Wir sind eine klasse Klasse

Ansprechpartner:

Frau Schwarz

Institution:

Schule Oberwiese Waltrop

  • Recklinghäuser Str. 201
    45731 Waltrop

Beschreibung und Ziele:

Im Zentrum des Projektes steht die Vermittlung theaterpädagogischer Techniken für Schüler des 5.-10. Jahrgangs, für eine Wahrnehmungsschulung, den anderen sensibel wahrzunehmen und somit die Klassengemeinschaft zu stärken. Dabei werden gleichzeitig Einsichten und Mittel zur Konfliktbewältigung und für Klärungsprozesse im Schulalltag vermittelt. Erlernt werden Basiskompetenzen wie das Statuen- und Forumtheater, die über den schulischen Kontext hinaus mit Schülern und auf Wunsch auch mit weiteren Teilnehmern erprobt und angewendet werden. Das theaterpädagogische Vorgehen orientiert sich dabei an dem Konzept von Augusto Boals: Das ursprünglich als politisches Instrument entwickelte "Theater der Unterdrückten" wurde erfolgreich in den letzten Jahren durch introspektive Techniken für den psychosozialen Bereich erweitert. Bewegungsübungen und das Verkörpern innerer Bilder im Statuentheater lassen Vertrauen in sich und sein Gegenüber wachsen, sensibilisieren rassistische Handlungen, Redeweisen und Einstellungen wahrzunehmen, regen einen Dialog an und führen behutsam in den theaterpädagogisch themenbezogenen Prozess ein. Im Verlauf des Prozesses werden Konflikte aus dem Erfahrungsfeld der Schüler heraus szenisch weiter erarbeitet. Damit werden Denken und Körpererleben miteinander verknüpft und Konflikte können im szenischen Spiel detailliert nachgestellt und aufgearbeitet werden. Neue Perspektiven werden aufgefächert und Sichtweisen für ein öffnendes, respektvolles und tolerantes Miteinander nicht nur dargestellt, sondern für einen Transfer in den Alltag erfahrbar gemacht mutig und couragiert aufzutreten und zu handeln. Universale Themen wie Sinnfindung im Leben, Freizeitgestaltung und soziale Kontakte sprechen über die persönliche Ebene hinaus kollektive Erfahrungen aller anderen Anwesenden an und bringen ein Verstehen und Verständnis, Vertrauen und Verbundenheit untereinander zum Ausdruck. Auf Wunsch kann eine gemeinsame Abschlusspräsentation aus Theater, Gesang und Tanz die Öffentlichkeit am gewachsenen Miteinander teilnehmen und verbindliche Begegnung auch über den offiziellen Projektrahmen hinaus wachsen

Ziel ist durch die persönlichen Erfahrungen die eignen und fremden Ressourcen zu erkennen und zu stärken, und scheinbare Defizite "des unbekannten Anderen" in Stärken zu verwandeln, wie z.B. mit besonderem Blick auf Wertevermittlung. Der Einzelne wird in seiner Wahrnehmung geschult, Strukturen und Mechanismen, die Begegnung fördern und auch verhindern können zu erkennen. Mit einem frühen Erkennen von Bedingungen, die ausgrenzende Situationen begünstigen, werden die Teilnehmer zu Toleranz und Interesse gegenüber dem anderen herangeführt und lernen gemeinsam aktiv auch fremde Situationen beeinflussen zu können, ohne Ignoranz und Ablehnung herbeizuführen. Ziel des Projektes ist auch das Erwerben einer Handlungskompetenz, die den Einzelnen und die Gruppe darin unterstützt aus der eigenen Perspektive herauszutreten undzu einem handlungsfähigen Akteur zu werden. Neues Verhalten übt er im Rollenspiel und erprobt es für den Alltag. Innere Prozesse werden im szenischen Aufbau äußerlich sichtbar und werden somit nicht nur für den Akteur, sondern auch für die anderen Interaktionspartner transparent - eine ergänzende Kommunikationsplattform wird für alle Beteiligten nachvollziehbar geschaffen. Gleichzeitig wirkt das Projekt gemeinschaftsstiftendauf die entstehende Gruppe und darüber hinaus: Das gemeinsame Erleben die Fremdheit des anderen in Begegnung verwandlet zu haben, stärkt das Bewusstsein für den anderen in der Gruppe und smit die Verantwortung für die Gemeinschaft. Die ziele des Projektes sind demnach vielfältig: -Stärkung des Gemeinschaftserlebens ind er gruppe und in der Klasse -Stärkung der Handlungskompetenz -Wertevermittlung und respektvoller Umgang miteinander -Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung -Soziales Kompetenztraining, Entwicklung von Zivilcourage

