Wir spielen "Zuhause" - nicht nur in der Pandemie-Zeit

Ansprechpartner:

Frau Sonntag

Institution:

Kita Mardorf

  • Bei den langen Birken 15 a
    31535 Mardorf

Beschreibung und Ziele:

Mit dem beantragten Geld möchten wir einen spielanregenden Rollenspielbereich in unserer Kita einrichten. Die bisher genutzten Möbel und Utensilien sind seit mehr als 20 Jahren nur sporadisch erneuert worden, das Mobiliar ist zerspielt, Verkleidungssachen über die Jahre zerschlissen und das Inventar ist unvollständig und wenig ansprechend. Aus dem aktuellen Anlass der Corona-Pandemie, haben wir beobachtet, dass die Kinder einen großen Drang verspüren, Erlebtes aus dem häuslichen Bereich nachzuspielen, ihren Alltag in der Familie im Rollenspiel zu reproduzieren und mit Freude die wenigen vorhandenen Utensilien nutzen, um ihre Erfahrungen im Ausüben verschiedener Rollen auszubauen. Kann man die jüngsten Kinder vorwiegend in 1:1 Situationen Mama & Kind, Hundehalter & Hund beobachten, so können die Kinder im Kindergartenalter bereits fiktive Szenen nachspielen und können das Rollenspiel vom realen Leben bereits gut unterscheiden. In "Als-ob"-Situationen, wollen sie einen Friseurbesuch nachspielen oder einen Arztbesuch, das Versorgen von Babys, das Kochen oder Einkaufen, wollen Diebe überführen und einsperren oder einen Palast aufbauen. Wir beobachten, dass die Kinder fehlende Utensilien gut mit Fantasie kompensieren können. Kaputte oder zerschlissene Utensilien frustrieren jedoch und wandern schnell sprichwörtlich in die Ecke. Zudem fehlt es den Kindern an Fantasie anregendem Material wie eine intakte, funktionierende Spielküche, ein kleines Sofa, welches mal Krankenliege, mal Bett, mal Massageplatz, mal Rakete sein kann, eine farbige Puppe, die Diversität für die Kinder erlebbar und bespielbar macht, eine praktische und für Kinder handelbare Aufbewahrung für Verkleidungsmaterialien und Sitzmöbel, die Kind gerecht den verschiedenen Spielsituationen wie Schule, Wartezimmer, Friseursalon, Küchentisch…. darstellen. Uns ist wichtig, den Kindern nicht "fertige" Spielsituationen anzubieten, sondern Materialien, die wandelbar sind und das Abbilden verschiedenster Rollenspiele ermöglichen. Wir möchten mit Materialien von solider Qualität anbieten, um einen Lernbereich zu schaffen, der nachhaltig genutzt werden kann.

