Waldgruppe

Ansprechpartner:

Herr Dembek

Institution:

Evangelische Kindertageseinrichtung Unter den Bäumen

  • Liedbachstraße 76
    59427 Unna

Beschreibung und Ziele:

Die Evangelische Kindertageseinrichtung Unter der Bäumen in Unna-Billmerich wird ab dem Kindergartenjahr 2018/2019 eine "Waldgruppe" ins Leben rufen. Die Teilnehmer der Gruppe, die sich aus ca. 10 Kindern zusammensetzen wird, wechseln wöchentlich, um sämtlichen Kindern die Teilnahme am Projekt zu ermöglichen. Die Betreuung und Begleitung der Waldgruppe wird durch zwei ErzieherInnen erfolgen. Die Waldgruppe wird nahezu täglich Ausflüge in die in der nahen Umgebung des Kindergartens liegenden Waldstücke unternehmen. Nach Erlernen der Verhaltensregeln werden die Kindern die im Wald lebenden Pflanzen und Tiere unter die Lupe nehmen. Sie sollen die Rolle des Waldes als Biotop sowie als Stück der hiesigen Kulturlandschaft kennenlernen und die Zusammenhänge im Ökosystem anschaulich vermittelt bekommen. Das eigene Erkunden und Entdecken, auch in Form von Experimenten, wird hierbei im Vordergrund stehen. Die Waldgruppe wird ihre Entdeckungen für die anderen Kinder im Kindergarten über Stellwände präsentieren.

Hervorrufen bzw. Steigern des Interesses für naturwissenschaftliche Themenbereiche und Förderung des Erkennens und Begreifens ökologischer Zusammenhänge

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Durch die Teilnahme an der Waldgruppe sollen die Kinder bei ihren Ausflügen selbst die jeweils anstehenden Themen entdecken, damit ein originäres Interesse an der weiteren Bearbeitung "ihres" Themas besteht. Das Thema werden die Kinder dann - unter Anleitung - durch selbst entwickelte Experimente vertiefen. Durch die Präsentation ihrer Entdeckungen werden die jeweiligen Themen durch die Kinder selbst ein weiteres Mal aufbereitet, wobei die Kinder lernen, Schwerpunkte zu setzen und darzustellen.

Rückblick:

Die "Waldgruppe" hat sich seit ihrer Gründung zum Anfang des neuen Kindergartenjahres etabliert. Sie ist fester Bestandteil der Kindergartenstruktur geworden.

In jeder Woche werden die Kinder ausgesucht, die in der Folgewoche unsere "Waldgruppe" bilden. Dabei versuchen wir bei der Gruppenzusammensetzung einerseits auf bestehende Freundschaften Rücksicht zu nehmen, andererseits aber auch, Chancen für neue Bekanntschaften und Verbindungen zu schaffen. Die Kinder und ihre Eltern werden über Teilnahmekarten informiert, dass sie in der nächsten Woche an der "Waldgruppe" teilnehmen. Tatsächlich entsteht bereits hierdurch ein Zusammengehörigkeitsgefühl nach dem Motto "Wir sind jetzt die 'Waldgruppe'!".

Im Vorfeld der Woche werden Projekte erarbeitet, die in der Woche durchgeführt werden sollen. Dabei sollen unterschiedliche Kompetenzbereiche angesprochen und gefördert werden, unter anderem Grob- und Feinmotorik, Kreativität, Handwerk, Sprache, Fantasie und Konzentration. Dabei ist es wichtig, die Ideen der Kinder während der Woche zu berücksichtigen, um eine Projektdynamik ganz nah am Kind zu ermöglichen und auf die Interessen der Kinder wissensstiftend einzugehen.

Die Woche der "Waldgruppe" beginnt mit einem gemeinsamen Sitzkreis. Hier können sich die teilnehmenden Kinder näher kennenlernen und sich innerhalb der Gruppe orientieren. Einem ersten Heranführen an die kommende Woche dient auch die Begutachtung der Ausrüstung, z.B. Lupen, Insektendosen. Jetzt besprechen wir mit den Kindern die "Waldregeln", also die Verhaltensregeln, die der Sicherheit der Kinder, aber auch dem Schutz der Natur dienen.
Nachdem nun gemeinsam die Ausrüstung eingepackt wird - wir verwenden meistens einen Leiterwagen - beginnt die Expedition in den Wald. Den Weg nutzen wir, um den Kindern auch Elemente der Verkehrserziehung zu vermitteln.

