Städtische Tageseinrichtung und Familienzentrum Florastraße
Beschreibung des Projekts: Bitte in ganzen Sätzen In der Coronazeit haben wir einen intensiven Kontakt mit den Familien unserer 130 Kinder gepflegt. Unter anderem haben wir einen Trickfilm erstellt, den wir den Familien als Gruß online geschickt haben. Als wir mit Start des eingeschränkten Regelbetriebes unsere Kinder fragten, was sie demnächst alles tun wollen, nannten sie, dass sie auch einen Trickfilm machen wollen und löcherten uns mit Fragen, z.B. Wie habt ihr das gemacht, dass die Blumen wachsen? Wie kommt die Musik in den Film?" "Können wir auch einen Trickfilm machen?" Da Partizipation in unserer Konzeption fest verankert ist und groß geschrieben wird, nehmen wir den Wunsch der Kinder ernst und möchten ihn verwirklichen. Wir hoffen, dass unser Projektantrag genehmigt wird, weil uns das notwendige Equipment fehlt. Wir wollen dieses Projekt in unseren Gesprächskreisen der einzelnen Gruppen starten. Die Kinder entscheiden sich in Diskussion und Abstimmung über das Thema des Films, den sie als erstes drehen wollen. Den Wunsch, dass es zunächst ein Trickfilm werden soll, haben die Kinder bereits geäußert. Also wird zunächst meine Mitarbeiterin mit Vorkenntnissen die anderen Kolleginnen in einer Teamsitzung in der Methode "Stop Motion" schulen. Als nächsten Schritt legen die Kinder gemeinsam fest, welches Thema und welchen Titel der Film haben soll und welches Kind welche Aufgabe für die Erstellung des Films übernimmt. Wer kann am besten malen, schneiden, kleben? Wer findet Motive, die als Modell dienen können? Welche Kinder werden Kameramann bzw. Kamerafrau? Wer ist Regisseur bzw. Regisseurin? Wer übernimmt die jeweilige Assistenz? Es gibt viele Fragen, die die Kinder in einem demokratischen Prozess gemeinsam klären, reflektieren, neu überdenken und ggfs. verändern müssen. In diesen Entscheidungsprozessen stehen wir den Kindern lediglich unterstützend und impulsgebend zu Seite. Finden sie keine Einigung, gibt es auch keinen Film. Auch über diese Erfahrung müssen sie eventuell nachdenken und Möglichkeiten einer Lösung gemeinsam prüfen. Alle Gruppen wollen einen Film drehen. Nun kommt es zum Einsatz der Tablets und der Trickfilm wird erstellt. Die Vorbereitungen für die Präsentation der Trickfilme beginnen, die Organisation wird besprochen und festgelegt. Auch diesen Prozess werden wir Pädagogen unterstützend und beratend begleiten. Die Kinder nannten schon Ideen für die Präsentation des Trickfilms. Vorschläge waren, Eltern oder eine andere Gruppe zur Vorstellung einzuladen. Auch ein langer Kinonachmittag fand schon großen Anklang. Alle Vorschläge werden diskutiert und abgestimmt. Dazu senden die einzelnen Gruppen ihre gewählten Vertreter zur gemeinsamen Konferenz. Hier müssen sie sich intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wer ihr Interesse am besten vertreten kann. In der großen Kitakonferenz stellen die Vertreter der Gruppen ihren Vorschlag der Präsentationsform vor und begründen ihn. Dann kommt es zur Abstimmung. Alle müssen das Ergebnis gemeinsam tragen, auch wenn es nicht der eigenen Vorstellung entsprechen sollte. Diese Erfahrung gehört zur Demokratie. Nach Abschluss dieses Projektes sollen weitere Projekte folgen, z.B. Filmen kleiner Theaterszenen und -stücke. Auch diese Projekte sollen dann partizipativ, demokratisch und selbstständig von den Kindern durchgeführt werden. Da wir eine sehr große Einrichtung mit 6 Gruppen sind, beantragen wir die Förderung von 3 Tablets mit Zubehör. Wir setzen auf Nachhaltigkeit und wollen den Kindern die Tablets für gemeinsame Projekte auch alltagsintegriert zur Verfügung stellen. Die Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, in kleinen Gruppen Ideen spontan umsetzen zu können.
