Förderstunden für Lernanfänger

Ansprechpartner:

Frau Kuhlmann

Institution:

Johannisschule

  • Fürst-Bentheim-Str. 58
    33378 Rheda-Wiedenbrück

Beschreibung und Ziele:

Die Johannisschule hat in ihrer Jahresarbeitsplanung den Übergang Kindergarten - Grundschule sowie die Förderung basaler Kompetenzen im ersten Schuljahr in den Blick genommen. Um die neuen Lernanfänger gezielt dort abzuholen, wo sie in ihrer Entwicklung zum Zeitpunkt des Schuleintritts stehen, ist es dringend erforderlich, nach der Durchführung des Delfin 4 Sprachtests in den Einrichtungen, die Kontakte gerade im letzten Kindergartenjahr vor Schuleintritt zwischen den beiden Bildungsinstitutionen zu intensivieren und einen regelmäßigen Austausch zu etablieren. Besonders die Kinder sollen dabei in den Blick genommen werden, die noch Förderbedarf in unterschiedlichen basalen Kompetenzen aufweisen. Ziel ist es, die Förderung dieser Kinder gleich nach Schuleintritt weiterzuführen und zu intensivieren. Dazu ist neben einer entsprechenden stundenplantechnischen Ausgestaltung die Anschaffung von Materialien und Spielen für die gezielte Förderung unabdingbar.

Durch das Vorzeihen der Schulpflicht Stichtag 30.9. eines jeden Jahres und die Vorgabe, das ein Kind nur noch nach Diagnose einer schwerwiegenden medizinischen Indikation vom Schulbesuch für ein Jahr zurückzustellen ist, klaffen die Eingangsvoraussetzungen der Lernanfänge immer weiter auseinander. In der täglichen Arbeit stellen wir fest, dass in allen ersten Klassen vermehrt Kinder mit Defiziten in unterschiedlichen Bereichen sitzen, die eine intensive Förderung in unterschiedlichen basalen Kompetenzen benötigen. Die Johannisschule hat schon vor einigen Jahren per Konferenzbeschluss festgelegt, dass Stundengewinne nicht in eine Aufstockung von AG-Angeboten sondern in Diagnose- und Förderstunden im 1. Schuljahr fließen. Daneben bemühen wir uns um eine Intensivierung des Kontakts zu den Kindergärten, hier vor allem zwei Einrichtungen, aus denen die meisten Lernanfänger unserer Schule kommen. Neben der Durchführung der Delfin 4 Sprachtests in diesen Kindergärten werden wir erstmalig vor den Sommerferien im Rahmen des Schulprojekts der Kindergärten mit zwei Kolleginnen spielerische "Schulstunden" und Elternsprechstunden im Kindergarten abhalten, erste Kontakte zu den neuen Lernanfängern aufnehmen und in einen intensiven Dialog mit den Erzieherinnen über mögliche Schwerpunkte in der Schuleingangsphase führen. Ziel ist es, Kinder mit Förderbedarfen von Anfang an adäquat zu fördern. Auch soll ein gemeinsamer Flyer von Kindergarten und Schule erstellt werden, um Eltern in ihren Erziehungsaufgaben mit schnell umsetzbaren Tipps und Hinweisen zu unterstützen. In den letzten Wochen haben wir gemeinsam mit der Sonderpädagogin, die seit dem letzten Sommer die neue GU-Klasse mit betreut, ein Förderband mit fünf Schwerpunktbereichen entwickelt: Motorik-Feinmotorik, Konzentration - Wahrnehmung, Sprache Kinder mit Migrationshintergrund, Pränumerisches Wissen, Soziale Kompetenz - Ich-Stärkung. Augenblicklich sind wir bemüht, Kisten zu "denken", in denen Materialien und Spiele zu den Schwerpunktbereichen zusammengestellt werden können. Ziel ist es, klassenübergreifende Kleingruppen zu bilden, die wöchentlich über einen bestimmten Zeitraum eine intensive Förderung in "ihrem" Schwerpunktbereich erfahren. Voraussetzung für die Realisation ist ein entsprechendes Stundenkontingent Aufgabe der Schulaufsicht sowie die Anschaffung von Materialien, die geeignet sind, basale Kompetenzen zielbringend zu fördern.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Alle Lernanfänger durchlaufen in den ersten Schulwochen eine Kurzdiagnose, wo der Förderbedarf einzelner genauer diagnostiziert wird. Anschließend werden sie in einer Teambesprechung der Klassenlehrer den Kleingruppen schwerpunktmäßig zugeordnet, zunächst für einen befristeten Zeitraum von ca. 8 Wochen. Danach erfolgt eine Evaluation sowie eine erneute Besprechung, inwieweit dem Förderbedarf abgeholfen werden konnte oder aber ob weiterer intensiver Förderbedarf besteht. Die Kinder der Kleingruppe verlassen für ihre Förderstunden nach Möglichkeit wöchentlich zwei ihre Klasse und den Unterricht. In der Kleingruppe erfahren sie Bestätigung und Erfolg, was ihr Selbstbewusstsein steigert und einen positiven Einfluss auf ihr gesamtes Lernverhalten zeigen wird.