Für unsere "Waldgruppe" gehen wir in der Regel ein bestimmtes Waldstück in unmittelbarer Nähe zu unserem Kindergarten. Das hat den Vorteil, dass die Erzieherinnen und Erzieher sich hier im Vorfeld orientieren konnten und keine Sicherheitsrisiken bestehen. Auch kommt der Umgebung ein Wiedererkennungswert zu, der bei den Kindern ein Gefühl der Vertrautheit hervorruft und eine effektivere Gestaltung der Zeit dort ermöglicht.

Im Wald angekommen, werden zunächst die Waldregeln unter Berücksichtigung der aktuellen, situativen Gegebenheiten in der Gruppe wiederholt. Die sich anschließende Möglichkeit für die Kinder, ihr Mitgebrachtes Frühstück in der Gruppe zu sich zu nehmen, dient auch dazu, die Kinder in der Umgebung ankommen zu lassen. Wir gestalten hierfür einen zentralen, mit Decken ausgestatteten Ruhebereich, der den Kindern auch in der Folge eine Rückzugsmöglichkeit bietet.

Jetzt können die Kinder ihre Zeit zunächst frei gestalten, um Sicherheit in der neuen Umgebung zu erhalten. Auch hat sich im Laufe der Zeit herausgestellt, dass die Kinder währenddessen oft mit Entdeckungen/ Fragen auf uns zukommen, die den uns vorhergesehenen Ablauf "auf den Kopf" stellen, sodass wir die natürliche Neugier nutzen können, um andere Themen in den Vordergrund zu stellen und zu besprechen. Die Kinder finden im Totholz oft unterschiedliche Tiere, entdecken Tierspuren oder hören Vogelstimmen, Spechtklopfen etc. Es hat sich gezeigt, dass die Kinder den Wald tatsächlich mit allen Sinnen wahrnehmen.

Beispiele:

Finden die Kinder unter der Runde zum Beispiel eine Kellerassel, erkunden wir diese zunächst selbst Wie sieht sie aus? Warum hat sie wohl einen Rückenpanzer? Wovon könnte sie sich ernähren? Was macht sie unter der Rinde?. Die Kinder können die Assel mithilfe der Lupen genau betrachten.
Die Kellerassel führt uns zu anderen Bewohnern des Totholzes Kennen die Kinder andere Tiere, die im Totholz leben? Welche Tiere ernähren sich von diesen Tieren? und zum ökologischen Wert von Totholz Gegenüberstellung Plantage, Wirtschaftswald, naturnaher Wald, Urwald.

Die Kinder finden Zapfen/ Blätter/ interessant geformte Holzstücke. Gemeinsam finden wir heraus, von welchem Baum die Fundstücke stammen. Können wir unseren Fund weiterverarbeiten - vielleicht eine Zapfenpyramide bauen, Windspiele aufhängen? An was erinnert uns das Holzstück? Ist es ein Drache, ein Vogel - fällt uns dazu eine Geschichte ein? Können wir mehrere Fundstücke verbinden in einer Bastelei, einer Geschichte?

Stoßen die Kinder im Wald auf Stücke, die wir - auch unter Nutzung mitgeführter Literatur - vor Ort nicht abschließend zuordnen können, haben wir die Möglichkeit, im Kindergarten "nachzuarbeiten". Dort können wir die Stücke mithilfe der Mikroskop-Kamera noch genauer begutachten und auch weiter "recherchieren".

Zum Abschluss des Tages findet ein Abschlusskreis im Wald statt. Hier besprechen wir die Erlebnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen. Auch können die Kinder hier Anregungen und Ideen für den Folgetag geben.

Zum Ende der Waldwoche bauen wir diesen Abschlusskreis noch einmal aus und erörtern detailliert die Eindrücke, die jedes Kind aus der Woche mitnimmt.

Wichtig ist, dass wir den anderen Kindern und den Eltern mitteilen, was wir in "unserer" Woche gemacht haben. Die Kinder könne hierfür die Stellwand der "Waldgruppe" gestalten. Haben wir uns z.B. mit Totholz beschäftigt, können sie die von ihnen identifizierten Bewohner malen, ausschneiden auf ein selbstgebasteltes Stück "Totholz" kleben. Mit den Kindern erarbeitete Texte informieren dann im Kindergarten über den ökologischen Wert von Totholz und geben Identifikationshilfen. Auch die Basteleien werden als Schmuck im Kindergarten verwendet.

Rückblickend hat sich das Konzept der "Waldgruppe" mehr als bewährt, mit einer kleinen Gruppe wöchentlich wechselnder Kinder einen Themenbereich konzentriert vor Ort zu erarbeiten. Von Kindern, Eltern und Erzieherinnen und Erziehern hat es ein durchweg positives Feedback gegeben.