"SELBST BEWUSST und STARK" - für eine starke Zukunft, in der Mobbing keine Chance hat

Ansprechpartner:

Frau Figgemeier

Institution:

Overbergschule

  • Marienstraße 13
    59302 Oelde

Beschreibung und Ziele:

Der neuesten Studie der Bertelsmann Stiftung vom 3.7.2019 zufolge fühlt sich mittlerweile jedes 4. Kind in der Schule nicht mehr sicher und leidet unter Mobbing und üblem Stress. In Grundschulen ist der Anteil der berichteten Übergriffe ausgesprochen hoch. Dort gaben knapp 30% der befragten SchülerInnen an, im vorausgegangenen Monat von anderen Schülern gehänselt, ausgegrenzt und zudem noch "absichtlich gehauen" worden zu sein. Das hat oft erschreckende Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Kinder. Im Kurs SELBST BEWUSST und STARK erlernen die Kinder klare Handlungsstrategien für die häufigsten Konfliktsituationen, die ihnen immer wieder im Schulalltag und in der Freizeit begegnen können. Dadurch werden sie selbstsicherer und können Streitereien eigenständig und zielfokussiert beenden. Die Kinder lernen bei Beleidigungen ruhig und gelassen zu bleiben und den Fokus auf das Gute in ihrem Leben zu richten. Eine Beleidigung ist emotionslos betrachtet erstmal nur eine Meinung des anderen, die nicht richtig und somit auch nicht wichtig sein muss. In solchen Situationen ist es sinnvoller die Aufmerksamkeit wegzunehmen. Die Schüler lernen, dass das Kind, welches beleidigt auch Bedürfnisse hat. Zumeist ist es ein Mangel an Aufmerksamkeit und Beachtung, welches dem ärgernden Verhalten zugrunde liegt. Bekommt das Kind jetzt Aufmerksamkeit, da das "Opfer" reagiert und sich verbal verteidigt, verstärkt es unbewusst das Verhalten des "Täters". In anderen Konflikten, z.B. bei Wegnahme von persönlichen Gegenständen hingegen lernen die Kinder zielfokussiert und ausdauernd für ihre Bedürfnisse einzustehen. Durch klare Kommunikation können die Kinder eigenverantwortlich Konflikte lösen. Bei Gewaltandrohung oder -ausübung sollen die Kinder sich Unterstützung und Hilfe von Erwachsenen holen. Da wird eine Grenze überschritten, die die Kinder nicht selbstständig klären müssen. Des Weiteren lernen die Kinder auf ihren Gefühlskompass zu hören. Alle Gefühle, auch die negativen sind erlaubt, aber nicht jede Handlung, die darauf folgt. Ihnen werden andere Optionen aufgezeigt, um z.B. Wut gesellschaftskonform auszuagieren. Kernstück des Kurses ist das Tiermodell. Über einen Vergleich mit Tieren kann das eigene Verhalten und das des Gegenübers schnell eingeordnet werden und bleibt den Kindern gut im Gedächtnis. Die Kinder, die ständig ärgern und beleidigen werden als Mücken bezeichnet. Sie nerven und können einem viel Energie rauben, obwohl sie eigentlich klein und unbedeutend sind. Ziel ist es sich wie Löwen zu verhalten. Löwen sind stark und könnten jeden Kampf gewinnen, aber der Löwe ist ruhig und gelassen, denn er weiß: "Ich bin gut so, wie ich bin. Ich bleibe ruhig und entspannt, denn in der Ruhe liegt die Kraft." Es interessiert einen Löwen nicht, was eine Mücke über ihn sagt oder denkt. Aber da gibt es ja noch die Schafe. Ein Schaf springt auf jede Beleidigung, auf jedes Ärgern an und regt sich auf und verteidigt sich. Die Kinder lernen, dass Schafe eher geärgert werden, da sie sich ärgern lassen. Sei kein Schaf! Generell lebt der interaktive Kurs von einem Wechsel zwischen Kurzvortrag, Schauspiel, Erarbeitung der Lösungsstrategien, Erprobung und Festigung des Erlernten mit jedem einzelnen Schüler / mit jeder Schülerin, sowie Partnerübungen. Eher schüchterne Kinder wachsen oftmals über sich hinaus, werden selbstsicherer in ihrem Auftreten und ihrer Kommunikation. Die Kinder lernen, wie eine mutige Körperhaltung aussieht und warum es wichtig ist zumindest mutig auszusehen, auch wenn man es vielleicht noch nicht ist. Kinder, die oft ärgern, sich also eher wie Mücken verhalten lernen dagegen, dass sie immer die Wahl haben, wie sie sich verhalten. Sie wünschen sich auch Respekt und Anerkennung, aber Respekt ist keine Einbahnstraße. Respekt bekommt der, der sich respektvoll verhält. In dem Kurs SELBST BEWUSST und STARK geht es darum Konflikte eigenständig zu lösen ohne den "Täter" anzugreifen oder verbal zu verletzen. Denn sonst wäre man genauso, wie die "Täter". Und das kann nicht der Weg gegen Mobbing sein. Durch die neuen Medien, wie Smartphones verbreitet sich Mobbing rasant schnell und man hat kaum Einfluss darauf es zu stoppen. Es geht 24h an 7 Tagen in der Woche weiter. Wenn man aber lernt widerstandsfähig zu sein und den Fokus auf das Gute zu richten, hat man das beste Tool gegen Mobbing in der Hand. "Es ist nicht wichtig, was andere über mich denken. Es ist nur wichtig, was ich über mich denke." Die anderen kann man nicht ändern, man kann nur sein Verhalten oder seine Sicht auf die Dinge verändern und somit eigenverantwortlich aus der Opferrolle austreten. Je früher Kinder das lernen, desto besser kann man sie vor Mobbing schützen. Hier lernen die Kinder aber auch zu differenzieren. Aussagen von anderen, die mir schaden wollen kann ich ignorieren. Kritik von Eltern, Freunden, Lehrern, also Personen, die mir wohl gesonnen sind darf und sollte ich annehmen. Um die Nachhaltigkeit des Konzeptes zu gewährleisten möchten wir die Inhalte in unsere Streitschlichterausbildung AG der Drittklässler, die im 4. Schuljahr in den Pausen zur Streitschlichtung dazu gerufen werden können integrieren und auch die Mitarbeiter der OGS schulen und einbeziehen. Die Eltern sollen über die Inhalte des Kurses informiert werden und die erlernten Strategien kennen lernen, um ihre Kinder bestmöglich zu unterstützen. Nur, wenn alle eine Sprache sprechen kann das Konzept nachhaltig greifen. Wir möchten, dass unsere Schüler als gefestigte Persönlichkeiten unsere Schule verlassen. Daher ist es uns ein großes Anliegen ihnen über diesen Kurs ein gutes Rüstzeug für eine starke Zukunft, in der Mobbing keine Chance hat mitzugeben.

