Astrid-Lindgren-Schule
An der Astrid-Lindgren-Schule in Nottuln ist der Baustein "Miteinander lernen und leben" ein fester Schwerpunkt in unserem Schulprogramm, der seit der Corona-Pandemie enorm an Bedeutung gewonnen hat und gleichzeitig im vergangenen Jahr extrem schwer umzusetzen war. Mit Fortschreiten der Pandemie konnten wir in der Schule aufgrund der Rahmenbedingungen - Distanzunterricht, Wechselunterricht, Kontaktbeschränkungen, Abstandsregeln, Belastungen der Familien im häuslichen Bereich - verstärkt beobachten, dass der Zusammenhalt unter den Kindern abnahm und "Einzelkämpfertum" zunahm. Viele Kinder litten unter der Pandemie und die Auffälligkeiten zeigten sich - neben Lerndefiziten - auch im sozial-emotionalen Bereich. "Die Stärkung der Persönlichkeit ist uns ein wichtiges Anliegen: Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Freundlichkeit sowie Verantwortungsbewusstsein sind Werte, die wir mit den Kindern im Schulalltag leben." Auszug aus dem Schulflyer. Die Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen wird an unserer Schule bereits seit Jahren im gesamten Schuljahr durch verschiedene Bausteine umgesetzt z.B. das Programm "Teamgeister", feste Klassen- und Schulregeln, den "Klassenrat" oder die regelmäßige Beteiligung des Schülerparlaments in schulischen Angelegenheiten. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen schulischen Veränderungen ist die Bedeutung der Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen enorm gestiegen. Nun möchten wir unsere Bemühungen in diesem Bereich mit der Fortführung eines Projektes intensivieren, das in der Schuleingangsphase durchgeführt wird und so die jüngeren Schülerinnen und Schüler in Projektform profitieren lässt. Gerade die Schülerinnen und Schüler, die jetzt die Klasse 1 besuchen, haben aufgrund des Distanz- und Wechselunterrichts nur wenig im Klassenverband gelernt. Der Zusammenhalt in den Klassen konnte sich so gar nicht ausreichend entwickeln. Bereits im vergangenen Jahr haben wir das Projekt "Sicher, stark und mutig" mit den damaligen zweiten Klassen durchgeführt und dabei sehr gute Erfahrungen gemacht. Finanziert haben wir das Projekt im vergangenen Jahr auch über vonkleinaufbildung.de. Das Projekt "Sicher, stark und mutig" im Herbst 2021 soll im Klassenverband der jetzigen Klassen 1 durchgeführt werden, damit die Schülerinnen und Schüler der Schuleingangsphase sich intensiver kennen lernen, ein vertrautes Umfeld aufbauen und ihre Persönlichkeit so im sicheren Rahmen stärken können. Aufgrund früherer, bereits sehr positiver Erfahrungen in Zusammenarbeit mit dem asb Arbeitskreis soziale bildung und beratung e.V. in Münster würden wir das Projekt gerne durch diese fachlich versierten und ausgebildeten TrainerInnen durchführen lassen. Über mehrere Wochen hinweg 4-5x kommen die Teamer ein Mann und eine Frau in die Schule und arbeiten dort jeweils 2 Stunden mit einer Klasse. Die Durchführung mehrerer zeitlich begrenzter Einheiten bietet sich an, da Schülerinnen und Schüler in der Schuleingangsphase über eine begrenztere Konzentration verfügen und schrittweise Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden können. Die Kinder können sich in einen schrittweisen Prozess begeben, Vereinbarungen und Absprachen können überprüft werden. Damit eine Kontinuität auch über das Projekt hinaus gewährleistet ist, nimmt die Klassenleitung an dem Projekt teil. So kann gemeinsam mit den Teamern die pädagogische Arbeit innerhalb des Projekts reflektiert werden und wichtige Inhalte in den Schulalltag übernommen werden. Auch unsere Schulsozialarbeiterin wird an einzelnen Projekttagen teilnehmen, um die Inhalte in ihrer pädagogischen Arbeit gemeinsam mit Kindern und LehrerInnen weiterhin aufgreifen zu können. Die besondere Methode des Projekts ist das Handpuppentheater: In Form kleiner Szenen werden für die Kinder brenzlige Situationen z.B. auf dem Schulhof, auf dem Nachhauseweg vorgespielt und gemeinsam in Hinblick auf Lösungen bearbeitet. So werden Situationen sinn-bildlich-erfahrbar gemacht und ein Probehandeln für Lösungen ist im sicheren Raum möglich. Die Einführung der Halt-Stopp-Regel und viele kreative Spiele und Übungen aus der gewaltpräventiven Arbeit stehen zudem auf dem Programm z.B. Umgang mit Gefühlen, Stark sein und sich gegenseitig helfen.
