Gesamtschule Schermbeck
Zweite Bewerbung Das international angelegte Projekt "Brundibar" umfasst einerseits die gesamte Inszenierung mit Schauspiel, Orchester, Chor, Tanz, Gesang und Bühnenbild der von Hans Krása komponierten und im KZ Theresienstadt von ihm selbst aufgeführten Kinderoper Brundibar. Andererseits knüpft dieses Kultur-Projekt an ein schon mehrere Jahre durchgeführtes Geschichtsprojekt zur Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und der Verständigung der Menschen in Europa an. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 der Gesamtschule Schermbeck fahren nach Lublin und arbeiten dort im Archiv der Gedenkstätte Majdanek zusammen mit polnischen Jugendlichen unserer Partnerschule V Liceum Ogólnoksztatcace w Lublinie auch zur Situation der Kinder im Konzentrationslager. Ziel dieser Projektarbeit ist die kritische Aufarbeitung der deutschen Geschichte und die Konsolidierung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit. Daher wohnen die Schülerinnen und Schüler jeweils in den Familien ihrer Arbeits- u. Austauschpartner. Diese historische Arbeit soll im Rahmen des Projektes "Brundibar" eine Weiterführung und Ergänzung finden. Beim Rückbesuch der polnischen Schüler in Schermbeck möchten wir analog zur gemeinsamen Arbeit in Lublin mit deutschen und polnischen Schülern das Stück "Brundibár" aufführen. In die Besuchszeit der polnischen Schüler fällt dann eine Phase der Intensivproben, der Generalprobe und der Premiere. Das Bemerkenswerte daran ist, dass das Projekt schon zu Beginn des Schuljahres startet und die Proben an zwei Standorten stattfinden. Hier in Schermbeck laufen Orchester, Chor und Schauspiel, parallel dazu in Lublin Orchester und Chor. Das Bühnenbild und die Kostüme werden in Schermbeck, dem Ort der Premiere gestaltet und gebaut. Die Proben in Lublin erfolgen nach Absprache mit der künstlerischen Leitung in Schermbeck durch lokale Musikpädagogen. Dann musizieren deutsche und polnische Schüler in einem gemeinsamen Chor und Orchester. Die differenzierten und komplexen Aufgaben der musikalischen Leitung und der Gesamtinszenierung mit Proben an zwei Standorten erfordern die Begleitung durch zwei qualifizierte Künstler, die wir mit Herrn B. Stengel, Kapellmeister des Gelsenkirchener Musiktheaters, und N. Dudek, Regisseurin und Dramaturgin an der Budapester Oper, zur Mitarbeit gewinnen konnten. Ergänzt wird dies musikalisch-dramatische Projekt durch weitere projektorientierte Arbeiten. Ein Geschichtskurs der Oberstufe plant und realisiert eine Dokumentation zum Thema Kinder im KZ. Die Fachkonferenz "Musik" beschäftigt sich mit einem speziellen Aspekt der jüdischen Kultur, der Klezmermusik, und gestaltet in Zusammenarbeit mit einer Schülergruppe des ungarischen Lauder-Kollegs aus Budapest das Programm zur Präsentation der Projektarbeiten mit.
