Ev. Familienzentrum "Fr.von Bodelschwingh"
Kinder bringen von Anfang an eine natürliche Bewegungsfreude mit. Bewegung durchzieht das Leben in allen Bereichen somit wird auch deutlich, dass der Bildungsbereich Bewegung mit allen anderen Bildungsbereichen verbunden ist. Wie sehr Bewegung mit der Sprachentwicklung und der Kreativität verbunden ist, durften wir mit dem Bereitstellen der neuen Bewegungsbaustelle beobachten bzw. miterleben. Mit Einzug der neuen Materialien in den Bewegungsraum konnten wir sehen und hören, wie Bewegungsaktivitäten zu explorativen Handlungen anregen. Die Kinder werden ermutigt, sich sprachlich zu äußern, einzugreifen. Sie lernen mit den Dingen, aber auch mit den Worten zu handeln. Die Kinder sind dazu übergegangen Bauvorhaben gemeinsam zu überlegen und abzusprechen. Dabei sind sie selbstverständlich auf die Vorteile einer guten Teamarbeit angewiesen. Sie sind angehalten miteinander ins Gespräch zu kommen und miteinander zu klären welche Schritte beim Bauprojekt bedacht werden müssen und wie man am besten dabei vorgeht. Natürlich klappt nicht jede Absprache auf Anhieb und ein Scheitern des geplanten Bauprojektes ist vorprogrammiert. Die Kinder lernen dabei Fehler zu akzeptieren, die Fehlerquelle herauszufiltern um dann eine neue Lösungsstrategie zu entwickeln. Sie erklären sich gegenseitig ihre Gedankengänge und gehen wunderbar darüber in den Dialog. Das kindliche Weltwissen wird auf eine sehr praktische Weise erweitert, die sprachlichen Fähigkeiten werden selbstverständlich gefordert und erweitert. Es ist sehr schön zu beobachten wie Bewegungshandlungen mit Strategien der Problemlösung verknüpft sind: Führt der eingeschlagene Weg zum Ziel? Welche alternativen Möglichkeiten stehen zur Verfügung? Was ist die Ursache für eine Wirkung, für einen sichtbaren, spürbaren Effekt? Bewegungsaktivitäten sind explorative Handlungen, bei denen das Kind sich ein Bild von der Beschaffenheit und Gesetzmäßigkeit der Dinge macht und seine Annahmen im eigenen Tun überprüft. Beim Suchen nach Lösungsmöglichkeiten kann es die eigenen Handlungen variieren und dabei die Bewegung als Mittel zum Zweck einsetzen. Bei dem neuem Material müssen die Kinder z.B. Kraft aufwenden um die großen und schweren Hölzer/ Kisten von A nach B bewegen! Wie kann man das am besten bewältigen? Wer hilft und wie? Durch die unterschiedlichen Längen der Bretter und Balken ist eine gewisse Einschätzung der Raumgröße von Nöten. Wie hoch und stabil soll die Überbrückung von einer Kiste zur nächsten Kiste sein? und so weiter Dabei wird immer wieder das Medium Sprache eingesetzt. Nun sind unserer Kinder dazu übergegangen ihre Bau-und Bewegungsaktivitäten in intensive und sehr kreative Rollenspiele einzubetten. Die Kinder sind Meister im Erfinden neuer Spielideen. Eine neue Spielidee liefert immer wieder Anlass für Bewegungshandlungen wie auch für Sprachhandlungen. Situationen werden "versprachlicht". Damit sind Spielhandlungen zugleich komplexe Spracherwerbssituationen. Ebenso können umgekehrt Sprachhandlungen zu Bewegungsanlässen werden: Die Beschreibung einer Situation wird durch Gestik begleitet ein Rollenspiel lebt zwar durch die sprachliche Kommunikation der am Spiel beteiligten Kinder, es wird gleichzeitig aber auch körperlich inszeniert. Sprache und Bewegung - beides sind bei Kindern wesentliche Mittel der