Alles Müll, oder was? Wir erleben und schützen unsere Umwelt hautnah! (Projekt des Monats September 2022)

Ansprechpartner:

Frau Hartmann

Institution:

DRK Tageseinrichtung für Kinder "Emshöhle"/Familienzentrum

  • Dr.Bigalkestraße 30
    33397 Rietberg

Beschreibung und Ziele:

Wir sind eine fünfgruppige Einrichtung mit über 100 Kindern, die täglich bei uns betreut werden. Dabei sind bei uns alle Altersstufen zwischen null bis sechs Jahren vertreten. Unser Projekt möchten wir mit der Altersstufe 3-6 Jahre durchführen und den Umweltschutz in unsere tägliche Arbeit integrieren. Im Team haben wir uns bereits intensiv mit dem Thema Umwelt und Müllvermeidung auseinandergesetzt. Uns ist es bewusst, dass gerade bei diesem Projekt besonders unsere eigene Einstellung und Vorbildfunktion von besonderer Bedeutung ist. Daher ist es uns wichtig erst einmal unser eigenes Verhalten im Bezug auf Müll und Umweltschutz zu reflektieren und uns mit dem Thema auseinanderzusetzen. Als Leitung der Einrichtung habe ich mich daher entschieden in den Klimabeirat der Stadt Rietberg einzutreten, um dort noch mehr Hintergrundwissen zum Thema Umweltschutz in unserer Stadt zu erlangen. Um das Projekt möglichst breitgefächert ausarbeiten zu können, möchten wir eine Umwelt-AG gründen, in der aus jeder Gruppe eine Erzieherin teilnimmt. So möchten wir erreichen, dass möglichst viele Ideen zusammenkommen und konstruktiv eine Themenplanung ausgearbeitet werden kann. Allerdings möchten wir dass das gesamte Team hinter den Entscheidungen steht und alle gemeinsam den gleichen Gedanken verfolgen. Daher sollen die Ergebnisse der Arbeitsgemeinschaft regelmäßig in den Teamsitzungen vorgestellt und erweitert werden. Auch andere Themen zum Umweltprojekt z.B. Insektenschutz, regionales Einkaufen, Anbau von eigenem Gemüse/Obst,…etc. möchten wir auf greifen und in das Projekt einarbeiten. Das Thema Müll möchten wir ebenfalls so in den Alltag integrieren, das es für die Kinder zu einer Selbstverständlichkeit wird den Müll zu trennen, Müll der in der Natur entsorgt wurde aufzusammeln, Müll zu reduzieren, etc.….. Ein weiterer Aspekt wäre für uns in diesem Zusammenhang das Forschen und Experimentieren. Unsere Kita liegt in direkter Nachbarschaft der "Ems", so dass wir den natürlichen ökologischen Kreislauf eines Gewässers und deren Lebewesen beobachten und hautnah erleben möchten. Dabei ist es uns wichtig, durch gezielte Angebote zunächst das Interesse der Kinder zu wecken. Durch Methodisch/didaktische Schritte möchten wir der Neugier der Kinder und dem natürlichen Forscherdrang Raum geben. Es soll Aktionen/Angebote geben, die von der ganzen Einrichtung genutzt werden und einige feste Termine in dem Kita-Jahr vorgeben. In den einzelnen Gruppen soll individuell auf das Alter und der Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden. So kann jede Gruppe ihren eigenen Schwerpunkt setzen und gezielt auf die Kinder eingehen. Besondere Aufmerksamkeit soll die Einrichtung eines Forscherlabors bekommen, das von allen Gruppen flexibel genutzt werden kann. Da wir leider keinen Raum in unserer Einrichtung frei haben, in dem wir ein fest installiertes Forscherlabor einrichten können, möchten wir eine Möglichkeit schaffen, möglichst schnell und mit wenig Zeit Aufwand flexibel Räume aus der täglichen Nutzung in ein Forscherlabor zu verwandeln.

