Grundschule Petershagen
In unserem Projekt "Umweltbildung an der Grundschule Petershagen" in Kooperation mit der Biologischen Station Minden - Lübbecke e.V. werden alle Schüler*innen der Grundschule Petershagen angesprochen und aktiv einbezogen. Jede Jahrgangsstufe hat ein eigenes, jährlich wechselndes Thema. Die Themen bauen aufeinander auf und sind auf das jeweilige Alter der Kinder abgestimmt. Als Grundgerüst der pädagogischen Arbeit dienen die vielfältigen Naturräume im Umfeld der Biologischen Station und der Grundschule Petershagen. Dazu gehören: Teich, Bach, Wiese, Obstwiese und der nahegelegene Wald. Hier werden die Lebensräume in unmittelbarer Nähe besucht und erkundet. In den vierten Klassen wird die Umweltbildung im Großen Torfmoor -welches zu den bedeutesten und größten in Westfalen gehört- durchgeführt. Im Laufe der Schulzeit durchlaufen die Schüler*innen jeden der unterschiedlichen Naturräume, und lernen deren Eigenschaften und Besonderheiten kennen und schätzen. Dies bildet die Grundlage für die Etablierung nachhaltigen Handelns und dem Schutz der Natur mit ihrer Artenvielfalt. Im Klassenverbund erleben die Kinder einen Schultag in der Natur. Die Tage sind in allen Altersstufen ein Highlight und werden mit großer Vorfreude entgegengefiebert. Ein zertifizierter Umweltpädagoge führt diesen Schultag jeweils mit den Klassen durch und knüpft an die jeweiligen Vorerfahrungen und Präkonzepte der Kinder an. Somit findet der Unterricht an 8 Vormittagen und einem Nachmittag im offenen Ganztag im natürlichen Umfeld statt. Zudem gibt es einen flexiblen Termin an einem Vor- oder Nachmittag. Im Unterricht werden fächerübergreifend -vor allem im Sachunterricht, Deutsch aber auch Musik, Kunst und Mathe- die Inhalte vor- und nachbereitet und weiter vertieft.
Seit vielen Jahren hat die Grundschule Petershagen die Kooperation mit der Biologischen Station des Kreises Minden-Lübbecke. Das Beziehungsgefüge zwischen Mensch und Umwelt unterliegt stetigen Veränderungen. Wuchsen Kinder vor 30 Jahren noch in einem eher natürlichen Umfeld auf, in dem sie sich frei und unvoreingenommen bewegen konnten, wird dieses in heutiger Zeit viel mehr von sterilen Zwängen und Einschränkungen bestimmt. Eigene Erfahrungen mit allen Sinnen in der Natur können nur selten gemacht werden. Stattdessen begeben sich die Kinder in die virtuellen, medialen Welten um sich dort zu "bewegen". Durch die Corona-Pandemie wurde die mediale Welt zwangsläufig mehr zum Lernort und zur Freizeitgestaltung, aber auch als "Schutzraum" vor Ängsten. Schüler*innen haben sich sehr viel anpassen müssen und konnten sich vielerorts nicht altersgemäß entwickeln. Die Umweltbildung bietet daher eine ideale Grundlage, natürliche Fähigkeiten wieder zu entdecken und zu fördern. Schärfung aller Sinne -Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken- und das eigene Erleben stehen hierbei im Vordergrund, um nachhaltiges Denken und Handeln anzuregen. Weiterhin wird das naturwissenschaftliche Handeln sowohl inhaltlich durch die Erweiterung des jeweiligen Sachwissens, als auch durch entsprechende Denk-, Arbeits-, und Handlungsweisen gefördert. Dieses Handeln bietet den Kindern beim Übergang an die weiterführende Schule eine optimale Voraussetzung für den Einstieg in die naturwissenschaftlichen Fächern. Für alle Schüler*innen, egal welcher soziokulturellen Herkunft ist das Projekt ein großer Gewinn. Das Gemeinschaftsgefühl wird gestärkt und weiter ausgebaut. Schwächere, zurückhaltenden Kinder, fremdsprachige Kinder zeigen sich bei dem Projekt z.B. "aufblühend", offen, ruhig und entdecken Stärken. Besonders für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache haben sich die Unterrichtsgänge bewährt. Sie bekommen im entsprechenden Naturraum die Chance ihre Sprachbildung handelnd aufzubauen und das entsprechende Vokabular zu erweitern. Sie finden leichter einen Zugang zu den jeweiligen Fachwörtern durch die emotionale Bedeutsamkeit des Ausfluges. Durch die lange Schulschließung und dem Wechselunterricht bekommt die Umweltbildung noch mehr Bedeutung. Die sozialen Interaktionen wurden massiv eingeschränkt. Gemeinschaftsgefühl wird durch außerschulische Aktivitäten im Klassenverbund wieder aufgebaut oder erst erlangt bei den jüngeren Jahrgängen. Auch bei Grundschülern herrscht schon mancherorts Druck und Stress auf die schulische Leistung durch die lange Schulschließung. Dieser wird durch ein fächerübergreifendes Projekt auch ein Stückweit reduziert. So können die Schüler*innen ganzheitlich, mit allen Facetten Erlebtes verarbeiten und vertiefen. Neue Verknüpfungen werden erschlossen und "Normalität" des lange eingeschränkten Schulbetriebes erfahren.
