"Anders sind wir alle - Ein miteinander Leben und voneinander Lernen der Generationen & Kulturen für einen gelingenden Übergang von der Schule in den Beruf."

Ansprechpartner:

Frau König-Kirchner

Institution:

Hauptschule an der Grillostraße

  • Grillostr. 111
    45886 Gelsenkirchen

Beschreibung und Ziele:

Das Projekt bringt Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Nationalitäten im Rahmen ihres Praktikums zur Berufswahlorientierung und Senioren verschiedener Institutionen vor Ort zusammen und schafft nicht nur neue Kooperationsformen zwischen ihnen, sondern auch neue Lern- und Lehrräume. Beide Zielgruppen bringen ihre Kompetenzen ein und können mit Hilfe der Kompetenzen der jeweils anderen, ihre Defizite abbauen und Bedürfnisse befriedigen und die Auszubildende können ihre beruflichen Kompetenzen weiter ausbilden. Projektstandort soll der soziale Nahraum sein, in dem beide Zielgruppen ihre alltäglichen Außenbeziehungen gestalten. Methoden aus dem Theater, der gestaltenden Kunst, dem Tanz, dem Gesang und dem Musizieren werden bei der Durchführung genutzt. Das theaterpädagogische Arbeiten orientiert sich an dem Konzept Augusto Boals: Das ursprünglich als politisches Instrument entwickelte "Theater der Unterdrückten" wurde in den letzten Jahren durch introspektive Techniken um den psychosozialen Bereich erweitert. Mit dem Projekt wird das Thema "Wie sehe ich die Jungen? Wie sehe ich die Alten? - Konflikterfahrungen und Konfliktlösungen von Jugendlichen und Senioren. Unterschiedlicher Kulturen" sowohl in seiner gesellschaftlichen, als auch der persönlichen Bedeutung bearbeitet und bekommt über evtl. Unterrichtsinhalte hinaus einen konkreten Charakter für den Einzelnen: Das Rollenverständnis hinsichtlich generationsübergreifender Themen findet nicht nur abstrakt außerhalb des eigenen Bezugsrahmens statt, sondern betrifft die SchülerInnen und Senioren jeden Tag neu im eigenen Erlebnisfeld. Bewegungsübungen und das Verkörpern innerer Bilder im Statuentheater lassen Vertrauen in sich und das Gegenüber wachsen und führen behutsam in den theaterpädagogisch themenbezogenen Prozess ein. Im Verlauf des Prozesses wird das Thema aus der Betroffenheit der Teilnehmer heraus szenisch weiter erarbeitet. Somit erschließt sich das Thema "Wie sehe ich die Jungen? Wie sehe ich die Alten? nicht nur auf der kognitiven Ebene, sondern auch auf der körperlichen: das Denken und das Körpererleben werden miteinander verknüpft. Ob Träume, Tragödien, chaotische Umstände oder gemächlich dahin fließende Ereignisse, es werden gemeinsam Geschichten und Anekdoten gesammelt und in kleinen Szenen in und mit der Gruppe nachgespielt. Aus den Alltagsdramen werden erinnerungswerte Geschenke und Geschichten des Lebens zum Leben erweckt. Insbesondere werden Beziehungen zwischen Menschen thematisiert, ihre Interkulturalität, ihren Motivationen und Entscheidungen an wichtigen Wendepunkten des Lebens gemeinsam reflektiert und damit die Erfahrung einzelner gewürdigt. Das theatrale Spiel eröffnet hierbei Möglichkeiten zur Reflexionen des Werdegangs und der eigenen und insbesondere beruflichen Identität. Eine größere Klarheit über eigene Befindlichkeiten schafft Raum für weitergehende Gespräche und Begegnungen. Grundlage sind hier die in jedem Pflegekonzept vorgesehenen ATLs, bzw. AEDLs, die die Grundbedürfnisse des Menschen ins Auge fassen und worüber sich sowohl Jung als auch Alt erkennen und wiederfinden und für junge Menschen, die sich bei ihrer Berufswahlorientierung für Pflegeberufe interessieren eine Grundlage für ein vertiefendes Verständnis des Berufsbildes. Universale Themen wie Sinnfindung im Leben, Freizeitgestaltung und soziale Kontakte sprechen über die persönliche Ebene hinaus kollektive Erfahrungen aller anderen Anwesenden an und bringen ein Verstehen und Verständnis, Vertrauen und Verbundenheit der Teilnehmer untereinander zum Ausdruck. Während des Prozesses werden die Jugendlichen nicht nur auf ihren bevorstehenden beruflichen Kontext vorbereitet, sondern im Rahmen ihrer eigenen "Lebensplanung" an das Thema des "Miteinanders" im Form von "kleiner Biographiearbeit" in die Begegnung mit Senioren geführt. Eine gemeinsame Abschlusspräsentation aus Theater, Gesang und Tanz lässt die Öffentlichkeit am gewachsenen Miteinander teilnehmen und verbindliche Begegnung auch über den offiziellen Projektrahmen hinaus wachsen.

