Lesen trifft DaZ - Gemeinsam lernen, die Sprache entschlüsseln

Ansprechpartner:

Herr Werntgen

Institution:

Katharinenschule Straelen

  • Fontanestr. 4
    47638 Straelen

Beschreibung und Ziele:

Lernende mit Deutsch als Zweitsprache haben im Vergleich zu deutschen Schülern deutlich schlechtere Chancen der Bildungsbeteiligung, da Sprache nicht nur ein Kommunikationsmedium ist, sondern vor allem eine Voraussetzung für den Wissenserwerb. Dies gilt in besonderem Maße für die Schule, da der Unterricht in fast allen Fächern überwiegend auf Texten basiert. Die Katharinenschule nimmt im kommenden Schuljahr bereits am inklusiven alltagsintegrierten Sprachförderkonzept Kernvokabular trifft DaZ teil. Zudem wird an der Schule im Rahmen der sonderpädagogischen und der DaZ-Förderung bereits erfolgreich das Konzept der Kontextoptimierung umgesetzt, in dessen Mittelpunkt die implizite und explizite Vermittlung grammatischer Strukturen steht, durchgeführt. Da dieses weitgehend die mündlichen Sprachfertigkeiten fokussiert, suchten wir für die Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Muttersprache nach effektiven, evaluierten Förderprogrammen zur Vermittlung der laut- und schriftsprachlichen Fertigkeiten, die ihnen die Teilhabe an Bildung und Teilnahme am Unterricht ermöglichen. Hierzu wurden in einer eigens für dieses Ziel einberufenen Arbeitsgruppe die Grundlagen des Zweitspracherwerbs erarbeitet und nach den daraus abgeleiteten Kriterien Förderprogramme und Materialien ausgewählt. Diese werden in Modulen zusammengestellt und werden auf Grundlage einer Prozessdiagnostik individuell an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst. Die Förderung findet sowohl integrativ im Klassenraum, als auch in Kleingruppen statt. Die Module beinhalten spezifische schriftsprachliche Kompetenzen, die zu jedem Zeitpunkt durch semantisch-lexikalische und syntaktisch-morphologische Inhalte ergänzt werden. Diese Module bilden keine aufeinander aufbauende Vorgehensweise ab, sondern werden bedarfsorientiert kombiniert. Alle beschriebenen Ebenen werden auch im metalinguistischen Computerprogramm palabra berücksichtigt, das eine motivierende Möglichkeit der selbstständigen Übung mit direkter Rückmeldung darstellt. Die Module: Modul 1: Phonologische Bewusstheit und Graphem-Phonem-Korrespondenzen Modul 2: Automatisierung des Leseprozesses Modul 3: Lesesinnverständnis Modul 4: Schreibübungen Modul 5: Rechtschreibstrategien

Die Katharinenschule in Straelen ist mit 538 Schülerinnen und Schülern eine der größten Grundschulen in NRW. 90 Schülerinnen und Schüler stammen aus Familien nichtdeutscher Herkunftssprache mit unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen für den Unterricht. Ziel der Förderung ist die Entwicklung der grundlegenden Kommunikationsfertigkeiten Basic Interpersonal Communicative Skills, um den Kindern eine zügige Eingliederung zu ermöglichen. Hierzu zählen die für das Sprachenlernen elementaren Bereiche der Phonologie, der Semantik und des Lexikons sowie des grammatischen Systems. Gleichzeitig ist es jedoch für ein erfolgreiches Lernen in der Grundschule elementar, ihnen - parallel zur Entwicklung des Sprechens und der Vermittlung und Einübung des grammatischen Regelwerks - die für das schulische Lernen unabdingbaren schriftsprachlichen Fertigkeiten zu vermitteln. Hierunter fallen die phonologische Bewusstheit, die sichere Beherrschung der Graphem-Phonem-Korrespondenzen, die Automatisierung des Leseprozesses und die Rechtschreibung.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Schülerinnen und Schüler erstellen Lernlandkarten oder Portfolios zur Dokumentation ihres Lernfortschritts. Sie fertigen Schaubilder und Lernplakate zur semantischen Verknüpfung von Wissen und Visualisierung von Regeln an und entwickeln gemeinsam mit ihren Mitschülern und Lehrkräften Übungen und Spiele für den Wortschatz- und Grammatikerwerb und erproben diese.

Rückblick:

Bei der Umsetzung des Projektes war es ein besonderes Anliegen, die laut- und schriftsprachlichen Fertigkeiten aller Lernenden zu fördern. Um den besonderen Bedürfnissen der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache gerecht zu werden, wurden in den unterschiedlichen Jahrgangsstufen, aber auch jahrgangsübergreifend, Kleingruppen gebildet, in denen diese gemeinsam mit Kindern, deren Muttersprache Deutsch ist, lernen und die Sprache erforschen können.
Es wurden motivierende Lernsituationen geschaffen, in denen die Schülerinnen und Schüler Spiele herstellen und erproben, gemeinsam lesen, sich gegenseitig Rückmeldung geben und in den Austausch über Regeln und Besonderheiten der deutschen Sprache kommen konnten. Dabei formulierten sie grammatische Regeln, die auf Lernplakaten festgehalten wurden, entdeckten Regeln, die ihnen das Lesen erleichterten und erklärten sich diese gegenseitig anhand von Beispielen. Für einige in den Förderprogrammen vorgegebenen Regeln fanden sie alternative Formulierungsmöglichkeiten, mit denen sie zu einem besseren Verständnis gelangten.
Ergänzend zu den Übungen mit Texten, Spielen und Anschauungsmaterialien führten die Leseanfänger selbstständig und motiviert am PC Übungen zu den Grundlagen des Schriftspracherwerbs phonologische Bewusstheit, Buchstabe-Laut-Zuordnung und mit Freude erste Lese- und Schreibübungen durch. Lernende der höheren Klassen trainierten das schnelle Lesen von Wörtern und kurzen Texten.
Zwischenfazit und Ausblick:
Die Lernenden sowohl deutscher als auch nichtdeutscher Herkunftssprache erzielten große Fortschritte im Bereich des Lesens und des Spracherwerbs. Die begonnene Fördermaßnahme wird fortgesetzt und weiterhin evaluiert. Einzelne Module und Materialien werden dauerhaft in das Förderkonzept der Katharinenschule integriert.