Schlosskindergarten Ringenberg
Kinder werden im Alltag immer wieder mit Hunden konfrontiert. Als Hundebesitzerin fällt mir dabei auf das manche Kinder oftmals aus anderen Kulturkreisen den Hund angstvoll anstarren, sich versteifen oder hinter den Eltern Schutz suchen. Manche kreischen und rennen weg, was den Hetztrieb eines Hundes weckt. Oft haben diese Kinder gar keine schlechten Erfahrungen mit den Tieren selbst gemacht, sondern wurden durch ihr Umfeld geprägt. Ganz im Gegensatz dazu stehen Kinder, welche einen Hund Zuhause oder im nahen Umfeld haben und ausschließlich positive Erfahrungen mit diesen machen. Diese Kinder unterscheiden nicht zwischen dem bekannten und dem fremden Hund. Sie überschätzen sich im Hundekontakt und neigen dazu fremde Hunde ungewollt zu bedrängen, wodurch es ebenfalls zu Gefahrsituationen kommen kann. Es ist also wichtig dass Kinder lernen sich bei Begegnungen angemessen zu verhalten. Das Projekt soll eine angstfreie und sichere Begegnung von Hund und Kind ermöglichen. Die Kinder lernen im ersten Teil des Projekts Entdeckertage theoretisch und spielerisch mehr über das Lebewesen Hund. Seine Bedürfnisse, Sinne, Herkunft und die sogenannte "Hundesprache" werden erforscht. An die Entdeckertage schließen sich die Besuchstage an. Die Kinder bekommen in Kleingruppen die Möglichkeit einen Hund kennenzulernen und mit ihm zu interagieren. Der Besuchshund bietet die Möglichkeit zum Streicheln, Leckerchen verfüttern und auch kleiner gemeinsamer Spiele und Aktivitäten. In der dritten Phase Nachbereitung soll das Erlernte und Erlebte verarbeitet werden.
Die Kinder sollen einen respektvollen und angemessenen Umgang mit Hunden lernen.
An den Entdeckertagen stellen wir den Kindern verschiedene Materialien Bücher, Spiele, Bildmaterial, Bastelmaterialien, Stoffhunde, "Schleich"- Hunde etc rund um das Thema Hund zur Verfügung. Gemeinsam erarbeiten wir uns Grundwissen und "erlernen" die Hundesprache. Dies kann in Klein-, Teil-, oder Gesamtgruppe geschehen. An den Besuchstagen lernen die Kinder in Kleingruppen einen Hund kennen und führen verschiedene Aktionen mit ihm durch. In der Nachbereitung vertiefen und verfestigen wir gemeinsam das Wissen. Wir werden in alles drei Phasen auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder eingehen und diese aufgreifen.
Unser Projekt ,,Besuch auf vier Pfoten" bedurfte einiger Vorbereitung. In einem Elternbrief wurde den Familien unsere Pläne erläutert, um Infos gebeten, z.B. hat ein Kind schon schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht… und die nötigen Unterschriften für einen Kind- Hund Kontakt erbeten.
Unser Besuchshund ,,Lotte" hat sich in einem Steckbrief den Eltern vorgestellt. Die Resonanz bei den Eltern war durchweg positiv. So konnten wir mit den Entdeckertagen starten. Wir haben anhand verschiedener Bilderbücher erfahren wie der Hund seine Körperhaltung, Spielfreude, Angst, Stress, Skepsis, Aggression und Wohlbefinden anzeigt.
Es wurde erläutert was Hunden z.B. Angst macht und wie man richtig Kontakt aufnimmt. Die Kinder konnten in dieser Phase schon einiges über ,,Lotte" erfahren. Wir haben im Vorfeld schon ein Fotobuch von ihr und ihren Vorlieben erstellt. Gemeinsam haben wir eine Streichellandkarte erstellt. So wussten die Kinder z.B. schon das Lotte nicht gerne auf dem Kopf gestreichelt wird.
Auch Allgemeinwissen zu Hunden wurde vermittelt und erarbeitet. Mit verschiedenen Materialien wie z.B. Hundememory, Hundebücher, Bastelangebote, Riechmemory und ,,Leckerchen" backen wurde die Neugierde der Kinder angeregt.
Am ersten und zweiten Besuchstag haben die Kinder Lotte endlich kennengelernt. In Kleingruppen von jeweils vier Kindern durfte sie Lotte Leckerchen geben und streicheln. Mutige und Hundeerfahrene Kinder fütterten aus der Hand. Es gab aber auch die Möglichkeit die ,,Leckerchenrutsche" oder einen Kochlöffel zum Füttern zu benutzen. Am ,,lebendigen Objekt" wurde die richtige Kontaktaufnahme geübt.
Die Kinder wurden von Besuch zu Besuch Lotte gegenüber mutiger und offener und das Projekt lief so gut, dass Lotte mittlerweile schon fester Bestandteil in der Mäusegruppe ist. Wöchentlich besucht sie an ein bis zwei Vormittagen die Kinder der Gruppe. Sie ist zweitweise im Gruppenraum, kann sich dort zurückziehen und die Kinder lernen so, dass Individuum Hund zu respektieren. Spaziergänge im nahegelegenen Schlosspark, Ball werfen oder Agility sind beliebte Aktivitäten für Hund und Kind. Die Kinder nehmen Rücksicht auf Lottes Bedürfnisse und die Anwesenheit des Hundes wirkt auf die Gruppe beruhigend. Das Projekt startet in der nächsten Woche in der zweiten von drei Kleingruppen. Bis zu den Sommerferien sollen alle Kinder Lotte kennenlernen. Durch den bisherigen Erfolg des Projekts erhoffen wir uns das der Kindergartenhund ,,Lotte" ein fester Bestandteil unseres Konzepts wird.