Ziel des Projekts:

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Das Selbstbehauptungstraining SELBST BEWUSST und STARK ist ein Kurs mit den Kindern für die Kinder. Es ist ein sehr interaktiver Kurs, in dem die Kinder in unterschiedliche Rollen schlüpfen. Mal sind sie Beobachter einer schauspielerischen Szene, aus der sie die Kernaussagen eigenständig rausfiltern sollen. Mal sind sie Teil des Schauspiels und spüren, wie es ist mal Täter und auch mal Opfer zu sein. Alle Kursinhalte werden sofort in Übungen umgesetzt. Dadurch erlebt jedes Kind selbst die positiven Effekte der einzelnen Handlungsstrategien. Dies führt am Ende dazu, dass sich das Erlebte gleich als Erfahrung verankert und für die Kinder in Konfliktsituationen leichter abrufbar wird. In einzelnen Übungen müssen die Kinder als Gruppe Lösungen finden, in anderen eigenständig oder in Partnerübungen Konflikte beenden. Da Kinder nachhaltiger lernen, wenn sie selber die Erfahrungen machen dürfen, wird in dem Training sehr viel Wert auf Ausprobieren und Mitmachen gelegt. Der Kurs endet mit einer Prüfung, in der die Kinder nochmal einzeln beweisen dürfen, was sie gelernt haben. Eine Urkunde bescheinigt die erfolgreiche Teilnahme. Dort sind auch die Merksätze festgehalten, die im Kurs stets wiederholt werden und zuhause in Erinnerung gerufen werden können.

Rückblick:

In den vergangenen zwei Wochen nahmen alle zweiten und dritten Klassen unserer Schule an dem Mobbing-Präventionsprojekt "SELBST BEWUSST und STARK" mit Nicki Tuschl teil. Sie hatte die Inhalte und Übungen an die Hygienebedingungen angepasst, so dass jede Klasse sechs Stunden lang lernte, wie sich jeder Einzelne in Konfliktsituation verhalten sollte. Dabei durfte jedes Kind in kurzen Rollenspielen ausprobieren und üben, wie es selbstbewusst und stark auftritt. Zwischendurch gab es immer wieder kleinere Spiele zur Auflockerung.