Städt. Kath. Grundschule St. Peter
Im Rahmen unserer ganzheitlichen Spracherweiterung in Bezug auf die Bildungssprache Deutsch - wie z.B. durch unseren bewegten Sprachparcours - möchten wir den Blick weiter auf die gesamtheitliche Entwicklung des einzelnen Kindes mit dem Schwerpunkt der Motorik richten. Als "bewegte Schule" gemäß unseres Schulprogramms haben wir schon viele Elemente in unseren schulischen Alltag integriert, von der Beschäftigung in den Pausen mit unseren Schulhoffahrzeugen, durch handwerkliche Betätigungen in unserem Werkraum, bis hin zu vielen unterrichtsbezogenen Bewegungsangeboten. Immer werden diese Bewegungs-Begegnungen mit Sprache verknüpft. Unser weiteres, aktuelles Ziel ist es nun, im Rahmen des Schwimmunterrichts nicht nur die Schwimmkompetenzen der Kinder zu erweitern, sondern vor allem auch das Element Wasser als förderndes Medium zur körperlichen Fitness zu nutzen. Unsere Schule verfügt aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nur über eingeschränkte Schwimmzeiten, die in den Sommermonaten auch nur im Freibad stattfinden können, bei schlechtem Wetter müssen wir auf andere städtisch-öffentliche Außenanlagen zurückgreifen.. Umso wichtiger ist es, alle diese Zeiten adäquat und multimotorisch zu nutzen. Viele Kinder kommen mittlerweile nicht nur ohne Schwimmkenntnisse, sondern auch komplett ohne Wassererfahrungen zur Schule - bedingt durch ihre Zuwanderungsgeschichten, kulturellen Gegebenheiten oder familiären Bedingungen. So wird es immer schwieriger, unser im Schulprogramm festgelegtes Ziel umzusetzen: "Jedes Kind, das unsere Schule verlässt, verfügt mindestens über das Schwimmabzeichen Seepferdchen". Von daher haben wir vor, ein sprachsensibles und -integratives Bewegungsmodul umzusetzen, das sowohl im Wasser als auch außerhalb des Wassers motivierend und bewegungsfördernd die Kinder schult. Mithilfe von sog. "Smovey"-Handringen - eingetragenes Warenzeichen - wassergeeignet - haben die Kinder die Möglichkeit, Bewegungsabläufe zu kreieren und Trainingseinheiten mit ihrer Gruppe zu erproben. Dabei entstehen zahlreiche Sprachhandlungskontexte und Anreize zur Kommunikation über Bewegung. .Da diese Ringe wasserfest sind, können diese Einheiten an Land als auch im Wasser durchgeführt werden. So können Kinder, die sich an das Element Wasser zunächst gewöhnen müssen, die Bewegungen auf trockenem Boden ausüben, Sicherheit gewinnen und diese Sicherheit auf das Element Wasser übertragen. Die Ringe haben einen hohen Aufforderungscharakter und bieten eine Vielzahl von Bewegungsabläufen: im Stehen, beim Laufen in verschiedene Richtungen, im Wasser, unter Wasser… Sie werden in beiden Händen festgehalten und bewegt, so dass die sich innen befindlichen 4 frei beweglichen Stahlkugeln in Schwingung geraten, aneinander stoßen und dadurch eine spürbare Vibration verursachen. Dabei entsteht ein surrendes Geräusch - es "brummt".
Unser Ziel ist die Bewegungsschulung der Kinder zur Erlangung einer stabilen Schwimmkompetenz innerhalb und außerhalb von Wasser mithilfe von sog. "Smovey"-Ringen, die einen hohen Aufforderungscharakter besitzen. Die Ringe helfen Angst vor Wasser zu reduzieren, das Kind ins Wasser zu locken, indem sie ablenkend wirken. Sie sind für alle Altersstufen geeignet, um Erfahrungen zu ermöglichen, die das Schwimmenlernen durch Steigerung der Motorik und Spaß an Bewegung vorbereiten bzw. Schwimmkenntnisse verintensivieren. Da heißt, sie "brummen" auf vielfältige Weise und werden nicht nur zur intensiven Wassergewöhnung genutzt, wie Laufen im Wasser, visuelle Wahrnehmung unter Wasser, bei Laufspielen u.ä. sondern auch als direkte Schwimmtrainingsgegenstände "schwimmen", z.B. bei der Erfahrung des Wasserwiderstandes und als Handgerät für künstlerische Gestaltungen von Tänzen und Bewegungsküren im und unter Wasser.
Die Kinder entwickeln eigenständig Übungseinheiten, z.B. an Stationen oder mit choreographischen Elementen, präsentieren, leiten an und erproben sie in ihren Kleingruppen. Dabei kommen sie über die Bewegungsabläufe zu kontextbezogenen Sprachhandlungen. Sie planen, kooperieren, kontrollieren und entwickeln ihre eigenen Übungen in Rückmeldegesprächen weiter. Sie sind Planer , Trainer und ausführende Sportler in einem.
1. Materialerkundung
Geleitet von der Fragegestellung "Was kannst du mit dem Smoovey-Ring im Wasser machen?" erprobten die SuS unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten des Smoovey Rings.
