Streitschlichterausbildung

Ansprechpartner:

Frau Tenhaken

Institution:

Hauptschule an der Schwalbenstraße

  • Schwalbenstr. 22
    45899 Gelsenkirchen

Beschreibung und Ziele:

Die Ausbildung an unserer Schule erfolgt im Wahlpflichtunterricht. Die SchülerInnen des 8. Schuljahres, die sich für das Projekt interessieren, werden von ihren TrainerInnen in der Schule in Gesprächen auf ihre Eignung getestet und danach über einen Zeitraum von einem Schuljahr ausgebildet. Wöchentliche Treffen von je zwei Schulstunden werden zu intensivem Training genutzt. Zuletzt wird in einem gemeinsamen Intensivworkshop, der bewusst nicht in der Schule stattfindet, das Abschlusstraining absolviert zum Erwerb eines Zertifikates. An erster Stelle steht im Training die Sensibilisierung der zukünftigen Mediatoren/innen für die Probleme der anderen SchülerInnen. Diese Probleme ernst zu nehmen und Empathie zu entwickeln ist ein sehr langwieriger und schwieriger Prozess, denn die Mediatoren/innen müssen lernen, mit Gefühlen umzugehen. Die Mediatoren/innen müssen lernen, sich selbst und somit natürlich auch ihre eigene Meinung zurückzunehmen und den Kontrahenten Raum zu geben sich zu öffnen. Dabei müssen sie aufmerksam, jedoch neutral bleiben und die Schüler/innen immer wieder zum Weitermachen ermutigen. Freundlichkeit, Neutralität, Aktives Zuhören und Verschwiegenheit sind daher die maßgeblichen Eigenschaften eines/r Mediators/in. Auch sprachliche Kompetenzen werden eingeübt, um eine Schlichtung angemessen moderieren und leiten zu können. Nachdem alle Teile der Mediatorenausbildung mit ihren Inhalten ausreichend besprochen und eingeübt worden sind, üben die zukünftigen Mediatoren/innen komplette Schlichtungsgespräche. In Rollenspielen üben sie in verschiedenen Rollen mit vorgegebenen Fallbeispielen einen Streit zu schlichten und bei der Lösung des Problems zu helfen, bevor sie ihre Tätigkeit an unserer Schule aufnehmen. In der ersten Zeit ihrer Ausbildung hospitieren die neuen Streitschlichter zunächst bei Schlichtungen der bereits ausgebildeten Mediatoren/innen des Vorjahres, um Streitschlichtungen in der Praxis kennen zu lernen und von den Erfahrungen der alten Streitschlichtergruppen zu profitieren. Die StreitschlichterInnen werden auch nach ihrer Ausbildung von ihren TrainerInnen begleitet und unterstützt und können sich auch bei besonders schwierigen Schlichtungen an sie wenden, um diese gemeinsam zu erörtern.

Im Rahmen der Gewaltprävention an unserer Schule, beschloss das Kollegium, dass Gewalt nur reduziert werden kann, indem die SchülerInnen durch Bewusstmachung ihres Verhaltens dazu angeleitet werden, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und zu ändern. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt "Streitschlichtung" eingeführt, das sich durch hohe Eigenverantwortung und Selbstständigkeit auf SchülerInnen-Seite auszeichnet. Das Prinzip der Peergroup-Education ist hier ausschlaggebend. An einem neutralen Ort wird in einem persönlichen Gespräch der Konflikt zweier Kontrahenten gemeinsam mit den Streitschlichtern in Ruhe besprochen und erörtert. Anschließend wird gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten und Auswegen gesucht. Die Lösungen versuchen die Kontrahenten selbstständig zu erarbeiten. Die Streitschlichter geben dabei Hilfestellungen und moderieren diesen Prozess unter Bewahrung ihrer Neutralität. Alleine das Besprechen des Konfliktes an einem ruhigen Ort führt häufig schon zur Deeskalation und zur Beruhigung einer Situation. Der Streit wird so sehr schnell beigelegt. Wenn dann noch gleichaltrige Kinder und Jugendliche dabei unterstützend und beschwichtigend einwirken, werden Konflikte schnell und erfolgreich behoben und eine größere Eskalation vermieden. Der Frieden im Schulalltag und ein geregeltes Schulleben wird durch den Einsatz der Streitschlichter erheblich verbessert.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Bei dem Konzept der Streitschlichtung steht im Vordergrund, dass ausdrücklich SchülerInnen - also Gleichaltrige - bei der Konfliktlösung helfen. SchülerInnen können ihre Konflikte mit Gleichaltrigen / Gleichartigen besprechen und haben daher nicht das Gefühl, in irgendeiner Position unterlegen zu sein. Hinzu kommt, dass das oberste Gebot der Streitschlichtung Schweigepflicht bedeutet und somit niemand befürchten muss, sein Gesicht zu verlieren. Die Kontrahenten fühlen sich ernst genommen und sie beteiligen sich aktiv an der Lösungsfindung für ihre Probleme, bei der es weder Sieger noch Verlierer gibt. Auf diese Weise lernen SchülerInnen Gefühle zu benennen und konstruktiv mit ihnen umzugehen. Sobald SchülerInnen ein Gefühl für die Streitschlichtung entwickeln, kann durch sie der Eskalation von Konflikten vorgebeugt werden, womit ein wertvoller Beitrag zur schulischen Gewaltprävention geleistet wird. Im Training werden insbesondere soziale Kompetenzen erworben bzw. erweitert, die den SchülerInnen nicht nur den Schulalltag erleichtern, sondern auch den Weg in das gesellschaftliche Leben ebnen. Es geht dabei vor allem um den Erwerb von Empathie, Sprachkompetenz, interkultureller Kompetenz und sozialer Intelligenz, die helfen sollen, Konflikte in der Schule friedlich zu lösen und die den ausgebildeten Streitschlichtern auch in ihrer eigenen persönlichen Entwicklung zugute kommen.

Rückblick:

Die Ausbildung der Streitschlichter/innen über einen langen Zeitraum von 10 Monaten war ein großer Erfolg. Von allen ausgewählten Schüler/innen sind alle bis zum Schluss dabei geblieben und haben erfolgreich ein Zertifikat erworben, um nun in der Schule als Streitschlichter/innen arbeiten zu dürfen.

Zuerst gab es viele Wochen der Kennenlernphase, in der wiederholt Übungen zur Gruppenfindung und zur Kooperation durchgeführt wurden. Danach begann die Phase zum Thema: Gespräche. Die SchülerInnen wurden für verbale und nonverbale Kommunikation, Körpersprache, aktives Zuhören und gute und schlechte Gesprächsmerkmale sensibilisiert. Zuletzt begann die heiße Phase der Rollenspiele, in der die Kinder mit den Regeln und Gesprächsabläufen einer Schlichtung vertraut gemacht wurden. In den Rollenspielen wurden dann klassische Streitfälle modellhaft nachgespielt und behandelt und gemeinsam nach Lösungen gesucht.

Der Verein "Plan B" hat zuletzt noch einmal einen Intensivworkshop mit den potentiellen Streitschlichter/innen durchgeführt, in dem Inhalte noch mal vertieft wurden und neue Impulse von außen eingebracht wurden.

Der Streitschlichterraum wurde abschließend eingerichtet und neu dekoriert.