Alle Kinder erleben in ihrem Klassenverbund, bei unterschiedlichen Themenbereichen, ganzheitliche Erfahrungen in und mit der Natur. Schon auf dem Fußweg zum Themenziel, am praktischen Tag Wald, Bach, Wiese, erleben und lernen die Kinder durch Beobachtung und Anregungen des Umweltpädagogens. Das Gemeinschaftsgefüge und das Selbstwertgefühl der Klassenverbände wird z.B. bei Teamübungen enorm gestärkt und gleichzeitig alle Sinne für die Umwelt /Natur geöffnet. So wird z.B. im Wald in Partnerarbeit einem Kind die Augen verbunden. Das Partnerkind führt das "nichtsehende" Kind durch den Wald und beschreibt dabei die Umgebung. So wird nebenbei auch die Ausdrucksmöglichkeiten der Kinder geübt. Nach methodisch, didaktischen Aspekten werden die Gruppen/ Teams gebildet. Im Gesamtverbund werden die Ergebnisse wertgeschätzt, bearbeitet und besprochen In der Nachbearbeitung schreiben z.B. alle ihre Wahrnehmungen und das Erlebte auf. Weiter werden die Wahrnehmungen verglichen. Unterstützt werden sie von dem Umweltpädagogen, der Lehrkraft und ggf. Begleitpersonen. Bezogen auf die Umweltbildung der Biologischen Station Minden-Lübbecke e.V. sieht das Konzept einen regelmäßigen Kontakt zu der Grundschule vor. Die Themen orientieren sich individuell am Lehrplan und dem Programm der Grundschule. Dabei lässt sich das Vorgehen in der Umweltbildung in drei Phasen gliedern: Phase 1 des Konzeptes bilden die theoretischen Grundlagen. Diese werden im Rahmen des Unterrichtes, fachübergreifend vorgestellt und im Vorfeld durch die Schulen selber oder in Verbindung mit der Biologischen Station umgesetzt. Phase 2 besteht in der praktischen Umsetzung der Themen in der Natur mit ihren verschiedenen Lebensräumen. Durch das eigene Erleben festigt sich Wissen nachhaltig und prägend. Phase 3 besteht aus der Nachbereitung des Gelernten/Erlebten und lässt eine individuelle Reflektion der Schüler*innen zu. So werden auch sprachliche Kompetenzen nachhaltig gefördert. Im Nachgang wird das Gelernte/ Erlebte wieder fächerübergreifend in der Schule weiter vertieft und verarbeitet. Insgesamt werden alle Kinder ganzheitlich gefördert und gefordert. Kinder welche, wegen z.B. Krankheit, nicht am Projekttag teilnehmen - werden durch die Berichte und der Nacharbeit von ihren Mitschüler*innen informiert und inkludiert. Die Umweltbildung wird umfassend theoretisch und praktisch von den Kindern erlebt und gelehrt. Die Natur soll mit allen Sinnen und bei jedem Wetter erlebt werden. Ganzheitliches Lernen mit Kopf- Hand - und Herz, sowie der Gleichheitsgedanke steht auch bei diesem wertvollen Projekt im Vordergrund.
Nach einem pandemiebedingten Ausfall ging es für unsere Kinder dieses Jahr endlich wieder raus in die Natur. Angeleitet von einem Umweltpädagogen der Biologischen Station des Kreises Minden-Lübbecke entdeckten die Kinder mit ihres 5 Sinnen verschieden Ökosysteme. Sie lernten die Tier- und Pflanzenwelt der jeweiligen Gebiete kennen und erhielten Handlungsmöglichkeiten zum Schutz dieser sensiblen Systeme.
Beim Jahrgang 2 wurde es auf der Wiese plötzlich ganz still, als die Geräusche und Gerüche der Wiese wahrgenommen werden sollten. Anschließend erforschten die Kinder mit Becherlupen die Tierwelt und lernten in einem Spiel die Beziehung zwischen Räuber und Beute kennen.
Für unseren 3. Jahrgang wurde der Teich zum Klassenzimmer. Aber bevor gemeinsam die Forscherplätze rund um den Teich eingerichtet wurden, erlebten die Kinder anhand einer Mitmachgeschichte den Jahresablauf eines Frosches und einer Kröte kennen. Dabei erfuhren sie von der Bedeutung der Krötenzäune im Frühjahr und erhielten einen Einblick in den gelebten Naturschutz. Nach der bewussten Wahrnehmung des Teiches und der Einrichtung der Forscherplätze durften die Kinder ausgerüstet mit Kescher und Wasserschale auf Entdeckungsreise gehen. In einem Naturlabor am Rande des Teiches konnten die Kinder die Tiere ganz genau unter die Lupe nehmen. In einem gemeinsamen Abschluss präsentierte jeder Forschergruppe stolz ihre Tiere und die Ergebnisse ihrer Forschung zu ihrem Tier. Anschließend fanden alle Tiere wieder ihren Weg in den Teich und wurden gebührend verabschiedet.
Unser Jahrgang 1 freut sich noch auf ihre Entdeckungsreise in den Wald und der Jahrgang 4 auf ein Schlammbad im Moor.