"Mit den Händen in der Erde" - Hochbeetprojekte zur Förderung des Umweltbewusstseins, der gesunden Ernährung und der Kooperationsfähigkeit

Ansprechpartner:

Frau Brockhaus

Institution:

Ludgerischule Selm

  • Südkirchener Str. 10
    59379 Selm

Beschreibung und Ziele:

Eine Befragung der Schüler*innen der Ludgerischule ergab, dass diese sich einen "grüneren" Schulhof wünschen. Auch seitens des Kollegiums besteht ein großes Interesse daran, unser Schulleben umweltfreundlicher, nachhaltiger und ökologischer zu gestalten. Der Bau von Hochbeeten auf dem Schulhof bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Kinder aller Schulstufen langfristig im Lauf der Jahreszeiten am Pflanzen, Säen, Pflegen und Ernten zu beteiligen. Das aktiv-entdeckende Lernen ist ein grundlegender Leitgedanke der Ludgerischule in Selm. "Mit den Händen in der Erde" sollen die Schüler*innen Natur erfahren, gestalten und somit schätzen und respektieren lernen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da seit Jahren die natürlichen Spiel- und Erfahrungsräume durch eine zunehmende Urbanisierung eingeschränkt werden, so dass es den Kindern an Bereichen mangelt, in denen sie direkte Erfahrungen mit der belebten Natur machen können. Auch der größte Teil kindlichen Lernens findet heute in geschlossenen Räumen statt: im Klassenzimmer, vor dem Computer, in der Sporthalle …. Der Fokus unseres neuen Projektes liegt darin, die Kontaktaufnahme mit der Natur vor Ort zu ermöglichen und so den Kindern Raum zu ökologischem und handlungsorientiertem Lernen zu geben. Dazu wollen wir die Begeisterung unserer Schüler für das Forschen und Begreifen naturwissenschaftlicher Zusammenhänge wecken, z. B. indem Pflanzversuche unter unterschiedlichen Bedingungen erprobt und beobachtet werden. "Es gilt: Erst das, was wir schätzen und in seiner Schönheit mit allen Sinnen erfahren haben, werden wir als so wichtig erachten, dass wir es auch schützen wollen." LOB/Gesing zitiert nach Stein Hierzu hätten wir gerne vier Hochbeete, die wir auf unseren Schulhof stellen. Bereits am Aufbau sollen Kinder und Eltern beteiligt werden, so dass auch weitere Mitglieder der Schulgemeinde integriert werden können. Zur weiteren Nutzung und Pflege der Beete hätten wir gerne einen Klassensatz mit kleinen Schaufeln 15 Stück, Hacken 15 Stück, Eimern 10 Stück und Gießkannen 10 Stück. Zudem würden wir uns über Saatgut und Blumenzwiebeln freuen, die wir aussähen bzw. einpflanzen können. So können alle Klassen im Jahresverlauf mit allen Sinnen den Anbau, die Pflege und die Ernte ihrer ausgebrachten Pflanzungen naturnah erleben. Für das Befüllen der Hochbeete mit Laub, Ästen und Erde würden wir Unterstützung vom Bauhof bekommen.

Ziel des Projekts ist es, unseren Schüler*innen mit Spaß und allen Sinnen unmittelbare Naturerfahrungen zum Ausgangspunkt für die Vermittlung von Umweltwissen und die Entwicklung eines umweltgerechten Handelns zu ermöglichen - und dies regelmäßig in einem fächerübergreifenden Unterricht vor Ort. So können die Schüler*innen später eigenes Gemüse ernten und kosten, das zum Teil auch in der Küche im Offenen Ganztag für das Mittagessen, das frisch zubereitet wird, Verwendung finden kann. Hier kann man den Kindern das Thema "gesunde Ernährung" anschaulich näherbringen, da diese eher bereit sind, Kohlrabi, Möhren und Co. zu probieren, die sie selbst angepflanzt haben. Außerdem steigert die Pflege und der Anbau der Hochbeete die Kooperationsfähigkeit der Schüler*innen, da diese gemeinsame Planungen machen, sich an Absprachen bei der Pflege halten und zuletzt auch Verantwortung für ihre Beete übernehmen müssen. Auch Schüler*innen mit geringen Deutschkenntnissen können verknüpft mit ihrem Handeln beim Pflanzen … aktiv ihren Wortschatz erweitern. Daneben können die Schüler*innen lernen, wie man Schädlinge ökologisch bekämpfen kann, was Pflanzen zum Wachsen benötigen, welche Pflanzen sich unterstützen und welche Insekten und andere Tiere zu finden sind. Zudem können die Hochbeete auch ein weiteres Kontaktfeld mit den umliegenden Kindergärten werden, indem die Hochbeete bei der Gestaltung des Übergangs zwischen Kindergarten und Grundschule für gemeinsame Pflanz- oder Ernteaktionen genutzt werden.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Kinder sind von Beginn an beteiligt: Das heißt, sie helfen beim Aufbau und Befüllen der Beete und lernen hier bereits, wie man ein solches Hochbeet anlegt. Diese Erfahrungen können sie dann auch auf den eigenen Garten daheim oder Pflanzkisten auf dem Balkon übertragen. Im Jahresverlauf pflanzen, säen, pflegen und ernten die Schüler*innen Blumen und Gemüse und machen so vielfältige naturnahe Erfahrungen. Sie müssen innerhalb der Stufen Absprachen treffen: Welche Klasse pflanzt was an im Hochbeet? Wer übernimmt wann den Gieß- und Pflegedienst? Was wird mit den geernteten Produkten gemacht? Ein gesundes Frühstücksbuffet, Zubereiten in der Küche oder Verkauf auf unserem jährlich stattfindenden Herbstmarkt? Einladung der Kindergartenkinder zum Kennenlernen der Schule: Dabei werden die Grundschüler zu Naturlehrern für die Kindergartenkinder. …

