wisch.klick.surf - Digitalisierung in der Kita

Ansprechpartner:

Frau Gesthüsen

Institution:

Inklusive DRK Kita Lichtgarten

  • zur Licht 174
    47665 Sonsbeck

Beschreibung und Ziele:

Digitale Medien sind längst Teil der Lebenswirklichkeit von Kindergartenkindern, sie nutzen sie unbekümmert und mit viel Eifer und Beharrlichkeit. Sowohl bei Eltern als auch bei Erziehern liegen aber die Positionen zum Einsatz von Tablets, Laptops oder PCs weit auseinander. Welcher Umgang mit diesen Geräten ist sinnvoll? Wie lernen Kinder, die Möglichkeiten selbstbestimmt zu nutzen und Risiken zu meiden? Und welche Apps sind für Kinder empfehlenswert? Ersetzen diese Medien das Papier? Verdrängen sie Bilderbücher & Co.? Verkümmert dadurch die Kommunikation? "Die Nutzung von digitalen Medien bedeutet nicht, dass andere Aktivitäten aus dem Alltag verdrängt werden: Nach den Ergebnissen der KIM-Studie 2016 sehen 96 Prozent der Kinder zwischen sechs und dreizehn Jahren mindestens einmal wöchentlich fern darauf folgen Treffen mit Freunden 94 %, Hausaufgaben/Lernen 93 %, drinnen und draußen Spielen 93 und 92 %, Aktivitäten mit Eltern/Familie 80 %, Musikhören 75 % und Sport 71 %. Erst danach finden sich Aktivitäten, die sich im hier definierten Sinne auf digitale Medien beziehen, zum Beispiel auf Computer- und Online-Spiele 60 %, Handy/Smartphone 59 % und Internet 55 %.… Dabei sind Chancen und Risiken der Online-Nutzung untrennbar miteinander verbunden: Wer die vielfältigen Chancen nutzen will, geht gleichzeitig höhere Risiken ein wer versucht, Risiken so weit wie möglich zu vermeiden, schränkt die vielfältigen Möglichkeiten im Umgang mit digitalen Medien ein." Quelle: https://www.dji.de/themen/medien.html, Von Ingrid Paus-Hasebrink und Uwe Hasebrink Fakt ist: Medien gehören zur Kindheit dazu, Medien ändern sich mit der Zeit, Medien haben Vor- und Nachteile und Verteufeln oder ignorieren ist nicht hilfreich.

Wir möchten mit unserem zweiten Medienprojekt: "wisch.klick.surf" die digitalen Medien als einen Zugewinn und nicht als einen Ersatz begreifen. Angelehnt an den ersten Teil, in dem die Kinder bereits einen eigenen Film gedreht haben, wollen wir nun die Themen "litracy" und "livestream" in den Fokus rücken: • Das Erstellen eigener Bilderbücher. • Der Einsatz von Bilderbuch- und Geschichten-Apps • Das Aufgreifen und Verfolgen aktueller Ereignisse z.B. derzeit Astro-Alex

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Dazu wollen wir pro Gruppen jeweils ein Tablet anschaffen. Das jeweilige Tablet soll, von den Erzieherinnen begleitet, aktiv von den Kindern eingesetzt werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten des kreativen Gestaltens mit den Foto-, Video- und Audiofunktionen. Indem die Kinder z.B. eigene Bilder fotografieren und diese in einer entsprechenden App zu einem eigenen Bilderbuch zusammenstellen. Dabei kann es sich sowohl um die Erarbeitung einer Geschichte als auch um ein Sachbilderbuch handeln. Wir sehen hier auch große Chancen, das Erarbeiten eines eigenen Buches in die heilpädagogische Arbeit unserer Kinder mit erhöhtem Förderbedarf einzubinden. Anwendungs-Software, insbesondere Bilderbuch- und Geschichten-Apps, in denen Bilder, kurze Filme und weiterführende Rätsel o.ä. gezeigt werden, die sparsam und ruhig animiert sind, sollen zur Vertiefung von Geschichten und Themen eingesetzt werden. Und schließlich wollen wir die Kinder an aktuellen Ereignissen teilhaben lassen, die wir durch das Tablet als zusätzliches Medium zu Zeitung, Büchern usw., in den Gruppenraum holen können. Ein gutes Beispiel ist hier z.B. die Weltraummission von "Astro Alex". Wir sehen den Kindergarten als einen noch weitgehend geschützten Raum, in dem wir Kinder bei den ersten Schritten zu einem kompetenten Umgang mit digitalen Medien begleiten und so die Grundlage für eine gute Medienkompetenz legen können.

