Streiten und versöhnen

Ansprechpartner:

Herr Nenno

Institution:

Johann-Hinrich-Wichern Schule

  • Taubenweg 47
    47665 Sonsbeck

Beschreibung und Ziele:

Wo Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen aufeinandertreffen, da gibt es Konflikte und Streitigkeiten. Streitigkeiten finden sich auch immer an unserer Grundschule in unserem täglichen Schulalltag, besonders während der Hofpausen. Meinungsverschiedenheiten gehören zum Miteinander dazu. Wichtig ist nur, den richtigen und angemessenen Umgang mit Konflikten - eine Streitkultur - zu erlernen. Die Kinder müssen erfahren, konstruktiv mit Konflikten umzugehen, damit es nicht zu verletzenden verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen kommt. Tragfähige Strukturen für eine friedliche Konfliktbearbeitung müssen in der Grundschule grundlegend und kontinuierlich eingeübt werden.

Die Konzeption in der Streitschlichtung liegt in dem Vermitteln zwischen Konfliktparteien durch eine Hilfsperson - den Streitschlichter - mit dem Ziel, eine möglichst einvernehmliche Lösung zu finden, bei der sich niemand als Verlierer fühlt. Es muss zu einem Dialog kommen: Wie können wir es schaffen, miteinander eine gute Lösung für alle zu finden? Die Aufgabe der Streitschlichter wird es sein, die Streitparteien in ihrem Konfliktlösungsprozess zu unterstützen, indem sie als neutrale Person Ruhe in die Situation bringen, das Gespräch strukturieren, seinen Verlauf spiegeln und begleiten. Die Streitschlichter haben die Aufgabe, als unparteiische Dritte zwischen streitenden Parteien zu vermitteln. Sie unterstützen die Streitenden darin, ihre Probleme ohne Gewalt und Schuldzuweisung zu lösen und zusammen nach Kompromissen zu suchen. Am Anfang stehen die gemeinsame Klärung der Streit-Ursachen und das Erkennen der jeweils persönlichen Streit-Anteile. Daran schließt sich das Suchen von für alle Beteiligten annehmbaren Lösungen an. Ein Streitschlichtungsgespräch unterliegt klaren Regeln. Der bzw. die Streitschlichter/in ist für deren Einhaltung verantwortlich und überwacht den Ablauf des Gesprächs. Ein wichtiger Bestandteil des Streitschlichterprojektes ist die Förderung sozialer Kompetenzen, wie Achtung vor sich selbst und anderen Personen, Bereitschaft zum aktiven Zuhören, Verantwortungsbewusstsein, Teamarbeit und Einfühlungsvermögen. Diese sind allerdings nur ein Baustein eines erfolgreichen Streitschlichtungsprojektes. Ein weiterer Aspekt zielt darauf ab, dass die Schüler selbst den Umgang in Konfliktsituationen erlernen und somit zu einer positiven Veränderung zum Schulleben beitragen. Damit verbunden wird den Schülern die Verantwortung gegeben, einen Freiraum zu erhalten für ein selbstbestimmtes Handeln, während der Konfliktsituationen.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Seit November 2020 bilden wir Schüler-Streitschlichter aus. Hierfür haben wir Schüler des 3. Schuljahres ausgewählt, die bereits eine hohe Sozialkompetenz zeigen. Diese Kinder werden zu so genannten Mediatoren ausgebildet, die im neuen Schuljahr dafür zuständig sein sollen, bei Streitigkeiten im Schulsystem auf die Beteiligten einzugehen und eine akzeptable Lösung für alle zu erreichen. Bei dem Konzept der Streitschlichtung an der JHW Schule steht im Vordergrund, dass ausdrücklich SchülerInnen - also Gleichaltrige - bei der Konfliktlösung helfen. SchülerInnen können ihre Konflikte mit Gleichaltrigen besprechen und haben daher nicht das Gefühl, in irgendeiner Position unterlegen zu sein. Hinzu kommt, dass das oberste Gebot der Streitschlichtung Schweigepflicht bedeutet und somit niemand befürchten muss, sein Gesicht zu verlieren. Die Streitenden fühlen sich ernst genommen und sie beteiligen sich aktiv an der Lösungsfindung für ihre Probleme, bei der es weder Sieger noch Verlierer gibt. Auf diese Weise lernen SchülerInnen Gefühle zu benennen und konstruktiv mit ihnen umzugehen. Sobald SchülerInnen ein Gefühl für die Streitschlichtung entwickeln, kann durch sie der Eskalation von Konflikten vorgebeugt werden, womit ein wertvoller Beitrag zur schulischen Gewaltprävention geleistet wird. Es geht dabei vor allem um den Erwerb von Empathie, Sprachkompetenz und sozialer Kompetenz, die helfen sollen, Konflikte in der Schule friedlich zu lösen. An die Streitschlichter können sich alle wenden, die Probleme und Konflikte mit anderen Schülern haben. Die Streitschlichtungs-Gruppe ist dafür ausgebildet, den Mitschülerinnen und Mitschülern bei der Beilegung des Streits zu helfen. Der große Vorteil ist dabei, dass die Schüler ihre Konflikte ohne einen Lehrer klären können und somit auch keine Konsequenz droht, denn alles, was ihr den Streitschlichtern erzählt, wird vertraulich behandelt. Die Streitschlichtung findet in der Regel in der Streitschlichterecke im FORUM statt. Dies wird durch die Entwicklung eines konstruktiven Konfliktlösungsmodells erreicht. Das Streitschlichterprojekt findet einmal in der Woche für eine Schulstunde statt, in dem die angehenden Streitschlichter in 6 Stufen lernen, ein Streitgespräch anzuleiten und zu schlichten. Neben der Erarbeitung der inhaltlichen Aspekte eines solchen Gesprächs, stellen die Streitschlichter Hilfsmittel her und haben am Ende jeder Einheit die Möglichkeit, das Gelernte durch Rollenspiele zu festigen. Am Ende der Einheit wird jeder angehende Mediator eine Prüfung ablegen, die mit dem Erhalt einer Urkunde abschließt. Nach einem erfolgreichen Ablegen der Prüfung und damit verbundenem Abschluss der Ausbildung, sind die Mediatoren berechtigt in den Pausen und Unterrichtszeiten, den Schülern zur Seite zu stehen und bei Problemen aktiv zur Lösungsfindung beizutragen. Es wird gemeinsam ein Einsatzplan entwickelt, sodass die Schüler immer wissen, welche Mediatoren, wann im Einsatz sind. Während der beiden Hofpausen sind jeweils drei Mitglieder der Streitschlichtungsgruppe unterwegs. Sie sind an den gelben Cappys zu erkennen und können bei Bedarf einfach angesprochen werden.

Rückblick: