"Treffen der Generationen für einen Volltreffer im Beruf."

Ansprechpartner:

Frau Cordes

Institution:

Paul-Gerhardt Schule

  • Lortzingstraße 1
    45739 Oer-Erkenschwick

Beschreibung und Ziele:

Eine Wertevermittlung knüpft eng an die heute im Berufsleben geforderten Schlüsselkompetenzen an. Wer kann Werte auf eine direkt erfahrbare Art und Weise besser vermitteln als Senioren? Ist das wirklich so? Bei dem Treffen der Generationen fließen diese Kompetenzen wie selbstverständlich in den Prozess ein ohne dabei langweilig und aufgesetzt zu erscheinen, da im Vorfeld und in der Nachbereitung interaktive Übungen den Schülern ein ungeahnt spannendes Feld zu diesem Thema eröffnet. In der Begegnung werden die jungen Menschen für ihre eigenen Fragestellungen zur Berufswahl sensibilisiert und dabei sicherer bei ihren Bewegungen in der Berufsorientierung, um tatsächlich "einen Volltreffer im Beruf" zu landen. Auch die Ausbildungsreife kann so nachhaltig trainiert werden. Das Projekt von und mit der Gruppe "Bildung-aller-Sinne" bringt Schülerinnen und Schüler gezielt im Rahmen ihrer Berufswahlorientierung und Senioren verschiedener Institutionen vor Ort zusammen und schafft nicht nur neue Kooperationsformen zwischen ihnen, sondern auch neue Lern- und Lehrräume. Beide Zielgruppen bringen ihre Kompetenzen ein und können mit Hilfe der Kompetenzen der jeweils anderen, ihre Defizite abbauen und Qualitäten ausbauen, die jungen Menschen können ihre beruflichen Kompetenzen weiter ausbilden. Projektstandort soll der soziale Nahraum sein, in dem beide Zielgruppen ihre alltäglichen Außenbeziehungen gestalten. Methoden aus dem Theater, der gestaltenden Kunst, dem Tanz, Gesang und Musizieren werden bei der Durchführung genutzt. Das theaterpädagogische Arbeiten orientiert sich an dem Konzept Augusto Boals: Das ursprünglich als politisches Instrument entwickelte "Theater der Unterdrückten" wurde in den letzten Jahren durch introspektive Techniken um den psychosozialen Bereich erweitert. Mit dem Projekt wird das Thema der Berufsfindung sowohl in seiner gesellschaftlichen, als auch der persönlichen Bedeutung bearbeitet und bekommt über evtl. Unterrichtsinhalte hinaus einen konkreten Charakter für den Einzelnen: Das Rollenverständnis hinsichtlich generationsübergreifender Themen findet nicht nur abstrakt außerhalb des eigenen Bezugsrahmens statt, sondern betrifft die Schüler und Schülerinnen und Senioren jeden Tag neu im eigenen Erlebnisfeld. Bewegungsübungen und das Verkörpern innerer Bilder im Statuentheater lassen Vertrauen in sich und das Gegenüber wachsen und führen behutsam in den theaterpädagogisch themenbezogenen Prozess ein. Im Verlauf des Prozesses wird das Thema aus der Betroffenheit der Teilnehmer heraus szenisch weiter erarbeitet. Somit erschließt sich das Thema "Wie sehe ich die Jungen? Wie sehe ich die Alten? nicht nur auf der kognitiven Ebene, sondern auch auf der körperlichen: das Denken und das Körpererleben werden miteinander verknüpft. Ob Träume, Tragödien, chaotische Umstände oder gemächlich dahin fließende Ereignisse, es werden gemeinsam Geschichten und Anekdoten gesammelt und in kleinen Szenen in und mit der Gruppe nachgespielt. Beim gemeinsamen Austausch werden erinnerungswerte Geschenke und Geschichten des Lebens zum Leben erweckt. Insbesondere werden Beziehungen zwischen Menschen thematisiert, ihre Interkulturalität, ihren Motivationen und Entscheidungen an wichtigen Wendepunkten des Lebens gemeinsam reflektiert und damit die Erfahrung einzelner gewürdigt. Das theatrale Spiel eröffnet hierbei Möglichkeiten zur Reflexionen des Werdegangs und der eigenen und insbesondere beruflichen Identität. Eine größere Klarheit über eigene Befindlichkeiten schafft Raum für weitergehende Gespräche und Begegnungen. Grundlage sind hier die in jedem Pflegekonzept vorgesehenen ATLs, bzw. AEDLs, die die Grundbedürfnisse des Menschen ins Auge fassen und worüber sich sowohl Jung als auch Alt erkennen und wiederfinden und für junge Menschen, die sich bei ihrer Berufswahlorientierung für Pflegeberufe interessieren eine Grundlage für ein vertiefendes Verständnis des Berufsbildes. Universale Themen wie Sinnfindung im Leben, Freizeitgestaltung und soziale Kontakte sprechen über die persönliche Ebene hinaus kollektive Erfahrungen aller anderen Anwesenden an und bringen ein Verstehen und Verständnis, Vertrauen und Verbundenheit der Teilnehmer untereinander zum Ausdruck. Während des Prozesses werden die Jugendlichen nicht nur auf ihren bevorstehenden beruflichen Kontext vorbereitet, sondern im Rahmen ihrer eigenen "Lebensplanung" an das Thema des "Miteinanders" in die Begegnung mit Senioren geführt. Eine gemeinsame Abschlusspräsentation aus Theater, Gesang und Tanz lässt die Öffentlichkeit am gewachsenen Miteinander teilnehmen und verbindliche Begegnung auch über den offiziellen Projektrahmen hinaus wachsen.

Ziel ist es bei dieser persönlichen Berufsfelderkundung die eigenen und fremden Ressourcen zu erkennen und zu stärken und scheinbare Defizite " des Unbekannten Anderen" in Stärken zu verwandeln, wie z.B. Senioren mit Unterstützung der Jugendlichen die Berührungsängste vor den neuen Medien zu nehmen und den Jungen über den gemeinsamen Austausch und die Begegnung mit den Älteren Orientierungsmöglichkeiten für die eigene Lebensgestaltung und Berufswahl zu vermitteln mit besonderem Blick auf Wertevermittlung. Der Einzelne wird in seiner Wahrnehmung geschult, Strukturen und Mechanismen, die Begegnung fördern und auch verhindern können zu erkennen. Mit einem frühen Erkennen von Bedingungen, die ausgrenzende Situationen begünstigen, werden die Teilnehmer zu Toleranz und Interesse gegenüber dem anderen herangeführt. Jüngere und Ältere lernen gemeinsam, aktiv auch fremde Situationen beeinflussen zu können, ohne Ignoranz und Ablehnung herbeizuführen. Ziel des Projektes ist auch das Erwerben einer Handlungskompetenz, die Jüngere und Ältere darin unterstützt aus der eigenen Passivität herauszutreten und zu einem handlungsfähigen Akteur zu werden. Neues Verhalten übt er im Rollenspiel und erprobt es für den Alltag. Innere Prozesse werden im szenischen Aufbau äußerlich sichtbar und werden somit nicht nur für den Akteur, sondern auch für die anderen Interaktionspartner transparent - eine ergänzende Kommunikationsplattform wird für alle Beteiligten nachvollziehbar geschaffen. Gleichzeitig wirkt das Projekt gemeinschaftsstiftend auf die entstehende Gruppe und darüber hinaus: Das gemeinsame Erleben die Fremdheit des anderen in Begegnung verwandelt zu haben, stärkt das Bewusstsein für den anderen in der Gruppe und somit die Verantwortung für die Gemeinschaft. Die Ziele des Projektes sind demnach vielfältig: - Stärkung der beruflichen Kompetenz über eine Wertevermittlung, für den Beruf wichtigen Schlüsselkompetenzen/Berufswahlorientierung der Schüler - Vermittlung der für Pflegeberufe wesentlichen "AEDLs" - Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung - Soziales Kompetenztraining, Entwicklung von Zivilcourage - Stärkung des Gemeinschaftserlebens in der Gruppe und im regionalen Raum

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Jugendlichen sind in Form interaktiver Prozesse an dem Projekt beteiligt: In jeder Phase, sowohl bei den einführenden Körperübungen, beim Statuentheater, als auch beim szenischen Aufbau ist die ganze Gruppe in den Prozess mit einbezogen. Zur Durchführung des Projektes wird die Gruppe geteilt. Phasenweise werden die beiden Gruppen zusammengeführt, ihre erarbeiteten Inhalte vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Reflexionsrunden werden wiederholt in den Kleingruppen durchgeführt, den Erkenntnisprozess zu vertiefen. Tanz, Gesang und szenisches Spiel soll eine gemeinsame Stückproduktion aus der Lebenswelt der Teilnehmer abrunden.