Ziele des Projektes - Verbesserung der historisch-politischen Bildung, - Auseinandersetzung mit Rassismus, - Auseinandersetzung mit den Folgen der deutschen Geschichte, - Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen zwischen jungen Menschen aus Polen, Ungarn und Deutschland durch o gemeinsames Arbeiten im Projekt, o gemeinsames Musizieren, o gemeinsames Wohnen o Spaß und Freude - Ausbau kreativer Fähigkeiten, - Stärkung der kommunikativen fremdsprachlichen Fähigkeiten, - Ausbau der sozialen Kompetenz durch Bewältigung gemeinsamer Ziele, - Selbstevaluation der eigenen musikalischen Fähigkeiten, - Stärkung der Präsentationsfähigkeit, Selbstsicherheit und des Ausdrucksvermögens Übergänge Sekundarstufe - Berufsausbildung/Oberstufe Die Mitarbeit in unserem Projekt erleichtert den jungen Menschen am Ende der Sekundarstufe 1 den Übergang in Beruf oder in eine Oberstufe. Bühnenarbeit - egal in welcher Form - fördert das Selbstbewusstsein der Schüler, sie verlieren ihre Angst, sich vor Publikum zu präsentieren. Das stärkt ihre Chancen in Bewerbungsgesprächen. Freies Sprechen z.B. bei Referaten ist eine wichtige Kompetenz. Die Arbeit an der Oper Dauer ca. 9 Monate fordert und fördert Durchhaltevermögen, Konzentration und Disziplin. Die Schüler lernen, dass es sich lohnt, sich über einen längeren Zeitraum hin einer Sache zu widmen, nicht aufzugeben. Sie lernen, dass am Ende nur der Erfolg zählt und es sich lohnt, dafür Anstrengung und Mühe auf sich zu nehmen. Das sind Schlüsselqualifikationen, die den Übergang in die Berufswelt positiv beeinflussen. Weitere Schlüsselqualifikationen sind personale und soziale Kompetenzen, die den Übergang in den Beruf erleichtern. Die Arbeit an diesem Projekt erfordert das Miteinander aller Schüler, der Eltern, Lehrer, Künstler. Die gemeinsame Arbeit fördert den Teamgeist aller Beteiligten. Die Schüler lernen, dass bei einem derartigen Projekt jeder Einzelne seinen Beitrag leisten muss, aber nur das Team gemeinsam das Ziel, eine erfolgreiche Premiere, erreichen kann. Dass Musik Menschen schlau macht, und dabei noch Spaß macht, dass Musizieren das Gehirn und beide Hirnhälften stimuliert, ist unter Wissenschaftlern unstrittig. Das Musizieren selbst ist eine komplexe Tätigkeit, die im Zusammenspiel von Bewegung, Intellekt und Emotion eine ganzheitliche, einzigartige Förderung der jungen Menschen mit sich bringt. Grundschule - Sekundarstufe Unsere Schule wirbt in den Grundschulen der Region mit dem musikalischen Profil. Unsere Fünftklässler singen und musizieren für die Grundschüler. So lernen die Grundschüler eine der positiven Seiten unserer Schule kennen. Das anstehende Projekt wird in eigenen Veranstaltungen auch den Grundschulen präsentiert. Die Grundschüler werden neugierig auf die neue Schule, sie lernen sie in einem kleinen Teilbereich kennen. Die neue Schule, vielleicht auch einige Mitschüler sind bekannt, es werden Ängste vor dem Wechsel abgebaut. Die Schüler lernen mit diesem Projekt einen besonderen Schwerpunkt unserer Schule kennen und können sich mit ihren Eltern für die besonderen Entwicklungsfördermöglichkeiten durch Musik entscheiden.
Wie sind die Kinder beteiligt: Über 60 Schülerinnen und Schüler unserer Schule haben sich zu diesem musikalischen Projekt angemeldet. Dazu kommen noch ungefähr 20 Schülerinnen und Schüler aus Polen und Ungarn. Weitere 30-40 Schülerinnen arbeiten im historischen Projekt und in der Gestaltung des Rahmenprogramms mit. Das Projekt läuft über einen Zeitraum von 8 Monaten mit wöchentlichen Proben und Intensivproben in den Schulferien.
Über ein Jahr arbeiteten über hundert Schülerinnen und Schülern mit ihren Lehrern und Profis aus dem Kulturbetrieb intensiv und engagiert zusammen. Mit der in der Öffentlichkeit gefeierten und mit besten Kritiken versehenen Premiere am 13. April 2013 ist ein vorläufiger Schlusspunkt des Projektes Brundibár gesetzt worden.
Wieso vorläufig?
• Nach der Premiere folgten noch vier weitere öffentliche und eine schulinterne Aufführung.
• Die im Rahmen des Projektes entstandene Ausstellung zum Thema bleibt weiterhin geöffnet und steht interessierten Klassen und Kursen zur Verfügung.
