GGS Im Brömm
"Jedes Kind hat Anspruch auf Bildung und Erziehung. Jedes Kind ist anders, jedes Kind lernt anders, jedes Kind kann etwas anderes!" Gemeinsam arbeiten wir in der GGS Im Brömm daran, diese einfachen Wahrheiten mit Leben zu füllen. Nicht nur im Unterricht, sondern in allen Bereichen des Schullebens geht es uns darum, die vielfältigen Stärken der Kinder zu entdecken und weiter auszubauen. Zur Realisierung des Anliegens, jedes Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen ernst zu nehmen, möchten wir im Rahmen einer hundegestützten Pädagogik in besonderer Weise diejenigen Kinder stärken, die sich in einer Außenseiterrolle befinden, ungern zur Schule gehen, Auffälligkeiten in sozial-emotionalen Bereichen oder in den Bereichen Lernen sowie Kommunikation zeigen und oftmals von sich ein negatives Selbstbild aufgebaut haben. "Denn mit Hunden können soziale und personale Lernprozesse grundlegend gefördert und unterstützt werden - bei nahezu jedem Menschen sprechen sie Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsbereitschaft, Verbundenheit, Selbstvertrauen und Selbstbeherrschung wie Geduld, Rücksichtnahme, Erkennen und Akzeptieren von Grenzen an." vgl. Bundesministerium für Bildung und Frauen: Hunde in der Schule 2014. Folgt man den Studien der Forschungsgruppe 'Mensch und Tier' am Institut für sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation der Universität Rostock, so zeigen sich positive Wirkungen einer hundegestützten Pädagogik im Schulalltag vor allem in den Bereichen der personalen, sozialen wie fachlichen Kompetenzen etwa im Bereich der Lesefähigkeiten sowie in einer positiven Entwicklung des Schul- und Klassenklimas. Ebenso beobachtete die Forschungsgruppe ein besseres Lernverhalten, eine höhere Konzentrationsfähigkeit und ein ausgeprägteres Verantwortungsgefühl bei den SchülerInnen. Insbesondere Kinder, denen es aufgrund spezifischer traumatischer Erlebnisse in der eigenen Familie schwerfiel, anderen Menschen zu vertrauen, profitierten in Stresssituationen in besonderer Weise von einer solchen hundegestützten Pädagogik vgl. Beetz 2011. Zur Realisierung dieser Zielsetzung und dieser Projektidee folgend, möchte die GGS Im Brömm gerne ein Jahresprojekt mit dem Therapiebegleithundeteam Frau Sabine Siebold: Psycho-Onkologin mit ihrem zertifizierten Therapiebegleithund Lennox durchführen. Das Team möchte einmal wöchentlich unsere Grundschule besuchen und dort im Erfahrungsfeld mit ausgewählten Kindern der Schule arbeiten, wobei individuell auf das jeweilige Kind abgestimmte Aktivitäten einer hundegestützten Pädagogik im Vordergrund stehen sollen. Dabei sollen die Kinder sowohl die Möglichkeiten von Einzel- als auch Gruppensequenzen bis zu drei Kinder erhalten, wobei beide Ebenen durch die jeweiligen Aktivitäten vernetzt werden sollen. So kann etwa in einer Einzelsequenz ein Parcours für Lennox von einem Kind erdacht werden, welchen dann in einer folgenden Gruppensequenz angeleitet durch das jeweilige Kind andere Kindergruppen erproben können.
Im angestrebten Projekt kommen folgende überfachlichen curricularen Kompetenzen zum Tragen: I Personale Kompetenz - Selbstwahrnehmung - Selbstkonzept - Selbstregulierung Dimensionen/Aspekte - Selbsteinschätzung / Angstüberwindung durch Arbeit mit dem Therapiehund II Sozialkompetenz - Soziale Wahrnehmungsfähigkeit Dimensionen/Aspekte - Rücksichtnahme und Solidarität - Kooperation und Teamfähigkeit - Umgang mit Konflikten - Verantwortungsübernahme - Abbau von Verhaltensextremen - Geduld, - Rücksichtnahme, - Erkennen und Akzeptieren von Grenzen III Lernkompetenz - Problemlösekompetenz Dimensionen/Aspekte - Arbeitskompetenz - Medienkompetenz IV Sprachkompetenz Dimensionen/Aspekte - Lesekompetenz - Kommunikationskompetenz V Mathematische Kompetenzen Dimensionen/Aspekte - Anwendung von Basiskompetenzen VI Konzentrationsvermögen vgl. Christine Ettrich, Profes-sorin und Fachärztin für Kinderpsychiatrie Universität Leipzig Dimensionen/Aspekte - Arbeitskompetenz - Fokussierung - Selbstorganisation - Selbstinstruktionstechniken - positive Lernerfahrungen
Während der Projektzeit sollen die Kinder bezogen auf ihren individuellen Schwerpunkt ihrer Förderung eigene Aktivitäten mit Unterstützung entwickeln und sich eigene Ziele setzen. Im Hinblick auf die Förderung der personalen Kompetenz ergeben sich daraus Aktivitäten wie die Gestaltung eines Parcours oder auch die Entwicklung von Spielideen. Im Zuge dessen können die Kinder für eigene ,Stärken' und ,Schwächen' sensibilisiert werden und diese refektieren. Im Bereich der Sozialkompetenz soziale Wahrnehmungsfähigkeit stehen hingegen Gruppenaufgaben wie etwa die gemeinsame Bearbeitung von Rechenspielen unter Einbezug des Hundes im Vordergrund. Anschließende Reflexionseinheiten sollen den Kindern Übungsraum zum Umgang mit konstruktiver Kritik eröffnen. Eine Förderung der Lern- und Problemlösekompetenz wird etwa mittels der selbstständigen Organisation einer Aufgabe für den Hund, einer eigenständigen Umsetzung der Signale/Befehle sowie der Notwendigkeit einer gezielten Handlungsplanung im Umgang mit dem Therapiehund realisiert. Auf der Grundlage einer solch hohen Eigenaktivität der Kinder entsteht ein weites Übungsfeld, welches viel Raum für eigene Ideen, soziales Lernen und Kommunikation bietet, sodass auch Kinder mit eingeschränkten sprachlichen Möglichkeiten sich in die sozialen Prozesse durch die Integration des Tieres handlungsgestützt einbringen können. Eine abschließende Evaluation mit der Therapiehundeführerin, den beteiligten LehrerInnen, Kindern und Eltern soll schließlich zu einer Bewertung des Projektes im Hinblick auf die individuellen Zugewinne jedes Kindes und der Klassengemeinschaft beitragen.