Als übergeordnetes Ziel will das Projekt "Mut tut gut!" die Persönlichkeitsstärkung der Kinder in der Schuleingangsphase auf kindgerechte Weise nachhaltig unterstützen. Das solidarische Miteinander als notwendige Voraussetzungen für couragiertes Handeln wird gestärkt. Die Kinder sollen • sich bewusstwerden, welche Situation für sie brenzlig sind und Mut erfordern und wie diese Situationen angemessen bewältigt werden können, • ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen lernen und herausfinden, wie sie ihre Stärken für andere einsetzen können, • ihre eigenen Bedürfnisse z. B. nach Anerkennung, Gerechtigkeit, Schutz und Gefühle z.B. Wut, Angst wahrnehmen lernen und lernen, ihnen einen angemessenen, gewaltfreien Ausdruck zu verleihen, • erkennen, dass auch andere Kinder berechtigte Motive, Gefühle und Bedürfnisse haben • Regeln und Vereinbarungen treffen lernen, die prinzipiell einzuhalten, aber grundsätzlich auf Sinnhaftigkeit zu prüfen sind und ggf. verändert werden können, • erfahren, dass Zusammenarbeit oft weiterführt als Einzelkämpfertum, • den Unterschied zwischen Hilfe-holen und "Petzen" kennen • erkennen, dass Mutigsein auch heißen kann, Nein zu sagen • lernen, angemessene Lösungen in Streitsituationen zu entwickeln ohne körperliche Gewalt oder Rückzug Die LehrerInnen sollen durch die Kooperation mit fachlich versierten und ausgebildeten TrainerInnen in ihrer Handlungskompetenz zur Stärkung der Persönlichkeit der Kinder unterstützt werden.
Die Kinder stehen im Mittelpunkt des Projekts "Sicher, stark und mutig". Sie sind die handelnden Akteure. Die Umsetzung erfolgt auf kindgerechte Weise: Neben altersgemäßen Warm-ups, Liedern und erlebnisaktivierenden Spielen steht das Handpuppenspiel im Mittelpunkt. Innerhalb des Klassenverbandes lernen die Schülerinnen und Schüler durch die wiederholte Durchführung der Projekteinheiten in aufeinander folgenden Wochen schrittweise ihre Handlungskompetenz zu erweitern und zu reflektieren.
Bereits kurz nach den Sommerferien und der Rückkehr zum Präsenzunterricht konnte das Projekt "Sicher, stark und mutig…" an unserer Schule durchgeführt werden.
Insgesamt 4x waren die Trainerin und der Trainer des asb Arbeitskreis soziale bildung und beratung e.V. aus Münster in der Schule zu Besuch.
Besonders großer Beliebtheit erfreute sich die Übung mit dem großen Holz-A: Einige Schüler halten dieses Holz-A fest, während ein Mitschüler bzw. eine Mitschülerin darauf steht. Diese Übung ließ alle am eigenen Körper erfahren, wie wichtig es ist, sich aufeinander verlassen zu können.
In Rollenspielen und mit Handpuppen konnten Konfliktsituationen nachgespielt und reflektiert werden, um dann gemeinsam geeignete Lösungsmöglichkeiten zu finden. Eine sehr kindgerechte und ansprechende Vorgehensweise!
"Es war ein richtig tolles Projekt, von dem die Kinder in der Klasse profitieren", meldeten die Klassenlehrkräfte nach der Durchführung zurück. Gerade die Kinder der jetzigen Klasse 2 hatten aufgrund der Corona-Pandemie einen wirklich "herausfordernden" Start in ihre Schulzeit und so kam dieses Projekt genau zu richtigen Zeitpunkt.
Zusammenfassend beurteilen wir als Astrid-Lindgren-Schule die Umsetzung des Projektes "Sicher, stark und mutig, ein Projekt zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen" als voll gelungen.
Wir danken der Gelsenwasser-Stiftung, dass durch die Bereitstellung der Projektmittel die Durchführung des Projektes möglich wurde!