"Kletterbaum - gemeinsam bis zur Krone"

Ansprechpartner:

Frau Niederholz

Institution:

Gesamtschule Kevelaer

  • Jahnstraße 20
    47623 Kevelaer

Beschreibung und Ziele:

Das Projekt "Kletterbaum-gemeinsam bis zur Krone" findet mit seinen vier Einheiten wöchentlich statt. Alle Einheiten starten mit einem Warm up Spiel um locker ins Programm zu starten und sich für die anstehende Aktion warm zu machen. Bei der ersten Einheit wird es zusätzlich Kennenlernspiele für und mit den Betreuern geben. Kennenlernspiele sind ein wichtiger Einstieg um den gemeinsamen Erfolg überhaupt möglich zu machen. Am ersten Projekttag wird zudem die am Schulgelände bereits vorhandene Boulderwand mit einbezogen um den Kindern und Jugendlichen ein erstes Gefühl für Klettergriffe, Körperspannung und Balance zu ermöglichen. Am zweiten Projekttag lernen die Kinder und Jugendlichen über das Prusiken die Klettermaterialien wie Seil, Gurt, erste Knoten und wenn sie mögen auch schon ein bisschen die Höhe kennen. Beim Prusiken wird ein Statikseil mit einer Bandschlingensicherung und Schraubkarabinern in den zuvor von einem Baumprüfer geprüften Baum gehängt. Über zwei Seile, die am Statikseil angeknotet sind, kann nun am Seil aufgestiegen werden. Über eine zusätzliche Topropesicherung wird die kletternde Person gesichert. In der dritten Projekteinheit wird das Klettermaterial genutzt um die Gruppe gemeinsam vor eine Herausforderung zu stellen. Bei der kooperativen Abenteueraufgabe nach Gilsdorf und Kisters soll die Gruppe einen auf einer Insel liegenden Schatz heben. Um auf die Insel zu gelangen stehen den Teilnehmer*innen ein Statikseil, zwei HMS Karabiner, zwei Meter Reepschnur, ein Komplettgurt und ein Helm zur Verfügung. Bei der vierten Projekteinheit geht es an die Königsdisziplin. Es gilt mit Hilfe der Klettergriffe siehe Bild den Baum zu erklimmen. Entlang des Stammes kann eine Höhe von ca. 7 Metern erreicht werden. An dieser Stelle wird es auch möglich die Kletterkolleg*innen selber zu sichern. Hierbei werden die Sicherungsgeräte Grigri+ eingesetzt, die eine eingebaute Paniksicherung haben. Zusätzlich wird intensiv im Vorfeld der Sicherungsvorgang mit den drei Beteiligten geübt.

