Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen
Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Schülerinnen und Schüler der Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen und der Schule im Fördersystem, Gelsenkirchen keine Schulnummer. Das Fördersystem ist eine städtische Einrichtung der Stadt Gelsenkirchen, Referat Erziehung und Bildung, Abteilung Jugendhilfe-Schule. Der Allgemeinbildende Unterricht ist ein Bereich des Fördersystems Schemannstraße. Die Schüler kommen von unterschiedlichen Schulformen der Stadt Gelsenkirchen. Die Schülerinnen und Schüler der Schule für Kranke und des Fördersystems haben aufgrund ihrer unterbrochenen Schullaufbahnen bestimmte Kompetenzen bisher nicht erwerben können. Im Rahmen des Projektes "Von Klein auf" wird dem Rechnung getragen, indem sie im schulpflichtigen Alter Basiskompetenzen erwerben, die sie für die in der späteren Erwachsenenwelt erforderlichen Kompetenzen bezogen auf Teamarbeit, die ja in jedem Wirtschaftszweig und in jeder Arbeit immer wichtiger wird, benötigen. Das Projekt soll in drei Schritten aufgebaut werden. In einem ersten Schritt sollen zunächst alle Lehrerinnen und Lehrer der Schule für Kranke als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie Lehrerinnen und Lehrer der Einrichtung in der Schemannstraße, die Grundstrukturen des Kooperativen Lernens kennen lernen. Vor dem Hintergrund der besonderen Förderbedarfe der Schülerinnen und Schüler des Fördersystems und der Schule für Kranke sollen einige Methoden aus dem Bereich der Kooperativen Lernformen ausgewählt und modifiziert werden. Die Praxistauglichkeit der erarbeiteten Inhalte wird im Anschluss daran an mehreren Praxistagen mit den Schülerinnen und Schülern aus beiden Schulen überprüft. Im letzten Arbeitsschritt erfolgt die Reflexion des Projekttages und der darauf verbundenen Anwendbarkeit im täglichen Schulalltag.
Das Kennenlernen und Umsetzen Kooperativer Lernformen erhält im Hinblick auf die Vorbereitung auf die Arbeitswelt immer mehr Bedeutung. Die Schülerinnen und Schüler werden durch das Projekt dabei unterstützt, Schlüsselkompetenzen für den erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf zu erwerben. Aufgrund der ohnehin schon benachteiligten Situation der oben genannten Schülergruppe auf dem Arbeitsmarkt soll durch die Umsetzung des oben genannten Projekts den Schülern eine erweiterte Möglichkeit geboten werden, die für die Arbeitswelt unerlässlichen Kompetenzen, wie mit anderen zusammen zu arbeiten und zu kommunizieren, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft zu entwickeln, Regeln abzusprechen und einzuhalten, sowie eigene Grenzen zu erkennen und die anderen zu respektieren, zu erlernen. Die in diesem Projekt fortgebildeten Lehrerinnen und Lehrer, sowie Werklehrerinnen und Werklehrer erweisen sich in den Folgejahren als Multiplikatoren und implementieren nachhaltig die ausgewählten Lernformen in unseren Systemen.
Innerhalb der Projektdurchführung können die Schülerinnen und Schüler durch die praxisorientierte Phase sowohl kognitive als auch soziale Lernprozesse erfahren. Der bewusst ausgesuchte handlungsorientierte Ansatz erleichtert den Schülern eine Auseinandersetzung mit der oben genannten Thematik und fördert die Erreichung der oben genannten Ziele.
Tag 1 Klassische Fortbildung
Zum ersten Projekttag trafen sich morgens alle Unterrichtenden des Fördersystems Schemannstraße und der Schule für Kranke in Gelsenkirchen, um zunächst im Sinne einer klassischen Fortbildung einen ersten Einblick über die Möglichkeiten des kooperativen Lernens im Unterricht zu erhalten.
Da in beiden Systemen die Schüler in Kleinstgruppen unterrichtet werden, war die Skepsis, inwieweit kooperative Lernformen in die Praxis umgesetzt werden
können, zunächst groß. Darüber hinaus stellte sich die Frage, in wie weit in einem praktischen Unterrichtsanteil in den Werkstätten, der Einsatz kooperativer Lernformen überhaupt möglich ist.
Die Einführung in das Themengebiet erfolgte über den " Kooperativen Dreischritt". Durch diese praktische Herangehensweise konnten die Teilnehmer selbst ausprobieren und erfahren, dass kooperatives Lernen auch in kleinen Gruppen motivierend, konstruktiv und mit einem guten Lernerfolg möglich ist. Darüber waren sich alle Seminarteilnehmer einig. Fragen und kritische Anmerkungen wurden von dem Referenten sofort aufgegriffen und zielgruppenorientiert beantwortet.
