Nikolaus-Ehlen-Gymnasium Velbert
Am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium in Velbert gibt es seit dem Jahr 2015 die Internationale Klasse, in der alle neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler 12 Stunden Sprachförderung pro Woche in den Fächern Deutsch, Mathematik und wechselnden Nebenfächern erhalten. Die restlichen Wochenstunden verbringen sie je nach Alter in den Regelklassen. Ein Übergang in die Regelklasse ist nach zwei Jahren möglich und erfolgt bei sehr guten Sprachkenntnissen teils auch vorher. Ziel ist es, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler der Internationalen Klasse an unserer Schule verbleiben können. Leider wird dieses Ziel erschwert durch die Fluktuation in der Internationalen Klasse d.h., dass während des laufenden Schuljahres neue Schüler hinzukommen oder abgehen. Weiterhin stellt die Heterogenität der Klasse bezogen auf Alter, Herkunftssprachen und Schulvorerfahrungen eine Herausforderung dar. Die Lehrkräfte versuchen möglichst viele Sprechanlässe zu schaffen und auch Sprachvorbild zu sein. Zudem hospitieren auch Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in den Klassen und können mit der Aussprache neuer Wörter helfen. Es kommt jedoch auch zu Stunden, in denen dies nicht möglich ist. Für diese Stunden beantragen wir die Unterstützung unseres geplanten Projekts: Hör-Bilder-Bücher für den Einsatz in der Internationalen Klasse - Spracherwerb durch Hören und Sprechen. Das Erlernen einer neuen Sprache erfolgt in verschiedenen Stufen. Die Erschließung von neuem Vokabular sowie Strukturen einer Sprache erfolgt zuerst auditiv und visuell, die Rezeption ist der Produktion vorgeschaltet. Die Hör-Bilder-Bücher KOMM ZU WORT! für die Sekundarstufe I sowie der dazugehörige Hörstift Bookii ermöglichen einen hörenden Aufbau von Wortschatz ohne erforderliche Lesekenntnisse. Dies erleichtert das spätere Produzieren von Wörtern und Sätzen. Zum Erlernen einer neuen Sprache gehört es zudem, phonetische und grammatische Strukturen zu erkennen, zu wiederholen und dann produzieren zu können. Der Vorteil der Hör-Bilder-Bücher liegt hier in der Möglichkeit der impliziten Vermittlung dieser Strukturen und der Gelegenheit, die Häufigkeit der Wiederholungen individuell zu gestalten. Da die Bücher nicht zum Bearbeiten, d.h. Hineinschreiben, verwendet werden, können wir sie auch für die folgenden Jahrgänge verwenden, ohne dass ein gravierender Abnutzungseffekt entsteht, wie dies sonst bei Arbeitsbüchern der Fall ist. Wir würden die Hör-Bilder-Bücher gerne im ersten Schulhalbjahr 2018/19 zum ersten Mal zum Einsatz bringen. Momentan besteht die Internationale Klasse am NEG aus 13 Schülerinnen und Schülern im Alter von 10 - 17 Jahren. Herkunftsländer sind Bulgarien, Burkina Faso, Griechenland, Indien, der Irak, Polen und Syrien. Es ist wahrscheinlich, dass im laufenden Schuljahr noch weitere Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Mettmann dem NEG zugeteilt werden, da die maximale Größe der Seiteneinsteigerklasse 20 Schülerinnen und Schüler beträgt. Wir beantragen dennoch nur 15 Bücher und Stifte sowie Kopfhörer, da die Kosten sonst zu hoch würden. Zudem gehen wir davon aus, dass einige Schülerinnen und Schüler schon bald keiner Basis - Sprachförderung mehr bedürfen und mehr Stunden als bisher in der Regelklasse verbringen werden.