Der hohe Aufforderungscharakter des grünen Sportgeräts zeigte sich bereits sofort: Auch SuS, die im Schwimmunterricht sonst nur verhalten an den Spiel- und Bewegungserprobungsphasen teilnehmen und sich in der sicheren Reichweite des Beckenrandes aufhalten, bewegten sich ungehemmt und motiviert mit dem Ring im Wasser. Die hierbeigefundenen Bewegungslösungen können sowohl dem Rahmen einer Wassergewöhnung als auch der Wasserbewältigung zugeordnet werden. So erfanden die SuS kleine Spiele, Tauchübungen sowie erste Kunststücke. Sie teilten ihre Erfahrungen während dieser ersten Phase hochmotiviert mit anderen, sodass sich vielfältige Bewegungs- aber auch bereits zahlreiche Kommunikationsanlässe ergaben. In der anschließenden Gesprächs- und Demonstrationsphase konnten die SuS ihre Ergebnisse beschreiben und wurden von der Lehrkraft hierbei sprachsensibel unterstützt. Ein weiterer Gesprächsanlass ergab sich durch die Festlegung von Charakteristika des erprobten Materials z.B. es sinkt, es klingt unter Wasser etc.
Bild 1: "Finden und Erproben verschiedener Bewegungsmöglichkeiten mit dem Smooveyring
Bild 2: "Austausch und Demonstration von Bewegungsmöglichkeiten"
Bild 3: "Kunststücke mit den Smooveyringen - Spielerische Schritte zur Wasserbewältigung"
2. Wasserbewältigung
Der hohe Aufforderungscharakter der Smoovey-Ringe konnte ebenso gewinnbringend für den Einsatz bei konkreten Übungen zur Wasserbewältigung genutzt werden. Übungen zum Springen, Tauchen und zu unterschiedlichen Fortbewegungsmöglichkeiten durch das Becken wurden, hochmotoviert durch das Brummen und Vibrieren der Smoovey-Ringe in der Bewegung, durchgeführt und mit Bravour und Spaß gemeistert.
Bild 4: "Während die eine Gruppe durch schnelle Vor- und Rückwärtsbewegungen die Smoovey-Ringe zum Brummen bringt und dabei die eigene Muskulatur trainiert, lauschen die anderen SuS unter Wasser."
Bild 5: "Tauchen auf unterschiedlichen Niveaus. Die einen lassen sich schon absinken, während die anderen den sicheren Beckenrand als Stütze nutzen. Das Brummen hören, wollte aber jeder."
Bild 6: Wasserbewältigung 3 Titel: Springen ins Becken mit den Smoovey-Ringen hemmt nicht nur die Angst vor dem Sprung, sondern macht vor allem auch richtig Spaß.
3. Stärkung des Bewegungsapparates
Die Erfahrung eines erhöhten Wasserwiderstands bei der Nutzung der Smoovey-Ringe sowie das Eigengewicht des Materials entsprechend seiner Konzeption konnte über den spielerischen Aspekt sowie den der Wassergewöhnung hinaus ebenfalls zu Trainingsaspekten genutzt werden. Im Rahmen der Vertiefung des bereits erlernten Bewegungsablaufes des Brustarmzugs, führte die Nutzung der Smoovey-Ringe dazu, den Wasserwiderstand bewusster wahrzunehmen und die Armmuskulatur konkret zu fordern. Parallel ergab sich durch den buchstäblich erschwerten Armzug für weiter fortgeschrittene SuS die Anforderung, den Beinzug kraftvoller auszuführen. Auch hier ist der positive Effekt des Trainingsgerätes hervorzuheben, da die ungleiche Kraftverteilung auf Arm- und Beinarbeit beim Schwimmen lernen für viele SuS ein Problem dargestellt und sich in einer schwimmbewegungshemmenden Wasserlage manifestiert.
Bild 7 + 8: "Schwimmen mit den Smoovey-Ringen"
Bild 9: "Differenzierte Übung zum Armzug. SuS mit noch wenig ausgeprägten Schwimmfähigkeiten, konnten die Übung im Gehen absolvieren."
4. Choreographien und Gesprächsanlässe
Zur gemeinsamen Erwärmung der Schwimmer- und der Nichtschwimmergruppe wurden die Smoovey-Ringe im Rahmen einer Aufwärmchoreographie genutzt. Einzelne SuS durften abwechselnd die Gruppe anleiten. Die Herausforderung, Bewegung genauso sprachlich darzustellen, dass sie von anderen anschließend umgesetzt werden kann, war für viele SuS neu, konnte jedoch durch die Lehrkraft unterstützt werden. Im Umkehrschluss ergab sich Gleiches jedoch auch für das Verstehen und Umsetzen von Bewegungsanweisungen. Hiermit ergab sich sowohl auf motorischer als auch auf sprachlicher Ebene ein enormer Lernkontext. Durch die Ritualisierung des choreographischen Erwärmens wird diese Lernsituation stetig auch für diejenigen Kinder offen sein, die in den ersten Einheiten noch nicht angeleitet haben. Im weiteren Verlauf werden auch künstlerische Choreographien in Kleingruppen durchgeführt werden. Auch hier sind neben dem motorischen Lerneffekt die Vorzüge der hochkommunikativen Planungsphasen hervorzuheben.
Bild 10: "Die Lehrkraft leitete die SuS zunächst zu den unterschiedlichen Bewegungselementen der Aufwärmchoreographie an und fungierte hierbei als Sprachvorbild."
Bild 11: "Bald schon konnten erste SuS die Anleitung der gesamten Gruppe übernehmen."