Vielfältig wie wir - Lebensräume für Insekten schaffen

Ansprechpartner:

Frau Beale

Institution:

Gesamtschule Kaarst-Büttgen

  • Hubertusstr. 22-24
    41564 Kaarst

Beschreibung und Ziele:

Schulen und andere Bildungseinrichtungen sind ein wichtiger Grundbaustein unserer Gesellschaft. In ihnen lernen die Macher und Dirigenten der Zukunft. Demgemäß ist es also essenziell, unsere Jugend mit den Problemen von heute und morgen zu konfrontieren. Insbesondere der Umgang des Menschen mit der Natur und seiner Umwelt ist in den letzten Jahrzehnten stark in den Vordergrund gerückt. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir schon recht früh die 17 Nachhaltigkeitsziele auf die Agenda unserer Gesamtschule gesetzt haben. Viele unserer Schülerinnen und Schüler versuchen schon seit längerem einige dieser Ziele, in Zusammenarbeit mit unseren Lehrkräften, in die Tat umzusetzen. Es folgten etliche Projekte, die sich hier sicherlich nicht alle aufzählen lassen. Wäre da z.B. die Anlage eines eigenen Gemüsegartens oder unsere Imker-AG. In den vergangenen Jahren hat die Problematik des Insektensterbens immer mehr an Bekanntheit und Bedeutung hinzugewonnen. Es ist still geworden in unserer Landschaft, auch um unserer Schule herum. Der Grund: Wir räumen auf. Und nicht nur in der Landwirtschaft. Es sind auch die Dörfer, in denen schon lange die stolzen Obstbäume verschwunden sind, es ist auch das eigene private Grün in denen der Schotter die üppigen und stattlichen Bauerngärten verdrängt hat. Wo einst mal verschiedenste Blühpflanzen um die Wette eiferten, da sind heute lebensfeindliche Einöden, aus Koniferengulasch, Bambus, Lorbeer und anderen unnützen Gewächsen. Manch ein Rasen ist gar so entstellt, dass man auch gleich einen aus Plastik hätte ausrollen können. Aber das sei uns ja nur recht, denn Deutschland ist ein sauberes Land, ein totes Land. Wir dürfen unsere Verbindung zur Natur nicht verlieren, denn nur das was man kennen und lieben lernt, dass weiß man auch zu schätzen und zu schützen. Mit unserem Projekt wollen wir unseren Schülerinnen und Schülern die Natur wieder ein Stück näherbringen, denn sie sind es, die in Zukunft Verantwortung für das Erbe Mutter Natur tragen werden. Um Insekten auch in unseren Schulgarten zu locken, wollen wir in erster Linie eine große Wildbienennisthilfe siehe Skizze bauen, an der sich dann die kleinen Nützlinge auch noch beobachten lassen. Zusätzlich wollen wir das Potenzial unseres Schulgartens, der auch eine eigene Streuobstwiese besitzt, voll ausschöpfen und eine Wildblumenwiese anlegen, deren Gewächse insbesondere auf die Bedürfnisse verschiedenster Wildbienenarten angepasst sind. Über 560 verschiedene Arten existieren in der BRD. Unter ihnen treten sehr verschiedene Lebensweisen auf, die sich stark voneinander unterscheiden können. Viele sind auf bestimmte Pflanzen als Pollenquelle spezialisiert, ohne jene sie nicht auskommen. Daher ist es relevant, eine auf deren Bedürfnisse abgestimmte Saatmischungen zu verwenden, wenn wir möglichst viele Spezies in den Garten locken wollen. Unsere Nisthilfe soll hauptsächlich durch verschiedenste Bohrungen Wohnraum für die sogenannten Hohlraumbesiedler darstellen. Eine Besiedlung durch sie erfolgt meist sehr schnell und erfolgreich. In weitere Elemente werden Wildbienen, die ihre Gänge selbst in Tot- und Morschholz, sowie in Markstängeln anlegen, ein Quartier bieten können. Unsere Schule wird in ein paar Jahren in einen neuen Gebäudekomplex umziehen. Der Vorteil einer solchen Nisthilfe ist, dass man sie beim Standortwechsel ganz einfach mitnehmen und neu aufstellen kann. Vielleicht bekommen wir auch in einem Folgeprojekt und mit Ihrer finanziellen Unterstützung die Chance, weitere Nisthilfen zu bauen und unseren Umweltgedanken weiterzutragen.