Ziel des Unterrichts ist es, die Schülerinnen und Schüler auf den Besuch einer Regelklasse an einer weiterführenden Schule vorzubereiten oder wenn möglich, den Besuch einer Regelklasse am NEG zu ermöglichen. Hierzu müssen sie innerhalb kürzester Zeit einen Wortschatz aufbauen, der sie dazu befähigt sowohl Alltagssprache mit ihren Schulkameraden und den Lehrkräften zu gebrauchen als auch Bildungssprache sowohl mündlich wie schriftlich zu verstehen und angemessen im Schulkontext zu verwenden. Wir glauben, dass die Arbeit mit den Hör-Bilder-Büchern einen Beitrag dazu leisten kann, die Integration der Seiteneinsteiger in das gymnasiale Schulsystem erfolgreich zu gestalten. Ein weiterer Aspekt, der bei der Durchführung des Projekts zu beachten ist, ist die Arbeit nach dem DALTON Konzept an unserer Schule. DALTON Stunden sind Stunden, in denen die Schülerinnen und Schüler zwei Unterrichtstunden pro Tag eigenständig Aufgaben erarbeiten. Hierzu bekommen sie Lernpläne der einzelnen Fächer an die Hand. Wann sie die Aufgaben der jeweiligen Fächer bearbeiten und welche Lehrkraft sie zur Hilfestellung aufsuchen, ist ihnen überlassen. Auch die Schülerinnen und Schüler der internationalen Klasse nehmen an diesen DALTON Stunden teil. Hier ist uns aufgefallen, dass es gerade für diese Schüler schwer ist, sich selbst zu organisieren und eigenständig zu arbeiten. Zudem können sie teils keine Rückfragen stellen, da in diesen Stunden nicht unbedingt eine Fachkraft für Deutsch als Zielsprache zugegen ist. Am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium ist es uns wichtig, autonomes Lernen zu fördern. Hierbei werden stärkere und schwächere Lerner gleichermaßen in den Blick genommen. Die Arbeit mit den Hör-Bilder-Büchern in der Internationalen Klasse soll uns diese Arbeit erleichtern, da nicht immer eine Lehrkraft benötigt wird, um z.B. Vokabeln neu zu lernen und immer wiederholen zu können. Zudem soll das Material aktivieren und motivieren und so Lust am Spracherwerb machen. Die zum Arbeitsbuch gehörenden Arbeitsblätter sind für unsere Schülerinnen und Schüler geeignet, da sie an Themenbereiche der Sekundarstufe I anknüpfen und hierzu Basis- und Aufbauwortschatz bereithalten. Die Sammlung ermöglicht eine Vertiefung in den Deutschstunden, in der die Lehrkraft den Unterricht führt.
Die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Klasse sollen die Hör-Bilder-Bücher vor allem in den DALTON Stunden verwenden können, um individuell ihren Wortschatz aufzubauen bzw. zu erweitern. Durch den Einsatz der Hörstifte bekommen sie möglichst viele auditive Impulse, können sich die Wörter und Texte so oft sie wollen anhören und auch die Aussprache dabei üben. Die Kopfhörer sind wichtig, da das Lernen bei uns in heterogenen Lerngruppen stattfindet, sei es in der Internationalen Klasse selbst mit unterschiedlichen Niveaustufen oder in den DALTON Stunden, in denen Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen ihre Aufgaben bearbeiten und sich möglichst nicht gegenseitig stören sollen. Die Visualisierung in den Büchern ist besonders für DaZ Lerner vorteilhaft, da die unterschiedlichen Herkunftssprachen es nicht erlauben, eine Referenzsprache zur Erläuterung neuen Wortschatzes zu verwenden. Nicht alle neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler sprechen z.B. Englisch. Hier erleichtert der Einsatz der Bücher auch für die Lehrkräfte die Kommunikation mit den Lernern. Zudem bietet der Hörstift auch die Möglichkeit selbst Dinge aufzusprechen und abzuspielen. Dies kann zur Überprüfung der eigenen Aussprache genutzt werden oder zum Erstellen von eigenen Hörsequenzen. Die Nutzung der Arbeitsblätter, die sich thematisch an die Hör-Bilder-Bücher anschließen, erfolgt dann im gebundenen Deutschunterricht der Internationalen Klasse zusammen mit einer Lehrkraft. Wir erhoffen uns durch dieses Zusammenspiel einen wirkungsvollen und motivierenden Erwerb von Basis- und Aufbauwortschatz und natürlich den Verbleib möglichst vieler Schülerinnen und Schüler der Internationalen Klasse an unserer Schule.
Die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Klasse haben in 3 von 12 Wochenstunden in der internationalen Klasse mit den Hör-Bilder-Büchern gearbeitet. Sie haben selbstständig je nach Niveau entweder mit Band 1 oder Band 2 gearbeitet. Die Kapitel, die sie jede Woche bearbeiten sollten, waren vorgegeben. Sie haben sich neue Wörter angehört, Vokabeln aufgeschrieben, die neuen Wörter selbst aufgesprochen und/oder mit einem Partner gearbeitet. Die Lehrerin hatte dann für jede Folgestunde Arbeitsblätter vorbereitet, die den neuen Wortschatz vertieft und angewendet haben.
