FZ Kita St. Gerburgis
Die Bewegungsarmut der Kinder und damit die Gefahr von körperlichen und seelischen Fehlentwicklungen hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder den elementaren Umgang mit Materialien und Dingen zum Spielen, die möglichst natürlich bzw. naturbelassen sind. Die Natur, frische Luft, Sand, Wasser, Holz und Steine laden ein zum kreativen Handeln und vermitteln Erlebnisse, die die Kinder sinnlich und emotional berühren. Auch ist der bewusste und nachhaltige Umgang mit unseren Ressourcen wichtiger denn je. Um Kinder nach draußen zu locken, bedarf es einer Umgebung, die durch vielseitige Möglichkeiten Anreiz zum Bewegen, Erleben, Beobachten, Experimentieren, Spielen und Lernen bietet. Diese Gedanken, die Beobachtung des Draußenspiels und Äußerungen der Kinder haben wir zum Anlass genommen die Gestaltung unseres Außengeländes zu einem Wasserspielplatz mit einem Bachlauf umzuwandeln. Bisher gibt es nur einen kleinen Matschbereich im Sandkasten für 90 Kinder im Alter von 2-6 Jahren. Im Sommer kommt es dort oft zu einer gewissen Enge, Interessenkonflikten und Veränderungsmechanismen. Nun bietet sich ein zweiter Bereich an, in dem schon ein Boot zum Rollenspiel einlädt. Hier möchten wir einen kleinen Bachlauf integrieren. Da unser Gelände hier stufig angelegt ist, würde ein Gefälle entstehen, welches vielseitige Versuche, Beobachtungen und Erkenntnisse ermöglicht, z.B. die Veränderung von Fleißgeschwindigkeiten durch Verengen von Durchlässen, das Bauen bzw. Stauen von kleinen Staudämmen... Ein weiterer Aspekt ist der Gedanke der Nachhaltigkeit. Die Dinge, die der Mensch als Kind lieben und schätzen lernt, wird er im Erwachsenenalter auch eher bereit sein zu schützen. Der Bachlauf ist so durchdacht, dass die Kinder auch Wasser auffangen können um unsere Hochbeete oder Töpfe zu bewässern oder die Vogeltränke zu füllen. Damit das Wasser nicht einfach nur versickert ist geplant, in einem weiteren Schritt vom Ausgang des Bachlaufes ausgehend mit den Kindern schmale Gräben mit kieisgem Sand zu befüllen. Über diese Rinnen wird das Wasser in den Wurzelbereich von zwei Bäumen weitergeleitet und kann somit den Bäumen noch als Wasserquelle dienen. Seit einigen Jahren ist unsere Einrichtung bereits zertifiziert zum Haus der kleinen Forscher. Somit bildet auch gerade der experimentelle Anteil an Angeboten und Projekten einen weiteren Schwerpunkt unserer pädagogischen Arbeit. Der Bachlauf kann Ausgangspunkt werden für physikalische Fragestellungen und Erkenntnisse: Welche Materialien schwimmen, welche sinken? Wie verhalten sich Sand und Wasser miteinander? Wie kann ich Fließgeschwindigkeiten verändern? Wie funktioniert ein Wasserrad? Woher kommt das Wasser? Wohin verschwindet das Wasser? Wie kommt das Wasser ins Haus? Wie kommt es zum Fließen? Wofür wird Wasser überall gebraucht?
Wir wollen den Kindern damit vielfältige Möglichkeiten bieten, sowohl durch kreatives selbstbestimmtes Tun als auch durch gelenkte Aktionen vielseitige Erfahrungen zu machen, die einerseits die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder und die Liebe zur Natur fördern und andererseits ihr Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur und physikalische Gesetzmäßigkeiten fördern und die Grundlage für nachhaltiges Denken und Handeln bilden. Dieses Tun und die Gespräche sollen den Kindern helfen zu verstehen, dass wir mit unseren Ressourcen achtsam umgehen müssen, und dass Pflanzen und Tiere lebendige Wesen sind, die unserer Pflege und Achtsamkeit bedürfen.
