Städtische Tageseinrichtung für Kinder Mühlenstraße
Kinder und Eltern werden ca. ein Mal monatlich über 8 Monate zusammen Draußen und Drinnen aktiv sein, Kreativität entwickeln, sich bewegen, entspannen und gemeinsam Spaß haben. Eine Gruppe von 12 Kindern der Einrichtung mit je einem Elternteil wird dabei von einer pädagogischen Fachkraft und einer Motopädin der Einrichtung sowie einer Familienhebamme angeleitet und begleitet. Die Aktivitäten in dem Projekt sehen wie folgt aus: Draußen malen mit Naturprodukten, Wahrnehmungsspiele, Schwimmen, Singen, Entspannungsgeschichten und -spiele, Vorlesen, Picknick, Walderleben, Körperspiele, Ballspiele. Unterstützt wird die praktische Durchführung durch einen Vortrag für Eltern zum Thema: "Verantwortung in der Erziehung übernehmen/Deeskalationstraining für Mütter und Väter"
Kinder erfahren durch die Unterstützung und das Erleben von intensiver Gemeinsamkeit mit ihren Eltern Sicherheit und entwickeln Selbstbewusstsein. Sie erleben, dass auch Eltern Spaß an gemeinsamen Aktivitäten und Spielen haben. Eltern erweitern ihre Kompetenzen und erhalten viele Anregungen, wie sie mit ihren Kindern spielen können und welche Erfahrungen die Kinder dabei machen. Sie werden von den Kindern als gute Vorbilder wahrgenommen. Durch die angebotenen Aktivitäten erweitern die Kinder ihre Kenntnisse in verschiedenen Bereichen: Sie sammeln vielfältige Natur- und Bewegungserfahrungen, die Wahrnehmung wird geschult, die Kreativität angeregt und bei allen Aktivitäten wird die Sprachkompetenz der Kinder gefördert.
Die Aktivitäten finden immer gemeinsam mit den Kindern statt. Lediglich der Vortrag ist speziell an die Eltern gerichtet.
"Auf zu neuen Ufern" -
ein Projekt der Städtischen Tageseinrichtung/Familienzentrum Mühlenstraße 122
Was war unser Wunsch?
Auf zu neuen Ufern bedeutet für uns, den Eltern die eigenen Kompetenzen aufzuzeigen und bei Bedarf diese zu erweitern. Ferner stellen wir ihnen die Vielfalt der Eltern-Kind-Bindung dar, und die Verantwortung und Vorbildfunktion des Eltern-Seins als das "A und O" in der Erziehung zu sehen. Die Eltern erfahren durch "Übungen und Geduld" mit sich selbst, wie der Umgang miteinander "leichter und einfacher" wird, um dieses später als selbstverständlich in den Alltag zu integrieren.
Einige Leitsätze bei diesem Projekt waren:
-Mütter/ Väter / sind das schönste Spielzeug der Kinder!
-Es geht auch EINFACH!
-Viel Spaß für wenig Geld!
-Mit und für die Kinder Freizeit gestalten!
-Freizeit ohne Medien!
-Freizeit ohne Stress und Erwartungen!
-Spielerisch Wissen vermitteln!
-Mach es so einfach und klar wie möglich, für dich und dein Kind!
-Grenzen setzen!
-Konsequenz/ konsequentes Handeln!
-Wie deeskaliere ich mich?
1. Einheit "Erstes Treffen / Kennenlerntag"
Themen des ersten Treffens waren:
1. Besprechen der Inhalte des Projektes.
2. Organisation und Planung.
3. Was wollen die Mütter mit ihren Kindern er-leben und erleben?
4. Was wollen die Mütter auf keinen Fall mit ihren Kindern er-leben?
5. Darf Frau Prettenhofer sagen, was sie von Außen wahrnimmt?
6. Darf sie die Mütter darauf hinweisen, wie die Mütter leichter und
gewinnbringender mit ihren Kindern umgehen können?
Erziehung- was ist das?
Die Eltern als Erwachsene begleiten ihre Kinder, das heißt:
1. Die Eltern setzen Grenzen.
2. Die Eltern äußern klar, was sie wollen.
3. Sie benutzen Ich-Botschaften.
4. Sie verwenden knappe Sätze.
5. Sie sprechen Konsequenzen aus und handeln danach.
6. Sie passen die Konsequenzen der Situation an.
Es gab einen regen Austausch über die angegebenen Inhalte. Die Mütter waren sehr aufgeschlossen und interessiert.
Wie erreiche ich eine Veränderung?
Ich mache mir alte Verhaltensmuster bewusst, gebe neue Impulse, die ich auch direkt umsetze? Ich erlebe, wie Kinder darauf reagieren.