Lennox - ein Freund an meiner Seite
Die Begegnungen mit dem Therapiehund Lennox, das hieß für die Kinder der GGS Im Brömm raus aus dem Unterricht und hinein in ein spielerisches und zugleich herausforderndes Lernfeld, in dem sie von ihrem Freund Lennox begleitet wurden.
Dieser erwies sich als idealer Zuhörer und wirkte bei vielen Kindern beruhigend und im sozial-emotionalen Bereich stets ausgleichend.
Im Rahmen der hundegestützten Pädagogik lagen uns besonders diejenigen Kinder am Herzen, die aus den verschiedensten Lernerfahrungen heraus ein negatives Selbstbild von sich aufgebaut hatten oder sich aufgrund individueller Biographien in besonderer Weise nur schwer in soziale Gruppen zu integrieren oder auch ihre eigenen Bedürfnisse innerhalb sozialer Prozesse nicht zu vertreten vermochten.
Während des Ankommens wandten die Kinder sich Lennox zu und streichelten ihn. Dieses wirkte extrem beruhigend auf das einzelne Kind und schaffte so die Voraussetzung, sich auf die anschließenden herausfordernden Situationen einzulassen. Die Anwesenheit des Hundes erzeugte eine einladende und motivierende Atmosphäre, so dass die Kinder ihre Scheu vor der Kommunikation verloren. Sie unterhielten sich mit dem Hund oder sprachen untereinander über den Hund. Sie mussten ihren Wortschatz erweitern, was sich vor allem für Kinder, die sich in einer neuen Sprache zurechtfinden mussten als bedeutsam erwies. Es entstand ein Anreiz, des Hundes wegen neue Wörter Befehle zu erlernen!
In den jeweiligen Trainingseinheiten standen verschiedene Förderschwerpunkte im Vordergrund. Während bei Kindern mit einem eher gering ausgeprägten Selbstvertrauen und Kommunikationsvermögen das Erproben und Entwickeln von Strategien zur Lösung von kniffligen und auf den ersten Blick unlösbaren Aufgaben im Vordergrund stand, wurden Kinder mit Schwierigkeiten in den Bereichen Selbstbeherrschung und Kooperationsvermögen vor allem mit Situationen konfrontiert, die nur im Team mit einem anderen Kind, mit Lennox lösbar waren. Im Zuge dessen erwies sich Lennox als idealer Trainingspartner. Er verbesserte nichts, lachte nicht über Fehler und war stets freudig zu einem neuen Anlauf bereit.
Im Zuge der gemeinsamen Arbeit mit Lennox und der Therapiehundbegleiterin Frau Sabine Siebold sowie einer Sonderpädagogin entwickelten die Kinder ihre Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsbereitschaft, ihr eigenes Selbstvertrauen sowie ihre Selbstbeherrschung weiter, welches sich vor allem in einer positiven Entwicklung des Klassenklimas zeigte. Denn die Kinder lernten die gemachten Erfahrungen im Lernfeld auf die Situationen innerhalb der Klasse zu übertragen, indem sie in gemeinsamen Reflexionsgesprächen über mögliche Lernstrategien nachdachten und über Erfolge und Schwierigkeiten in weiteren Trainingseinheiten berichteten. Insbesondere Kinder, denen es aufgrund spezifischer Erlebnisse oder Kommunikationsstörungen schwerfiel, anderen Menschen zu vertrauen, profitierten in besonderer Weise von dieser hundegestützten Pädagogik. Dieses wurde vor allem darin deutlich, dass sie auch in der Klasse zunehmend offener auf andere Kinder zugingen und erste eigene Ideen immer angstfreier in gemeinsame Gespräche einbrachten.