Klimaschutz mit Messer und Gabel - besser essen für ein besseres Klima

Ansprechpartner:

Frau Zobel

Institution:

Ludgerusschule

  • Paschenbergstraße
    45699 Herten

Beschreibung und Ziele:

Ein "draußen" Projekt für SchülerInnen der Ludgerus-Grundschule Herten zur Stärkung der Ernährungskompetenz und Förderung von Bewegung in der Natur. Die Grundschule befindet sich in einem sozialen Brennpunkt mit hohem Schüleranteil mit Migrationshintergrund.

Tiefkühlpizza, Suppe aus der Dose, Mittagstisch in der Schule oder Kindertagesstätte , Fastfood-Menüs zu Hause zeigt, dass es sind nicht immer Delikatessen sind, die Kinder zu sich nehmen. Selten wissen sie noch woher das Essen kommt, was auf ihrem Teller liegt. Dabei war unser Essen einmal ein Stück Natur. Doch wer weiß das noch? Wenn wir einmal zurückgehen auf die Ursprünge der Kulturpflanzen enden wir in der Wildnis bei dem, was viele heute Unkraut nennen. Dabei sind wilde Kräuter und Gräser die Urformen unserer Kulturpflanzen. Essen und Bewegung in der Natur sind ein Urbedürfnis des Menschen. Hier wollen wir mit unserem Projektvorschlag" SchmeckExperten" ansetzen. Der Naturerlebnisgarten ist vor 18 Jahren auf einem Parkplatz der stillgelegten Zeche Schlägel & Eisen in Herten vom BUND entwickelt und initiiert worden und wird von 6000 Kindern jährlich besucht. Das Team des BUND hat durch viele Jahre Erfahrungen mit den Kindern sammeln können und es wird immer deutlicher, dass das Wissen der Kinder über unverarbeitete, natürliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse jedes Jahr weiter abnimmt. Dass Äpfel am Baum wachsen ist noch bekannt, doch die Frage nach Erdbeeren, Brombeeren, Johannis- oder Stachelbeeren können die Kinder nicht mehr beantworten. Hagebutten an der Wildrosenhecke werden von Grundschulkindern für Radieschen oder Cocktailtomaten gehalten und das Wissen über den Anbau von Kartoffeln ist auch nicht mehr vorauszusetzen. Ziel des Projektes: Kinder werden zu SchmeckExperten und zu Ernährungsbotschaftern für Jüngere in ihrer Schule ausgebildet. Sie lernen, dass regionale Lebensmittel oder Essen, was im eigenen Beet angebaut wird, auch gut für unser Klima ist. Klimaschutz mit Messer und Gabel!!!!! Hier soll unsere Projektidee ansetzen: wir wollen nachhaltig, durch eigenen Anbau von Nahrung auf kleinen Beeten, vom Samen bis zur Ernte mit den Kindern Grundlagenforschung betreiben und die Entwicklung der Pflanzen durch die Jahreszeiten verfolgen. Dabei sollen die Kinder lernen, Verantwortung für ihr Essen zu übernehmen und dabei veranschaulichen, wie die Verarbeitung von regionalen Lebensmittel zum Klimaschutz beitragen können. Die Projektidee "Klimaschutz mit Messer und Gabel" wurde 2015 von den Stadtwerken Herten mit dem Klimaschutzpreis ausgezeichnet. Das Preisgeld für die Ludgerusschule ist nun leider erschöpft und es sollen weitere Schüler zu SchmeckExperten ausgebildet werden.Bei den monatlichen Besuchen im Naturerlebnisgarten werden entsprechend der Jahreszeit schmackhafte Wildkräutern und Beeren gesammelt und gemeinsam zubereitet. Bei den Besuchen im Naturerlebnisgarten sollen Rezepte mit den Kindern entwickelt werden, die zuhause oder in der Schule nachgekocht werden können. Wir wollen das Bedürfnis wecken, nach mehr Obst, frischem Gemüse und Salat. Dabei entsteht auch Wertschätzung für die Natur, dass nicht alles, was wild wächst, Unkraut geschimpft werden darf und giftig ist. Wer traut sich, die Brennnessel zu streicheln und zu essen? Wie bissig ist der Löwenzahn wirklich? Was hat der Bär mit dem Bärlauch zu tun? Diesen und vielen anderen Fragen werden wir gemeinsam auf den Grund gehen. Im Gemüsegartenbereich werden die Kinder in die anfallenden Gartenarbeiten eingeführt und einbezogen und erfahren das Wachstum und Vergehen der Pflanzen durch die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