Rückblick:

Name des Projektes:

Systematische individuelle Förderung und Unterstützung aller Schülerinnen und Schüler in der Schuleingangsphase

**Schritte der Umsetzung des Projektes mittels der finanziellen Unterstützung von Gelsenwasser**

In einer Steuergruppensitzung "Übergang KITA-Grundschule" im Juni 2012 wurde ein gemeinsamer Flyer von Kindergarten und Schule erarbeitet mit dem Titel "Starke Kinder - Starke Eltern - Starke Schule". In diesem Flyer sind grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten aufgelistet, die Elternhaus, Kindergarten und Schule in den Fokus nehmen, um den Schulanfang für alle Kinder erfolgreich zu gestalten. Hier war es uns wichtig, ganz "banale", einfache Dinge aufzulisten, die man im Elternhaus mit den Kindern im Alltag üben und erfahren kann. Der Kindergarten greift diese Grunderfahrungen auf und baut sie in der Gruppe aus. Verlässliche Strukturen, emotionale Stabilität und Geborgenheit sind die Grundlagen einer positiven Lern- und Leistungsentwicklung eines jeden Kindes.

Zeitnah besuchten zwei Lehrer die Kindergärten im Rahmen des dort angebotenen Schulprojekts und führten gemeinsam eine Unterrichtsstunde mit den Lernanfängern durch. Anschließend standen sie interessierten Eltern und den Erzieherinnen für Fragen zur Verfügung. In der Unterrichtsstunde lernten die Kinder schon zwei Lehrerinnen kennen und umgekehrt. Unter den Kindern waren auch einige, die nach den Sommerferien die GU-Klasse der Johannisschule besuchen sollten. Besonders für diese Kinder war es wichtig, erste Beziehungen zu Lehrern aufzubauen.

Alle Lernanfänger waren kurz danach in der Schule zum Kennlernnachmittag eingeladen. An diesem Nachmittag wurden die Kinder in Klassen eingeteilt und lernten ihren Klassenraum und ihre Klassenlehrerin kennen. Nach ersten Kennlernspielen wurde gemeinsam ein T-Shirt mit Namen bemalt sowie erste Fotos der neuen Klassen gemacht.

In den ersten Schulwochen durchliefen alle Lernanfänger eine gründliche Diagnose Münsteraner Screening, Ich-kann-Heft, …. Nach den Herbstferien fand eine Einteilung de rauffälligen Kinder in kleine Fördergruppen statt. Jeweils zwei Wochenstunden werden 5-6-Kinder aus dem laufenden Unterricht herausgenommen und erhalten eine Förderung in einem der folgenden Bereiche: Soziale Kompetenzen, Sprache, Wahrnehmung und Konzentration, Pränumerik und Motorik. Mit den von Gelsenwasser zur Verfügung gestellten Fördergeldern war es den Kolleginnen möglich, geeignete Materialien zu suchen, diese zu bestellen und in entsprechenden Themenkisten zu ordnen. Somit entstand eine sehr gute Grundlage für ein sehr differenziertes Arbeiten und Fördern. Alle Materialien können sowohl in diesen besonderen Förderstunden als auch für die Kinder mit besonderen Förderbedarfen im Gemeinsamen Unterricht genutzt werden. Einige eignen sich auch für die Durchführung von Projekten zum Sozialen Lernen mit der gesamten Klasse.

Daneben haben wir Material für die Hand des Lehrers angeschafft, damit allen die Gelegenheit gegeben wird, sich in die Förderbereiche einzuarbeiten und sich Grundlagenwissen anzueignen. Einzelne Bücher werden von Lehramtsanwärterinnen auch in der Lehrerkonferenz detaillierter vorgestellt. Diese Bücher dienen der Steuergruppe als Grundlage, einen Elternabend für die Eltern der in unserer Schule angemeldeten Lernanfänger vorzubereiten, auf dem das Thema Schulfähigkeit näher behandelt werden soll. Der Abend soll nach Absprache mit den Kindergärten im Januar in der Schule stattfinden. Er ist nicht als eine Power Point Präsentation gedacht, sondern wir wollen mit den Eltern aktiv ins Gespräch kommen. Grundlage des Abends wird das Modell eines Baums sein, dessen Wurzeln Elternhaus die Grundlage und Voraussetzung bilden, dass sich Stamm, Äste und Blätter gut entwickeln können. Ziel ist, den Eltern zu verdeutlichen, dass sie selbst in den ersten Lebensjahren ihres Kindes schon für einen guten Grund gesorgt haben und dass sie im Alltag die positive Lernentwicklung ihres Kindes unterstützen können, z.B. durch Spaziergänge mit wachen Augen und Ohren in der Natur, durch viel Bewegung draußen, durch Gesellschaftsspiele, Vorlesen, Zuweisung kleiner Aufgaben…

Am Ende des Abends erhalten die Eltern den oben beschriebenen Flyer.

Den Abend gestalten wir als Schule gemeinsam mit unseren Delfin-KITAs. Kindergarten und Schule sind zwei eigenständige Bildungseinrichtungen, die dem Ziel verpflichtet sind "jedes einzelne Kind seinen Möglichkeiten entsprechend zu fördern" MfSJK NRW,3. Dabei nehmen wir die Entwicklung eines Schulfähigkeitsprofils zwischen KITA und Grundschule in den Blick. Wir erfassen die Lernausgangslage und führen eine prozessorientierte Diagnostik in den ersten Schulwochen und darüber hinaus durch. Daraus entwickeln wir - wie oben gezeigt und nicht zuletzt dank der großzügigen finanziellen Unterstützung von Gelsenwasser - ein Förderkonzept, um die individuellen Kompetenzen des Kindes in den Bereichen Motorik, Sprache, Kognition, Konzentration, Wahrnehmung und sozialem Lernen zu stärken.