Das Projekt verfolgt verschiedene Ziele im Bereich der sozialen Kompetenzförderung. Im Folgenden werde ich diese näher erläutern. Das Projekt richtet sich an Kinder, die Schwierigkeiten im Regel- und Sozialverhalten im Schulkontext zeigen. Durch den Einsatz der Aktivität "Klettern" werden Eigenverantwortung und Verantwortungsübernahme für andere, thematisiert und verstärkt durch u.a. den Einsatz von klaren Regelstrukturen. Das gemeinsame Erarbeiten von Regeln und die Möglichkeit Handlungsspielräume mitzugestalten, bietet den Kindern die Gelegenheit in einem positiven Lernumfeld ihr Verhalten und das der anderen Kinder, zu reflektieren, Alternativen kennen zu lernen. Diese können zukünftig auch in schulischen Situationen genutzt werden. Die Einbeziehung in die Regelerarbeitung schafft Verständnis für die Wichtigkeit von Regeln, hilft eigene Regeln für andere Kontexte mit zu formulieren und umsetzen zu können. Der Einsatz von klaren Regeln, Ritualen und Strukturen schafft klare Abläufe und ein sicheres Arbeitsumfeld, in dem Kinder mit den beschriebenen Schwierigkeiten lernen und wachsen können. Regeln sind wichtig, um die Herausforderung des Kletterns und das Sichern eines Kletterers annehmen zu können und sich dies zuzutrauen und anderen zu vertrauen. Eine Aufgabe zu beenden fällt diesen Kindern oft schwerer als anderen. Im Projekt geht es darum, egal ob für die anstehende Koordinations-, Vertrauens-, oder Kooperationsübung Lösungsstrategien zu entwickeln und diese auszuprobieren. Insbesondere das Klettern erfordert höchste Konzentration, Planung des eigenen Handelns und Körperbeherrschung. Hierdurch wird die Selbstregulation und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gefördert. Diese Erfahrung wirkt sich positiv auch auf andere Lebensbereiche, wie den schulischen Alltag der Kinder aus. Klettern fördert die Zusammenarbeit, das sich aktive, gegenseitige Unterstützen und die eigene Disziplin. Mit der Steigerung des Schwierigkeitsgrads der Übungen erfahren die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Grenzen und die, der anderen. Diese akzeptieren zu lernen und Lösungen zu erarbeiten sind wichtige Lernprozesse für die Teilnehmer*innen. Adäquat um Hilfe fragen, nachfragen lernen, eine Antwort nicht zu wissen und dies kommunizieren können, um die Sicherheit aller gewährleisten zu können, sind wichtige Fähigkeiten beim Klettern, aber auch im Alltag. Auch dies nimmt in diesem Projekt eine wichtige Rolle ein und stärkt die Teilnehmer*innen in ihrem alltäglichen Handeln. Das Testen von Grenzen, um sich selbst zu spüren und zu erfahren ist vor allem bei Jugendlichen ein häufig sichtbares Verhaltensmuster. In der Erlebnispädagogik, worin das Klettern einzuordnen ist, wird eine sichere Möglichkeit geschaffen, Grenzen zu erleben, eine Art Abenteuer zu erfahren und sich etwas nicht Alltägliches zuzutrauen. Diese Grenzerfahrungen sind prägend und es besteht durch das begleitete Klettern die Möglichkeit für eine positive Persönlichkeitsentwicklung durch Reflexion. Die Reflexion stellt einen großen und wichtigen Teil in dem Kletterprojekt dar. Die Kinder lernen über das Geschehene und ihr eigenes Verhalten nachzudenken, alternative Lösungen und Ziele zu entwickeln und Vertrauen in sich selbst zu haben, diese auszuprobieren und zu verfolgen. Hier lernen die Kinder auch Feedback zu geben, Gesprächsregeln anzuwenden und respektvoll miteinander umzugehen. Langfristige Perspektive: In der Vergangenheit wurden entsprechende Klettermaterialien bereits bei Wohlfahrtsverbänden für die Schule ausgeliehen. Hierdurch konnten erste Durchführungen der Übungen an der Schule getestet und der Mehrwert dieses Angebots festgestellt werden. Eine solche Ausleihe ist jedoch mit regelmäßigen Kosten und zusätzlichem Aufwand Abholung, Wegbringen, Terminabsprachen, etc. verbunden und zudem nicht flexibel und kurzfristig möglich. Durch die Anschaffung der Materialien können Angebote nicht nur auf lange Sicht geplant stattfinden, sondern auch einen spontanen und zeitlich flexiblen Einsatz im Schulalltag finden. Beispiele für den Einsatz in den verschiedenen Settings: Sozialtraining, Klassentraining, Beratungskontext im Einzelfall oder einer Kleingruppe, Ferienspaß, Freizeit- und Pausenangebote uvm. Um das Kletterangebot, mit den bereits beschriebenen Zielen auch langfristig in der Zukunft in einem ausgeweiteten Umfang für die Kinder und Jugendlichen anbieten zu können, benötigen wir für diesen Zweck geeignete, eigene Materialien. Die personellen Ressourcen und dadurch die Grundlage für ein solches Angebot ist bereits abgedeckt, da zwei Schulsozialarbeiter ausgebildete Erlebnispädagogen sind. Angedacht ist zudem, die anderen drei Kollegen ebenfalls im Bereich der Topropesicherung schulen zu lassen. Ein langfristigeres, intensiveres arbeiten mit einzelnen Kleingruppen wird ebenfalls angestrebt. Weiterer Einsatz Möglichkeiten für das Material, für die nur kleine ergänzende Anschaffungen getätigt werden müssen, wären: Kistenklettern, Seilbrücken, einzelne hohe Stationen mit SlacklineHochseilgarten, weitere kooperative Aufgaben, Seilrutschen.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Kinder lernen die Materialien kennen, lernen die Grundelemente des Sicherns, Knoten erstellen und Klettertechniken. Grundlegende Fertigkeiten wie das Erstellen und Einhalten von Regeln, den sozialen Umgang miteinander anhand und mit Gesprächsregeln, einander helfen und vertrauen, sich selbst Ziele setzen und diese verfolgen, gemeinsam reflektieren und Transfers schaffen vom Erlebten in den Alltag werden mit den Kindern anhand der Aktivität "Klettern" erarbeitet und bekommen so einen konkreten Rahmen. Es ist zu jedem Zeitpunkt das Ziel die Kinder aktiv mit einzubeziehen und ist dieses Projekt ohne aktives Mitarbeiten kaum möglich.

Rückblick:

Das für die Projektarbeit angeschaffte Klettermaterial konnte am Schulzentrum in Kevelaer nun schon häufig zum Einsatz gebracht werden. Kinder konnten ihre Komfortzone verlassen und bekamen die Gelegenheit sich in die Lernzone zu begeben und über sich hinauszuwachsen.
Die Kinder und Jugendlichen in Kevelaer werden aber auch langfristig von dieser Anschaffung profitiren.
Wir bedanken uns recht herzlich für die Unterstützung!
Das Team der Schulsozialarbeit