Zu Beginn des Projekts im Oktober 2018 bestand die Internationale Klasse aus 13 Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Herkunftssprachen. Während des laufenden Schuljahres sind noch vier Schülerinnen und Schüler zwei Schwestern aus Syrien, Bruder und Schwester aus der Türkei hinzugekommen. Gerade für diese vier Schülerinnen und Schüler war die Arbeit mit den Hör-Bilder-Büchern von Vorteil. Ein lehrerzentrierter Unterricht kann zu Beginn des Sprachenlernens sehr anstrengend sein. In den 3 Stunden, in denen die Hör-Bilder-Bücher zum Einsatz kamen, konnten diese neuen Schülerinnen und Schüler sich ganz auf ihr Lernen konzentrieren und schnell den Wortschatz aufbauen, den sie benötigten, um an Unterrichtsgesprächen teilzunehmen.
Während des Projektes haben wir mit den Schülerinnen und Schülern zwei Evaluationsstunden durchgeführt, in denen sie uns sagen konnten, wie genau sie mit den Hör- Bilder - Büchern gearbeitet haben, was ihnen an den Büchern besonders gefallen hat und wie sie die Arbeit mit den Büchern im Vergleich zum "normalen" Unterricht bewerten. Hier einige Zitate von unseren Schülern. Die Zitate sind zum Zwecke der Verständlichkeit sprachlich verbessert worden, ohne aber den Inhalt zu verändern.
"Ich mag es mit den Büchern zu arbeiten, weil man vor allem die Aussprache trainieren kann. Ich kann mir ein Wort so oft es geht anhören und nachsprechen, bis es richtig ist."
" Ich mag die Bücher, weil ich Technik mag. Es macht Spaß mal anders zu lernen."
" Ich kann alleine arbeiten und mich gut konzentrieren. Ich kann die Wörter lernen, die ich selbst lernen möchte, egal was die anderen machen."
"Ich habe soooo viele neue Wörter gelernt."
"Ich finde die Bücher gut, weil wir mal ohne Tafel gearbeitet haben und nicht so viel schreiben mussten."
"Ich konnte selbst auch etwas auf den Stift sprechen und mich selbst hören. Das hat mir gefallen."
"Im normalen Unterricht sprechen die Lehrer manchmal sehr schnell und man versteht nicht, worum es geht. Mit den Büchern kann ich neue Wörter ganz oft wiederholen und jeder kann in seinem eigenem Tempo lernen."
"Ich finde aber auch normalen Unterricht gut, weil ich dann mit der Lehrerin und meinen Mitschülern sprechen kann. Eigentlich finde ich beides gut."
Diese Aussagen zeigen, was besonders gut geklappt hat und auch, was die Hör-Bilder- Bücher nicht leisten können.
Unsere Schülerinnen und Schüler starten mit sehr unterschiedlichen Lernvoraussetzungen. Einige von ihnen haben lange keine Schule mehr besucht, andere waren in ihrem Heimatland auf Privatschulen und sind es gewohnt viel zu lernen und sind sehr fleißig. Die Arbeit mit den Hör-Bilder-Büchern erlaubt es den verschiedenen Niveaus gerecht zu werden. Vor allem zu Beginn des Schuljahres sind sie sehr gut dazu geeignet Basiswortschatz aufzubauen und relevante Begriffe sowohl für den Alltagswortschatz als auch für das Schulvokabular kennen zu lernen und/oder zu wiederholen. Vor allem der passive Wortschatz unserer Schülerinnen und Schüler hat sich durch die Arbeit mit den Hör- Bilder- Büchern erweitert.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten zudem eigenständig mit den Büchern. Auch das ist uns wichtig, da wir an unserer Schule versuchen die Autonomie der Lernenden zu fördern. Die Interaktion mit den Deutschlehrkräften bleibt aber natürlich bestehen und viele Schülerinnen und Schüler konnten gar nicht sagen, welche Art des Lernens sie besser oder schlechter fanden.
Die Arbeit mit den Hör-Bilder - Büchern bringt einfach Abwechslung in den normalen Unterrichtsalltag und bereichert die Art und Weise wie Kinder eine neue Sprache lernen. Aber der Kontakt zu Mitschülern und die enge Bindung an unsere Sprachlehrer sind definitiv auch wichtig. Daher haben wir gelernt, dass eine Kombination sehr gut ist und die Freude am Lernen fördert.
Wir glauben, dass die Arbeit mit den Hör-Bilder-Büchern einen Beitrag dazu leisten kann, die Integration der Seiteneinsteiger in das gymnasiale Schulsystem erfolgreich zu gestalten. Sie lernen unabhängig von der Lehrkraft ihren Lernprozess zu steuern und haben unheimlich schnell Erfolgserlebnisse. Daher sind wir sehr dankbar, dass wir Unterstützung bekommen haben und werden die Hör-Bilder-Bücher auch weiterhin einsetzen.