Wir richten das generationsübergreifende Sprach und Leseprojekt "Eselsohr" in unserer Einrichtung und auf unserer Plauderterrasse ein

Ansprechpartner:

Frau Grabe

Institution:

DRK Kita und Familienzentrum Abenteuerland

  • Siechenstr. 25
    33378 Rheda-Wiedenbrück

Beschreibung und Ziele:

Auf der bereits bestehenden Plauderterrasse unserer Einrichtung, auf der unsere Kinder, deren Eltern, alle sonstigen Gäste und unseren neuen Nachbarn, die Senioren aus den angrenzenden Wohneinheiten für betreutes Wohnen unter der Trägerschaft von Cape Diem, schon fleißig ins Plaudern gekommen sind, ist es zurzeit - Corona bedingt, eher still geworden. Wir möchten, gerade in dieser kommunikationsarmen Zeit, aber auch darüber hinaus, eine neue Möglichkeit zur Kommunikation schaffen und die Kinder in besonderem Maße daran teilhaben lassen. Den Kindern der Einrichtung, aber auch allen schon genannten Personenkreisen soll eine neu etablierte Lesestation erweiterte Möglichkeiten zum Austausch und zur Kommunikation ermöglicht werden. Geplant sind zwei Schmökerschränke für Jung und Alt. Mit diesen Schränken soll die Möglichkeit geschaffen werden, Bücher komplikationslos zu tauschen. Es wird weiterhin ermöglicht, dass jedes Kind Zugang zu Büchern hat, auch wenn die finanziellen Mittel im familiären Rahmen dafür nicht zur Verfügung stehen. Die Lust am Lesen soll gesteigert und gefördert werden. Die Kinder haben die Möglichkeit Einsicht in Bücher zu gelangen, die sie evtl. sonst nicht lesen oder kennenlernen würden. Des Weiteren lernen die Kinder Bücher zu tauschen und das "Altes" nicht weggeworfen werden muss, sondern jemand anderem noch eine große Freude machen kann. Ebenso wird gelernt, dass nicht jeder Gegenstand neu gekauft werden muss, dies kommt unserem Bestreben ressourcenorientierte Werte zu vermitteln, sehr entgegen. Mit großem Interesse erwarten wir viele interessante Bücher und die sich daraus ergebenden neuen Möglichkeiten in der Arbeit mit den Kindern. Selbstverständlich sollen diese Möglichkeiten vollumfänglich auch den Erwachsenen unserer Einrichtung gegeben werden. Die Senioren in unserer unmittelbaren Nachbarschaft haben die Gelegenheit unsere Kinder an ihrer Lektüre teilhaben zu lassen und wir freuen uns schon auf so manches längst vergessene Kinderbuch aus alten Tagen. Das Vorlesen hat in unserer Einrichtung einen sehr hohen Stellenwert und wird vielfach praktiziert. Die Kinder haben anschließend die Möglichkeit das gehörte im Rollenspiel zu vertiefen oder zu malen. Durch die Pandemie, und die daraus resultieren Einschränkungen in unserem Arbeitsalltag, darf unser geschätzter Vorleseopa unsere Einrichtung nicht mehr betreten und die Reaktionen der Kinder haben uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig Bücher, Geschichten und das gemeinsame Lesen im Leben unserer Kinder ist. Innerhalb der Einrichtung haben wir ebenfalls eine neue Bücherei für Kinder angelegt. Sie soll den Kindern den selbstbestimmten Umgang mit Büchern ermöglichen und neue Anreize schaffen. Eine große Zahl neuer Bücher und die Umgestaltung des Raumes runden dieses Angebot ab. Die Kinder nutzen diese neue Möglichkeit sehr gerne, geben sich untereinander Empfehlungen und genießen den selbstbestimmten Zugang zu den Büchern. In unserer Kindertagestätte konnten sich die Kinder, vor der Pandemie, innerhalb der Einrichtung und auf dem Gelände frei bewegen, diese Leseecke gibt ihnen ein kleines Stück Normalität und Freiheit wieder. Auf der Plauderterasse soll diese Lesecke eine neue Begegnungsmöglichkeit schaffen und wir träumen auch zukünftig von weiteren Vorlesegroßeltern. Begleitet wird unsere Schmökerstation von unserem Esel "Emil", daher auch der passende Name "Eselsohr". Die Handpuppe soll den Kindern den Zugang erleichtern, die Scheu nehmen und Projekte begleiten. Esel Emil liest den Kindern vor und verliest sich dabei auch mal, die Kinder hören aufmerksam zu und verbessern ihn dann. Emil vertauscht Worte und muss korrigiert werden oder ihm fallen manche Worte gar nicht erst ein - so leben wir Sprachförderung zum Anfassen. Von Emil sind alle begeistert, Groß und Klein und dadurch, dass er Bücher so liebt ist er ein tolles Vorbild für unsere Kinder. Emil wohnt im Schmökerschrank und schlummert in seiner Hängematte. Er ist ein bisschen kurzsichtig, deswegen hängt eine kleine, feine Auswahl an Lesebrillen an unserem Schmökerschrank, die selbstverständlich von allen Lesefreunden genutzt werden darf. Wenn unsere Handpuppe nicht gerade liest, fährt sie mit dem Bücherwagen durch unsere Einrichtung, über unser Aussengelände oder sogar den Hof des Altenwohnheimes. Dieser Bücherwagen wird zum Ausleihen der Bücher genutzt und ist stets Themenbezogen gefüllt. Neben dem offenen Angebot mit unserem Bücherschrank und der Kinderbibliothek ist es uns ebenso wichtig, vorbestimmte Themen mit aktuellem Anlass in die Welt der Kinder zu integrieren. Esel Emil nennt das: "eine Wagenladung voll Wissen." So kann dieser Wagen, zum Beispiel ausschließlich mit Büchern zum Thema Gärtnern bestückt werden und dafür ein anderes Mal nur Bücher zum Thema Basteln oder Kochen beinhalten. Fachwissen wird so ganz selbstverständlich und zwanglos eingeführt und vermittelt. Die Kinder sind immer schon ganz aufgeregt, welches Thema Emil diese Woche durch die Einrichtung schiebt. Da unsere Einrichtung großen Wert auf Chancengleichheit und Gleichberechtigung legt, war es uns ein besonderes Anliegen, dass diese Themenbücherkiste mobil ist. Durch die Begegnung mit älteren, nicht mobilen Menschen, werden unsere Kinder im Umgang mit ihnen sensibilisiert und lässt sie so ganz natürlich an unserem Alltag teilhaben. In unserer Kindertagesstätte gibt es darüber hinaus auch einige Kinder mit Integrationsbedarf. Diesen Kindern ein selbstbestimmtes Leben in alles Bereichen zu ermöglichen, ist uns ein elementares Anliegen. Der Bücherwagen verfügt über sechs große Räder, die ein Kippen des Wagens unmöglich machen, zeitgleich aber auch unseren gehbehinderten Kindern die Möglichkeit geben, unserem Esel Emil zu helfen. Ein völlig neues Gefühl einmal Hilfe zu geben anstatt nur zu brauchen. Kleine Kinder werden hier ganz groß und Kinder mit Behinderung sind mitten drin, so stellen wir uns Integration vor. In der Neuanschaffung, der von uns bereits im Eigenanteil erworbenen Bücher, finden sich auch Titel die genau diese Themen behandeln, ebenso finden sich dort Bücher über die unterschiedlichsten Familien auf dieser Welt und ihre Sprachen. Unsere Kinder sind immer fasziniert davon, wie andere Kinder leben und sprechen. Kinder mit Migrationshintergrund freuen sich sehr, wenn ihnen - zwar manchmal etwas holprig, aber dennoch in ihrer Sprache vorgelesen wird. Gegenstände und Worte klingen neu und spannend - egal ob auf Deutsch, Russisch oder Bulgarisch. Inklusion zum Mitmachen. Hier lernen auch wir Erzieherinnen jeden Tag etwas Neues.