• Die mit der ungarischen jüdischen Schule begonnene Kooperation wird in einer Schulpartnerschaft vertieft und gefestigt werden.
• Mit diesem Projekt werden wir uns beim bundesweiten Wettbewerb "Junge Ohren" bewerben.
Das Projekt wurde in der Schulgemeinde von mehreren Säulen getragen. Thema des Projektes "Brundibár" war die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, des Holocausts und dem Bestreben, alles zu unternehmen, dass solches nicht wieder geschehen darf.
Ein Chor unserer Schule, in dem Eltern, Schüler, Lehrer, Ehemalige und Freunde der Schule mitsingen, hatte jüdische und israelitische Lieder eingeübt. Er hatte eine Synagoge besucht, sich umfangreich über das jüdische Leben und das Schicksal von jüdischen Familien zur Zeit des Nationalsozialismus informiert.
Eine Schülergruppe, bestehend aus Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12, hat unter Leitung ihrer Geschichtslehrerin eine umfangreiche multimediale Ausstellung zum Thema: "Kinder als Opfer des Holocausts" gestaltet. Dem war eine umfangreiche Recherche vorausgegangen, unter anderem bei einem Besuch des Konzentrationslagers Majdanek gemeinsam mit unserer Partnerschule in Lublin. Daneben beschäftigte sich die Ausstellung auch mit der Geschichte der Kinderoper "Brundibár"
Die Kooperation mit dem Lauder-Kolleg, einer jüdischen Schule in Budapest, die eine Musikgruppe hat, die Klezmermusik spielt, zeigte, wie kreativ und mitreißend jüdische Kultur und Musik ist. Die Schüler und Lehrer dieser ungarischen Gruppe wohnten bei deutschen Schülern und Kollegen, so dass schnell gute persönliche Kontakte und Freundschaften geknüpft werden konnten. Die Musikgruppe z’mirim spielte mit dem Chor und der Klezmer-AG unserer Schule einige Stücke gemeinsam, wodurch das Zusammengehörigkeitsgefühl deutlich gesteigert wurde.
Die vierte Säule war die Inszenierung der Kinderoper "Brundibar" mit über 80 Schülerinnen und Schülern. Für die Inszenierung konnten namhafte Künstler gewonnen werden. In der einjährigen Probephase wurde die Oper durch Frau Nina Dudek, Spielleiterin an der Budapester Oper, inszeniert und mit einem vielstimmigen, mitspielenden Chor und hervorragenden Solisten und Schauspielern inszeniert und vorsichtig auch auf die Gegenwart bezogen. Die musikalische Leitung hatte der Kapellmeister des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen, Herr Bernhard Stengel. In vielen Proben, zum Teil bis zu drei Mal in der Woche, gelang es ihm, ein professionell spielendes kleines Orchester zu bilden. Das phantastische Bühnenbild und die wunderbaren Kostüme wurden von einer Bühnenbildnerin, Frau Derwing-Franz entworfen und unter aktiver Mithilfe von Schülern, Eltern und Kollegen geschaffen.
Die Zusammenarbeit mit Profis aus dem Kulturbetrieb war für unsere Schüler eine Herausforderung und ermöglichte zusätzlich individuelle Erfahrungen und Leistungssteigerungen.
Die gemeinsame Arbeit mit den ungarischen Schülern, mit denen auf Englisch kommuniziert wurde, erhöhte die kommunikative Sprachkompetenz und trug sicher einen kleinen Teil zur besseren Verständigung der Menschen in Europa bei. Eine bedenkliche Tatsache ist, dass wir aus den Berichten unserer ungarische Gäste erfahren haben, dass sich in der ungarischen Gesellschaft antisemitische Tendenzen verstärken und schon von konkreten Übergriffen auf jüdische Menschen berichtet wurde. Umso mehr sind wir als Schule, die dem Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" angehört, aufgerufen, wachsam zu sein und Betroffene zu unterstützen und stärken.