So werden wir in den Monaten Febr./März gemeinsam den Boden vorbereiten für die Aussaat, d.h. jäten und frische Komposterde aufbringen. Was ist Kompost, wie entsteht Kompost, wer lebt im Kompost? Hier werden die Kinder Bekanntschaft mit einer gesunden Erde machen, in der es viele interessante Lebewesen zu erforschen gibt und sie werden begreifen, wie wichtig es ist, dafür zu sorgen, dass unsere Böden gesund bleiben und nicht verschmutzt werden dürfen. Denn hier kommt alle Nahrung her, wie verändert sie auch auf unserem Teller erscheint und so gar nichts mehr mit dem Ursprung zu tun zu haben scheint. April: • Welche wilden Kräuter sprießen schon für unsere Kräuterbutter und Kräuterquark? Schnittlauch, Bärlauch, Minze, Zitronemelisse, Thymian und wilder Oregano, Gundermann, Löwenzahnblätter und Blüten Mai: Als fleißiges Bienenvolk schwärmen die Kinder aus und sammeln essbare Wildblüten Holunderblüten, Weißdornblütefür ein Blütengelee und eine Blütenlimonade, welches am selbst aufgeschichteten Lagerfeuer im Kessel gekocht wird und natürlich zum Abschluss auf Brötchen verkostet wird. Bei den Gartenarbeiten steht jetzt die Aussaat der Kürbisse und Zucchini an, sowie das Pflanzen der Kartoffeln und Bohnen. Juni • Die Wildkräuter sind nun fast alle in ihrer vollen Kraft und laden zur Ernte ein für eine wilde rote Spagettisoße am Feuer. Jetzt sind die Kinder schon in der Lage mit ihren Wildpflanzenkenntnisse allein ins Gelände zu ziehen mit dem Sammelauftrag für das Mittagessen. Natürlich werden die Kräuter gründlich kontrolliert, die in die Tomatensoße wandern. Es ist aber auch wichtig, den Kindern nach viel Übung bei der Pflanzenbestimmung zuzutrauen, allein die richtigen Wildpflanzen zu erkennen. Bei diesen Aufgaben werden die Kinder in ihrer Wahrnehmung in der Natur gefördert und auch in ihrem Selbstvertrauen gestärkt. Juli/August • Die Beeren sind reif und rufen nach Ernte! Aus den Sommerbeeren, wie Stachelbeere, Himbeere, schwarze. und roten Johannisbeeren und Jostabeeren wird eine Marmelade gekocht, wovon auch einige Gläser in den Kindergarten oder die Schule für ein Frühstück mitgenommen werden können. Für Zubereitung der Kräuterteemischung "Naturerlebnisgarten" werden Zitronenmelisse, verschiedene Minzen, Brennessel, Johanniskraut, Schafgarbe, Süßdolde, Lavendel, Rose geschnitten und zu Sträußen gebunden und in den Schatten zum Trocknen aufgehängt. Beim nächsten Treffen im September können wir dann Tee kochen und auch Vorräte in den Kindergarten mitgenommen werden. September wilde Beerenzeit - Wer kennt sie noch alle? • Brombeeren, Holunderbeeren, Pflaumen und Hagebutten werden gesammelt und zu einer wilden roten Grütze mit Griesbrei am Feuer gekocht. Natürlich ist ein jedem Treffen auch immer viel Zeit zum freien Spielen und Kletten im Gelände auf den Bäumen und im Niedrigseilgarten. Oktober Kartoffelernte und Kürbisernte • Die Kartoffeln können ausgemacht werden und die Kürbisse sind reif und wir bereiten gemeinsam eine