Das Erleben eines demokratischen Prozesses und die Förderung der Partizipation sind unsere Hauptziele bei diesem Projekt. Die Kinder werden Ideen entwickeln, wenn es z.B. um das Thema des Films gehen soll. Hier ist wahrscheinlich schon die Bereitschaft Kompromisse einzugehen, notwendig. Kreativ können sie gemeinsam kurze Geschichten erfinden, die wiederum ihre Sprachkompetenz fördern. Bei Absprachen, wer welchen Part übernimmt, ist ihre Zusammenarbeit gefordert, denn nur gemeinsam können sie den kleinen Film produzieren. Sie erkennen, dass jedes Kind etwas beitragen kann. Viele verschiedene Fähigkeiten werden gebraucht und sie erfahren viel über ihre eigenen Stärken. Ihre Feinmotorik verbessert sich durch das Zeichnen und Gestalten der einzelnen Motive und das Legen der Filmszenen. Dabei machen sie zahlreiche und vielfältige Wahrnehmungserfahrungen. Sie werden von den Pädagogen zu gegenseitigen Hilfestellungen motiviert, wodurch ihre sozialen Kompetenzen wachsen. Nebenbei erlangen die Kinder die Fähigkeit mit einem Tablet und der App "Stop Motion" einen kleinen Film zu erstellen. Die Kinder erfahren, dass ein Tablet nicht nur zum Spielen, sondern kreativ und produktiv nutzbar ist. Kinder konsumieren Medien häufig passiv. Bei diesem Projekt werden die Kinder aktiv, sie sind die Akteure. Aktiv zu sein, Ideen entwickeln zu dürfen, Unterstützung erfahren, ernst genommen werden, ausprobieren und experimentieren zu dürfen, steigern das Selbstwertgefühl der Kinder. Mit Argumenten müssen sie andere Kinder von ihren Ideen überzeugen, wodurch ihr Wortschatz erweitert wird. Während des gesamten Projektes ist ihre Fähigkeit gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, gefordert. Das bedeutet, sie erfahren, dass es sich lohnt ein Ziel im Auge zu behalten, nicht sofort aufzugeben und im Team zu arbeiten. Das Projekt fördert das Gemeinschaftsgefühl der einzelnen Gruppen. Wenn es zu einem Kinonachmittag der gesamten Kita kommt, wird auch die gruppenübergreifende Gemeinschaft gestärkt. Voraussetzungen dafür sind, auf jeden Fall, die Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen und die Entscheidung der Kinder für die Präsentationsform Kinonachmittag für die gesamte Kita. Nicht zuletzt übernehmen sie die Verantwortung für das Gelingen des Projektes.
Die Kinder sind von A bis Z, von Anfang bis zum Ende die Akteure des Projektes "Stop Motion- Mit Partizipation und Demokratie zum Ziel!" Sie legen gemeinsam in Prozessen der Auseinandersetzung, Abstimmung, Durchführung und Präsentation alle Schritte fest und führen sie durch. Sie reflektieren ihr Verhalten und ihr Tun, wenn z.B. etwas nicht funktioniert. Wir Pädagogen begleiten, unterstützen und geben Impulse. Es soll kein Projekt für die Kinder sein, sondern ein Projekt der Kinder!
Die Kinder hatten bei der Erstellung eines Stop-Motion-Films große Freude. Dabei haben sie unbemerkt Prozesse der Partizipation und Demokratie erlebt. Sie waren sich der unterschiedlichen Stärken und Interessen der einzelnen Kinder erstaunlich bewusst und legten so die Aufgaben fest. Sie waren und sind stolz auf die kleinen Filme, die entstanden sind. Ihre abschließende Frage war "Wann machen wir den nächsten Film?"