"Mut-tut-gut" - Stärketraining im Kindergarten St. Paul

Ansprechpartner:

Frau Jäger

Institution:

Förderverein des Kath. Kindergartens St. Paul in Recklinghausen e.V.

  • An der Pauluskirche 13
    45657 Recklinghausen

Beschreibung und Ziele:

Nicht nur das Ende der Kindergartenzeit bzw. der Übergang in die Grundschule stellt für die Vorschulkinder des Kindergarten St. Paul eine Herausforderung dar. In ihrem zukünftigen sozialen Umfeld werden sich unweigerlich neue, zunächst fremde Situationen ergeben, mit denen sie zurechtkommen müssen. Gewohntes ist auf einmal nicht mehr Alltag und neue Regeln müssen erst einmal erlernt werden. Dazu gehören zum Beispiel der tägliche Schulweg, der nicht nur verkehrs-, sondern auch verhaltenssicher gegangen werden soll sowie auch alltägliche Konfliktsituationen im Klassenverband oder auf dem Schulhof. Unsere zukünftigen Erstklässer sollen Strategien an die Hand bekommen, sich in genau solchen Situationen zurechtzufinden, auch ohne den Rückhalt bisher vertrauter Menschen in einem vertrauten Umfeld. Mit dem Projekt "Mut-tut-gut" wollen wir als Förderverein die Vorschulkinder unserer Kindergarteneinrichtung für diese neuen Herausforderungen stärken und ihnen eine gute Grundlage für einen gelungenen Start nach dem Kindergarten mit auf den Weg geben. Wer Selbstsicherheit und Stärke zeigt, ist nicht so leicht angreifbar. Mit Hilfe von Wahrnehmungsübungen, Spielen, Geschichten, Rollenspielen und kreativem Gestalten sollen die Kinder in ihrem Selbstwertgefühl gefördert werden. So nähern sich die Jungen und Mädchen dem Thema "Körper und Berührungen" sowie "Grenzen setzen und Nein-Sagen". In altersgerechter Form werden sie an die Selbstbehauptung bzw. Selbstverteidigung herangeführt, um hilfreiche Verhaltensweisen einzuüben.

Während des Projektes sollen die Mädchen und Jungen lernen, sich selbst zu behaupten, ohne die Grenzen anderer zu verletzen. Das Selbstbewusstsein und die Selbstsicherheit der Kinder werden gestärkt: Wie sage ich wirkungsvoll "Nein", auch Erwachsenen und Fremden gegenüber? Sie werden üben, sich selbst zu schützen, um in alltäglichen Auseinandersetzungen und auch in Belästigungssituationen handeln zu können. Dabei steht im Vordergrund, dass sie erfahren, dass Hilfe holen als Schutz zu verstehen ist und nicht als Verrat. Erste effektive Befreiungs- und Selbstverteidigungstechniken werden ebenfalls an die Hand gegeben: Wie weiche ich zum Beispiel einer "Backpfeife" aus? Was kann ich tun, wenn mir der Weg in die Klasse versperrt wird oder ich an meinem Tornister festgehalten und so am Weitergehen gehindert werde? Für solche Alltagssituationen, die den Kindern während ihrer Schulzeit begegnen könnten, wollen wir mit diesem Projekt sensibilisieren und stärken.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Im Jahr 2019 wird eine Gruppe von 20 Kindern in die Grundschule übergehen. Die Kinder werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe bekommt 5 Trainingseinheiten à 45 Minuten. Die Jungen werden dabei von den Mädchen getrennt, da sich Mädchen erfahrungsgemäß in einer reinen Mädchengruppe leichter öffnen und sich zu selbst erlebten Situation schneller äußern. Die Kinder stehen bei diesem Projekt im Mittelpunkt und werden alle Übungen und Aufgaben unter Anleitung der Erzieher und Erzieherinnen selbst ausüben. Unterstützt werden die Gruppen dabei von einer externen Dipl. Sozialpädagogin und Selbstbehauptungs-/Selbstverteidigungstrainerin. Die während des Kurses erarbeiteten Ergebnisse werden in der Portfolio-Mappe der Vorschulzeit dokumentiert.

Rückblick:

Das Projekt konnte wie geplant umgesetzt werden und war ein großer Erfolg. Alle Kinder haben die fünf Trainingseinheiten mit großem Einsatz durchlaufen und dabei sehr unterschiedliche Übungen gemeistert. Dies waren beispielsweise:
Das Durchschlagen eines Holzbrettes mit dem eigenen Fuß.
Alle Kinder, unabhängig von ihrer Körpergröße und Statur, konnten
dies nach einer Einführung durch die Trainerin bewältigen und so
ihre eigene Stärke unmittelbar und für alle sichtbar erfahren. Das durchgeschlagene Holzbrett durften sie als Erinnerung an ihre Stärke mitnehmen.
Das Vorbeikommen an einer Person, die dem Kind den Weg
versperrt: Hier lernten die Kinder, den Blickkontakt zu vermeiden
und konzentriert auf sich selbst zügig die Situation zu verlassen, ohne die störende Person zu berühren.
Das Ignorieren einer Person, die das Kind in ein Auto locken will: In
dieser Übung trainierten die Kinder, mindestens eine Armlänge
Abstand zu Personen zu halten, die sie ansprechen, und
Versprechungen keinen Glauben zu schenken. Der Umgang mit Pöbeleien bzw. aggressiver Ansprache: Ziel der Übung war, auf persönliche verbale Provokationen nicht zu reagieren und die Situation zügig zu verlassen.

Die Ergebnisse der Trainingseinheiten wurden in der Portfolio-Mappe der Kinder dokumentiert. Die Kinder können sich das Erlebte und Gelernte auf diesem Weg auch nach dem Wechsel in die Grundschule jederzeit wieder ins Gedächtnis rufen.