Als übergeordnetes Ziel möchten wir uns an den Bildungsgrundsätzen NRW orientieren und uns dem Grundsatz Natur - und Kulturelle Umwelt zuwenden. Dabei ist es uns wichtig zunächst einmal das Interesse und die Neugier der Kinder zu wecken und damit die Selbstbildungspotenziale der Kinder zu berücksichtigen bzw. anzuregen. In unserem Projekt möchten wir die Selbstbildungspotenziale: Wahrnehmung über Sinne und Gefühle, Eigenkonstruktion, soziale Beziehungen, Komplexität und forschendes Lernen in den Fokus setzen. Das Umweltbewusstsein ist für uns ein Bildungsanliegen, das wir den Kindern in diesem Projekt vermitteln möchten bzw. ihnen durch gezielte Angebote/Aktionen die Möglichkeiten geben möchten, ein eigenes Umweltbewusstsein zu entwickeln. Nur durch Umwelterfahrungen, Verantwortung für die Umwelt und eigene Entscheidungen kann das Kind ein Umweltbewusstsein entwickeln, das wiederum dazu führt, das ein Kind den Umweltschutz verinnerlichen kann und daraus sein Handeln an die Umwelt anpassen und umweltgerechtes Handeln entwickeln kann. Speziell auf das Alter und die Entwicklung der Kinder möchten wir folgende spezifische Ziele durch unser Projekt erreichen: • Wie entstehen bestimmte Naturphänomene Magnetismus, Spiegelungen, Lichtentstehung, Wie entsteht unser Wetter, ……? • Selbstständiges Forschen und Experimentieren • Gezielte Wahrnehmungserfahrungen durch Naturmaterialien Wasserwanne, Sinnespfade, Sandwannen, usw.….. • Klärung folgender Fragen: o Wie kann ich Müll vermeiden? o Wie viel Müll produziere ich/wir? o Wie kann ich selber aktiv meine Umwelt schützen? • Die Kinder sollen eine Wissenserweiterung über Naturphänomene und Müllvermeidung erlangen. • Beobachtung von Naturprozessen Obst und Gemüse anpflanzen, Mikroskopieren,.. • Bei Spaziergängen sollen die Kinder auf ihre Umwelt achten und zum Beispiel am Boden liegenden Müll aufsammeln. • Die Kinder sollen die Natur und ihre Umwelt mit allen Sinnen erleben können. Umwelterfahrungen/Sinnenwahrnehmung • Ein großes Ziel für uns ist es, auch die Eltern mit unserem Projekt zu erreichen und diese mit in das Projekt einzubinden. Müllspaziergänge mit Eltern und Kindern, Forscher Nachmittage mit Eltern und Kindern • Wir möchten den Umweltschutz im Alltag zu etablieren und als Selbstverständlich ansehen • Ein Ziel für uns als Team soll es sein, Papiermüll zu vermeiden, indem wir einen E-Mailverteiler einrichten, damit in Zukunft Elternbriefe auch elektronisch versendet werden können. Falls doch noch ein Brief Papierform nötig ist, möchten wir auf Umweltpapier zurückgreifen.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Für uns ist es ganz klar, dass die Kinder die Hauptakteure in diesem Projekt sein werden und es unsere Aufgabe ist, ihnen den passenden Rahmen zu schaffen. In den Gruppen möchten wir "Forscher Ecken" einrichten, in denen die Kinder während des Freispiels die Möglichkeit haben mit verschiedenen Materialien zu forschen und zu experimentieren. Dadurch möchten wir einen jederzeit freien Ort des Kindlichen Lernens in unseren Alltag einrichten. An bestimmten Aktionstagen zur Naturwissenschaften, soll es sich nur um das Forschen und Experimentieren drehen. Da unsere Einrichtung direkt an der Ems liegt, möchten wir den Kindern das Forschen an und mit Wasser ermöglichen. Bei regelmäßigen Umweltspaziergängen möchten wir mit den Kindern achtlos weggeworfenen Müll in unserer Umwelt aufsammeln und entsprechend entsorgen und als kleine Forscher Naturphänomene in unserer direkten Umgebung entdecken. Unsere Mülleimer sind bereits in Abstimmung mit den Schulen im Stadtgebiet Rietberg einheitlich mit Symbolen versehen, damit die Kinder selbstständig ihren Müll trennen können. Somit haben die Kinder während ihrer Kindergarten-, Grundschul- und weiterführenden Schulzeit immer die gleichen Mülleimer mit entsprechendem Symbol. Für die Eltern zu Hause werden wir diese Müllaufkleber noch organisieren, damit diese auch zu Hause den Umweltschutz leben. Um den Kindern näher zu bringen wie viel Müll wir täglich produzieren, möchten wir für zwei Wochen unseren täglichen Müll an einer Stelle in unserer Eingangshalle sammeln. So haben die Kinder täglich einen Bezug zu ihrer Lebenswelt und sehen wie viel Müll an einem Tag in unserer Kita anfällt. Als Reaktion darauf möchten wir ein "Müllfreies Frühstück" einführen. Dabei möchten wir ebenfalls wieder den Transport unserer Wissensvermittlung in das Elternhaus der Kinder erreichen. Dabei können Eltern und Kinder gemeinsam überlegen, was sie ohne Verpackungsmüll zum Frühstück mitbringen können. Um den Kindern näher zu bringen, das es viele Möglichkeiten gibt regional und mit wenig Müll einzukaufen, möchten wir einen Obst und Gemüsemarkt besuchen, eine Milchtankstelle besichtigen, den wöchentlichen Markt in der Stadt besuchen und natürlich noch viele Vorschläge und Ideen der Kinder aufgreifen und diese umsetzen. Dass viele Dinge nicht sofort weggeworfen werden müssen erfahren die Kinder durch das "Upcycling" von Gegenständen die normalerweise im Müll landen. Dabei möchten wir zum Beispiel Musikinstrumente aus "Müll" basteln. Musik möchten wir auch durch ein Müll-Lied, das bei unserem wöchentlichen Singkreis mit der gesamten Einrichtung gesungen wird, mit in das Projekt einbeziehen. Auch auf den Verbrauch von Wasser und Strom möchten wir speziell achten und die Kinder sensibilisieren. Ebenfalls möchten wir auf den Umgang von Materialien die zum Basteln verwendet werden achtgeben und den Kindern einen bewussten Umgang mit den Materialien näher bringen. Um Naturprozesse für die Kinder sichtbar zu machen, haben wir schon zwei Hochbeete und würden gerne noch zwei Hochbeete anschaffen die von den Kindern bepflanzt, gepflegt und abgeerntet werden. Da wir situationsorientiert arbeiten, möchten wir den Kindern genügend Raum geben, eigene Ideen zu äußern und die Interessen der Kinder wahrzunehmen und umzusetzen Partizipation. Diese Projekt soll uns alle zu einem bewusstem Umgang mit unserer Umwelt führen und nicht nach einem bestimmten Zeitraum beendet werden, sondern in unser tägliches Handeln übergehen. Wir freuen uns auf ein lehrreiches, spannendes und ereignisreiches Projekt. Da wir uns im Moment auf Grund der Corona-Pandemie in einer besonderen Lage befinden, hoffen wir, dass wir unsere Aktionen wie geplant umsetzen können!