Rückblick:

Rückblick„Treffen der Generationen für einen Volltreffer im Beruf“
- Ein Generationenprojekt für einen gelingenden Übergang in die Berufswelt

der Paul-Gerhardt Schule, Lortzingstr. 2, 45739 Oer-Erkenschwick mit Schüler und Schülerinnen des 8. Jahrgangs und Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenstiftes An der Haard, Ewaldstr. 75, 45739 Oer-Erkenschwick vom 07.-09.05.2018 im Seniorenstift An der Haard von und mit Petra Lemke und Mike Becker.

Seitens der Schule koordinierte Frau Cordes, Berufswahlkoordinatorin, das Projekt. Sie organisierte eine Vorbereitungsrunde mit den Klassenlehrern des 8. Jahrgangs und Petra Lemke bevor das Projekt durchgeführt wurde. Parallel bereitete Petra Lemke im Seniorenstift mit Frau Schütz, Leiterin des Sozialen Dienstes, das Projekt vor und die Mitarbeiter vom Sozialen Dienst die Senioren auf die Projekttage.

Drei Tage trafen sich dann die jungen Schüler und die Bewohner des Seniorenstiftes im Gemeinschaftsraum des Stiftes. Dabei kamen die jungen Schüler nicht nur ihren eigenen Vorstellungen zur Berufswahl näher, sondern gleichzeitig auch auf ungeahnte Weise den älteren Herrschaftenin einer Form und Intensität, wie sie es sich vor dem Treffen der Generationen haben nicht vorstellen können.

Zunächst lernten sich die jungen Menschen aus den unterschiedlichen Klassen des 8. Jahrgangs vor der ersten Begegnung mit den Senioren im Teamtraining näher kennen. Gleichzeitig bekamen sie über die theaterpädagogischen Übungen einen Einblick, was beim Altwerden mit dem Menschen geschieht, welche körperlichen Veränderungen mit dem Prozess des Älterwerdens einhergehen. Gemeinsam wurde vorbereitet, welche Fragen sich in der Begegnung ergeben können und Standbilder für den ersten Kontakt in Kleingruppen erarbeitet.

So vorbereitet starteten die Schüler in das erste Treffen und waren überrascht, mit welcher Herzlichkeit und Freude sie von den Bewohnern begrüßt wurden. Schnell waren Vorbehalte von„langweiligen Alten“ abgebaut und die jungen Menschen trainierten beinah wie von selbst die für den Beruf wichtigen Schlüsselkompetenzen wie Zuhören, Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft. Gerne erzählten die Senioren von ihren Berufserfahrungen und wie sie überhaupt zu ihrem Beruf gekommen waren. Die Schüler waren überrascht, dass es zur Schulzeit der Senioren keine Praktika gab und auch keine Berufsvorbereitung wie heute.

Alles Erlebte wurde nach dem Treffen theaterpädagogisch nachbereitet und so gleichzeitig das nächste Treffen vorbereitet. Bei gutem Wetter ging es am nächsten Tag mit allen auf die große Terrasse des Stiftes. Dort wurden Szenen nicht nur zu beruflichen Themen vorgestellt und gemeinsam so verändert, bis eine optimale Lösung auch bei schwierigen Fragestellungen gefunden war.

Im Anschluss kamen kleinere Gruppen beim „Händemalen“ zusammen. So wurden Kontakte nicht nur intensiviert, sondern es entstand durch das kreative Gestalten etwas Bleibendes und Sichtbares für alle. Auch dazu wurde sich dann in großer Runde auch noch am dritten Tag ausgetauscht.

Sichtlich erfreut waren sowohl Jung als auch Alt so zueinandergefunden zu haben und weiter zu finden. Denn über die Projekttage hinaus wurden bereits Pläne geschmiedet sich wiederzusehen und einige Schüler fragten sogar danach, im Haus ein Praktikum machen zu dürfen.
Die Schüler erlebten noch eine Hausbesichtigung, bekamen hautnah Einblicke in die Tagesabläufe des Hauses und alle waren sich einig, es soll nicht nur bei den Projekttagen bleiben und die entstandenen Kontakte sollen weiter gepflegt werden.

Und auch in ihren Klassen hatten die Schülernach den Projekttagen so einiges zu erzählen, was ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Seniorenstift betraf.