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Jugendlichen sind in Form interaktiver Prozesse an dem Projekt beteiligt: in jeder Phase, sowohl bei den einführenden Körperübungen, beim Statuentheater, als auch beim szenischen Aufbau ist die ganze Gruppe mit einbezogen. Zur Durchführung des Projektes wird die Gruppe geteilt. Phasenweise werden die beiden Gruppen zusammengeführt, ihre erarbeiteten Inhalte vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Reflexionsrunden werden wiederholt in den Kleingruppen durchgeführt, den Erkenntnisprozess zu vertiefen. Ein szenisches Spiel soll eine gemeinsame Stückproduktion aus der Lebenswelt de Teilnehmer abrunden.

Rückblick:

„Wir sind eine klasse Klasse“ -Theater für unsere Klasse

Unter diesem Titel fanden zunächst die Vorbereitungen zur Projektdurchführung mit Frau Schwarz von der Schule und Frau Lemke und Herrn Becker vom Team „Bildung-aller-Sinne“statt. Gemeinsam wurde bereits im Vorfeld überlegt, welche gezielten Übungen und Inhalte zur weiteren Entwicklung und Stärkung der Klassengemeinschaft jeden Einzelnen ansprechen und gleichzeitig die Klasse darin stärken„eine klasse Klasse“sein lassen.

Am ersten Projekttag trafen sich alle im großen Kreis und jeder stellte sich auf eine sehr persönliche Art und Weise vor. Bereits in dieser Runde wurde deutlich, mit welcher Kraft die begleitenden Pädagogen eine gute Klassengemeinschaft hattenbereits aufbauenkönnen, denn auch schwierigere Gefühle wie Trauer konnten hier zugelassen werden.

An den Tagen brachten gezielte theaterpädagogische Übungen wie auch immer wieder sich anschließende Gesprächsrunden einen lebendigen und vertiefenden Austausch untereinander. Es gab ausreichend Gelegenheiten, neue Formen des Ausdrucks mit Stimme, Sprache und Körper auszuprobieren, sich gemeinsam auszutauschen, und auf diesem Wege mehr Verständnis für sich und den anderen zu entwickeln.

Schnell sich entwickelnde Standbilder und das pantomimische Spiel machten eigene Befindlichkeiten auch zu sehr persönlichen Themen sichtbar, wie wirklich interessiert zu sein, den anderen zu mögen, wurden respektvoll von der Klasse wahrgenommen. Selbst schwierige Fragestellungen wurden mit Hilfe des Forumtheaters angeschaut und positiv verändert. So zum Beispiel durfte Freude in herausfordernden Situationen genauso zugelassen werden wie Gefühle des Verärgertseins, des Abschieds und der Trauer. Zu trauern, wenn ein Freund weit wegzieht oder das geliebte Haustier stirbt. Gleichzeitig wurden Wünsche hinter dem Verabschieden deutlich, dass es doch schöner wäre zusammen zu sein.

Die Schülerinnen und Schüler bestätigten auch beim gemeinsamen Essen am Ende des Projektes, es waren schöne Tage.
Die Klasse konnte ihr Zusammensein und Zusammengehörigkeitsgefühl mit den Projekttagen weiter vertiefen, was sich in Zukunft auch positiv auf die Abläufe des Schultages auswirken wird. Dies bestätigtendie begleitenden Pädagogenin der Nachbesprechung zu den Projekttagen und schätztendie Wirkung der Tage als sehr nachhaltig für das zukünftige Miteinander der Klasse ein. Denn: So unterschiedlich alle sind, so verbindet doch alleder gemeinsameWunsch „miteinander glücklich zu sein“.