Goetheschule
Kinder im Übergang vom Kindergarten zur Schule stehen großen Herausforderungen gegenüber. Sie müssen sich in neue Strukturen mit vielfach neuen Regeln und Anforderungen einfügen. Die oftmals durchstrukturierten Tage, die viele Kinder schon seit früher Kindheit gewohnt sind und sich in neuer Kombination mit schulischem Leistungsdruck nun fortsetzen, überfordern viele Kinder, die oftmals ohnehin schon mit individuellen besonders zu fördernden Profilen an die Schule kommen. Die Selbstwahrnehmung und die Empathie für sich selbst und im Folgenden auch für die Mitmenschen sind oft wenig ausgebildet und finden nur wenig Raum im Alltag, der auch noch viel "Ablenkung" bietet. Die Folge sind problematisches Sozialverhalten, Schwierigkeiten beim Einfügen in Klassengemeinschaften und auch bei der Bewältigung schulischer Anforderungen. Im Rahmen unserer bereits bestehenden Vorschulgruppen, die Kinder mit einzelnem und komplexem Förderbedarf besuchen möchten wir in mehreren Einheiten die Kinder in Achtsamkeit und Wertschätzung für sich und andere schulen. Die Basis werden dabei kindgerechte Yoga- und Entspannungsübungen sein, ergänzt von spielerischen Übungen in Partnerarbeit, Sinneserfahrungen z.B. Verkostungen und Übungen zur differenzierten Wahrnehmung von Emotionen. Diese ersten Schritte sollen sich dann im ersten Schuljahr fortsetzen perspektivisch auch in den Folgenden noch. So erlernen die Kinder bereits im Übergang zur Schule wichtige Kompetenzen, die sie nicht nur für die Schule/den Schulalltag stärken und sie im Idealfall für ihr Leben bereichern. Da das Projekt gemeinschaftlich von der Schule und einer zusätzlichen pädagogischen Fachkraft umgesetzt werden soll, findet eine multiprofessionelle Arbeit am Standort statt. Das Projekt startet für die Kinder im Rahmen der Vorschulgruppen, die wir an unserer Schule für alle angemeldeten Kinder öffnen möchten. Nach der Einschulung setzt sich das Training im ersten Halbjahr des ersten Schuljahres fort. Das Training findet im Block in Kleingruppen statt.
Wir wollen den Kindern die Möglichkeit bieten, die Verbindung zum eigenen Körper, den eigenen Emotionen und Bedürfnissen wieder herzustellen. Die Kinder lernen auf spielerische, völlig wertfreie und leistungsneutrale Weise den eigenen Körper wahrzunehmen, Gefühlsregungen frühzeitig zu spüren, einordnen zu können und langfristig auch zu regulieren. So können sie ihre Bedürfnisse und die von außen einwirkenden Erwartungen besser in Einklang bringen. Sie sollen eine Wertschätzung für sich selbst und andere entwickeln oder erweitern und so einen respektvollen Alltag leben, auch über den Schulhof hinaus. Zudem lernen die Kindergartenkinder in diesem Zuge bereits die Schule und ihre Regeln kennen, können erste Ängste abbauen und tragen nach ihrem Start an der Schule zu einem entspannten Schulklima bei.
Die Kinder und ihre individuellen Voraussetzungen bilden die Ausgangslage des Projekts. In Abhängigkeit von ihren Bedarfen, wird die konkrete Ausgestaltung des Projekts, der einzelnen Übungen und Spielen stattfinden. Wenn die Kinder mit den einzelnen Elementen vertraut gemacht worden sind, sollen sie ihre Vorlieben und Wünsche einbringen, was wiederum dem Ziel der Wahrnehmung und Integration der eigenen Bedürfnisse in dient/dienen kann.
Wir starteten mit dem Training Mitte November, nachdem wir mittels der Fördergelder Materialien angeschafft und uns im Team besprochen haben, zu welchen Zeiten und mit welchen Kindern wir beginnen wollen.
So starteten wir zweimal in der Woche, mit jeweils unterschiedlicher Zusammensetzung von Kindern ausschließlich 1. Klasse, die in dieser Zeitschiene ohnehin eine Förderung erhalten. Die Gruppen sollen nach ca. vier bis fünf "Sitzungen" wechseln, sodass möglichst viele Kinder von dem Angebot profitieren können.
Den Kindern wurde von Beginn an vermittelt, dass sie in dieser Stunde etwas tun, was ihnen guttun soll und was ihnen Kraft für den Tag schenken kann. Es wird nicht bewertet und jedes Kind darf seine Übungen beenden, wenn seine eigene Grenze erreicht ist. Zu Beginn jeder "Sitzung" wird in einem Sitzkreis auf Matten jedes einzelne Kind in seiner Stimmung und Gefühlslage abgeholt. Es folgt ein Ablauf, der den Wechsel von An- und Entspannung ermöglicht und die Kinder in ihrem Körper und der Situation ankommen lässt: Atem- und/oder Bewegungsübung, Lauschen einer Geschichte oder Phantasiereise zu leiser Musik, Malen Mandalas oder jahreszeitlich/thematisch passendes Bild. Nach und nach sollen die Kinder nicht nur in ihren Körper hören/fühlen können, sondern in Partnerübungen auch behutsam in gegenseitigen Kontakt kommen, um ein Gefühl für die Wahrnehmung und die Grenzen des "Anderen" zu bekommen. Dass dies aber erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein wird, wurde schnell deutlich. Vielen Kindern fällt es sichtlich schwer, sich auf Ruhe und die Beschäftigung ausschließlich mit dem eigenen Körper einzulassen. So soll das Programm nun wie geplant mindestens bis zum Halbjahresende mit den Kindern der ersten Klassen fortgeführt und in den dann startenden Vorschulgruppen an der Goetheschule wieder begonnen werden. In den Vorschulgruppen werden einzelne "Sitzungen" des Trainings durchgeführt, sodass nach der Einschulung in einem erneuten Durchlauf/Angebot auf das bereits Gelernte aufgebaut werden kann.