Kürbissuppe am Feuer. November • Das Laub fällt, was passiert nun mit unserem Garten? Warum werfen die Bäume ihr Laub ab, warum dieses Sterben und Rückzug? Was hat der Kreislauf der Natur auch mit meinem eigenen Jahreskreislauf zu tun? Wir nehmen uns Zeit für die Besinnung und die eigene Wahrnehmung in der Natur. Spiele aus der Erlebnispädagogik und Umweltpädagogik helfen dabei, tiefer in die Prozesse einzusteigen. Wir nehmen uns Zeit für eine Rückschau auf das vergangene gemeinsame Jahr. Was müssen wir noch für den Winterschlaf der Natur im Garten erledigen, damit unsere empfindlicheren Pflanzen die Kälte gut überstehen werden? Dezember/Januar - Kochbuch Wilde Küche für Kinder Den Winterschlaf der Natur wollen wir nutzen um im Seminarhaus des Naturerlebnisgartens ein kleines Kochbuch aus Rezepten unserer wilden Feuerküche zusammen zu stellen. Darin sollen auch Zeichnungen von essbaren Wildpflanzen Platz finden sowie Spielvorschläge enthalten sein, die vielleicht auch auf dem Schulhof oder auf dem Kindergeburtstag gespielt werden können. In welchem Monat wir in das Projekt einsteigen können, ist vom Beginn der Förderzusage abhängig! Ziel des Projektes: • Kindern die Möglichkeit bieten, den Ursprung unserer Nahrung wieder zu entdecken • Den Geschmacksinn, der immer mehr an Aromastoffe gewöhnt ist, durch natürliche, ursprüngliche Gerüche und Geschmack zu bereichern. • Rezepte aus natürlichen, unveränderten Lebensmitteln mit den Kindern zu entwickeln, die zuhause leicht nachgekocht werden können • Erstellung eines Wildkräuter-Kochbuchs für Kinder von Kindern erprobt • Bedürfnisse zu wecken, auch zukünftig zuhause und /oder in der Schule und im Kindergarten mehr frisches rohes Gemüse, Obst und Kräuter zu essen. • Wertschätzung für die Natur zu wecken, dass nicht alles was wild wächst gleich Unkraut geschimpft werden darf oder giftig ist • Die eigene Wahrnehmung in der Natur zu vertiefen, welche Gefühle entwickeln sich, wenn ich mich lange in der Natur aufhalte, wenn ich einen Regenwurm oder Frosch in der Hand halte oder wenn ein Schmetterling oder eine Hummel zu mir Vertrauen hat und sich auf meinem Arm niederlässt. • Wie riecht und schmeckt der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter? • Fantasie und Kreativität fördern bei der Entwicklung von Kochrezepten aus der Natur • Gemeinschaft und Teamarbeit fördern durch Gruppenaufträge • Abwehrkräfte der Kinder steigern durch den Aufenthalt in der Natur bei jedem Wetter mit geeigneter Kleidung. Häufig können sich Kinder nicht mehr vorstellen auch bei Regen und Kälte draußen Spaß haben zu können. • Abwehrkräfte steigern durch vitaminreiche unbehandelte Lebensmittel, die diesen Namen noch verdienen. Durchführung des Projektes: Das Team des BUND-Naturerlebnisgartens besteht aus 1 Dipl. Biologe 1 Dipl. Biologin 1 Umweltpädagoge/ Bio-Gärtner 1 Umweltpädagogin/ Wildkräuterpädagogin/Körpertherapeutin Projektidee Sigrun Zobel BUND-Umweltpädagogin/ Wildkräuterpädagogin/Körpertherapeutin