Kinder brauchen Rollenspiele! Das Rollenspiel ist seit je her eine elementare Lernform für Kinder. • Im Rollenspiel lernen Kinder soziale Fähigkeiten. Sie können sich in andere Rollen hineinversetzten, sind Mama, Doktor, Polizist, Friseur… und können durch diesen Perspektivwechsel ihre Erlebnisse verarbeiten, neue Verhaltensmuster ausprobieren und eine unmittelbare Reaktion durch das Verhalten der Mitspieler erfahren. • Rollenspiel ist Sprachförderung par excellence! Hier wird zunächst nonverbal und schließlich verbal kommuniziert, es werden Regeln abgesprochen, überdacht, gebrochen oder eingehalten, Absprachen werden getroffen, Dialoge überlegt und der Situation angemessen eingesetzt und im Spiel mit Gleichaltrigen, sogenannten Peers, erfahren die Kinder ein direktes Feedback ihrer eigenen sprachlichen Interaktion. • Rollenspielbereiche erfüllen maßgeblich einen großen Teil der "alltagsintegrierten, individuellen und differenzierten Sprachförderung", die seit zwei Jahren im Kindertagesstättengesetz als Ziel für alle niedersächsischen Kitas verankert ist vgl.: § 2 Abs. 2 Nr. 2 KiTaG • Rollenspiel stärkt die Kinder in ihrer emotionalen Entwicklung. Es bietet eine Plattform um Ängste und Erlebnisse zu verarbeiten, nachzustellen und eigenes Verhalten im Spiel anzupassen und auszuprobieren. Mit dem Erlös einer Spende der Gelsenwasser Stiftung möchten wir mit dem Einrichten eines vielseitigen, nachhaltig einsetzbaren und ansprechenden Rollenspielbereichs unseren KitaKindern von klein auf Bildung ermöglichen.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Da unser Haus ein hohes Maß an Emanzipation voraussetzt, ist dieses Projekt - wie jedes Projekt - von den Kindern initiiert und geführt. Es fußt auf unsere Beobachtungen und wurde/wird mit den Kindern im täglichen Austausch vorangetrieben. Zunächst haben wir unsere Beobachtungen mit den Kindern geteilt und ihre Ideen und Wünsche in unserer wöchentlichen Vollversammlung dokumentiert. Als die Idee im Team kam, das Projekt bei der Gelsenwasser -Stiftung vorzutragen, haben wir in Kleingruppen mit den Kindern erarbeitet, was genau in unserem Rollenspielbereich benötigt wird, was die Mehrheit der Kinder wünscht und wo Wünsche in einer Konsensentscheidung dokumentiert werden konnten. Anschließend haben wir abermals in Kleingruppen verschiedene Materialien online und in Katalogen gesichtet und diese der Vollversammlung zur Abstimmung vorgelegt. Die zusammengetragenen Materialen im Anhang sind das Ergebnis einer mehrwöchigen Planungs- und Sichtungsphase. Zudem haben wir mit den Kindern eine Liste erstellt, welche Materialien kostenfrei unseren neuen Rollenspielbereich beleben könnten. So haben wir gemeinsam Überlegungen angestellt, echte Materialien wie Spritzen und Verbandsmaterial vom niedergelassenen Arzt im Nachbardorf, einen ausrangierten Friseurumhang, sowie Wickler und Klemmen vom Friseur in der Dorfmitte und Puppenkleidung, sowie einige Verkleidungssachen von den Kita-Familien zu erbitten.

Rückblick:

Kurz vor Weihnachten war es soweit: Die von Gelsenwasser genehmigte Spende kam in Form des soliden Küchenblocks, den wir zuvor in Abstimmung mit den Kindern gemeinsam ausgesucht hatten. Das Geld reichte sogar noch, um eine Sitzgelegenheit für die Rollenspielecke zu erwerben. Aus Etatgeldern konnten wir unseren neuen Rollenspielbereich noch mit einem Sofa und einem Tisch komplettieren und der Weihnachtsmann steuerte eine neue Puppe und neues Geschirr dazu bei. Rechtzeitig vor dem Lockdown konnten wir die Rollenspielecke mit den Kindern einrichten und entschieden uns zunächst für das klassische "Familienszenario". Nach den Weihnachtsferien konnten jetzt zunächst die Kinder aus der Notbetreuung den neuen Bereich nutzen und sich an den neuen Dingen erfreuen. Begeistert wird hier täglich gekocht und aufgetischt, Silvester und Geburtstage wurden schon "nachgefeiert" und ein Stofftierhund wurde zum Familienhund auserkoren. Er darf sogar manchmal in dem neun Sessel liegen : Wir freuen uns schon darauf, wenn unser Haus wieder voll belegt ist und unser neuer Rollenspielbereich weiter wachsen darf. Sobald die Coronasituation es zulässt, wollen wir, wie geplant, mit den Kindern dem Ortseigenen Friseur und der Arztpraxis einen Besuch abstatten um noch mehr Material für differenzierte Rollenspielmöglichkeiten anzubieten. Des Weiteren steht die Anschaffung eines Regals für Verkleidungssachen auf der diesjährigen Liste zur Etatplanung. Die wirklich "großen Brocken", die Sitzmöbel und der massive, solide Küchenblock, konnten wir nur mit Hilfe der Gelsenwasserstiftung realisieren. Sicher werden in den nächsten Jahren viele Kinder daran Freude haben. Vielen Dank für Ermöglichung dieses neuen Spielbereichs!