Ich erlaube mir im Spiel wieder Kind mit meinem Kind zu sein.
Ich bin die "Große" und setze gesunde Grenzen.
2. Einheit "Natur erleben"
Nur einen Spaziergang machen empfinden viele Familien als langweilig. Schön ist es, sich ein Ziel zu setzen. Unser Ziel war es die Natur gerade mit den Sinnen zu erfahren:
Wie fühlt sich Baumrinde an?
Wie ist es einen Baum zu umarmen?
Welchen Baum umarme ich gerade?
Wie riecht der Baum?
Im weiteren Verlauf sammelten wir Blätter, Moose, Rinde, Blumen. Wir machten die Kinder und Mütter darauf aufmerksam, was es alles zu finden gibt. So entstand ohne Stress, dafür sehr entspannt, eine Suche nach natürlichen Schätzen.
Mit Hilfe eines Bestimmungsbuches war es möglich, die Neugierde der Kinder zu stillen und ihnen ohne Erwartungen Wissen zu vermitteln und den Lernprozess zu fördern.
Aus den gesammelten Naturmaterialien haben die Mütter mit ihren Kindern einen Jahreszeitentisch aufgebaut. Gemeinsam kreativ sein mit Materialien, die nichts kosten, war für die Mütter mit ihren Kindern eine ganz neue Erfahrung, auf die alle sehr stolz waren.
3. Einheit "Gesundes Picknick/ Phantasievolle Spiele"
Wir wollten mit den Müttern und Kindern genüsslich essen. Unser besonderes Augenmerk lag dabei auf gesunde Ernährung: Obst, Gemüse, selbst gebackenes Brot, Dips und nur wenig Naschereien. Bei der Planung und Zubereitung durften die Kinder natürlich ihren Beitrag leisten, so dass die Gemeinschaft und die Kommunikation gefördert wurden.
Mütter und Kinder erlebten gemeinschaftliches Arbeiten und Besprechen, wie das Picknick aussehen sollte.
Die große Überraschung für Kinder und Mütter war: "Ein Picknick ist zu jeder Jahreszeit möglich, wenn man sich entsprechend anzieht." Bei Dauerregen sollte das Picknick in der Kita stattfinden. Aber wir hatten Glück und wir "picknickten" in der freien Natur.
Nach dem gemeinsamen Verzehr brauchten die Kinder Bewegung. Wir begannen eine Geschichte zu erzählen, die die Kinder und Mütter gleichzeitig spielten: Wir waren Bäume, Tiere, Sonne, Wind, Regen und vieles mehr. Nach kurzer Zeit erzählten Kinder und Mütter ihre eigenen Geschichten, die sie auch darstellten. Zuerst etwas zögerlich, da diese Art des Spielens ungewohnt war, doch später fiel es den Kindern und Müttern leicht ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen.
4. Einheit "Schwimmen"
Wasser- ein Element, das wir täglich nutzen. Heute hatten es die Mütter mit ihren Kindern auch erlebt! Dafür haben wir extra ein städtisches Hallenbad besucht, ohne Rutsche oder ähnliches. Denn die Kinder hatten ihr Spielzeug mitgebracht: Ihre Mutter.
Unter Berücksichtigung folgender Fragen, unterstützten wir die Mütter mit ihren Kindern:
1. Wie reagiert mein Kind auf Wasser?
2. Wo darf ich es unterstützen?
3. Wann darf ich es loslassen, damit es eigene Erfahrungen macht?
4. Kann ich ausgelassen wie ein Kind im Wasser toben?
Jede der Mütter verfolgte diese Stufen bis wir alle Kinder und Mütter gemeinsam im Wasser spielten, tobten und plantschten.
Tipps und Tricks rund
ums Schwimmen,
die die Eltern mit ihren Kindern
ausprobierten
Duschen: Bitte vorher KÜHL duschen, damit die Kinder das Wasser als warm empfinden.
Unfälle: Die meisten Unfälle im Schwimmbad passieren außerhalb des Wassers, wenn die Kinder auf den nassen Fliesen ausrutschen. Wer hat kann gerne Badeschuhe benutzen. Ansonsten die Kinder daran erinnern langsam zu gehen.
Im Wasser: Welches Kind habe ich? Ist es ängstlich oder mutig, mag es Wasser oder nicht? Dem entsprechend sind die folgenden Punkte nur ein Vorschlag!!!
1. Langsam die Treppe heruntergehen und auf die zweite Stufe setzen. Mit den Händen Wellen schlagen. Danach Wasser in die Hände nehmen und damit das Gesicht waschen. Nun pusten wir ins Wasser und die ganz Mutigen tauchen mit dem Kopf unter. Wir platschen erst mit den Händen und dann mit den Beinen im Wasser.