In einer folgenden Arbeitsphase wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. In jeder Arbeitsgruppe wurde eine Unterrichtsstunde vorbereitet, die unterschiedliche Elemente des kooperativen Lernens beinhalten sollte.
In der Werkstattgruppe wurde zu dem Thema " Einen Rührteig herstellen" gearbeitet, im Allgemeinbildenden Unterricht zu dem Thema "Reflexion meines Schülerbetriebspraktikums".
Tag 2 Unterricht und Unterrichtsreflexion
Mit je 4 SchülerInnen in der Werkstattgruppe und im Allgemeinbildenden Unterricht erfolgte die Umsetzung der vorbereiteten Unterrichtsstunde zu den o.g. Thema.
In beiden Gruppen zeigten sich die Schüler an dem Unterrichtsthema interessiert und arbeiteten aktiv mit.
In einer abschließenden Reflexion äußerten sich die Schüler positiv zu dieser neuen Unterrichtserfahrung und konnten sich durchaus vorstellen, auch in den anderen Unterrichtsfächern entsprechend zu arbeiten.
Im Allgemeinbildenden Unterricht erstellten die Schüler ein Placemat, bei dem einige Gemeinsamkeiten bei ihren Praktikumserfahrungen herauskamen. Nur das "Zuhören" in der Pair- Phase erläutern war für die SchülerInnen am Ende der Unterrichtsstunde nicht so einfach durchzuhalten.
In der Werkstattgruppe Hauswirtschaft konnte die Kollegin positiv berichten, dass durch diese Arbeitsform eine Schülerin zu Wort kam, die ansonsten eher zurückhaltend mit ihren Wortbeiträgen im Unterricht ist.
Die Zufallsverfahren zur Auswahl der Teilnehmer für die Gruppenarbeit und das abschließende Vorstellen in der Pair-Phase nahmen die SchülerInnen gut an.
Der Referent hospitierte in beiden Unterrichtsstunden und reflektierte im Anschluss daran mit den Lehrenden, in wie weit die methodischen Schritte der kooperativen Lernformen erkennbar waren. Natürlich gab es dabei den einen oder anderen Punkt zu berücksichtigen, der verbessert werden könnte.
Die Lehrenden zeigten sich positiv überrascht, wie gut das Unterrichtsziel über den methodischen Weg der kooperativen Lernformen erzielt wurde. Alle Schüler arbeiteten mit und es kamen dabei auch SchülerInnen zu Wort, die eher weniger aktiv sich am Unterricht beteiligten.
Tag 3 Reflexion und Ausblick
Auf Grund der Unterrichtserfahrungen am Projekttag 2 wurden Gelingensbedingungen für das kooperative Lernen überlegt und welche Lösungen bei auftretenden Problemen möglich sind.
Erneut wurden durch eine praxisorientierte Arbeit, neue Methoden den Teilnehmern vorgestellt, die zum einen als Reflexionsarbeit zum anderen aber auch als Methodenerweiterung dienten.
In der Arbeitsgruppe bestand bei allen Teilnehmern der Wunsch, kooperative Lernformen in dem eigenen Unterricht verstärkt zu integrieren. Es war dabei allen klar, dass dieser Weg kleinschrittig erfolgen muss und es ein längerer Prozess werden wird, kooperative Lernformen zu initialisieren.
Ein kleiner Anfang wurde gemacht, zunächst durch die klassische Fortbildung am Tag 1, praktisch erprobt durch die Durchführung einer konstruktiven Unterrichtsstunde am Tag 2. und einen festen Vorsatz, daran weiter zu arbeiten am Tag 3.
Durch einen Brief, den jeder Teilnehmer an sich selbst schrieb, was er/sie in den nächsten zwei Wochen von dem Gelernten noch einmal im Unterricht einsetzen wolle, musste sich jeder noch einmal selbst in die Pflicht nehmen. Um die Verbindlichkeit dieser Aufgabe noch zu erhöhen, wurde von dem Referenten vorgeschlagen, dass in 14 Tagen ein kollegialer Austausch stattfinden solle.
Nur durch wiederholendes Einsetzen des Kooperativen Dreischritts und der kollegiale Austausch über die Erfahrungen, kann die Methode des kooperativen Lernens für unsere Schülergruppe so modifiziert werden, dass sie soziale Zielsetzungen und unterrichtliche Zielsetzungen erreichen.
Ein Thesenpapier, das zum Schluss die Fortbildung abrundete kann nun unterstützend immer wieder zu Rate gezogen werden.