Rückblick:

"Mit den Händen in der Erde" - Hochbeetprojekte an der Ludgerischule Selm

Schon länger warteten einige Schülerinnen und ein Teil des Kollegiums der Ludgerischule darauf, endlich mit dem Bau der vier Hochbeete auf dem Schulhof beginnen zu können. Jedoch musste erst noch der Schnee schmelzen und dann Sträucher geschnitten und ein Schaukasten umgesetzt werden, bevor es losgehen konnte. Am Freitag, dem 05.03.21, war es dann endlich soweit. Passend zum Start der neuen Pflanzsaison trafen sich einige Lehrer*innen und ein paar Schüler*innen nachmittags auf dem Schulhof, um die Hochbeete aufzustellen und zu füllen.
Alle packten fleißig mit an und so wurden Holzschnitzel, Pferdemist, Mutterboden und Pflanzerde mit Schaufeln übereinander geschichtet und füllten die Hochbeete, die der Hausmeister bereits zuvor mit viel Einsatz zusammengeschraubt und lasiert hatte.
Die Kinder lernten bereits jetzt die einzelnen Schichten des Hochbeetes kennen und warum eine solcher Schichtaufbau überhaupt notwendig ist. Besonders viel Freude machte das Schaufeln des Pferdemistes mit den Mistgabeln.
Auch eine Mutter schätzt das aktuelle Projekt und unterstützt es mit ihren zwei Töchtern vor Ort. Sie bietet aber nicht nur beim Aufbau ihre Hilfe an, sondern hat auch schon einen Pflanzplan erstellt. Auch das war ein Wunsch des Projektes, neben den Kindern auch die Eltern miteinbeziehen zu können und so die gesamte Schulgemeinde stärken zu können.
Schon in den nächsten Tagen sollen in einem Beet zum Beispiel zunächst Erbsen, Möhren und Zwiebeln Platz finden. In einem anderen Beet können die Kinder Radieschen und Salat anpflanzen. Aber auch Sonnenblumen und Kapuzinerkresse sollen die Beete zieren und somit unseren Schulhof begrünen. Dann können Insekten angelockt und beobachtet werden.
Frau Brockhaus und Frau Dabrowski begrüßen als Schulleitung die Förderung dieses Projektes durch die Gelsenwasser AG. 1588 € wurden seitens der Stiftung zur Verfügung gestellt und so wurde die Umsetzung dieses Projektes ermöglicht. Neben den Hochbeeten wurden auch für die weitere Arbeit Gießkannen, kleine Pflanzschaufeln, Harken, Eimer, Gartenhandschuhe für Kinder und erstes Saatgut angeschafft. Jetzt können die Schüler*innen mit Spaß und allen Sinnen mit den Händen in der Erde Pflanzen aussäen, diese pflegen und später Früchte und Gemüse ernten.
Dass Schule und Lernen nicht nur bedeuten, im Klassenzimmer zu sitzen und dem Lehrer zuzuhören, sondern dass es draußen in der Natur aktiv und entdeckend stattfinden kann, haben die Ludgerikinder am letzten Freitag erfahren. Auf einem dampfenden Haufen Pferdemist stehend lachen sie und freuen sich schon darauf, das ein oder andere Samenkorn auszusäen.
Nach vier Stunden des gemeinsamen Schaffens schauen alle sehr zufrieden drein und freuen sich über die gelungene Teamarbeit und ein so positives Projekt in dem doch durch Corona veränderten Schulleben.