Rückblick:

Nach dem wir eine Umwelt-AG gegründet haben, sind viele Ideen entstanden die wir in unserem Projekt umgesetzt haben. Zunächst haben sich alle Gruppen damit beschäftigt, wie sie das Thema Müll und Umwelt in das tägliche Kita-Leben einbauen können.

Dabei wurden im ersten Schritt für alle Räume einheitliche Mülleimer mit entsprechenden Symbolen in Abstimmung mit den Schulen der Stadt Rietberg angeschafft, um den Kindern eine selbstständige Mülltrennung zu ermöglichen. Diese Mülleimer & Symbole werden die Kinder vom Kindergarteneintritt bis zum Ende der Schulzeit begleiten. Diese Symbole haben wir ebenfalls an die Eltern verteilt, damit sie auch Zuhause dasselbe System erkennen können.

Wir haben ein "Mülllied" geschrieben, das beim wöchentlichen Singkreis der gesamten Einrichtung fester Bestandteil geworden ist. Dabei wird die richtige Mülltrennung thematisiert.

Als nächstes wurde in den Gruppen geschaut, wie der Forscherdrang der Kinder ausgelebt und eingebunden werden kann.

Es wurden Sandwannen, Wasserwannen, Kastanienbäder usw. eingerichtet. Eine Gruppe hat feste Experimentiertage eingerichtet an denen bestimmte Naturphänomene erforscht werden. In anderen Gruppen wurden Forscherecken eingerichtet, in denen immer wieder neue Materialien zum Experimentieren, Forschen und Beobachten einluden. Die Holzwerkstatt die in einem Gruppennebenraum entstanden ist, hat großes Interesse bei den Kindern geweckt und ist in täglichem Gebrauch. Dort werden aus Materialspenden Holzreste, Schrauben,… von den Eltern, Spiele für den Außenbereich hergestellt ein Bus aus Paletten, Futterstationen für Vögel und Eichhörnchen, Wurfspiele. Spiele und Spielzeuge die defekt sind, können fast alle in unserer Werkstatt repariert werden und müssen somit nicht entsorgt werden. So ist der Umweltschutz in das täglich Freispiel integriert worden.

Für die angehenden Schulkinder wurde ein Experimentiernachmittag angeboten, der den Magnetismus thematisierte und großes Interesse bei den Kindern geweckt hat.

Das Thema Müll, haben wir durch das Sammeln des produzierten Mülls in unserer Einrichtung, innerhalb einer Woche, nochmal in den Vordergrund gesetzt. Der Müllberg in unserer Eingangshalle wurde immer größer und die Kinder konnten visuell erleben, wie viel Müll sich ansammelt.

Daraufhin haben wir mit den Kindern nach Lösungen gesucht, um weniger Müll zu produzieren. In Zusammenarbeit mit den Eltern haben wir ein "Müllfreies Frühstück" eingeführt, bei dem die Eltern aktiv in das Projekt eingebunden wurden, indem sie ihren Kindern ein Frühstück mitgeben, bei dem kein Müll produziert wird. So nutzen jetzt alle Eltern für ihre Kinder wiederverwertbare Brotdosen und Trinkflaschen. Auf Alufolie und Plastikverpackung wird nun verzichtet.