Rückblick:

Zwei Klassen der Ludgerusschule Herten laufen einmal im Monat zum BUND-NaturErlebnisGarten, um gemeinsam die Natur kennenzulernen und ihren Einfluss auf uns und unseren auf sie zu erleben.
Einen ganzen Jahreskreislauf erleben die Kinder und sehen, schmecken, riechen und fühlen den Wandel der Natur. Im Frühjahr beginnen die ersten Pflanzen zu wachsen und manch eine kann von uns nicht gegessen werden. Andere Blüten und Blätter können wir zu einer ersten Kräuter-Blüten-Butter verarbeiten oder Tee daraus herstellen. Die nächsten Pflanzen des Naturjahres benötigen einen guten nährstoffreichen Boden. Den verteilen die Kinder händeweise auf den Beeten, aber erst, nachdem sie den Komposthaufen erklommen und untersucht haben. Denn die tausenden kleiner Gärtner, die unsichtbar und im Verborgenen ihre wertvolle Arbeit tun, wollen wir kennenlernen. Dazu graben wir vorsichtig ein paar Insekten aus und beobachten sie durch Lupen und auf unseren Händen. Eine vollständige Gesellschaft von kleinen und großen, fleißigen und hungrigen Tieren, die miteinander und nebeneinander leben, erschaffen einen nährstoffreichen, sauberen und starken Boden, der u.a. Pflanzen, die wir zum Leben brauchen, das Wachstum erst ermöglicht.
So bekommen unsere Hügelbeete, Hochbeete und Bodenbeete gute und nährstoffreiche Erde und wir setzen Samen und Früchte hinein, um große starke Pflanzen zu bekommen, deren Früchte wir essen können. Währenddessen erwacht auch die Tierwelt im Garten und die ersten Wildbienen - vor allem die Hummeln - machen sich auf den Weg, die Blüten zu bestäuben. So beobachten wir, wie unsere Obstbäume, die Büsche und viele Kräuter des Gartens von den fliegenden Gärtnern umsummt werden. Andere Tiere besuchen uns im Sommer und wir beobachten, wie sie jagen, futtern, sich verstecken und entwickeln, wo sie leben und welche Häuser sie nutzen.
Sommer und Herbst sind die großen Erntemonate. Von den Obstbäumen naschen wir direkt und Fragen wie: Warum müssen diese Früchte nicht abgewaschen werden? beantworten wir mit dem Vergleich der giftbespritzten Obstplantagen und den Bioobstbäumen. Gift möchte kein Kind essen, deshalb ist es schön, dass unsere Obstbäume nicht vergiftet werden.
Mithilfe der Kinder wurden auch die Beete gepflegt. Einige Kräuter haben wir u.a. auf den Kartoffelbeeten stehen und wachsen lassen, andere hätten uns bei der Ernte doch etwas gestört, sodass wir sehr genau unterschieden haben, welches Kraut herausgenommen wurde und welches nicht. Die Kinder lernten dabei wilde Teekräuter kennen und wilde Würzkräuter, die bei Kräuterbutter, Kürbissuppe, Marmeladen und anderen Kochaktionen zum Einsatz kamen.
Das Sammeln des Saatgutes für das nächste Jahr, gehört mit in den Jahreskreislauf. Dabei unterscheiden wir zwischen Blühpflanzen für die Wildbienen, damit diese auch in der Zeit was zu futtern haben, wenn unsere Nahrungspflanzen nicht blühen, Würzkräuter und Gemüsepflanzen. Aus manchen Samen können wir sogar Leckereien herstellen. Die Haselnüsse machen sich super als wilde Naturschokolade, die Walnüsse sind immer wieder gut, in der Suppe genauso, wie im Brot. Die Brennnesselsamen braten wir an, als Topping auf jeden Salat.
Der Winter ist die Zeit, in der der Garten und auch die Kinder zur Ruhe kommen. Als Dank für die tollen Leckereien des Jahres bauen wir Unterschlupfe für Igel, Biene und andere Insekten und stellen Vogelfutterglocken her.
Im Laufe des Jahres haben die Kinder so ein riesiges Menu kennengelernt und selbst zubereitet. Vom Kräutertee aus der Wiese, Brot aus selbstgemahlenem Mehl, Kräuterbutter und Salat bis zu Kürbissuppe mit selbstgemörsertem Kräutersalz als Würze, Apfelcrumble und gerösteten und frischen Haselnüssen als Zusatz zu allen Gerichten und selbstgepresstem Apfelsaft. Ob die heimische Küche sich auch in diese Richtung wandeln durfte?