Erkenntnisgewinnung, des Ausdrucks und der Mitteilung. Das Grundanliegen einer bewegungsorientierten Sprachbildung und Sprachförderung von Kindern sollte darin bestehen, eine anregungsreiche, zur Aktivität und zum Handeln auffordernde Umwelt zu schaffen, in der Kinder ihren Körper, Bewegung, Sprache und Stimme gleichermaßen einsetzen dürfen, um sich mit sich selbst und anderen auseinanderzusetzen. Bevorzugtes Mittel ist dabei das Spiel. Es schafft Bewegungs- und Sprechanlässe, die dazu beitragen, das sprachliche und körpersprachliche Handlungsrepertoire ebenso zu erweitern wie das Bewegungsrepertoire. Über Bewegungs-und Rollenspielespiele können sprachliche Bildungsprozesse in Gang gesetzt werden. Bewegung besitzt ein entwicklungsförderndes Potenzial, das sich insbesondere in den ersten Lebensjahren positiv auf die Sprachentwicklung auswirken kann. Die sprachfördernde Wirkung entfaltet sich insbesondere bei den vielfältigen Sprechanlässen, die sich beim gemeinsamen Spiel ergeben, beim Bauen und Konstruieren, beim Aushandeln von Rollen und Regeln, bei Rollenspielen. Um diesen Effekt gut zu nutzen, würden wir sehr gerne das Materialangebot in unserem Bewegungsraum zusätzlich aufstocken um noch gezielter und intensiver diesen Prozess: "Von der Bewegung, über das Rollenspiel zum Spracherwerb" zu fördern. Es wäre wunderbar, wenn wir die vorhandene Bewegungsbaustelle um einige weitere auffordernde Materialien aufstocken könnten und somit das Repertoire der Spielmöglichkeiten zu erweitern. Die großen "Zauberkästen" fordern die Kinder auf hineinzuklettern. So bekommt der Kasten sofort eine neue Bedeutung und er wird z. B. zu einem Wohnwagen etc.. Die Kinder haben den Wunsch geäußert, Decken, Kissen und Sitzkissen zu bekommen um "Ihre Bude" gemütlich zu machen. Budenbauen hat schon ganze Generationen begeistert und bereichert die kindliche Vorstellungswelt.
Bewegungsorientierte Sprachbildung und -förderung beinhalten die Chance, an den Kompetenzen der Kinder anzusetzen - und nicht an ihren Schwächen. Je jünger Kinder sind, umso mehr brauchen sie Aktivitäten und Dialoge, in denen die gesprochene Sprache mit weniger rationalen Ausdrucksmitteln und mit Sinneswahrnehmungen, mit Bewegungs- und Handlungserfahrungen verknüpft wird. Eine bewegungsorientierte Sprachbildung sollte eine anregungsreiche, zur Aktivität und zum Handeln auffordernde Umgebung schaffen, in der das Kind Körper und Bewegung, Sprache und Stimme gleichermaßen lustvoll einsetzen kann. Sprachbildung braucht Bewegung - im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Über Bewegungsspiele können sprachliche Bildungsprozesse provoziert werden.
Durch die bewusste Inszenierung von bewegungsorientierten Sprachbildungsprozessen eröffnet sich die Möglichkeit, zwar ohne zeitlich fixierte Förderstunden, aber doch durch didaktisch reflektierte Anregungen die Kinder in ihren sprachlichen Kompetenzen zu unterstützen. Damit werden alle Kinder erreicht, besonders wichtig ist dies für die Kinder, die aufgrund ihrer sozialen und kulturellen Herkunft und ihrer individuellen Voraussetzungen einer besonderen Unterstützung bedürfen. Der spielerische Umgang mit der Sprache, die Lust am Nachahmen, das unbefangene Ausprobieren, dies sind gute Voraussetzungen, die Sprache zu erwerben. Bewegung unterstützt diesen Prozess - Sprache wird so am eigenen Leib erfahren.
