Der Rechenschwäche auf der Spur

Ansprechpartner:

Herr Al-Madani

Institution:

Marga-spiegel-Schule

  • Bahnhofstr.1
    59368 Werne

Beschreibung und Ziele:

Rechenschwäche Dyskalkulie ist eine Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens. Die Kinder haben keine Vorstellung der Zahlen als Symbole für Menge/Anzahl und vom Rechnen als Mengenhandlung entwickelt. Ähnliche Unsicherheiten zeigen sich beim dekadischen System, sowie dem Stellenwertsystem. Häufig verwechseln sie die verschiedenen Rechenoperationen. Anstatt kompetent zu rechnen, verharren sie im Stadium des Zählens bei immer größer werdenden schulischen Rückständen. Sie können keine Transferleistungen erbringen, sondern überprüfen Ergebnisse durch stets neues Abzählen. Rechenfehler erkennen sie häufig nicht, selbst wenn sich Ergebnisse sehr widersprechen. Sie rechnen mechanisch und geraten durcheinander, wenn Abweichungen in der Aufgabe auftreten. Sie können oft nur mit Veranschaulichungsmitteln rechnen, nutzen diese dabei sehr unökonomisch. Vor diesem Hintergrund möchte die Marga-Spiegel Sekundarschule ein Projekt mit der integrativen Lerntherapeutin und Dipl. Päd. Sarah Hartmann aus Köln realisieren. Der Fokus wird dabei auf eine fachliche Fortbildung des Kollegiums gerichtet. Dieses soll in zwei Phasen erfolgen. Zuerst wird Frau Hartmann die Thematik auf einer Fachkonferenz vorstellen. Schwerpunkt sind hier eine allgemeine theoretische Einordnung sowie eine Vorstellung diverser Diagnosemöglichkeiten. In einer zweiten Phase wird Frau Hartmann am Mathematikunterricht verschiedener Klassen der Marga-Spiegel-Sekundarschule teilnehmen, in denen die Fachlehrer von Dyskalkulie betroffene Kinder vermuten. Schwerpunkt in dieser Phase ist die konkrete Unterstützung der Lehrkraft in der individuellen Förderung dieses Kindes. Frau Hartmann soll dabei die Fachkollegen mit lerntherapeutischem Fachwissen beratend unterstützen. Auf diesem Wege können unterschiedliche Diagnose- und Förderinstrumente sofort an der richtigen Stelle effektiv erprobt werden. Die Lehrkraft hat direkt Möglichkeit Rück- und Verständnisfragen zu stellen und ggf. Anpassungen vorzunehmen. Dieses soll eine nachhaltige Bewusstmachung sowie eine praktische Umsetzung verschiedener Lerntechniken ermöglichen. Des Weiteren werden die Fachlehrer für den Zeitraum des Moduls für etwaige Nachbesprechungen vom Unterricht freigestellt. Dies soll den konkreten fachlichen Austausch zwischen Frau Hartmann und den jeweiligen Fachkollegen ermöglichen. Diese skizzierte Projektidee geht weit über eine fachliche Fortbildung im Rahmen der Angebote der Lehrerfortbildung hinaus und ist daher ohne Fördergelder nicht realisierbar. Frau Dipl. Päd Sarah Hartmann wird die Schule gemäß der zur Verfügung stehenden Projektgelder besuchen. Ein "Schulbesuch" von Frau Hartmann ist inklusive An- und Abfahrt mit 120€ veranschlagt. Bei der zur Verfügung stehenden Fördersumme wäre eine Zusammenarbeit über das gesamte zweite Schulhalbjahr 2012/2013 möglich. Eine Weiterführung über den Förderzeitraum ist angedacht, soll aber durch die gesammelten Erfahrungen bestärkt werden.

Die diagnostischen Fähigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer sind ein wichtiger Bestandteil ihres Unterrichtsalltages. Das Projekt zielt auf die Stärkung dieser Kompetenzen sowie eine intensive individuelle Förderung, die neu Erlerntes direkt im Unterrichtsalltag anwenden lässt. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Pädagogik und Mathematikdidaktik, der Motivations- und Lernpsychologie, Verhaltenstherapie und der Medizin werden dabei integriert. Die Lehrkräfte sollen wissenschaftlich fundierte Konzepte einsetzen lernen und anschließend in der Lage sein, sie auf das jeweilige Kind auszurichten. Des Weiteren können die am dem Projekt teilnehmenden Lehrkräfte Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse in das Fachkollegium rückspiegeln und tragen hierzu zu einer langfristigen Implementierung bei. Dieser Multiplikatoren Effekt ist ein wichtiger Aspekt des fachlichen Austausches. Als weiteres langfristiges Ziel sollen die gewonnenen Erkenntnisse in der individuellen Förderung an der Marga-Spiegel-Sekundarschule in das Schulprogramm eingearbeitet werden und so langfristig mehreren Schülergenerationen zu Gute kommen.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Durch ständiges Versagen auf Grund bestehender Dyskalkulie sind Kinder nicht selten in einen "Teufelskreis des Lernens" geraten. Der schulische Alltag ist für sie von Misserfolgen, Frustration und Angst geprägt. Anforderungen der Eltern, der Schule, des zukünftigen Berufslebens und des Alltags können sie nicht im geforderten Maße erfüllen. Selbst wenn die Schule Verständnis für das Phänomen Rechenschwäche aufbringt, kann sie diesen Kindern und Jugendlichen im Rahmen der üblichen schulischen Förderung nicht ausreichend helfen. Sie reagieren mit Vermeidungsstrategien, Angstblockaden bis hin zu somatischen Beschwerden, aggressivem Verhalten oder sozialem Rückzug. Grundvoraussetzung für effektives Lernen sind aber positive Gefühle - ein positives Selbstwertgefühl, Lernmotivation und Vertrauen in die eigene Lern- und Leistungsfähigkeit. Dadurch wird gezielt die Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler gefördert. Die tragende lerntherapeutische Philosophie ist, mit den vorhandenen Stärken die bestehenden Schwächen zu überwinden. Selbstwertgefühl und Lernmotivation sind die entscheidenden Größen, von denen letztlich alles abhängt. Die gezielte Förderung rechenschwacher Kinder ist das Hauptanliegen des Projektes.

Rückblick:

Das Projekt " Der Rechenschwäche auf der Spur" konnte an der Marga-Spiegel-Sekundarschule durch die Projektförderung der Gelsenwasser -AG nachhaltig in den Unterrichtsalltag implementiert werden. Seit dem Schuljahr 2013/2014 gibt es zwei feste Ankerplätze für Schülerinnen und Schüler, bei denen der Verdacht aus Dyskalkulie besteht, geschaffen werden. Eine durch die Projektgelder ausgebildete Mathematikkollegin testet, in einer fest in den Stundenplan integrierten Stunde, mögliche Schülerinnen und Schüler, bei denen der Verdacht auf Dyskalkulie besteht. Das Testverfahren sowie die Testmaterialien wurden durch die Projektgelder angeschafft. Die Auswertung wird mit den jeweiligen Fachlehrern/ Klassenlehren sowie den Eltern besprochen. Als weitere schulische Maßnahme, gibt es eine zusätzliche Förderstunde, in der die Kinder individuelle gefördert werden. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Kursgröße sehr klein bleibt, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.