Ziel ist es die eigenen und fremden Ressourcen zu erkennen und zu stärken, und scheinbare Defizite "des unbekannten Anderen" in Stärken zu verwandeln, wie z.B. Senioren mit Unterstützung der Jugendlichen die Berührungsängste vor den neuen Medien wie dem Internet zu nehmen und den Jungen über Biographiearbeit der Älteren Orientierungsmöglichkeiten für die eigene Lebensgestaltung und Berufswahl zu vermitteln. Der Einzelne wird in seiner Wahrnehmung geschult, Strukturen und Mechanismen, die Begegnung fördern und auch verhindern können zu erkennen. Mit einem frühen Erkennen von Bedingungen, die ausgrenzende Situationen begünstigen, werden die TeilnehmerInnen zu Toleranz und Interesse gegenüber dem anderen herangeführt. Jüngere und Ältere lernen gemeinsam, aktiv auch fremde Situationen beeinflussen zu können, ohne Ignoranz und Ablehnung herbeizuführen. Ziel des Projektes ist das Erwerben einer Handlungskompetenz, die Jüngere und Ältere darin unterstützt aus der eigenen Passivität herauszutreten und zu einem handlungsfähigen Akteur zu werden. Neues Verhalten übt er im Rollenspiel und erprobt es für den Alltag. Innere Prozesse werden im szenischen Aufbau äußerlich sichtbar und werden somit nicht nur für den Akteur, sondern auch für die anderen Interaktionspartner transparent - eine ergänzende Kommunikationsplattform wird für alle Beteiligten nachvollziehbar geschaffen. Gleichzeitig wirkt das Projekt gemeinschaftsstiftend auf die entstehende Gruppe und darüber hinaus: Das gemeinsame Erleben die Fremdheit des anderen in Begegnung verwandelt zu haben, stärkt das Bewusstsein für den anderen in der Gruppe und somit die Verantwortung für die Gemeinschaft. Die Ziele des Projektes sind demnach vielfältig: - Stärkung der beruflichen Kompetenz/Berufswahlorientierung der Schüler - Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung - Soziales Kompetenztraining - Entwicklung von Zivilcourage - Stärkung des Gemeinschaftserlebens im regionalen Raum

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Jugendlichen sind in Form interaktiver Prozesse an dem Projekt beteiligt: In jeder Phase, sowohl bei den einführenden Körperübungen, beim Statuentheater, als auch beim szenischen Aufbau ist die ganze Gruppe in den Prozess mit einbezogen. Zur Durchführung des Projektes wird die Gruppe geteilt. Phasenweise werden die beiden Gruppen zusammengeführt, ihre erarbeiteten Inhalte vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Reflexionsrunden werden wiederholt in den Kleingruppen durchgeführt, den Erkenntnisprozess zu vertiefen. Tanz, Gesang und das Spielen von Musikinstrumenten soll eine gemeinsame Stückproduktion aus der Lebenswelt der TeilnehmerInnen abrunden.