Rückblick:

Unserem Projekt "wisch.klick.surf - Digitalisierung in der Kita" stellte sich zunächst eine Hürde, die wir bei der Planung unterschätzt hatten: der ungleiche Wissensstand im Umgang mit einem Tablet innerhalb des Kita-Teams.

Schon bei den ersten Schritten wurden Unsicherheiten deutlich und auch Skepsis, inwieweit sich das Projekt wie geplant umsetzen ließe. Somit stand die Auseinandersetzung mit dem Medium innerhalb des Teams zunächst im Vordergrund. In den wöchentlichen Teamsitzungen haben wir uns kleinschrittig an die technischen Möglichkeiten der Tablets herangearbeitet. Das neu erlernte wurde sodann in der Folgewoche praktisch innerhalb der jeweiligen Kita-Gruppe ausprobiert. Dabei profitierte das Team vor allen Dingen vom Wissen und dem unbefangenen Umgang mit den digitalen Medien der jungen Kolleginnen. Scheu und Berührungsängste bei anderen Kolleginnen konnten so gut abgebaut werden und alle profitierten von dem generationenübergreifenden Austausch.

Wie erwartet, sind die Kinder zum Großteil sehr firm im Umgang mit Smartphone, Tablet & Co.. Selbst diejenigen, die von Zuhause nicht viel Wissen über die Handhabung eines Tablets mitbrachten, hatten den "Dreh'", bzw. den "Wisch" sehr schnell raus. Anfangs wurde in den Gruppen viel mit Bildern experimentiert. Die Kinder durften sich gegenseitig fotografieren, Grimassen schneiden oder sich verkleiden. Das sorgte auf beiden Seiten des Tablets für viel Spaß und Freude am gemeinsamen Tun.

Im nächsten Schritt sollten die älteren Kinder sich mit bestimmten Aufgabestellungen auf Motivsuche begeben, z.B. "Fotografiert nur runde Gegenstände" oder "Sucht rote Gegenstände in der Kita". Die gemachten Bilder durften die Kinder später der Kleingruppe präsentieren und Erklärungen dazu abgeben. Hier stellten wir fest, wie überraschend souverän viele Kinder vor der Gruppe sprachen und selbstbewusst ihr Ergebnis vorzeigten. Auf der anderen Seite folgten die zuhörenden Kinder sehr interessiert und aufmerksam und brachten so dem anderen Kind sehr viel Wertschätzung entgegen.
Im Rahmen unseres Themas "Vögel im Winter" konnten wir das Tablet sehr gut mit entsprechenden Apps z.B. des NaBu zur Bestimmung von Vogelarten einsetzen. Gemeinsam mit den Kindern saßen die Erzieherinnen z.B. am Fenster und beobachteten die Vögel, die draußen vom selbst gemachten Vogelfutter der Kinder aßen. Der Online-Vogelführer half z.B. dabei, die Vögel anhand des Schnabels zu bestimmen. In den Vogelführer mussten Farbe, Dicke, Länge usw. eingegeben werden und der Kreis der in Frage kommenden Vögel wurde immer kleiner. Da dies alles mit Bildern unterlegt war, konnten die Kinder sich sehr aktiv daran beteiligen und erstaunten ihre Eltern später mit ihrem Fachwissen. Für uns alle sehr spannend waren auch die Vogelstimmen, die wir uns über das Tablet anhören konnten.

Das Tablet wird als zusätzliches digitales Medium schon jetzt in der Kita geschätzt, wobei wir im Team uns auch ständig selbst hinterfragen und reflektieren wollen, um nicht den Versuchungen der digitalen Medien und damit dem "Sich-darin-verlieren" zu erliegen.

Um auf diesem Gebiet noch mehr Fachkompetenz zu erwerben, haben wir für den Herbst eine Team-Fortbildung mit Referentin angesetzt. Außerdem planen wir mit anderen Einrichtungen in einem kommunalen Arbeitskreis vor Ort eine Veranstaltung zu dem Thema "Kinder und der Umgang mit Medien".