Bei Spaziergängen der einzelnen Gruppen wurde der Müll in der Umgebung der Kita eingesammelt und entsprechend sortiert und entsorgt. Um noch ein größeres Gebiet vom Müll zu befreien, haben wir mehrere Müllsammelspaziergänge mit den Kindern und Eltern organisiert. Auch in Kooperation mit der Stadt Rietberg haben wir uns an großen Müllsammelaktionen beteiligt. Diese sind zu festen Terminen in unserer Jahresplanung geworden.

Um Ressourcen zu sparen, möchten wir Materialien nicht unnötig verschwenden. Daher haben wir versucht möglichst viele Dinge, die normalerweise weggeworfen werden, wiederzuverwenden Upcycling. Besonders beim Basteln der diesjährigen Laternen haben wir aus augenscheinlichem "Müll" tolle Laternen gebastelt. Dabei sind aus Milchtüten tolle Vögel entstanden, aus Plastikflaschen Mauslaternen und bunte Tischlaternen aus kleinen Gläschen.

Auch im täglichen Ablauf haben wir vielen Dingen eine neue Aufgabe/einen neuen Zweck gegeben. Alltagsmaterialien wurden zu MusikinstrumentenTrommeln aus Konserven, Gitarren aus Tetrapacks, Kastagnetten aus Kronkorken, Toilettenpapierrollen wurden zu Ferngläsern, Verpackungskartons zu Höhlen und Autos. Leere Plastikflaschen mit etwas Glitzer und Wasser zu spannenden Schüttelflaschen der Kleinsten.

So wurde in der Holzwerkstatt aus alten Schränken, die sonst entsorgt worden wären, eine tolle Outdoorküche gebaut, die sich nun großer Beliebtheit auf unserem Außenspielgelände erfreut. Aus Materialspenden Holzreste, Stoffreste, Tapetenreste, PVC Reste wurde ein komplett neues Puppenhaus gebaut und eingerichtet. Ein weiteres bereits vorhandenes Puppenhaus wurde komplett erneuert und repariert.

Um auch hier die Eltern wieder mit einzubeziehen, haben wir einen Geben und Nehmen-Tisch in unserer Eingangshalle eingerichtet, auf den Materialien gelegt werden können, die nicht mehr gebraucht, aber von jemand anderem noch gut genutzt werden. Da wir dies aufgrund der Corona-Pandemie leider nicht lange anbieten durften, haben sich die Eltern einen "Online Geben und Nehmen-Tisch" eingerichtet.

Ein großes Ziel für uns als Einrichtung war die Veränderung unserer Müllbilanz. Durch die Einrichtung von E-Mail Verteilern können wir alle Elternbriefe und Informationen nun Online versenden und vermeiden dadurch einen große Menge an Papiermüll. Bei Dokumenten die wir in Papierform benötigen greifen wir auf Umweltpapier zurück.

In Bilderbuchbetrachtungen und Gesprächsrunden wurden Themen zur nachhaltigen Ressourcennutzung erarbeitet. Ein Schwerpunkt hierbei war das Buch "Theo träumt" bei dem es um Windkraftwerke geht. Das Buch wurde von der Stadt Rietberg kostenlos an alle Kinder unserer Kita verteilt und erfreut sich großer Beliebtheit.

Auch unsere Hochbeete wurden wieder bepflanzt, gepflegt und schließlich die Gemüseerzeugnisse geerntet. Dadurch wurden Naturprozesse sichtbar und die intrinsische Motivation der Kinder geweckt.

Um das Forschen und Experimentieren noch praktikabler in unserem Alltag einzusetzen, haben wir einen Forscherturm bestellt. Damit können wir jeden Raum schnell in eine Forscherwerkstatt verwandeln und alle Gruppen können diesen flexibel nutzen.

Leider kam es durch die Corona-Pandemie zu extremen Lieferverzögerungen, so dass wir erst seit einer Woche den Forscherturm besitzen. Wir freuen uns aber schon sehr darauf, endlich gemeinsam mit den Kindern experimentieren zu können.

Ganz nach dem Zitat von Bayrhuber/Kull, 1998 S.112 "Entscheidend für die Erhaltung einer menschenwürdigen Umwelt sind … Wissen und Einsicht in das richtige persönliche Verhalten jedes Einzelnen Umweltschutz ist jedermanns Sache" haben wir viele Änderungen in unserem täglichen Leben eingebaut und unser Handeln angepasst und nachhaltig verändert. So haben wir es geschafft, den Umweltschutz aktiv und dauerhaft in unserer Einrichtung zu verankern.

Wir möchten uns ganz herzlich bei der Gelsenwasserstiftung für die Unterstützung unseres Projekts bedanken!