Unsere Zielsetzung ist eine generationsübergreifende und interkulturelle Sprach,- und Leseförderung zu schaffen. Lesekompetenzen sollen gefördert und regelmäßiges Lesen gefordert werden. Das Interesse an Literatur soll gestärkt und soziale Kompetenzen gefördert werden.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Wir möchten den Kindern Gelegenheit geben sich individuell, ihren Bedürfnissen entsprechend, weiter zu entwickeln. Die Kinder sollen zu jederzeit Zugang zu Büchern haben. Sie sind maßgeblich an der Auswahl der Bücher mitbeteiligt, helfen beim Verwalten und bestücken der Regale in der Kinderbibliothek. Außerdem lernen sie auf vielfältige Weise die unterschiedlichsten Bücher, Themen und Geschichten kennen. Die Kinder bekommen Zugang zu sensibleren und aktuellen Themen, wie Armut oder Flucht aber auch wie ein Leben mit Behinderung aussieht. Ebenso haben sie Zugang zu Büchern mit Themen wie Experimenten, Rezepten oder der heimischen Tierwelt. Kinder können den Senioren, ihren Eltern oder anderen Kindern "vorlesen". Sie können die Geschichten nacherzählen oder nachspielen und natürlich kann und soll ihnen vorgelesen werden. Unsere Plaudertrasse wird für die Kinder um einen weiteren wichtigen und elementaren Bildungsbereich erweitert, der ihre Möglichkeiten wachsen lässt. Die Kinder erleben Sprachförderung und Spaß mit der Handpuppe. Lernen aufmerksam zu sein und zu hinterfragen. Der Schmökerschrank und die Kinderbibliothek werden den Kindern sicherlich nicht nur in der aktuellen Zeit eine Freude bereiten, sondern schon sehr bald ein fest etablierter Teil unserer Einrichtung und Arbeit sein.

Rückblick:

Wir sind sehr glücklich über dieses gelungene, niederschwellige Projekt das dauerhaft in das pädagogische Konzept unserer Einrichtung übernommen wird. Große und kleine Lesebegeisterte finden hier einen kostenlosen Zugang zu immer neuen Schätzen. Gerade dass "Stöbern" macht allen Altersgruppen Spaß und regt zu häufigen Kontakten an. Unseren Lesewagen "Wissen auf Rädern" haben wir wegen der Kontaktbeschränkungen bisher nicht bestückt und eingesetzt, die Kinder freuen sich aber bereits auf die Besuche mit ihm im Seniorenzentrum, wo sie mit den Senioren in den thematischen Austausch gehen, z.B. zu Bienen, Herbst, Licht und Schatten...
Im Innenbereich wird die Bibliothek gerne als Rückzugsort genutzt, hier machen Kinder gerne eine kleine Pause und stöbern in unseren neuen Büchern. Die Eltern unserer Schulanfänger haben uns zum Abschied einen Koffer voller Bücher hierfür geschenkt, wie schön das dieses Projekt von so vielen Seiten Unterstützung erfährt. Die Leseesel Evi & Emil werden oft zum kuscheln oder "Vorlesen" hinzugenommen und das gemütliche Feuer im Kamin ist den Kinder sehr wichtig. Auch im Sommer wurde es täglich angemacht.
Insgesamt sind wir sehr glücklich über dieses erfolgreiche und langfristig angelegte Projekt und bedanken uns bei der Gelsenwasserstiftung für ihre finanzielle Unterstützung