Ausgangspunkt ist die Sammlung von Beobachtungen, Kinderäußerungen bzw. Fragestellungen bei unseren Besuchen im Nonnenbachtal, auf unserem Spielgelände sowie im Kindergartenalltag.Beim Befüllen und Schütten mit unterschiedlich hohen und breiten, durchsichtigen Gefäßen werden die Feinmotorik und das Mengenverständnis gefördert. Bei den Ausflügen zum Nonnenbachtal verfolgen wir auch den Verlauf von Gräben und Bächen und lassen selbstgebaute Schiffchen aus Papier und Holz schwimmen. Wir beobachten Fließrichtung und Fließgeschwindigkeit. Wir suchen in der Kita nach Wasserzapfstellen und im Keller schauen wir uns die Wasserleitungen an. Wir entdecken die Gullideckel in unseren Straßen. Mit durchsichtigen Schläuchen und Plastikgefäßen die wir verbinden, machen wir den Wasserfluss sichtbar. Wir entdecken die Kapillarkraft in Röhrchen und horchen im März an den Bäumen, wenn der Saft über die Wurzeln in den Stamm zu den Ästen fließt. Wir pflanzen Gemüse in einen durchsichtigen Eimer und verfolgen das Wachstum der Wurzeln und den Wechsel von Trockenheit und Nässe durch das Gießen. Wir vertiefen Beobachtungen und Erfahrungen beim alltäglichen Spiel am Bachlauf. Wir erfassen die Erkenntnisse und lassen die Kinder dazu einen Wasserkreislauf malen. Wir ergänzen unsere Fragestellungen mit der Suche nach Lösungen und Sachbilderbüchern. Eine Projektidee würde sich damit beschäftigen, wie man aus Wasser Energie erzeugen kann. Über eine Bilderbuchbetrachtung würden wir in das Thema einsteigen. Wir könnten Versuche zur Fließgeschwindigkeit, zum Anstauen von Wasser machen und ein kleines Wasserrad bauen. Bei einem Besuch im örtlichen Sägewerk können die Kinder hautnah erleben, wie über die Kraft eines Wasserrades Baumstämme in Bretter verwandelt werden. An weiteren Stellen sind ein stillgelegtes Wasserrad, ein Wasserwerk sowie eine Rohrstruktur zu besichtigen. Im Freispiel konstruieren und experimentieren die Kinder mit PET-Rohren. Sie schaffen Rohrsysteme und lassen Wasser durchlaufen. Bei den Gesprächen und Versuchen kann es zu vielen Fragestellungen kommen: z.B. Wo gibt es überall Wasser? Wie verwandelt sich Wasser? Woher kommt Wasser? Wohin verschwindet Wasser? Wie verwandelt sich Wasser? Wie entsteht Wasser bei Kondensation? Wie entsteht Eis? Wie entsteht Dampf? Wie verdunstet Wasser? Wofür brauchen wir Wasser? Wie und wo können wir Wasser einsparen? Dabei ist uns wichtig, dass wir im Verlauf des Projektes auch unerwarteten Fragen der Kinder nachgehen und den Werdegang flexibel gestalten, Ideen der Kinder aufgreifen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Auch werden wir unsere Erkenntnisse sichtbar machen, indem wir z.B. eine Collage mit den Kindern gestalten, auf der sichtbar wird, wo überall Wasser gebraucht wird. Wir erarbeiten mit den Kindern Erinnerungssymbole, die wir an Orten aufhängen, an denen wir Wasser oder Papier z.B. beim Händewaschen, einsparen können. In einem aufbauenden Projekt zur Nachhaltigkeit könnten anfallende Materialien, wie z.B. Sägemehl vom Sägewerk, Eierkarton und Altpapier zum Papierschöpfen und weiteren Aktionen eingesetzt werden. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie mit unserer Projektidee überzeugt haben und Sie uns bei unserem Vorhaben finanziell unterstützen.
Durch die Coronapandemie und den damit verbundenen Umständen hat sich der Aufbau unseres Wasserspielplatzes leider vom Sommer in den Herbst verzögert. Daher haben wir uns zunächst auf die Erlebnisse beschränken müssen, die im Rahmen der herbstlichen Witterung möglich waren.
In einer ersten Experimentierreihe ging es darum, mit den Kindern gemeinsam zu überlegen: "Was schwimmt denn eigentlich auf dem Wasser und was geht unter?" Dazu haben die Kinder gemeinsam mit den Erzieherinnen unterschiedliche Materialien zusammengesucht. Außerdem wurden kleine Schiffe aus Papier gefaltet.
Es war sehr spannend zu beobachten, wie die Kinder die unterschiedlichen Materialien auf ihre Schwimmfähigkeit untersuchten. Im Laufe des Experimentes entwickelten sich auch einige Alltagsfragen der Kinder, die von den Erzieher/innen aufgegriffen und beantwortet wurden
Um den Kindern den Wert des Elementes Wasser und einen nachhaltigen Umgang mit diesem kostbaren Gut zu vermitteln, haben wir unseren Wasserspielplatz auch direkt spielerisch in unseren Leitgedanken eines nachhaltigen Umgangs mit naturgegebenen Ressourcen eingebunden. Im Zuge unserer Zertifizierung zur Klima.KITA NRW im Jahr 2021 haben wir auch zwei Hochbeete angeschafft. Diese werden von unseren Kindern gemeinsam mit den Erzieher/innen ganzjährig bewirtschaftet. Um wachsen zu können, benötigen die Pflanzen viel Wasser. Dieses Schöpfen wir nun direkt vom Wasserspielplatz ab und bewässern damit unser Außengelände. Unser neuer Wasserspielplatz wird unseren Kindern ganzjährig viele Möglichkeiten bieten Sinneserfahrungen zu sammeln, zu experimentieren, das Element Wasser zu erforschen und einfach Spaß zu haben