2. Wir gehen die Treppe ganz herunter und lernen das Wasser kennen. Der Auftrieb ist für manche Kinder gewöhnungsbedürftig. Die Kinder gehen alleine oder an der Hand. Wenn die Kinder sicher sind, bitte loslassen.
3. Mit Schüsseln sich gegenseitig begießen.
4. Die Bademeister haben Tauchringe, die man auch auf die Treppe legen kann. Die Kinder können sie zunächst nur hochnehmen und später auch danach tauchen.
5. Wir hüpfen hoch und runter, aber auch von rechts nach links wie eine Wiege.
6. Eltern als Turngerät!!! Die Kinder stellen sich auf die Oberschenkel der Eltern und springen ins Wasser. Die Kinder balancieren auf den Händen der Eltern, die die Hände hoch und runter nehmen.
7. Kinder sitzen am Rand und springen auf drei in das Wasser bzw. in die Arme der Eltern. Das Zählen ist wichtig, damit Eltern und Kind wissen: Jetzt geht es los!
8. Wie weit traue ich mich schon mit dem Kopf unter Wasser.
9. Zusammen schwimmen- die Kinder halten sich an den Schultern der Eltern fest und schwimmen mit ihnen.
10. Kinder in die Bauchlage bringen und mit dem Sandwich-Griff festhalten und durch das Wasser schwenken.
11. Kinder an ihrem Becken festhalten und zum Rand schieben. Taxi spielen- auf den Rücken klettern und absteigen ohne den Boden zu berühren.
12. Umgang mit der Schwimmnudel.
4. Einheit "Deeskalation"
1. Was ist Gewalt?
2. Bin ich gewalttätig? Wo und wann bin ich gewalttätig?
3. Kann ich es mir bewusst machen?
4. Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um zur Ruhe zu kommen?
1.1 Die Eltern definierten Gewalt wie folgt:
Jemandem/etwas physisch/körperlich/seelisch Schmerzen/Schaden zuzufügen, durch den Eingriff in den eigenen Lebensraum.
2.1 Bei dieser Übung ging es nur um den Begriff Gewalt. Die Schwierigkeit bestand darin, eine Tatsache festzustellen ohne moralischen Hintergrund. Dazu sollten die Eltern ca. 40 Begriffe anhand einer Linie sortieren. Von links -keine Gewalt- bis rechts -Gewalt. "Ein Messer" ist nur ein Begriff. "Eine Blindarmoperation" ist ein gewalttätiger Eingriff, auch wenn er noch so sinnvoll ist.
Den Eltern wurde klar, dass es keine gute oder schlechte Gewalt gibt moralischer Hintergrund, sondern nur die Entscheidung für oder gegen Gewalt.
3.1 Durch Rollenspiele erlebten die Eltern in welchen häuslichen Situationen sie gewalttätig auf ihre Kinder wirken. Dabei entstanden Lösungsmöglichkeiten, wie die Eltern in der jeweiligen Situation reagieren könnten, bzw. welche Alternativen es gibt. Wenn ein Kind jeden Tag in den Kindergarten geht, weil die Eltern berufstätig sind, ist der Kindergarten eine Notwendigkeit. An den Eltern liegt es nun, wie sie den Start in den Tag gestalten: Braucht das Kind morgens mehr Zeit, wäre es für alle Beteiligten einfacher, wenn man früher aufsteht, anstatt das Kind beim Trödeln auszuschimpfen.
Je klarer die Eltern in ihren Äußerungen und in ihrer Energie sind, desto leichter können es die Kinder verstehen und danach handeln.
4.1 Die Eltern sollten sich Gewalt bewusst machen. Dazu gab es passende Übungen und anschließend einen langen, regen Austausch.
Wenn die Eltern in ihrem Verhalten und in ihren Äußerungen klar und deutlich sind, erleichtert es den Kindern ihre Möglichkeiten und Grenzen zu erkennen. Nur die Eltern sind in der Lage zu
deeskalieren.
5. Einheit "Einfach spielen"
"Lieber 5 Minuten effektiv, als 8 Stunden lapidar."
Unter dieses Motto stellten wir unsere Spielangebote für jede Tageszeit.
Das gemeinsame Spiel sollte einen festen Platz im Tagesablauf finden Ritual.
Ich spiele "5 Minuten" intensiv mit meinem Kind, danach habe ich dieselbe Zeit Steigerung auf 45 Minuten möglich für mich. Mein Kind lernt alleine zu spielen.
Langeweile ist für den Menschen ein wichtiger Motor, denn: Nur durch Langeweile habe ich die Möglichkeit zu erfahren, was ich wirklich will.