Eine Bude bauen
Eine Bude bauen heißt: mit verschiedenen Materialien zu experimentieren, sich in sozialen Rollen zu üben, kreative Momente zu nutzen und komplizierte Situationen zu meistern. Kinder schaffen sich einen Raum, in dem sie sich unbeobachtet ausprobieren können. So wird das "Bude bauen" zu einem vielschichtigen Erlebnis. Das tut Kindern nicht nur gut, sondern macht auch kreativ. Denn Höhlenbauen erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen für eine gesunde Entwicklung. Haben Mädchen und Jungen viel Umgang mit Materialien, die umfunktioniert und immer wieder neu eingesetzt werden können, bewegen sie sich in einem Rahmen, in dem sie sich kreativ entfalten können. Die neu angeschafften Decken, Kissen und Sitzkissen zusammen mit den Trapezböckchen als Basis zum Höhlen und Buden bauen sind ideale Voraussetzungen dafür. Dazu viel Platz für Bewegung und nicht zu viel Ablenkung durch anderes Spielzeug - so ist unser Bewegungsraum mit Hilfe der Spendengelder zu einem perfekten Raum zum glücklich-machendem Spielen geworden. Die neuen Materialien machen kreatives Schaffen in Sachen Höhlenbauen möglich und regen zu Rollenspielen an. Ein weiterer Pluspunkt: In der Gruppe wird Teamarbeit und soziales Miteinander gefördert. Ab und an spielen Kinder auch gerne allein mit ihren Lieblingsspielsachen an den selbst kreierten Rückzugsorten. Das reizvolle für Kinder ist, dass Niemand sehen kann, was sie gerade machen! Dem Rückzugs-Paradies steht nichts im Weg. Eine wichtige Möglichkeit für Kinder sich manchmal der Lautstärke und dem teilweise anstrengendem Alltag zu entziehen. Kinder können mit den hohen Decken in unseren Erwachsenenräumen nicht viel anfangen. Sie verlieren sich in diesen Räumen, die für "Riesen" gedacht sind. Und weil sie Zimmer brauchen, die auf ihre Größe zugeschnitten sind, werden sie zu talentierten Höhlenbauern. Mit Decken und Kissen erschaffen sie weiche, kuschelige Rückzugsorte, klein und durch dunkle enge Gänge verbunden. Manchmal guckt ein gut gelauntes Kindergesicht durch eine kleine Öffnung, die als Fenster dient. Die Kinder errichten kunstvolle Bauten. Sie allein finden sich in den verschlungenen Pfaden ihres Labyrinths zurecht. Und die Höhlen der Kinder haben mit dem langweiligen Rechteck des Zimmers nicht mehr viel gemeinsam. Geometrie wird neu erfunden! Ihre Wände sind schräg, die Decken gewellt. Und doch sind Kinder konservativ. Im Haus der Großen bauen sie ihr kleines Haus. "Hier ist die Küche!", bestimmt eine Kinderstimme unter einer Kissenpyramide. "Und da das Schlafzimmer!", antwortet ein Mitbewohner und stopft eine Decke in einen Spalt im Gebäude. Die Höhle ist eine Miniaturwohnung. Durch das Bauen einer Bude können Kinder die große Welt auf eine kleine projizieren. Im Spiel entdecken die Kinder nicht nur neue Funktionen in Gegenständen, sondern finden auch ihre Rolle im Team. Gemeinsam bauen heißt Teamarbeit: die Kinder müssen sich absprechen, welches Material sie nutzen wollen und respektvoll miteinander agieren. Die Kinder gestalten ihre Welt mit allem was dazu gehört und mit dem, was sie von den Erwachsenen sehen. Sie greifen dabei auf ihr vorhandenes Weltwissen zurück!
Das wird gefördert:
• verantwortungsvoller Umgang mit Gegenständen & Materialien
• sich in sozialen Rollen üben
• Kreativität
• Lösen von komplizierten Situationen
• Selbstständigkeit
Mit der Gestaltung einer "Bude" hat das Kind nicht nur enormen Spaß an dem Prozess als solches, es werden dabei ganz unterschiedliche Kompetenzen gebildet und ausgebaut. Zum Einem sammeln die Kinder Erfahrungen mit Befestigungsmethoden und der Stabilität des Konstruktes. Damit die Materialien auch gut halten, ist Feinmotorik erforderlich. Das Stapeln und Anordnen von Kisten erfordert Kraft und Geschick. Der gesamte Prozess des Bauens fördert das Kognitive Denken. Es ist nötig dass die Kinder die Beschaffenheit der Materialien erfassen und richtig einsetzen. Sie begreifen dabei, z.B. welche Stoffe Licht durch lassen und sich als Vorhang eignen und welche Stoffe sich mehr zur Innenausstattung eignen. Beim selbstständigen Ausprobieren entwickeln Kinder Methodenkompetenzen. Sie üben sich in Strategien um Probleme zu bewältigen. Sie üben das strategisch geplante und zielgerichtete Umsetzen der vorhandenen Kenntnisse und Verhaltensweisen bei Aufgaben bzw. Problemen.