Das Ziel des Projektes ist es, dass unsere Schülerinnen und Schüler wieder mehr mit der Natur und insbesondere mit der faszinierenden Welt der Insekten, sowie der Wildbienen in Kontakt treten können. Fünfzig Prozent aller bei uns heimischen Wildbienenarten sind mehr oder weniger bedroht. Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Nisthilfe und der Wiese die Situation nicht gerade um Welten verbessern werden, aber wir gehen mit gutem Beispiel voran. Unsere Schule besitzt einen Bildungsauftrag, den sie bestmöglich verwirklichen will. Es geht hier darum, unsere Schülerinnen und Schüler für des Thema Naturschutz zu begeistern, damit sie seinen Gedanken weiter in die Welt bringen. Vielleicht können wir sie dazu bewegen, auch später selber ihren eigenen oder jetzt schon ihren elterlichen Garten auch insektenfreundlich zu gestalten. Die Situation ist ernst und es zählt jeder Quadratmeter. Wir müssen handeln bevor es zu spät ist und die Menschen auf das Insektensterben aufmerksam machen, denn nur gemeinsam können wir die Welt verändern. Darüber hinaus können wir mit einem solchen Habitat unser Lernumfeld verbessern und jenes in den Unterricht, z.B. für Exklusionen einbeziehen. Den in einem abwechslungsreichen, spannenden Unterricht lernt man oft viel besser als nur aus dem Buch, da der Unterrichtsstoff für die Schülerinnen und Schüler begreifbarer wird.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Kinder und Jugendlichen werden an einem solchen Projekt nicht zu kurz kommen. Zunächst muss die Nisthilfe, deren Entwurf schon vorliegt, gebaut werden. Auch für das Anlegen und Pflegen der Blumenwiese werden viele starke Hände benötigt. Das Gestalten der Nisthilfe und das Anlegen der Wildblumenwiese werden in einer für alle Jahrgänge zugänglichen Arbeitsgemeinschaft erfolgen. Unsere Arbeit haben wir schon begonnen, die finanziellen Mittel fehlen uns noch dazu unsere Ideen in die Tat umzusetzen. Bitte unterstützen Sie uns!

Rückblick:

Artenschutzprojekt der GKB-Aktueller Standpunkt
Bereits kurz nach der Zusage seitens der Gelsenwasserstiftung zur finanziellen Unterstützung des gewünschten Artenschutzprojektes unserer Gesamtschule, begannen inspirierte Lehrkräfte zusammen mit motivierten Schüler*innen die anstehenden Unternehmungen bis in das kleinste Detail zu planen. Die erste und höchste Priorität besaß dabei zunächst der Bau und das Aufstellen der bereits skizzierten Wildbienennisthilfe, welche von Schülern der Klasse 10 nach den Richtlinien von Dr. Paul Westrich, einer bundesweit angesehenen Koryphäe auf dem Gebiet der Wildbienen, entworfen wurde. In Kooperation mit einer in Neuss ansässigen Schreinerei, konnte das hölzerne Konstrukt gegen Ende Mai schließlich zusammen- und an einer geeigneten, sonnenexponierten Wand eines unserer Schulgebäude aufgebaut werden. Dem stattlichen Gestell fehlte allerdings noch das maßgebende Innenleben, in welchem die späteren Bewohner Quartier beziehen sollten. Nun war also das handwerkliche Geschick der Schüler*innen und Lehrkräfte einer zuvor gegründeten Arbeitsgemeinschaft gefragt, die das Objekt mit passenden Elementen, überwiegend für sogenannte Hohlraumbesiedler ausschmückten. Ein Teil des zu bestückenden Raumes wurde bis auf Weiteres freigelassen, um so von Jahr zu Jahr eine stetig wachsende Wildbienenpopulation durch zusätzliche Erweiterungen aufzubauen. Auch Nisthilfen für Morsch-, Totholz- und Markstängelbewohner sollen folgen. Durch den Bau konnten die Teilnehmenden viele brauchbare Erfahrungen mit nach Hause nehmen. So ist die Errichtung einer solchen Behausung oft kein einfaches Unterfangen, da den Erschaffern durch mangelnde Kenntnisse nicht selten schwerwiegende Fehler unterlaufen, weshalb diese oft fälschlicherweise als "Insektenhotels" bezeichneten Konstruktionen, ihren Sinn und Zweck nur unzureichend erfüllen. Die Gestaltung unserer Nisthilfe jedoch basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, so dass einer vollständigen Besiedlung nichts im Wege steht.