Ruhige Spiele, um die Kinder spielerisch zur Ruhe kommen zu lassen. Tobespiele, um den Kindern die Möglichkeit zu bieten, ihre Kräfte loszulassen.
Unsere Spiele waren:
Das Spiegelspiel:
- Sensibilität füreinander
- langsam sein
- Aufmerksam sein
Tobespiele:
- Kräfte loslassen mit der Mutter
- Emotionen geführt herauslassen
- Lachen ist gesünder als schreien
- Spaß an der Bewegung und dem Miteinander
- Kurz und intensiv
Hand/Fuß - Massage
- Schöne Öle benutzen z.B. Weleda
- Kinder zur Ruhe bringen
- Körperlichkeit und Aufmerksamkeit
- Ein unbeschwertes Miteinander erleben
Die Eltern spürten, dass es notwendig war nach einer "Tobezeit" wieder in die Stille zu kommen.
Eine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen war für uns alle "Mandalas" malen. Hier geht es um ein Ritual. Es kann bei seiner Durchführung zu Konzentration, Entspannung, Stille und Ruhe führen und eine Veränderung hervorrufen.
Es ging um klare Abläufe und Vorgehensweisen. Der Vorgang wurde besprochen und auch gezeigt, sowie das Erlebte reflektiert.
6. Einheit "Rituale / Miteinander"
Wir blieben bei den Ritualen im Alltag. Ein Kind bekommt Sicherheit durch Rituale.
Wir strukturieren dadurch den Tagesablauf. Eltern machen dies oft unbewusst. Wie bei den meisten Dingen ist es gewinnbringender Handlungen bewusst einzusetzen.
Wir zeigten es an mehreren Beispielen auf. Wichtig war es auch, zu zeigen wie oft Kinder überlastet sind. Empathie ist hier gefordert. Ein Kindergartentag/Schultag ist ein "Arbeitstag".
Danach braucht ein Kind ein sicheres Nest, um herunter zu kommen, den Druck abzubauen, zu berichten und aufzutanken.
Z.B.: durch ein gemeinsames Teeritual, ein gemeinsames Obst essen oder ein Buch lesen.
Wir haben gemeinsam gelesen und auf die Bedürfnisse der Kinder geachtet, sowie
Veränderungen besprochen.
Dann haben wir mit Farben unsere Körper bemalt. Es geht um zulassen, Grenzen setzen, mit Farben arbeiten Wirkung von Farben erklärt und das Miteinander genießen.
Dann sind wir wieder in die Natur und haben mit den Kindern im Wald gespielt es war der Wunsch der Kinder, wieder Bäume zu umarmen.
Es ging um miteinander spielen, die Eltern spielen mit, sind Inspiration und Spielkamerad.
In der Natur wurden wieder alle Sinne anregt: Wir rochen, spürten, fühlten und horchten. Wir probierten und lehrten, was giftig und was essbar ist.
7. Einheit "Farben"
Wir setzten wieder bei den Farben an, weil es den Kindern und Eltern viel Nähe, Entspannung und Bleibendes brachte. Wir kombinierten Aquarellmalerei und Picknick und erlebten dabei viel Spaß und Freude. Zwischendurch gingen die Kinder in die Bewegung, sodass es Raum für die Eltern zum Austausch gab. Die Kinder hatten sich durch die gemeinsame Zeit der vergangenen Einheiten schon ein Stück auf diese Abläufe eingestellt. Wir machten etwas gemeinsames, dann redeten die Erwachsenen, dann machten alle wieder etwas gemeinsam usw.
Wir gingen auf die Bilder ein und haben über den Umgang miteinander gesprochen.
Wie bei allem in unserem Projekt, ging es um die Kinder, die wir begleiten dürfen, wie wir sie prägen, dass wir die Verantwortung tragen für alles was wir tun, und die Kinder frei von Verantwortung sind. Dass, wenn wir uns unserer Größe und Macht bewusst sind und werden, wir auch entspannter und einfacher mit den Kindern leben können.
8. Einheit "Abschluss"
Zum Abschluss haben wir den Besuch eines "Tobelandes" ausgesucht. Es wird oft von Eltern genutzt und die Eltern sitzen außen und schauen zu. Doch: Ich kann auch in solch einem Spielparadies mit meinem Kind spielen. Ich gehe mit auf die Gerätschaften.
Die Eltern durften wieder zu Kindern werden und sie tobten mit Freude mit ihren Kindern.
Sie legten einfach den Alltag ab und hatten gemeinsam Spaß!
Sie kamen zu einer wichtigen Erkenntnis: "…. wenn schon so eine Einrichtung, dann MITEINANDER!"