Rückblick:

Bereits im 6. Jahr freuten sich die Senioren des Liebfrauenstiftes wieder einmal im Spätherbst auf die Schülerinnen und Schüler von der Hauptschule Grillostraße. Dabei waren die Tage im Liebfrauenstift für die Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs und für die Bewohner des Hauses gleichermaßen aufregend. Bevor es in die Begegnung ging trafen sich die Schüler bereits am frühen Morgen im Gemeinschaftsraum des Stiftes. Gemeinsam mit Frau König-Kirchner, Sozialpädagogin der Schule, und den Projektleitern Petra Lemke und Mike Becker stimmten sie sich auf die Treffen mit Senioren ein. Sie übten, wie eine erste Begegnung respektvoll aussehen könnte und was sie von Senioren bereits schon immer einmal wissen wollten. Hier entstanden auch erste Ausdrucksformen im Statuentheater zum Thema "Freundschaft".

Mit dem Statuentheater startete die fröhliche Runde dann auch als die Senioren gespannt in die Runde dazukamen. Gleich waren Hemmungen abgebaut, denn zum Thema "Freundschaft" wusste jeder etwas zu erzählen und hatte seine Erfahrungen gemacht. Alle waren sich einig, was für ein Geschenk es ist, einen guten Freund zu haben gemeinsam zu lachen und auch in traurigen Momenten füreinander da zu sein. So wurde eine Schatzkiste herumgereicht und jeder gab sie an den nächsten weiter und sagte ihm, was ihm denn Positives an dem anderen aufgefallen sei. In dieser angenehmen Stimmung ging es weiter in kleinen Gesprächskreisen und Jung und Alt tauschten sich lebhaft miteinander aus.

Nachdem die Schüler "ihre Senioren" zum Mittagessen begleitet hatten, fanden sich noch einmal alle Schüler im Gemeinschaftsraum zusammen und arbeiteten theaterpädagogisch das Erlebte auf.



Am nächsten Tag lernten die Schüler noch einmal vor der Begegnung mit den Senioren konzentriert und mit den Mitteln des Theaters die Kompetenzen kennen, die zu einer gelungenen Begegnung gehören, wie Zuhören, Teamarbeit, Einfühlungsvermögen und Respekt, um nur einige zu nennen. Sie erfuhren, dass diese Fähigkeiten nicht nur hilfreich sind bei einem Treffen mit den Senioren, sondern auch wichtig im Berufsleben sind. Wieder war die anschließende Begegnung fröhlich und spannend, es wurden Lebensweisheiten und Alltagssituationen ausgetauscht. Es gab auch Einblicke in die Abläufe des Hauses und die Schüler überlegten, ob sie ein Praktikum im Seniorenheim machen wollten. Dazu gab es Informationen von den Mitarbeitern des Sozialen Dienstes, wie eine Bewerbung aussehen könnte und welche Inhalte ein Praktikum hat. Eine Schülerin von den Projekttagen im letzten Jahr kam mit in die Runde, die sich im Haus um eine Praktikantenstelle beworben hatte und alle freudig mitteilen konnte, das sie im nächsten Monat als Praktikantin im Haus arbeiten würde. Sie war ein gutes Beispiel für die Teilnehmer in diesem Jahr, was nach den Projekttagen möglich ist, weiter in die Berufswelt der Pflege und des Sozialen Dienstes einzusteigen.



Am letzten Tag wurden den Schülern die Grundlagen einer Pflegekonzeption vertiefend vermittelt, welche besonderen Bedürfnisse ein alter Mensch hat und wie ein Mitarbeiter darauf eingehen kann.

Beim letzten Treffen waren alle traurig, das die Projekttage zu Ende gingen und es wurden Pläne geschmiedet, was sich in Zukunft miteinander unternehmen ließe, wie zum Beispiel ein Wiedersehen zum gemeinsamen Mensch-Ärger-dich-nicht-Spiel. Es gab selbstgebastelte Geschenke von den Schülern für die Senioren und die Senioren überraschten die Schüler auch mit einem "süßen Dankeschön" für die schönen Stunden.