Kurz nach dem Aufstellen der Nisthilfe konnten die Schüler*innen bereits einige Löcher- und Scherenbienen beim Nestbau beobachten. Die auffälligen und allzu oft massenhaft auftretenden Mauerbienen insbesondere Osmia cornuta und Osmia bicornis werden sich dann aller Wahrscheinlichkeit noch im zeitigen Frühjahr zeigen. Diese sind zwar ebenfalls wie die zuvor genannten sehr häufig, aber hier überwiegt der pädagogische Nutzen für die Schüler*innen. Schließlich lässt sich ihnen, insbesondere mit diesen auffälligen Arten, die faszinierende Welt der Bienen und damit die der Insekten näherbringen, was wiederum für deren Schutz inspiriert. Auch mit der Aussaat einiger Wildblumenarten wurde bereits begonnen. Dazu legte eine Gruppe von Schüler*innen kreisrunde und mit kleinen Holzbrettern umrandete Beete an. Für das Anlegen einer Wiese ist derweilen ebenso eine Fläche festgelegt. Diese ist von der Bodenbeschaffenheit, sonnenexponierten Lage und Nähe zur neuen Nisthilfe dafür geradezu prädestiniert. Sie soll im nächsten Frühjahr im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft dann endlich in eine solche umgewandelt werden. Dafür war die Vegetationsperiode zum Zeitpunkt des Projektbeginns leider schon zu weit fortgeschritten. Zur insektenfreundlichen Umgestaltung des Schulgartens kooperiert die Gesamtschule unter anderem mit der örtlichen NABU-Gruppe, deren auf Schmetterlinge spezialisiertes Saatgut in den kreisrunden Beeten ausgebracht wurde.

Durch das auf Schmetterlinge ausgerichtete Saatgut erhoffen die Schüler*innen sich bald auch an diesen farbenfrohen Tieren erfreuen zu können. So sind in der Mischung z.B. die Samen des Gewöhnlichen Hornklees Lotus corniculatus enthalten, den unter anderem die Raupen des Hauhechelbläulings Polyommatus icarus als Nahrungsquelle nutzen. Gleiches gilt für die Wilde Möhre Daucus carota, an der die Raupen des Schwalbenschwanzes Papilio machaon gerne fressen. Dieser steht in Nordrhein-Westfalen zwar auf der Vorwarnliste, durfte aber von einigen unserer Schüler*innen in unserer Nachbarstadt Korschenbroich schon beobachtet werden. Nichtsdestotrotz fördern diese beiden Beispielarten auch viele Wildbienen oder sind für das Vorkommen einiger Spezies sogar existentiell.

Der Anfang ist also gemacht, aber erst im Laufe der Zeit wird sich das gesamte Resultat des Projektes zeigen. Die Schüler*innen und Lehrkräfte warten gebannt auf die nächsten Monate und freuen sich über jeden noch so kleinen Erfolg, über jede neue Art, die von ihrer Arbeit profitiert. Unsere Schule geht mit gutem Beispiel voran. Und darauf sind wir auch stolz. Gerade die letzten Jahre zeigen uns doch wie respektlos und egoistisch wir Menschen lange mit unserem Planeten umgegangen sind. Seien es die Dürreperioden, der dramatische Artenschwund oder Überschwemmungen schrecklichen Ausmaßes. Alles was wir der Erde zuleide tun, fügen wir uns selbst zu. Und obwohl wir das schon lange wissen, handeln wir so, als gäbe es kein Morgen. Nach uns die Sintflut! Wir wollen der Wahrheit ins Gesicht sehen und nicht weggucken. Und dazu gehört nun mal auch unseren Schüler*innen zu zeigen, wie man es besser macht, als diejenigen, die schon so viel versäumt haben. Der Bildungsauftrag einer guten Schule lautet: aus Kindern mündige Bürger*innen zu machen. Und das dieses System funktioniert, zeigen uns gerade alle jungen Menschen, die sich für mehr Umweltschutz engagieren. Unsere Gesamtschule wird weiterhin ihren Beitrag dazu leisten.