Gesamtschule Waltrop
Im Rahmen des KIWI-Projektes KIWI - Kinder-Wir-Gefühl soll die Klassengemeinschaft der neu zusammengesetzten Klassen des 5.Jahrgangs durch ausgewählte kooperative Spiele intensiv und nachhaltig gefördert werden.
In der Übergangsphase von der Grundschule zur weiterführenden Schule werden die Klassen des neuen 5. Jahrgangs unter pädagogischen Gesichtspunkten neu zusammengestellt. Aufgrund der besonderen geografischen Lage der Schule werden Schüler aus Waltrop und vier angrenzender Städte in unsere Schule aufgenommen. Dem Klassenfindungsprozess kommt daher eine ganz besondere Bedeutung zu. Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen sozialen Schichten mit und ohne Migrationshintergrund sollen im Rahmen des Projektes möglichst schnell zu "echten" Klassengemeinschaften zusammenfinden. Dabei sollen Unsicherheiten und Ängste beim Wechsel aus dem geborgenen Umfeld der Grundschule in die weiterführende Schule durch gezielte sozialintegrative Maßnahmen nachhaltig abgebaut werden. Durch zahlreiche spielerische Übungen, bei denen immer das vertrauensvolle Miteinander im Vordergrund steht, sollen die Schülerinnen und Schüler Berührungsängste abbauen und Verständnis füreinander erlangen.
Im KIWI-Projekt sind die Schülerinnen und Schüler der 6 Klassen des 5.Jahrgangs aktiv eingebunden. 22 Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs, die ihren zukünftigen Ausbildungsschwerpunkt im Bereich "Erziehung und Soziales" sehen, unterstützen und begleiten die Schüler und Schülerinnen des 5. Jahrgangs. An neun verschiedenen Spiel- und Aktionsstationen werden die Fünftklässler von den Schülerinnen und Schülern des 9. Jahrgangs, von speziell ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern sowie von den Sozialarbeitern der Schule betreut. Die 9er Schülerinnen und Schüler werden über das KIWI-Projekt gleichzeitig zu Paten für die neuen 5er Schülerinnen und Schüler. Das KIWI-Projekt ist somit zugleich ein Projekt von Schülern für Schüler. Das KIWI-Projekt setzt das Konzept "WILUK" Wir lernen uns kennen fort, das in der Projektwoche am Anfang des 5. Jahrgangs durchgeführt wird. Das WILUK-Projekt unterstützt die Klassenbildung und das selbständige Lernen im Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule.
Die Gesamtschule Waltrop ist sechszügig. Alle sechs Klassen des 5. Jahrgangs nehmen am Projekt KIWI Kinder-Wir-Gefühl teil. Jede Klasse führt zunächst einen Projekttag durch, in dem es um folgende Ziele geht:
• Stärkung des gegenseitigen Vertrauens
• Stärkung des Teamgeistes
• Verbesserung / Stärkung der Klassengemeinschaft
• kooperatives Handeln
• Entwicklung gemeinsamer Lösungsstrategien
• Förderung einer konstruktiven Konfliktkultur / Konstruktiver Umgang mit Konflikten
• Reflexionen der abgelaufenen gruppendynamischen Prozesse an den verschiedenen Stationen
Jede Klasse macht sich in den ersten beiden Stunden des Projekttags mit der Thematik und den Methoden vertraut. Dazu führen sie kooperative Gruppenspiele durch "Verknotungsspiel", "Reise nach Jerusalem verkehrt herum" usw. und sprechen über den Sinn solcher Spiele für die Stärkung der Klassengemeinschaft. Ihre Erfahrungen werden ausgetauscht und für weitere Vorhaben dokumentiert "Wir nehmen uns vor …".
In den nächsten drei Stunden durchlaufen die Schüler/innen in Fünfergruppen 10 Stationen mit unterschiedlichen kooperativen Übungen.
Auf dem ersten Bild sieht man Schüler/innen an der Station "Parcours": Ein Schüler führt einen "blinden" zweiten Schüler durch einen Parcour. Er muss unter oder über Hindernisse klettern, durch eine Öffnung kriechen, Barrieren ausweichen oder von einem Podest herunter springen. Der führende Schüler darf dabei nicht sprechen, sondern seinen Mitschüler durch Berührung und vereinbarte Zeichen leiten.
Auf dem zweiten Bild sieht man die Station "Ab durch die Hecke": Vier Schüler/innen tragen einen Schüler durch ein Hindernis, das wie ein Netz mit Leinen gespannt wurde, und dürfen dabei die "Zauberschnüre" nicht berühren. Wer geht zuerst? Wie halten wir den zu tragenden Schüler? Wer sichert ab?
Auf dem dritten Bild steht ein Schüler auf dem Querbalken eines hölzernen "A". Fünf weitere Schüler/innen können durch Ziehen der Leine das A-Gestell bewegen, aber so, dass der Schüler auf dem Querbalken nicht fällt oder absteigen muss. Es bedarf intensiver Kooperation und Verständigung, um bis zur Ziellinie zu kommen.
In ähnlicher Weise bieten die weiteren sechs Stationen ähnliche kooperative Spiele an. Die 10. Station "Horizont der Konflikte" ist eine Gesprächsstation, in der über Konflikte in der Klasse, mögliche Lösungen und weitergehende Sicherungen gesprochen wird und Vereinbarungen getroffen werden.
Nach jeder Station findet eine Reflexion über die Gruppenerfahrungen statt. Das eigene emotionale Erleben und das Miteinander in der Gruppe müssen sprachlich differenziert ausgedrückt werden - eine für Schüler/innen der 5. Klasse hohe Anforderung.
Das Projekt wird unterstützt von Schüler/innen des 9. Jahrgangs, die sich im Rahmen ihrer Berufsorientierung für einen Kurs "Erziehung und Soziales" entschieden haben und ihre Überlegungen zum sozialen Lernen im Klassenverband nun praktisch im 5. Jahrgang erproben können.
Dank der Unterstützung durch Gelsenwasser war es uns möglich, die für die Stationen benötigten Materialien anzuschaffen. Das Projekt wird nun fest im Schulprogramm der Schule verankert und jedes Jahr wieder neu mit den Klassen des 5. Jahrgangs durchgeführt.
Auch bieten die Stationen Anregungen für die jeweiligen Klassenlehrer/innen, in der Wochenausgangsstunde am Freitag, die sie mit ihren Schüler/innen verbringen, weitere kooperative Spiele mit entsprechenden Reflexionen durchzuführen. Die Stationen des KIWI-Projekts unterstützen die Lehrer/innen, dass ihre Schüler/innen ihr soziales und friedliches Miteinander in der Klasse stabilisieren und weiter entwickeln.