen und Vögeln bis zur Pflasterfugenbegrünung mit Polsterthymian und einem gemeinsamen Schulgartenfest.